„Friedhöfe – Oasen für Pflanzen und Tiere“

St.Salvator als Hauptdarsteller im Film 😊

Endlich ist der Film fertig, der letztes Jahr im August auf dem Salvatorfriedhof gedreht wurde, wobei unser Salvatorfriedhof einer von drei vorgestellten Friedhöfen ist. Er erschien auf dem Youtube-Kanal ANL der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) im Fachbereich Ressourcenschutz und Umweltplanung:

Es haben mitgewirkt unser Umweltbeauftragter Dr. Heinrich Schächtele, sowie einige Konfirmanden des Sprengels II und eine Pfarrerstochter, die anonym bleiben will…

Er ist wirklich wunderschön geworden und wir freuen uns, dass nicht nur Verstorbene ihre Heimat gefunden haben, sondern viele Pflanzen und Tiere sich auch wohl fühlen! Text JP Hanstein, Bild Screenshot Youtube

Stellungnahme des Kirchenvorstands zum interreligiösen Dialog der Kirchengemeinde Lauf und zur aktuellen Diskussion um den Ruf des Muezzin in der DITIB Moschee Lauf

Grafik der Titelseite Konzeption interreligiöser Dialog ELKB 2017

Hergang

Die Stadt Lauf genehmigte den Antrag des DITIB-Moscheevereins vom 6.4.2020 auf den Ruf zu einem „Corona-Gebet“ zeitgleich mit dem Glockenläuten der evangelischen Johanniskirche um 19 Uhr bis zum 3. Mai 2020 sowie den regelmäßigen Ruf zum Freitagsgebet gegen 13:30 Uhr mit dem Vermerk „jederzeit widerruflich“.

In der Pegnitz-Zeitung wurde am Donnerstag, den 30.4. ein Vorstandsmitglied des Moscheevereins zitiert, dass dies eine „gemeinsame Aktion mit der evangelischen Kirchengemeinde Lauf“ sei. Dieses Missverständnis konnte aufgeklärt werden und wurde umgehend von uns dementiert.

Trotzdem hat der Ruf des Muezzin in der Glockengießerstraße bis heute zu unterschiedlichsten Äußerungen nicht nur unter evangelischen Gemeindegliedern geführt.

Am 17.6. hat die Stadt Lauf der DITIB Lauf ihre Nichtzuständigkeit erklärt. Für eine Genehmigung nach dem Immissionsschutzgesetz ist das Landratsamt zuständig. Die DITIB Lauf wurde aufgefordert, sich zu überlegen, ob der Antrag zurückgezogen wird oder erneut an das Landratsamt gestellt wird.

Festzuhalten ist, dass die Entscheidung alleine Angelegenheit der weltlichen Behörden ist und durch die politischen VertreterInnen und die zuständigen Verwaltungen getroffen wird. Die evangelische Kirchengemeinde wurde aber ausdrücklich um eine Stellungnahme gebeten. Außerdem erwarten die evangelischen Gemeindeglieder Orientierung.

Der Kirchenvorstand hat die Angelegenheit eingehend und sorgfältig beraten. Am letzten Samstag, den 20.6. hat der Kirchenvorstand Lauf und Dehnberg für sich einen Klausurtag zum Islam und interreligiösen Dialog veranstaltet. Dabei kam es auch zu einer etwa 1,5 stündigen informativen Begegnung mit Vertretern der DITIB Lauf. Am 25.6. hat der Kirchenvorstand Lauf nachfolgende Stellungnahme einstimmig verabschiedet:

Stellungnahme

Als Christinnen und Christen nehmen wir Haltung und Wort Jesu Christi als den Maßstab für all unser Handeln und Tun. Zentral für den Blick auf den Nächsten sind dabei für uns das Gebot der Nächstenliebe in 3. Mose 19,18 „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ und Jesu Aufforderung in der Bergpredigt „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch.“ (Mt. 7,12)

Als Kirchenvorstand der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lauf nehmen wir deshalb nachfolgend Stellung zur gegenwärtig in unserer Gemeinde kontrovers geführten Diskussion ausgelöst durch die Gewährung des Muezzinrufs durch die Ordnungsbehörde unserer Stadt:

Wir sind dankbar in einem demokratischen Land zu leben, in dem die Religionsfreiheit durch den Staat garantiert wird und auch wir unseren Glauben frei und öffentlich leben dürfen.

Aus dieser Dankbarkeit heraus bekennen wir uns zur Religionsfreiheit, wie diese in Artikel. 4 des Grundgesetzes garantiert wird: Dabei verstehen wir dies nicht als einseitiges und exklusives Recht der christlichen Kirchen, sondern gestehen dieses allen Religionsgemeinschaften und ihren Gläubigen zu.

Der interreligiöse Dialog hat in unserer Stadt eine lange Tradition. Diesen Dialog sehen wir als unverzichtbaren und elementaren Bestandteil für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt an. Er geschieht in Partnerschaft auf Augenhöhe und vollzieht sich im Gehorsam gegen die Wahrheit und im Respekt vor der Freiheit. (Vgl. S. 6 in: Konzeption Interreligiöser Dialog, ELKB-Synode 2017)

Wir wissen um die multikulturelle, multireligiöse und pluralistische Gesellschaft in der Stadt Lauf. Als Kirchengemeinde sehen wir uns dabei als Akteur in einem politischen Gemeinwesen und tragen damit Mitverantwortung für das Zusammenleben unserer Stadt. Wir stehen für Werte wie Toleranz, Miteinander und Respekt und setzen uns für einen gleichberechtigten Zugang aller am Gemeinwesen ein.

Evangelischer Glaube gründet sich auf der Freiheit, sich aktiv mit den Grundlagen des eigenen Glaubens auseinanderzusetzen. Jeder Christ darf zu seinem Glaubenszugang stehen und seine Meinung vertreten. Diese Vielfalt nehmen wir als bereichernd wahr und streben dabei im innerchristlichen Dialog einen breiten Diskurs im Ringen um gegenseitiges Verständnis an.

Das persönliche Gespräch ist geeignet für den innerkirchlichen Dialog. Anonyme Briefe als Kommunikationsmittel lehnen wir ab. Artikel, Leserbriefe und E-Mails sollten durch persönliche und offene Gespräche ergänzt werden.

Wir sehen alle hier lebenden Menschen unabhängig von Herkunft und Religion als Nachbarn, Freunde und gleichberechtigte Mitbürger und Mitbürgerinnen.

Auch mit dem, was uns als Christinnen und Christen fremd ist, wollen wir den Dialog suchen. Aus diesem Grund setzen wir uns aktiv ein für Integration, den Abbau von Vorurteilen, Angebote der Begegnung und den Zugang aller Menschen zum Gemeinwesen.

Einstimmig beschlossen in Lauf am 25.6.2020

Der Kirchenvorstand der Evang. Luth. Kirchengemeinde Lauf

Vorsitzender Pfarrer: Jan-Peter Hanstein, Vertrauensleute Jutta Schmitt und Joachim Wartha

PfarrerInnen: Lisa Nikol-Eryazici, Thomas Hofmann, Thomas Reuß,

Diakon David Geitner, Vikarin Friederike Hoffmann, Kantorin Silke Kupper

Pfingsten 2020, Predigt zu Apg. 2, Pfarrer JP Hanstein, Johanniskirche Lauf

Liebe Gemeinde

Was für ein Triumph, der in der Pfingstgeschichte beschrieben wird! Aus verängstigten, vereinzelten und frustrierten Jüngern wird eine mutige Minderheit, die sich etwas traut. Die Jünger treten öffentlich auf und predigen. Durch diese Erzählung werden wir zu Zeugen der ersten Gemeinde.

37 Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?

38 Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. 39 Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

41 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

Wenn ich das so höre und heute unsere Situation ansehe, da kann ich das kaum glauben. Was für ein Spannungsbogen zwischen der Hingabe des Christus, seiner Passion und seinem Sterben am Kreuz und nun diese triumphierende Ausgießung des Heiligen Geistes. Ich verstehe die Sehnsucht nach der großen Erweckung, nach dem Geist, der die Menschen eint und bewegt. Die Sehnsucht nach dem Reich Gottes, einer Geisttaufe, die die Menschen ihr Leben ändern lässt und ein neues Leben beginnen lässt. Gottes Reich kommt. Gott zeigt als der eine auch in dem Menschen Jesus Christus und offenbart dies durch den Heiligen Geist. Eine Bewegung in der Welt, die sich als stärker erweisen wird als das römische Imperium, aber auch als die christlichen Gottesstaaten. Gott überrascht mit seinem heiligen Geist. Menschen werden vom Geist erfasst und es geschehen Zeichen und Wunder! Ecclesia triumphans, triumphierende Kirche?

Nun ja – mein großer Lehrer Michael Welker in Heidelberg hat sein Leben lang über den Heiligen Geist geforscht und geschrieben: der Heilige Geist bewirkt eine freie, schöpferische Selbstzurücknahme*! Das ist das Geheimnis der Kraft des Heiligen Geistes! Die neue Bewegung der Christen wirken so überzeugend, weil sie nicht tönen und kämpfen, sondern zur Umkehr und Taufe aufrufen! Ihre eigenen Interessen, sogar ihr Leben hinten anstellen, um ihren Mitmenschen zu dienen!  Sie fanden Wohlgefallen beim ganzen Volk, heißt es. Und wenn wir genauer in der Kirchengeschichte hinsehen, dann wirkt das neue Christentum mehr wie Sauerteig und nicht wie Dynamit!

Der Geist bewirkt aber Mut und Freiheit zur Selbstzurücknahme. Keine Angst. Keine triumphierende scheinbar ewige Glaubenswahrheiten, sondern geduldiges Vertrauen auf Gottes Geist.

Lernen wir von Heiligen Geist und schauen genau hin, was geschieht.

2,1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.

Wir sitzen heute auch wieder in einem Haus. Endlich wieder ein Gottesdienst in der Kirche, dem großen Haus Gottes. Wir sitzen vereinzelt oder in Paaren und Familien zusammen. Aber es braust nur die Orgel! Und natürlich die beiden Querflöten. Unser Gesang ist mehr ein Summen hinter den Mund-Nasen-Bedeckungen. Heute haben wir eher keine Angst vor Ansteckung mehr noch wie sonst schweigen wir, hören in uns hinein und unsere Worte und Deutungen bleiben im Hals stecken.

Gestern habe ich mal gedacht: Corona ist Anti-Pfingsten! Die Menschen bleiben möglichst zu Hause, bewegen sich vorsichtig in der Öffentlichkeit. Die Grenzen der Länder sind dicht, der Austausch und das gegenseitige Besuchen wurde angehalten. Nicht der Geist verbreitet weltweit, sondern das COVID19 Virus mit rasender Geschwindigkeit.

Aber wem auch ich diesen Gedanken erzählte, COVID19 sei das Anti-Pfingsten, die sagten: Nein. Alles hat auch ein Gutes. Noch niemals haben Wissenschaftler in der ganzen Welt so gut zusammengearbeitet. Noch niemals waren alle Völker gemeinsam mit einem Problem beschäftigt. Auch wenn die Egoismen und die Schwächen der Nationalstaaten in der Krise sichtbar wurde – es zeigte sich auch eine große Solidarität. Es haben sich viele über das Internet verständigt. Viele habe so viel telefoniert wie seit Jahren nicht mehr. Die Menschen, in der krise sehen wir, auf wen wir uns verlassen können. Hier in Lauf konnten und können wir Gottesdienst per Livestream feiern und ganz viele Menschen haben Verbindung verspürt. Unsere große Gemeinde in einem Gottesdienst mit tausenden von Menschen. Das war uns vorher räumlich und zeitlich nicht möglich. Eine ganz neue Erfahrung des Wirkens des Geistes haben wir gemacht. Trotz allem war das inspirierend! SELBSTZURÜCKNAHME und neue Erfahrungen! Das ist Pfingsten!

Manchmal muss erst so eine Krise kommen wie ein Sturm, wir haben Angst und dann plötzlich sind fallen die Mauern, die Häusergrenzen und Menschen erzählen und reden und beten miteinander! Mitten in der CORONA ZEIT Da hat Pfingsten stattgefunden – ganz neu!

3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.

Eine Zeitlang ging das gut. Wir haben langsam gelernt, mit dem Virus zu leben und merkten, dass vieles auch anders geht. Entschleunigt wurden wir, nachdenklich. Nach innen gerichtet.

Und der Heilige Geist hat gewirkt. Wenn ich mich an den Anfang des Livestream erinnere, da war ich inspiriert und mutig. Bevollmächtigt. Menschen aus ganz Deutschland haben unsere Gottesdienste verfolgt und uns dankbar geschrieben. Wie wir da zusammenstanden. Alles gut.

Bis zu der nächsten Krise in unserer Kirchengemeinde.

Die Muslime in Lauf sagten: wir wollen auch öffentlich zum Gebet gegen Corona aufrufen. Zeitgleich zu den Glocken der Johanniskirche. Dreieinhalb Minuten. Länger nicht. Die Stadt Lauf hat diesen Antrag jederzeit widerruflich genehmigt. Mit nur 70 Dezibel. Das ist so laut wie ein Staubsauger …

Und dann ging es los. Muslime, die zur gleichen Zeit zum Gebet aufrufen! Eine Aktion mit der Evangelischen Kirche? Unsere Kirchengemeinde hat das durch mich auch offiziell dementieren müssen. Wie zu erwarten war – Briefe wurden geschrieben. Pfarrer streiten sich. Ich erhalte zum ersten Mal anonyme Briefe. Aber auch die Briefe mit Namen schmerzen mit ihrer Wut und ihrem Unverständnis. Es bilden sich Gruppierungen dafür und dagegen. Die einen sehen den endgültigen Untergang des christlichen Abendlandes nahen, die anderen verstehen die Welt nicht mehr, warum türkische Nachbarn plötzlich so feindlich angegangen werden. Jahrzehntelang stattfindende Dialoge, Friedensgebete werden plötzlich in Frage gestellt. Bzw. Es stellt sich heraus, dass viele gar nicht darum wussten … Jetzt geht es nicht mehr um einen Konflikt zwischen Christen und Muslimen. Das steht uns gar nicht zu. Das ist eine Angelegenheit der Kommune. Eine Krise tief in unserer Kirchengemeinde, die durch Äußerungen in einem klassischen Medium, nämlich der Zeitung, eher angeheizt worden sind und nun unversöhnlich gegeneinander stehen.

Der Kirchenvorstand befindet sich noch einem Prozess der Klärung. Am Samstag, den 20.6. auf einem Kirchenvorstandstag Lauf werden wir aus vielen Einzelmeinungen eine gemeinsame Erklärung zusammenfassen und anschließend veröffentlichen. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass alle Hauptamtlichen die Erklärung unterschrieben können. In der Zwischenzeit bitte ich als Vorsitzender des Kirchenvorstands um Geduld und um Ihr Gebet!

PFINGSTEN? Ich fühle mich als erster Pfarrer an die Geschichte vom Turmbau zu Babel erinnert. Wie soll da Gemeindebau möglich sein? So unterschiedliche Ansichten, so unterschiedliche Sprachebenen? Hat der Geist Gottes uns alle verwirrt wie damals und ist das nun das Gericht über eine selbstgefällige Kirchengemeinde, die sich in ihrem Erfolg und in ihrer sozialen Wirksamkeit sonnt wie Lauf?

Wir Evangelischen sind so stolz auf unterschiedlichen Gottesdienstprofile in unseren Kirchen. Aber könnte das nicht ein Laufer Evangelischer gewesen sein in dem alten jüdischen Witz von dem Schiffbrüchigen auf der einsamen Insel?

Ein einzelner Schiffbrüchiger wird auf einer einsamen Insel nach vielen Jahren entdeckt. Erstaunt entdecken die Seeleute zwei schön ausgestattete Synagagoen auf der Insel, die der Schiffbrüchige Jude gebaut hat. Sie fragen ihn, warum zwei Synagogen, war hier noch ein anderer? 

Antwort: Nein es gibt nur mich – aber: in die eine gehe ich nicht!

Wenn die Corona-Krise etwas Gutes hatte, dann hat vielleicht hat diese Krise der Sprachverwirrung auch etwas Gutes und wir erkennen das Wirken des heiligen Geistes. Wie er Verwirrung stiftet. Als Geist der Unterscheidung. „Da scheiden sich die Geister“. Nämlich dort, wo wir uns nicht selbstzurücknehmen, sondern triumphal und hochmütig an einem Gebilde „wahres Christentum“ bauen. Ohne Gott und die anderen zu fragen.

5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? 8 Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? 9 Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, 10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, 11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Was für eine Vielfalt in Jerusalem. Gott hat dort schon längst vor Christus gewirkt! Friedlich. Glaubenssuchende – „Gottesfürchtige“ genannt – aus aller Welt wohnen dort. Das Judentum hatte Jahrhunderte vorher schon eine globale Wirkung. Es gab vor dem Christentum einen universalen Zweig des Judentums, den allerdings die christliche Ausprägung des Judentums vollkommen aufgenommen hat. Der Boden war bereitet. Zur Zeit Jesu wohnten in Ägypten und Kleinasien zusammen mehr Juden als in Judäa selbst. Die Übersetzung der hebräischen Bibel für die griechischsprachigen Juden begann schon 250 Jahre vor Christus! Der Geist hat schon lange vorher begonnen zu übersetzen. Er bewirkt, dass Juden und Heiden, Gottesfürchtige und Römer, sogar die Araber den Geist Gottes in ihrer Sprache hören. Sie müssen nicht Latein, Griechisch oder gar Hebräisch lernen, auch kein Englisch. Der Geist übersetzt in ihre Sprache, in ihr Leben. Luther hat keine neue Bibel erfunden, sondern nur übersetzt. Wie tausend geniale Übersetzer in andere Sprachen. Deutsch ist tatsächlich nur eine davon … Als die Missionare Europas aufbrachen, fanden sie oft schon tausend Jahre alte Christentümer vor, wie in Äthiopien und in Armenien. Und der Islam ist auch ein alter Abzweig aus Judentum und Christeztum und Muslime verdienen wenigstens als Gottesfürchtig unseren Respekt.

Integration als Aufeinanderzugehen und Selbstzurücknahme und nicht Forderung.

Was für ein buntes Gemisch aus allen Völkern weit über das römische Reich hinaus! Einzelne Gerufene fanden sich zu einer neuen Gemeinschaft in Jerusalem, teilten alles, was sie hatten und kehrten schließlich in ihre Heimat in aller Welt zurück und das Wort und der Geist ging mit ihnen.

Halten wir fest:

Es ging nicht mit staatlicher Gewalt! Als das Christentum selbst Imperium, also Nachfolger des römischen Weltreiches wurde, unterdrückte es andere für Jahrhunderte und der Geist war verdunkelt.

Ich sage:

wo von einer „christlich-jüdischen Leitkultur Deutschlands“(!) gesprochen wird, da müssen wir schon ob der des obszönen Bindestrichs aufschreien.

Wenn eine angeblich ursprüngliche „Kultur und Religion“ von Völkern „unvermischt“ bleiben soll, da ist der Tod im Topf!

Wenn  ein wie auch immer geartetes „Abendland“ beschworen wird, geht die Sonne des Geistes Gottes unter, denn Jesus war ein „Morgenländer“ …

Signale einer verwirrten, von Gottes Geist geistverlassen Sprache sind Sätze wie diese:

„man wird doch noch sagen dürfen …“ Was bitte genau? Bitte nicht!!

„Ich bin, weiß Gott, nicht fremdenfeindlich, aber …“

„Oder ich bin ja nicht islamophob, trotzdem ….“ Alles vor dem „aber“ können Sie vergessen!

Das ist pures Babel. Spaltung.  Diese populistischen, teil naiv übernommenen Sprach“erweiterungen“ sind schon das Gottesgericht. Wer in der bitteren Zeit im Nationalegoismus unseres gegenwärtigen Deutschlandes irgendetwas nostalgisch Christliches erkennt, den hat der Geist verwirrt, der hat vom süßen Wein der „Über-Macht“ getrunken und all das wird untergehen,, muss getauft werden in den Tod und wird bei Gott niemals auferstehen.

Der Geist Gottes aber führt in die Freiheit eines grenzenlosen Zutrauens zu Gott und wir können uns selbst zurücknehmen! Offen werden für den anderen. Gottes Geist überwindet mühelos die Grenzen, die wir sehen und überrascht. Was ist als das Gute der Sprachverwirrung über den islamischen Gebetsruf zu Lauf?

Was bewirkt der Geist?

Uns wird klargemacht, dass Gottes Geist soviel größer ist als unser Glauben, soviel weiter  als unsere Vorstellungen. Wenn wir überzeugte Christen uns nur für einen Moment zurücknehmen und nachdenken – dann werden wir in dem Angebot der Laufer Moschee, gemeinsam in Zeiten von Corona zu beten, Gottes Geist erkennen. Dass Gott uns entgegengekommen ist.

Wunderbar, wie Hans Dieter Hüsch, der Poet unter den Kabarettisten, uns in seinem Pfingstpsalm diese Geisterfahrung vor Augen führt:

Dass wir zuversichtlich sind

Dass wir uns freuen

Dass wir aufrecht gehen ohne Hochmut

Dass wir jedem die Hand reichen ohne Hintergedanken

Und im Namen Gottes Kinder sind

In allen Teilen der Welt

Eins und einig sind

Und Phantasten dem Herrn werden

Von zartem Gemüt

Von fassungsloser Großzügigkeit

Und von leichtem Geist.

Ich, so schließt Hans Dieter Hüsch seinen Pfingstpsalm,

möchte immer Virtuose sein

Was den Heiligen Geist anbetrifft.

So wahr mir Gott helfe.

AMEN

* Michael Welker, Gottes Offenbarung. Christologie, Meukirchen ²2012, 208ff.

** Hans Dieter Hüsch, Uwe Seidel, Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage, 12.Aufl. 2011, 63

Kindergottesdienst mit Tauferinnerung online aus Offenhausen

Kindergottesdienste können derzeit an vielen Orten nicht gefeiert werden.

Deshalb kam der spontane Gedanke, einen Online-Kindergottesdienst für das Dekanat aufzuzeichnen.

Das KiGo-Team aus Offenhausen war davon ebenfalls schnell begeistert – und so entsteht gerade ein digitaler Kindergottesdienst mit Tauferinnerung.

Während des Gottesdienstes gibt es die Aktion, seinen Taufspruch (oder wenn man noch nicht getauft ist, einen anderen “starken Spruch” aus der Bibel) auf einen Engelsflügel zu schreiben. In unserer Gemeinde kann der zum Taufstein gebracht werden. Wenn ihr das in Eurer Gemeinde auch möglich machen wollt, könnt ihr mir gerne Rückmeldung geben, dann nehme ich es in den Videobeschreibungen mit auf. Außerdem würde ich am Donnerstagvormittag noch einen Artikel dazu an die Zeitungen des Dekanats senden, in dem die Kirchen mit aufgeführt sein können. HZ wird ihn sicher abdrucken, PZ … schauen wir mal. 😉

Alternativ bieten wir den Kids (bzw. Familien) an, uns den Engelsflügel als Foto per Whatsapp oder Mail zu schicken und wir legen ihn dann zum Engel an unserem Taufstein.

Liebe Grüße

i.A. Martin Hoepfner, Pfarrer

Beauftragter für ​Kindergottesdienst Dekanat Hersbruck.

www.offenhausen-evangelisch.de

www.facebook.com/KircheOffenhausen

3.5.2020 Jubilate Predigt mit Bildern zu ICH BIN DER WEINSTOCK

Predigt von Pfarrer Jan-Peter Hanstein – Livestream auf youtube aus der Christuskirche auf Kanal C1

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.

Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen;

und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.

Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Bleibt in mir und ich in euch.

Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst,

wenn sie nicht am Weinstock bleibt,

so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Wer in mir bleibt und ich in IHM,

der bringt viel Frucht

denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Lesung Joh 15,1-5

Liebe Gemeinde

Weinstöcke – ich balanciere auf einer Leiter hoch über der Hauptstraße, naja sagen wir Wiesenbronner Straße vor dem Pfarrhaus in Rödelsee. Nach dem Winter sind die beiden am Haus gepflanzten Rebstöcke ausgeschlagen. Ich bin wieder viel zu spät dran. Die jungen grünen Reben mit den angedeuteten Trauben sind schon ineinander verhakt. Ich zupfe ein wenig daran und schnipsle herum.

Da hält das erste Gemeindeglied an: Viel zu wenig Herr Pfarrer, das wird nichts. Hier wachsen sie ja überkreuz und dort sind viel zu viele Reben aus einer Verästelung. Nicht mehr als 2! Besser nur eine. Ich traue mich und schneide wieder was weg. Ich komme mir vor wie Tom Sayer beim Zaunstreichen, soviel halten an und geben Tips. So ist das, wenn ein Pfarrer Winzer spielt. Arbeitender Pfarrer in der Öffentlichkeit.

Am Ende steht ein Winzer auf der Leiter und ein anderer zerrt unbarmherzig die Reben herunter. Ich finde, meine Weinstöcke sehen arg gerupft aus und schaue enttäuscht! Das wird schon, tröstet mich der Winzer. Tatsächlich nach Wochen und Monaten wachsen die Reben. Sie verästeln sich, alles ist grün. Einer hat sie sogar beim Vorbeifahren rasch noch gespritzt biologisch natürlich – „sonst wird das nix“ …  Am Ende ernten wir wunderbare Trauben – weiße und rote.

Ich sehe mich mit meinem Kollegen oben am Schwanberg, im Küchenmeisterbei der Weinleseandacht.

Ökumenische Weinleseandacht 2009 Rödelsee

Hinter uns die Reihen, sorgfältig gepflegt, vor uns die schönste Traube, die noch zu finden war. Wie konnte ich nur die einzige evangelische Kirchengemeinde im Bayern mit Kirchenweinbergen verlassen und nach Biermittelfranken ziehen? Aber nach 10 Jahren erfüllten Dienst hat Gott eben unserer Familie verpflanzt. Da war auch so ein schmerzhafter Schnitt notwendig.

Schaut auf mich, sagt Jesus:

“Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer … Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun” (Joh 15,1 und 5). 

Mein Vater ist der Winzer!

Das ist mir zum ersten Mal bemerke ich diesen Zusatz! Im Original steht das Georgos – der Landarbeiter – hier ist Gott nicht der Besitzer, nicht der Verwalter wie ich in der Winzer-Genossenschaft – er ist „Bearbeiter“ wie man heute sagt. Früher waren das die Knechte und Mägde, die Leibeigenen und die Sklaven. ich denke an die vielen Frauen in Rödelsee, die mit dem Trecker rausgefahren sind und hinten auf dem Korb ein paar Drähte und ihre Scheren hatten und dann Stock für Stock durchgegangen sind. Unkraut gehackt, geschnitten, niederzogn, ausgelaubt – alles Handarbeit. Die Männer sind meist „nur“ durchgerauscht nach Feierabend mit den Spritzgeräten, dem Laubschneidern, den Mulchern und Bodenfräsen.

Mein Vater ist wie so eine Bearbeiterin! Sagt Jesus.

Nicht der Chef, sondern einer der die Arbeit macht. Der jeden Stock kennt mit seinen Krankheiten, seinen Verletzungen und Eigenarten. Der genau weiß, wie er geschnitten werden muss, damit möglichst viel gesunde Trauben trägt. Der gute Rebschnitt entscheidet über die Ernte.

Harte Schnitte liegen hinter uns. Alles mögliche Grünende, schon mit Fruchtansatz der Trauben, ist weggeschnitten worden. Nach den Wochen, in denen unser Leben durch Corona auf das Allernotwendigste beschnitten und worden ist, soll die Entspannung endlich kommen. Ich fühle mich wie Weinstock an meinem Pfarrhaus und hoffe, dass es jetzt genug ist. Was ist mit den Konfirmationen – so kurz waren wir vor dem Ziel? Bis zu den Sommerferien haben wir uns schon abgefunden. Aber dann und darüber hinaus? Wie war das mit „richtiger Urlaub ist nur Urlaub am Meer“?

Wir wissen, das sind Luxusprobleme – viele Menschen bei uns sind in Kurzarbeit und verlieren ein Drittel ihres Einkommens, Kinder können nicht zur Schule gehen, ältere Menschen sind isoliert und einsam – wer mag da überhaupt noch daran denken, entspannt Urlaub zu machen – in Italien?

Ich denke an meine wackeren Winzerfamilien in Rödelsee, denen die Weinfeste und Hochzeiten abgesagt sind? Ich weiß: der Wein wächst einfach weiter. Wein ist wie Unkraut sagten die Winzer … Die Natur kämpft mehr mit der Dürre als mit dem Corona-Virus. Und der gte gekelterte Wein hält sich kühl im Keller aus guten Zeiten. Getrunken wird immer.

Wir haben ja eher so den modernen Weinbau vor Augen. Bei der „Traube Nr.1“ gibt es nur eine Traube pro Rebe. Ich werde immer von den Erinnerungen davon getragen. Deshalb zurück zu Jesus … Aus Bildern kennen wir den antiken Weinbau anders:

antiker Weinbau

Seht ihr? So ein antiker Weingarten war recht unübersichtlich … eher so, wie ich die Weinstöcke vor dem Pfarrhaus geschnitten habe… da durfte viel stehenbleiben. Und doch – Da hat man die Weinstöcke uralt werden lassen. Tief waren sie verwurzelt. Sie hatten immer Wasser, auch wenn die jungen längst eingegangen sind in der Hitze. Land waren die Reben, die Weingärten sah eher aus wie Weinlauben und sie brauchten auch mehr Blätter gegen die unbarmherzige Sonne als Schutz.

Jesus schildert Gott beim Verschneiden der Reben. Wein veredeln, das ist eine Kunst für sich. Gott braucht Erfahrung, um die richtigen Zweige zu verschneiden und die anderen nicht zu beschädigen. Paulus wird im Römerbrief vom Aufpfropfen schreiben. Aber hier ist Gott beim Beschneiden und sorgt dafür, dass die Zweige am Stamm bleiben damit die Trauben saftig und aromatisch werden.
Gott sucht aus, welche Zweige bleiben und welche nicht.

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.

Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen;

und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.

Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Das ist die erste Lehre für mich: Vater ist Bearbeiter

Wenn wir das Ich-bin-Wort genau lesen, kann es bedeuten: Nicht wir müssen uns mühen, am Stamm und bei Jesus zu bleiben, sondern Gott selbst kümmert sich darum. Er entscheidet. Wir müssen uns nicht um die Verbindung zum Stamm sorgen oder dafür, dass wir genügend Weintrauben hervorbringen. Sondern das passiert ganz automatisch. Gott hat schon gearbeitet und wir bringen auf jeden Fall saftige Früchte.

Christus sagt: Ich bin der wahre Weinstock.

Der Weinstock vermittelt und trägt: er holt die Nähstoffe und das Wasser aus dem Boden, gibt den Geschmack auf lange Zeit. Wie gesagt: Selbst wenn eine große Dürre wie gerade ist: der alte Weinstock hat tiefe Wurzeln und findet das Wasser im Berg. Das ist der nachteil, wenn man alle 20-30 Jahre die Weinstöcke mit Baggern rausreißt und durch junge ersetzt. Im Klimawandel heißt das Gießen, gießen gießen … Früher wurden die Weinstöcke uralt!

So ist das Christentum vom Wesen her RADIKAL, von Radix, Wurzel herkommend. In Verbindung bleiben mit der Wurzel, die dich trägt. Die sollten wir auch nicht einfach rausreißen – die Tradition trägt. Auch die alten Lieder, über die manche Jugendliche die Nase rümpfen. Diese Lieder bleiben und tragen. Ihr werdet es sehen. „In dir ist Freude in allem Leide. O du süßer Jesus Christ!“ Sollen wir das wirklich entsorgen? Alle 10 Jahre neue Gesangbücher schreiben? Von unten her aufgebaut, sind wir die Reben oben, die Blätter bilden und Frucht bringen. Jesus ist nicht oben und regiert das Ganze, sondern steht unten und trägt alles und nährt.

Ich weiß, manche sähen das Christentum lieber als Baum. So wie an unserem schönen Salvatorfriedhof Aber Jesus sagt ausdrücklich: Weinstock nicht Baum. Ich glaube mit Absicht! Bei einem Baum gibt es viel mehr Verästelungen. Selbst bei einem sparsam geschnittenen Apfelbaum!

Hierarchischer Organisationsbaum …

Stamm – große Äste – kleine Äste – Zweige – usw. Ein Baum ist wie eine komplizierte Hierarchie mit vielen Organisationsebenen. Der Weinstock ist dagegen ganz simple. Stock-Rebe-Frucht. Ganz einfach.  

Missverständnis: Christus als Baum. Menschen als Äste, die sich dazwischen schieben. Das ist manchmal eher traurig. Das können ganz tolle Männer sein – aber sie bilden Abteilungen, Einteilungen, Konfessionen, wer gehört zu wem? Lutherisch-calvinistisch-zwinglianisch- wie auch immer – auch heute hören manche mehr auf ihren Pfarrer oder Pfarrerin als auf Christus und das Evangelium.

Selbst wenn das als Weinstock abgebildet ist, wie bei meinem nächsten Bild –

1501_Holbein_d.Ä._Frankfurter_Dominikaneraltar_anagoria WEINSTOCK Wikipedia

diese Männer aus denen die Reben kommen, sind nicht Christus. Aber ihr gehört zu Christus. Das ist ganz einfach. Wie die Rebe wie am Weinstock. Ganz direkt. Das war Jesus wichtig. Keine Verzweigungen und Einteilungen: das meinte ich auch in der Zeitung zu den neuen Liveopttesdiensten. Uns evangelischen ist die direkte Verbindung  zu Jesus wichtig. Alles darf unterstützen, aber sich nichts dazwischen schieben! Gemeinschaft ist schön, aber wichtiger ist diese unmittelbare Verbindung, dann kommt das Frucht bringen von ganz allein.

Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben, sagt Jesus – zu seinen  Jüngern.

Wer in mir bleibt – und ich in ihm – der bringt viel Frucht!

IN CHRISTUS.

Die Rede, das Bild von Jesus als Weinstock, dem Schöpfer als Winzer und den Glaubenden als Reben, dieses Bild weist über das Schöpfungswunder und auch über den Weinzauber von Kana weit hinaus. Die natürliche Fruchtbarkeit und die Beschaffung von Wein sind nicht länger die alleinige Aussage. Jesus sagt das als Abschiedsrede. Vor dem größten Einschnitt: Seinem Tod am Kreuz. Aber ihr – ihr bleibt in mir sagt er!

Der Weinstock – im Winter sieht er aus wie tot! An viele Kreuze erinnerten mich die kahlen Stöcke mit den 2 Abzweigungen.

Aber die Reben sind in dem Weinstock aufgehoben. Er hat alle Kraft in sich, in seinen Wurzeln. Seiht er aus wie tot – im Frühjahr wird er neue Reben treiben. Wie ein Wunder ist das. Neue Generationen. Aber der Weinstock bleibt. Ohne mich könnt ihr nichts tun!

Jetzt geht es um das Leben in der göttlichen Liebe, wie Joh 15 deutlich macht.

Ihr seid fruchtbare Reben “durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe”. Das Bild von den Reben am Weinstock, die reiche Frucht bringen, wenn sie in Christus bleiben und er in ihnen, wird mit der Aufforderung verbunden: “Bleibt in meiner Liebe!” Die Verwandlung von Wasser in Wein durch Weinstock, Reben und Winzer wird zum Sinnbild für eine wichtigere, weiterreichende Verwandlung.

Ich in Jesus – Jesus in mir. Ich glaube, dass ihr an dieser Verwandlung teilhabt, als Glaubende, als Liebende. Das ist mehr als Mystik. Wir können uns das „In Christus sein“ wirklich räumlich vorstellen. Wie der Schutzmantel-Christus auf dem Schwanberg die seinen in seinen Mantel hineinnimmt. Und wenn die reben auch abfallen und abgeschnitten werden im Herbst und der Weinstock lange Zeit aussieht wie tot – in ihm sist die Kraft wieder auszuschlagen und Reben zu treiben und Früchte zu bringen. Jedes Jahr aufs Neue!

So werden wir hineingenommen durch sein Wort „Ich bin der wahre Weinstock“ , so haben wir Anteil an der Quelle der ewigen Erneuerung. Ich bin der Weinstock – ihr seid die Reben – das heißt:

“wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten …”

Wir sind einen weiten Bogen gegangen: 1. von dem Schmerz der Schnitte und Abschiede über 2.  die direkte Verbindung zu Jesus im Glauben  zu dem 3. neuen Leben in Christus!

Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Römer 8:38-39 

AMEN

Richtigstellung zum Bericht der PZ „Gebetsrufe hallen durch Lauf“

Suchet den Frieden und jaget ihm nach! Ps 34,15

In dem Artikel der Pegnitzzeitung vom Donnerstag 30.4. mit dem Titel „Gebetsrufe hallen durch Lauf“ wurde der von der Stadt genehmigte öffentliche Gebetsauf der DITIB Moschee im Interview mit örtlichen Moscheevorständen vorgestellt.

Ein Mitglied dieses Vorstands wurde zitiert: „Es ist eine gemeinsame Aktion mit der evangelischen Kirche. So wie die Glocken um 19 Uhr länger läuten, rufen wir öffentlich zum Gebet auf, als Ausgleich für die geschlossene Moschee und die fehlende Gemeinschaft“.

Diese Aussage können wir in dieser missverständlichen Form nicht stehen lassen.

Zwar hat unsere Beauftragte für Interreligiösen Dialog Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici in einem persönlichen Gespräch vor einigen Wochen Verständnis für diese gutgemeinte Aktion geäußert. Denn für die Muslime fallen wie auch in den christlichen Gemeinden alle Gottesdienste und Veranstaltungen im Ramadan aus.  

Richtig gestellt werden muss aber, dass aus diesem Gespräch keine gemeinsame Aktion mit der evangelischen Kirchengemeinde Lauf entstanden ist. Ein gemeinsamer öffentlicher Gebetsaufruf konnte auch nicht im Kirchenvorstand beschlossen werden, da kein Antrag vorlag und wir von dieser Aktion erst aus der Zeitung erfahren haben. Deshalb ist auch unser Abendläuten um 19 Uhr nicht verändert worden. 

Dennoch sehe ich den öffentlichen Gebetsruf der Muslime zeitgleich mit unserem Abendläuten als ein wichtiges Zeichen. Denn im Ramadan beten unsere muslimischen Mitbürger verstärkt um Frieden, Heilung von der Corona-Krankheit und Überwindung von Ungerechtigkeit und Hunger. Auch wenn Christen und Muslime nicht zum gleichen Gott beten – fühlen wir Christen uns in diesen Anliegen verbunden.

Paulus schreibt: Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet! Röm 12,12

Wir wünschen unseren muslimischen Nachbarn weiterhin einen gesegneten Ramadan.

Pfarrer Jan-Peter Hanstein

Vorsitzender des Kirchenvorstands der Evang. Luth. Kirchengemeinde Lauf

(Wieder)-Öffnung der Kirchen für Gottesdienste?

Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus haben unser kirchliches Handeln in den letzten Wochen schwer beeinflusst und stark eingeschränkt. Besonders bedrückend waren die Osterfeiertage ohne Möglichkeiten, miteinander Gottesdienste zu feiern. Auf der anderen Seite war auch eine große Kreativität im Umgang mit der Situation zu verspüren, eine positive Kreativität, die ganz neue Kräfte und Beziehungen entstehen ließ – Danke für alles Engagement an dieser Stelle! Vor allen unsere Online-Angebote wie den Livestream-Gottesdienst haben wir in kürzester Zeit ausgebaut und zugänglich gemacht. Dieses Programm und viel andere analoge Ideen wurden auch sehr gut angenommen und weithin gelobt.

Testlauf Hersbruck bei einer Pfarrkonferenz – wird es so in der Johanniskirche Lauf einmal aussehen?

Sie haben es bestimmt schon gehört und gelesen: Sicherlich freuen wir uns darüber, dass nach aktuellem Stand Gottesdienste ab dem 4. Mai wieder möglich sein sollen. Sonntagsgottesdienste, Andachten, Taufen, Trauungen und wohl auch Trauerfeiern sind in Kirchengebäuden wieder denkbar.

Allerdings nur unter Einhaltung von Rahmenbedingungen, die voraussichtlich am morgigen Dienstag, 28. April im Landtag beschlossen werden. Dazu zählen sicherlich strenge Vorgaben bezüglich der Abstände zwischen den Gottesdienstbesuchern, eine Maskenpflicht, eine maximale Teilnehmerzahl, eventuell die Sperrung der Emporen usw. Im Augenblick sind die Details noch nicht gänzlich bekannt.

Bei einem Testlauf sah das bei der Pfarrkonferenz in Hersbruck so aus wie auf dem Bild rechts …

Für die Kirchengemeinde Lauf hat der Kirchenvorstand am letzten Donnerstag, den 23.4. beschlossen, den Wunsch nach Gottesdiensten nicht über die vom Gesetzgeber geforderte Sorgfalt bei der Planung und Durchführung von Gottesdiensten zu stellen. Die Rahmenbedingungen dienen dem Schutz der Gottesdienstteilnehmer, und als Kirchengemeinde sind wir für deren Schutz verantwortlich.

Im Kirchenvorstand Lauf und Dehnberg haben wir uns deshalb bereits dahingehend verständigt, dass erst dann in einer unserer Kirchen Gottesdienst gefeiert wird, wenn ein schlüssiges und umsetzbares Konzept für die Durchführung dem Kirchenvorstand vorgelegt und beschlossen wurde. Dieses Konzept wird auch zur Kenntnis vom Dekan gegengelesen. Auch das Gesundheitsamt möchten wir einbeziehen.

Für jeden Kirchenraum bzw. für die unterschiedlichen Gottesdienstformen (Andachten, Kasualien) müssen jeweils eigene Konzeptionen erstellt werden. Aus naheliegenden Gründen wird in Lauf für die Johanniskirche zuerst eine Konzeption erarbeitet. Auch bei auf Taufen und Trauungen ist zu klären, wie das Abstandsgebot mit der Nähe bei der Segenshandlung in Einklang zu bringen ist. Außerdem macht es kaum Freude, wenn in der momentanen Lage nur in der Kleinstfamilie gefeiert werden kann.

Natürlich ist der Gottesdienst unverzichtbar für unseren Glauben, er ist theologisch gesehen das sichtbare Zentrum der Gemeinde. Gottesdienst hat aber vor allem die Gemeinschaft im Blick, das gemeinsame Singen und Beten, die Nähe zueinander, die Teilhabe am Gegenüber. Durch die strengen Auflagen werden diese Aspekte des Gottesdienstes aber erheblich erschwert bis dahin, dass manchen Besuchern der Eintritt in die Kirchen komplett verwehrt werden muss, damit die Höchstteilnehmerzahl nicht überschritten wird. Manche haben mir schon gesagt, dass sie unter diesen Bedingungen lieber beim Livestream-Gottesdienst sicher zu Hause beliben werden.

Deswegen werden wir alles sorgfältig prüfen und erarbeiten, ob und wie Gottesdienste bei uns wieder möglich sind. Bei allem Verständnis für die Sehnsucht nach physisch erlebbaren Gottesdiensten: dafür brauchen wir als Verantwortliche der Kirchengemeinde Zeit. Vor Pfingsten wird das nicht möglich sein. Lassen Sie uns deshalb gewissenhaft und besonnen und mit der gebotenen Ruhe die ersten Schritte gehen. Nicht alle Spielräume, die uns als Kirche der Gesetzgeber ermöglicht, müssen wir auch ausnutzen. Vielmehr gilt:

Prüft (erstmal) alles und (nur) das Gute behaltet.

1.Thessalonicher 5:21

Sie werden von uns in der Kirchengemeinde Lauf an dieser Stelle, per Newsletter und dem Gemeindebrief BLICK für Juni/Juli umfassend über die Kirchenöffnung informiert werden. Uns allen noch viel Geduld und Vertrauen in die Zukunft unter dem Segen Gottes und leben Sie sicher!

Es grüßt Sie im Namen

des Kirchenvorstands Lauf und Dehnberg, von Dekan Tobias Schäfer und den Hauptamtlichen in Lauf,

Ihr Pfarrer Jan-Peter Hanstein, Vorsitzender des Kirchenvorstands

Musikflashmob Lauf: Christ ist erstanden!

Musikerinnen und Musiker aus den Chören und Orchestern der evangelischen Kirchengemeinde haben diesen besonderen Videogruß für Sie vorbereitet! Dank an den Cutter Roland Kraft, der diese Collage aus 70 Clips in tagelanger Mühe zusammengebaut hat!

Danke an Roland Kraft und alle MusikerInnen

Osterbrief unserer Gemeinde mit Osterandacht

Liebe Kirchengemeinde Lauf,

Osterhäschen aus meiner Familie

Ostern fällt trotz Corona nicht aus. Wir rufen uns zu—per Postkarte, Telefon, Internet, auch über den Gartenzaun oder auf dem Balkon:

„Der Herr ist erstanden“ — „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Dieser Zuruf bleibt gültig, auch wenn Gottesdienste und Veranstaltungen wegen Corona zum ersten Mal seit 1990 Jahren ausfallen müssen. Sogar den BLICK konnten wir nicht mehr austragen lassen. Deshalb grüßen wir Sie herzlich mit dieser Post zum Osterfest und wünschen Ihnen Gottes Segen, Gesundheit und einen guten Mut! Vieles in unserer Kirchengemeinde macht Mut und nicht alles ist digital! 

Viele Ältere unter Ihnen haben erleben dürfen, wie Glaube durch so manche schwere Zeiten hindurchgetragen hat. Und wir sind überzeugt: mit Solidarität, Liebe und Aufmerksamkeit für unsere Nächsten werden wir auch diese Zeit bestehen. Darauf hoffen wir, dafür beten wir, dafür setzen wir uns als Christinnen und Christen ein. Besonders in der Karwoche und an Ostern.  Bleiben Sie/bleibt gesund und behütet von Gottes gutem Segen!

Mit herzlichen Grüßen und der Hoffnung auf ein Wiedersehen!

Jan-Peter Hanstein, Lisa Nikol-Eryazici, Thomas Reuß, Thomas Hofmann, Friederike Hoffmann, David Geitner, Silke Kupper, Karin Kempf, Dagmar Weber und Susanne Zorell-Huscke


Ostern fällt nie aus!

– eine kleine Andacht

Liebe Leserinnen und Leser,

zum ersten Mal ist Ostern in meinem Leben anders. Sonst ist Ostern die Zeit der stillen dunklen Passionsgottesdienste, die schließlich hineinmünden in ein helles und strahlendes Halleluja. Ostern – das kennen wir als Fest des Frühlings, des Lebens, des Lichts. Da suchen Kinder bunte Ostereier bei den Großeltern. Die Osterferien sind auch eine Gelegenheit zum Auspannen.

Lamm mit Mundschutz

Wie anders ist dieses Jahr 2020! Oma und Opa bleiben zu Hause, sie dürfen nicht besucht werden. Freunde bleiben allein. Die Kleinfamilie muss mit sich selbst auskommen. Über allem eine Stille, die ich nicht als wohltuend empfinde, sondern als bedrohlich. Fast möchte ich pfeifen wie ein Kind im Keller. Dass es nicht so ruhig ist. Die Nerven sind schon langsam etwas angegriffen. Erholung ist etwas ganz anderes als dieses bange Warten – dass die Gefahr irgendwie vorüberzieht und uns und unsere Lieben verschont. Im Fernsehen, wenn Ärzte und Pfleger verzweifelt um das Leben von Tausenden ringen, sind wir zum Zuschauen verdammt.

Wir reden über Kontaktsperre, Ausgangs- und Versammlungsverbot. Quarantäne … darin steckt die Zahl 40 – quarantaine de jours – 40 Tage mussten Schiffe vor der Hafeneinfahrt ausharren, wenn auf ihnen eine Seuche ausgebrochen war. Wir aber ahnen, dass unsere Isolation noch viel länger dauern könnte als nur bis zum 19. April. In diesem Jahr ist nichts wie gewohnt. Und wer weiß, was uns nächstes Jahr erwartet?

Zwei von Jesu Jüngern gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa sechzig  Stadien entfernt; dessen Name ist Emmaus.

Lk 24

Was aussieht wie ein Spaziergang, ist in Wirklichkeit eine Flucht. Nichts war mehr so wie die Jünger es gewohnt waren. Jesus ist tot. Und die Gemeinschaft auseinandergefallen. Jeder für sich. Hier sind wenigstens zwei unterwegs. Wie ein Paar. Sie gehen auf Distanz. Zumindest mal eine Tagereise weit. Nach Hause, weg aus der großen gefährlichen Stadt Jerusalem.

„Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs?“ Da blieben sie traurig stehen.

Immerhin interessiert sich einer. Jetzt können sie ihm ihr Leid klagen. Wie enttäuscht sie sind. Wie sinnlos plötzlich alles erscheint. Und im interessierten Nachfragen des Fremden wird es ihnen plötzlich leichter.

 „Musste dies nicht alles geschehen“?

fragt er. Sie spüren, wie es leichter wird, wie sie mehr Luft bekommen. Als der Fremde sich verabschieden will, halten die beiden ihn auf:

Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.

Wenn wir aufgeben, nicht mehr glauben können, nur noch wegwollen, kann es sein, dass Jesus ganz unerkannt und sachte mitgeht. Mir sagt diese Geschichte der Jünger von Emmaus, dass Ostern niemals ausfällt. Manchmal brauchen wir ein wenig länger, bis wir erkennen, was jetzt im Leben zählt, ja was Leben überhaupt ist. Dass Formen und Liturgien nur Hilfsmittel sind – aber ich selbst Ostern erleben muss mitten in meiner Angst und Sinnlosigkeit!

Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?

Ja – wir leben in Tagen des erzwungenen Innehaltens – und spüren in uns den Impuls, all dem irgendwie zu entfliehen. Ich wünsche Ihnen Erlebnisse, die diesen Stillstand des Lebens für Momente durchbrechen: den Anruf der Enkelkinder, des Freundes, der Freundin, Menschen, die aus der Ferne sagen: Wir sind dir nah. Den Spaziergang zu zweit oder allein. Begleitet von Gott. Wo zwei oder drei zusammen sind! Das Licht der Osterkerze im eigenen Fenster. Den Klang der Osterglocke, die ruft:

Christ ist erstanden – drum lasst uns alle froh sein!

Frohe Ostern – und bleiben Sie von Gott behütet!

Ihr Pfarrer Jan-Peter Hanstein