Predigt zu Kolosser 1,13-20 (V). karfreitag lauf Jan-Peter Hanstein

Es hat Gott gefallen durch Christus alles zu versöhnen

Liebe Gemeinde,

und (sie) sahen das alles!

Alles

Alles zu spät.

Alles zu Ende.

Jesus ist alle.

Ja – alle ist Jesus.

Alles gegeben. Alles verloren.

Aber alle gewonnen!

Warum wärest du sonst da, wenn er dich nicht gewonnen hätte.

Du – hier. Unter dem Kreuz.

Du bist nicht zu Hause geblieben. Das wäre zu einfach gewesen.

Du bist doch kein Besucher, kein Hörer, kein Gaffer, kein Teilnehmer.

Und du bist nicht allein hier. Unter dem Kreuz.

Viele sind da. Heute. Nicht alle. Aber darum geht es ja nicht.

DU GLAUBST. DU FÜHLST. DU WEISST.

So viel mehr. Nämlich alles. Nicht alles ist aus.

Er ist Allen Alles geworden.

Das kann man nicht einfach beschreiben oder erzählen.

Vielleicht eher singen. Wie in dem Lied „Alles“ von Judith Holofernes mit ihrer Band „WIR SIND HELDEN“

Alles ist alles ist alles
Dir ist alles erlaubt und alles gegeben
Alles geglaubt und alles vergeben
Und alles wär drin und alles daneben
Es wär alles ertragen und alles vergebens
Und gut


Und gut?

Ach – so vieles war und ist nicht gut. Was ist alles Unversöhnliche gerade am Karfreitag geschehen unter dem Zeichen des Kreuzes. Hass und Vernichtung statt Versöhnung. Wir gedenken der früher regelmäßig ausbrechenden Progrome, der Hass gegen die Juden als den vorgeblichen Mördern des Gottessohnes. Wie oft wurde Jesus noch einmal gekreuzigt durch die christliche Verfolgung der Juden! Deshalb ist es wichtig, unseren Geschwistern dieser Tage zum Pessachfest Glückwünsche zu übermitteln. Wir beten, dass sie friedlich feiern können. Bei uns in Deutschland und in Israel.

Alles gut unter dem Kreuz? Für unsere islamischen Mitbürger, für die ist das Kreuz das gefürchtete Zeichen unbarmherziger Ritter, die ihre Herkunftsländer überfielen, tausende töteten und ausplünderten und dann noch vom Heiligen Krieg sprachen. Am 9. April, am Ostersonntag nach Sonnenuntergang sind wir Laufer eingeladen mit ihnen das Fastenbrechen in der Moschee zu feiern, mitten im Ramadan. Ich werde hingehen.

Alles ist alles ist alles
Dir ist alles erlaubt und alles gegeben
Alles geglaubt und alles vergeben
Und alles wär drin und alles daneben
Es wär alles ertragen und alles vergebens
Und gut

Nein. Noch nicht alles ist vergeben und vergessen. Wie weit sind wir entfernt von der Versöhnung, die in Christus begonnen wurde. Wie weit entfernt vom Frieden. Geschweige denn von der Erlösung. Weiter als ich es jemals gedacht habe.

Aber ich habe einen Wunsch. Keinen Traum, sondern erfüllbar. Ich werde es erleben!

Vielleicht werde ich nicht warten, bis der Krieg in der Ukraine zu Ende ist, sondern ich werde endlich tun, was ich schon lange wollte: Ich werde in die Ukraine fahren. Natürlich auch nach Winnyzia fahren. Die Freunde Larissa, Valeri und Ingret und viele andere dort besuchen und mit Ihnen in diesem kleinen Gemeindehauskirche das Abendmahl feiern. Valeri wird grillen und wir werden feiern. Verhalten, unter Tränen, mit Sorge und mit der Frage: Wann endlich wird es Frieden geben und wieviel länger noch – bis Ukrainer und Russen sich versöhnen?

Deshalb werde ich weiter fahren bis nach Odessa. Dort steht die alte lutherische St.Pauls-Kirche, mit bayerischer Hilfe 2010 saniert. Wie durch ein Wunder hat sie alle Katastrophen und Kriege  und Zeitenwenden überlebt. Vorne an der Altarwand hängt ein gestiftetes Kruzifix aus Wenzendorf vor einer modernen Wand-Malerei von Tobias Kammerer.

Christus (St. Paul, Odessa, Tobias Kammerer 2002)

Zuerst denkt man an einen Sonnenuntergang. Dann sieht man den großen Blutstropfen vom Himmel und darunter angedeutet der Abendmahlskelch, der diese Flüssigkeit auffängt.

„Dieser Kelch ist der neue Bund durch mein Blut.“

Herzblut. Wie eine blutige Träne Gottes. Dort am Kreuz. Gottes letztes Opfer, das er selbst bringt. Wann werden wir aufhören, andere zu opfern und zu töten um irgendwelcher politischen und religiösen Ziele willen?

Aber die Versöhnung nimmt ihren Weg durch uns. Wer hätte gedacht, dass die Ukrainer jemals uns Deutschen vergeben, nach allem, was ihnen im Dritten Reich angetan wurde.

Martin Luther hat gesagt: Christus ist der „Spiegel des väterlichen Herzens Gottes“ (Luther)

Nur die Kirche, nur die Glaubenden, das ist Gott zu wenig. Die Erlösung steht aus. Darauf warten wir mit allen Glaubenden. Muslime, Christen und Juden.

Vielleicht habt ihr gemerkt, dass wir heute das Glaubensbekenntnis nach dem Evangelium nicht gesprochen haben. Weil der Predigttext so ein Bekenntnis ist. Oder mehr eine Hymne für den, der vor allem war, alles geschaffen hat und allen alles geworden ist und am Ende alles in ihm versöhnt sein wird. Lasst uns diese Worte aus dem Brief an die Kolosser gemeinsam bekennen.

S.1097 im EG: Wir lesen:

Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,

der Erstgeborene vor aller Schöpfung.

Denn in ihm wurde alles geschaffen,

was im Himmel und auf Erden ist,

das Sichtbare und das Unsichtbare,

es seien Throne oder Herrschaften

oder Mächte oder Gewalten;

es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.

Und er ist vor allem,

und es besteht alles in ihm.

Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde.

Er ist der Anfang,

der Erstgeborene von den Toten,

auf dass er in allem der Erste sei.

Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen

und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin,

es sei auf Erden oder im Himmel,

indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

AMEN.

Podcast: Sehen und gesehen werden

Ausgangspunkt der Wanderung mit Morgenandacht in der Kirche St. Alban in Sachsen bei Ansbach

Die Jahreslosung für 2023 ist “Du bist ein Gott, der mich sieht” (Genesis, Kap. 16, Vers 13).

Wo sieht uns Gott ganz konkret im Alltag und wie können wir andere Menschen mit ihren Themen sehen?

Unser Gast Susanne Sambale gibt uns einen ganz persönlichen Einblick in ihr “Sehen und gesehen werden”.

Mächtig und verlassen liegt es da: Fortress Lichtenau

ÜBER DEN LICHTENAUER WEG VON SACHSEN NACH ANSBACH

Natur, Kultur und Genuss – immer im schönen Dreiklang: mit fränkischen Dörfern, der Festung Lichtenau, einer Quelle als Überraschung und der sehenswerten Residenzstadt Ansbach mit Hofgarten und historischer Innenstadt.

Sturm, Regen und Sonnenschein haben sich gleichermaßen abgewechselt

3. Fastenpredigt 2023: “Suchet der Stadt Bestes“ – zum Nachlesen

Die Fastenpredigt vom So, 26.03.2023 Pfr. Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing zum Nachlesen

Pfarrer Udo Hahn ist bekannt als Rundfunkprediger und Publizist. Er leitet seit 2011 die Evangelische Akademie Tutzing. Er war u.a. Redakteur beim Rheinischen Merkur und Oberkirchenrat der EKD. Für die Fastenpredigt kehrt er zurück zu seinen Wurzeln. In Lauf geboren hat er hier Abitur gemacht, in Neunkirchen am Sand ist er aufgewachsen.

PREDIGT:

Gnade sei mit euch von dem, der da war und der da ist und der da kommt. Amen.

Liebe Gemeinde,

heute auf dieser Kanzel zu stehen, ist ein besonderer Moment. Es ist ein bewegender Augenblick für mich, denn hier zu Ihnen zu sprechen, bedeutet: Ich bin zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Ich bin ein Laufer. Hier hat alles begonnen. Ich bin hier geboren. Und ich habe hier mein Abitur gemacht. Das Staatliche Gymnasium, wie es damals, 1982, noch hieß, hat meinen Horizont erweitert. Die Jahre am Gymnasium waren nicht immer einfach, aber ich verdanke der Schule viele Impulse, die ihre Wirkung erst im Laufe der Jahre entfalten sollten. Ohne diese Schule wäre ich nicht Journalist geworden und hätte auch nicht Theologie studiert.

Wurzeln sind wichtig. Sie geben Stabilität. Es ist gut zu wissen, wo man herkommt. Und sich immer wieder einmal seiner Wurzeln zu vergewissern. Heute ist so ein Moment. Ich habe mich sehr gefreut, lieber Herr Hanstein, als Sie mir die Einladung schickten, eine Fastenpredigt zu halten. Mich hier einreihen zu dürfen in die Liste der Predigerinnen und Prediger, ist mir eine Ehre.

Mit dem Thema für die Predigtreihe in diesem Jahr liegt die Messlatte nach meinem Empfinden besonders hoch. Die Herausforderungen der Zeit, um die es geht, sind gewaltig: Kriege, Klimawandel, Künstliche Intelligenz – jedes für sich hat sein eigenes Gewicht. Dass sie uns gleichzeitig beschäftigen, unterstreicht ihre Bedeutung. Und die Liste ließe sich mühelos erweitern. Die Fragen, die auf unserer Tagesordnung stehen, sind nicht trivial. Es geht um viel. Und es geht auch um mich selbst, um uns alle: Wie begegnen wir den genannten Themen? Wozu genau sind wir herausgefordert? Und welche Rolle könnte der Glaube spielen?

Ich spreche heute früh zu Ihnen als Theologe. Das ist die Expertise, die ich einbringe. Ich möchte Ihnen – mit einem Blick in die Bibel, konkret: ins Alte Testament, mit einem Text im Buch des Propheten Jeremia – Menschen vorstellen, die eine große Herausforderung zu bewältigen hatten. Man könnte von einer Zeitenwende sprechen, die sie erlebten. Die plötzlich von ihren Wurzeln abgeschnitten wurden. Die alles verloren haben, was ihnen Halt und Hoffnung gegeben hatte.

Wir gehen in das Jahr 597 vor Christus. Der babylonische Herrscher Nebukadnezar erobert Jerusalem. Die Stadt wird geplündert und zerstört. Bilder des Krieges – z. B. aus der Ukraine oder Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs, die viele noch ins sich tragen – vermitteln uns eine Vorstellung, welches Entsetzen, wie viel Gewalt, menschliches Leid dies bedeutete. Nach der Eroberung Jerusalems zwingt der Eroberer das gesamte Königshaus, die Oberschicht, Gelehrte, Handwerker und Fachleute, nach Babylon zu gehen. Der Plan ist klar: Sind sie weit weg, die Stadt Jerusalem wird nicht so schnell nicht wieder aufgebaut werden können.

In Babylon sitzen die Deportierten nun fest, während der Prophet Jeremia mit einem kleinen Rest im zerstörten Jerusalem verbleibt. Die Verbannten sind trostlos, wie gelähmt, traumatisiert. Sie wissen nicht weiter und können ihr Entsetzen kaum bewältigen. Schreckliches haben sie erlebt. Eine Perspektive für ihr Leben sehen sie nicht. Getrieben sind sie von Entsetzen über das Erlebte, von der Klage über ihr Schicksal und der Sehnsucht nach ihrer alten Heimat.

In diese Situation hinein schreibt ihnen Jeremia (29,4-7): „Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; … Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl.“

Was wir lesen – sind Worte des Trostes und der Ermutigung!

Die erste und wichtigste Botschaft des Jeremia lautet: Gott ist bei euch! Natürlich haben sich die Verbannten gefragt: Wie konnte Gott das zulassen? Warum wir? Wo war denn Gott, als das alles passierte?

Es ist die große Frage des Glaubens. Wo war Gott? Wo ist Gott? Die Verbannten meinten, Gott sei nur in Jerusalem zu finden. In der Babylonischen Gefangenschaft sind sie von Gott verlassen. Jeremia weitet ihr Gottesbild und sagt: Gott ist doch da, auch bei euch in Babylon. Das Volk Israel hat einen Lernprozess durchlaufen. Erst meinte es, Gott in der so genannten Bundeslade bei sich zu haben auf dem Weg durch die Wüste – nach dem Aufbruch aus der Knechtschaft in Ägypten. Später war es wichtig, Gott im Tempel in Jerusalem zu verehren. Jetzt musste es lernen, dass Gott auch in der Verbannung ist, an jedem Ort der Erde. Dieses Bewusstsein, dass Gott mitgeht, an jeden Ort dieser Erde zu finden ist, das war entscheidend für den Glauben des Judentums. Und es ist entscheidend für das Christentum. Du kannst Gott an jedem Ort finden. Du findest ihn auch dort, wo du es gar nicht für möglich hältst, wo du Kranke besuchst oder Gefangene, wo du Obdachlose und Geflüchtete beheimatest und Hungrigen zu essen gibst. Genau da findest du Gott, heißt es im Neuen Testament, im Matthäusevangelium.

Wo ist Gott? Er ist da. „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ – so hat es der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer formuliert, Weihnachten 1944, als er seiner Verlobten und seiner Familie schrieb. Das sind die letzten schriftlichen Worte Bonhoeffers, geschrieben im Gefängnis. Bonhoeffer wurde wenige Monate später, am 9. April 1945, im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet.

Gott ist da – und deshalb könnt ihr an einem neuen Ort, an jedem neuen Ort Wurzeln schlagen. Beheimatet euch, empfiehlt Jeremia Er tröstet die Verbannten ganz praktisch: Nun findet euch da ein, wo ihr seid! Pflanzt Bäume, baut Häuser, gründet Familien. Wahrscheinlich war das nicht das, was die Verbannten hören wollten. Keine Rückkehrperspektive, die es anbietet. Vielmehr will er ermutigen, sich auf die neue Situation einzulassen. Verzagt nicht, auch wenn es euch schlecht geht! Macht das, was gerade möglich ist. Lasst euch nicht einflüstern, wie schlimm alles ist, sondern packt an.

In der Ermutigung, der Stadt Bestes zu suchen, ist der Brief auch politisch. Polis – das ist die Gemeinschaft, in der Menschen leben, die Kommune, die Stadt, das Dorf, der Verein. Da bin ich selbst gefordert und nicht nur Zuschauer. Was zu tun ist, was geschieht, es geht mich persönlich etwas an. Und ich kann selbst etwas beitragen. Jeder und jede kann etwas beitragen. Zum Glauben gehört der Auftrag zur Gestaltung der Welt. In einer Zivil- und Bürgergesellschaft wird dieser Auftrag als Einladung und Aufforderung zugleich betrachtet, sich einzubringen – als Einzelner und zusammen mit anderen.

Suchet der Stadt Bestes ist ein Leitmotiv der Arbeit, für die ich seit zwölf Verantwortung trage. Dort bearbeiten wir in Tagungen die Themen, von denen schon eingangs die Rede war: Wie lassen sich Kriege verhindern? Wie sieht ein gerechter Frieden aus? Was können wir gegen die Erdüberhitzung tun? Wie wird Künstliche Intelligenz unser Leben prägen? Das sind nur vier Themen von mehreren Dutzend Fragen, die wir in Tagungen aufgreifen, zu denen Menschen aus ganz Bayern und auch aus anderen Bundesländern kommen. Interessierte, die ein ganzes Wochenende diskutieren, ein Thema von allen Seiten betrachten, manchmal auch streiten, die sich orientieren, ihren eigenen Horizont erweitern, ein eigenes Urteil bilden möchten, mitreden wollen. Die nach Lösungen suchen, wenigstens nach Teillösungen, die ausprobieren, wie nächste Schritte, wie ein vernünftiger Kompromiss aussehen könnte.

Gott ist da – engagiert euch. Wir spüren: Hier geht es um die Haltung – meine Haltung, meine Einstellung. Wie ich den Herausforderungen begegne. Darin liegt auch eine Ermutigung zum kritischen Denken. Sich nicht verführen zu lassen von den Vereinfachern, von denen, die die Abgrenzung betonen – wir und die. Sich nicht verführen zu lassen on denen, die hasserfüllt andere abwerten. So kommen wir in unserer Gesellschaft nicht weiter.

Hoffnung auf Zukunft entsteht dort, wo Menschen sich zusammenfinden, das Gemeinsame herausarbeiten und nicht zuerst das Trennende betonen. Für einen allein sind die Herausforderungen natürlich zu groß, eine Überforderung. Deshalb ist es gut, sich mit anderen zu verbinden.

Und welche Rolle könnte der Glaube spielen? Er ist – wie wir bei Jeremia oder bei Bonhoeffer sehen – eine Ressource. Ich könnte auch sagen: Motivation. Die Welt verändern zu wollen – mit anderen und für andere –, das ist Motivation. Diese Ressource macht Glaubende nicht zu Besserwissern. Sie macht Glaubende aber zu Menschen, die im Vorfindlichen noch nicht das Endgültige sehen. Die vom Leid anderer nicht unberührt bleiben. Die sich interessieren für das, was um sie herum geschieht. Die Spielräume ausloten, sich beteiligen, mit anpacken, Verantwortung übernehmen. Die den ersten oder den nächsten Schritt wagen. Die im Wir einen Mehrwert für die Gesellschaft der Verschiedenen sehen. Die sich durch Scheitern nicht entmutigen lassen. Die immer wieder neu anfangen.

Der tröstende und ermutigende Ton der biblischen Worte klingt über die 2600 Jahre hinweg nach. Gott ist da, sagt Jeremia. Auch wenn du im Moment nicht weiterweißt: Lass dich nicht irre machen in deinem Glauben. Dein Gottvertrauen gibt dir Kraft. Das ist Trost, den wir uns gegenseitig zusprechen und die Ermutigung, mit unserem Engagement der Platzanweisung Gottes zu folgen und der Stadt Bestes zu suchen. Darauf liegt viel Segen für die Gemeinschaft, in der wir leben! Amen.

Heutiges Bibellesen über 1. Tim. 3

Im heutigen “Bibellesen mit Pfarrer Hofmann” geht es um das 3. Kapitel des 1. Timotheusbriefes. Vor Ort im Gemeindehaus Christuskirche oder online durch Ihren Klick HIER.

1 Das ist gewisslich wahr: Wenn jemand ein Bischofsamt[1] erstrebt, begehrt er eine hohe Aufgabe. 2 Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren, 3 kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, 4 einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat, in aller Ehrbarkeit. 5 Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er für die Gemeinde Gottes sorgen? 6 Er soll kein Neugetaufter sein, damit er sich nicht aufblase und dem Urteil des Teufels verfalle. 7 Er muss aber auch einen guten Ruf haben bei denen, die draußen sind, damit er nicht geschmäht werde und sich nicht fange in der Schlinge des Teufels. 8 Desgleichen sollen die Diakone ehrbar sein, nicht doppelzüngig, keine Säufer, nicht schändlichen Gewinn suchen; 9 sie sollen das Geheimnis des Glaubens mit reinem Gewissen bewahren. 10 Und man soll sie zuvor prüfen, und wenn sie untadelig sind, sollen sie den Dienst versehen. 11 Desgleichen sollen die Frauen ehrbar sein, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allen Dingen. 12 Die Diakone sollen ein jeder der Mann einer einzigen Frau sein und ihren Kindern und ihrem eigenen Haus gut vorstehen. 13 Welche aber ihren Dienst gut versehen, die erwerben sich selbst ein gutes Ansehen und viel Freimut im Glauben an Christus Jesus.

Das Geheimnis des Glaubens
14 Dies schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen; 15 wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit. 16 Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er[2] ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.

www.die-bibel.de

2. Fastenpredigt 2023: „Berühre meine Wunden“ – Anteilnahme als Auftrag Christi in unserer Gesellschaft?!“ – zum Nachlesen

Die Fastenpredigt vom So, 12.3.2023 mit Diakon David Geitner. zum Nachlesen

David Geitner ©privat

David Geitner ist seit Februar 2023 Berater für Kirchenasyl der Evangelischen Landeskirche in Bayern. Er arbeitete sieben Jahre bis Ende 2020 als Jugendleiter und in der Flüchtlingsberatung in unserer Kirchengemeinde Lauf. Zuletzt war er Geschäftsführer für Kindertagesstätten im Dekanat Hersbruck. Er ist Rummelsberger Diakon und hat zusätzlich einen Abschluss als Betriebswirt (VWA)

PREDIGT:

Liebe Gemeinde,

ein warmer Tag im vergangenen Sommer, als ich einen plötzlichen Anruf erhielt: Einer irakischen Familie mit drei Kindern droht die Abschiebung nach Polen. Die Kinder bereits zur Schule, sprachen deutsch und waren bei uns angekommen. Traumatische Erfahrungen hatten diese bereits hinter sich. Und nun zurück in ein Land, indem ihnen Obdachlosigkeit und Armut drohten. Bis kurze Zeit zuvor waren Abschiebungen ausgesetzt, da die polnischen Behörden mit der Unter-bringung überfordert waren.

Ein paar Telefonate später war klar, dass wir die Familie in den Kirchenräumen aufnehmen werden. Ehrenamtliche, Hauptamtliche – alle halfen zusammen.

Als ich die verängstige Familie schließlich in ihre neue Bleibe brachte und alle ihre Betten bezogen waren, kam die neunjährige Tochter auf mich zu. Umarmte mich, weinte und sagte dann leise: „Dankeschön! Jetzt sind wir in Sicherheit.“ Von dieser Begegnung war ich tief ergriffen und sie hat den heutigen Predigttext für mich lebendig werden lassen. 

26Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Thomas erkennt Jesus den Retter der Welt an dessen Wunden. In ihnen nimmt er das Wesen Gottes, die allesumfassende Liebe war.

Das spannende für mich an dieser biblischen Geschichte ist, dass es dabei nicht um eine theologische Überlegung über die physische Präsenz Jesu geht. Nein, es geht vielmehr um eine tiefere Dimension unseres christlichen Glaubens: Thomas ist emotional ergriffen, als er angesichts der Wunden erkennt und begreift, dass der Auferstandene und der Gekreuzigte der Gleiche sind.

Auch mir ging es in der Situation mit der Familie und in zahlreichen anderen Gesprächen und Begegnungen mit Geflüchteten, die sich in emotionalen Ausnahmesituationen befinden so. Gott ist da!

In den Wunden der Welt kann auch ich Christus erkennen. Überall dort wo ich der Aufforderung Gottes, dem Evangelium folge und mich den Wunden unserer Welt zuwende: Dort IST Gott. Gott ereignet sich überall dort wo Menschen sich vom Leid der Welt ansprechen und in Bewegung bringen lassen.

Hinsehen und Hingehen, zu den Menschen die Not leiden, ausgeschlossen werden und ausgegrenzt sind wird so zur Gotteserkenntnis.  

Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Liebe Gemeinde,

es ist gerade Passionszeit: Eine Zeit, die uns zeigt, dass der gnädige Gott gleichzeitig der gekreuzigte, leidende, grausamst möglich von Menschen hingerichtet und erniedrigt, aller Menschenwürde beraubte Gott ist.

Das Glaube an Christus und der Blick auf das Kreuz von der Empfindsamkeit, von der Anteilnahme für den Schmerz der Welt leben.

Thomas hat das erkannt. Er musste dafür die Wunden nicht tatsächlich berühren, sondern allein die Zuwendung, der Anblick haben ausgereicht, dass er in ihnen das Wesen Gottes erkannt hat

Wenn ich mich den Verwundeten dieser Welt zuwende, weisen mich diese verlässlich und einmalig auf Christus hin. Denn mit ihnen und ihnen ist Gott präsent.

Dann bekommt die Passionsgeschichte mit dem Leiden Jesu für mich plötzlich einen Sinn.

Gott ist in dieser Welt gegenwärtig. Er wirkt in und durch Liebe – manchmal trotz allem Augenschein – sorgt er inmitten und trotz scheinbaren Chaos für die Heilung der Welt.

Er zeigt uns dabei, dass er sich am Kreuz einmalig und letztmalig auf einen konsequenten Weg der Liebe und Zuwendung mit den Menschen einlässt.

Indem er sich aus der Welt herauskreuzigen ließ, indem er die Brutalität von Leid und Tod offengelegt hat, hat er gleichzeitig dem Leid und Schmerz die Macht genommen. Mit Blick auf das Kreuz dürfen wir wissen, dass Gott selbst inmitten des Schmerzes der Welt präsent ist.

Ein solcher Glaube und eine solche Zuversicht erscheinen vielleicht als eine Zumutung angesichts der Bilder aus der Ukraine oder anderen Kriegsgebieten und angesichts der Flüchtlingssituation an den europäischen Außengrenzen. Aber das Wort Zumutung trifft vielleicht genau, worum es beim Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit geht.

Denn Glaube ist keine esoterische Praxis mit Jesus Christus als Spiritual-Leader für ein besseres und sorgenfreieres Leben. Glaube entsteht und bewährt sich vielmehr genau dort, wo das Dunkel uns umstellt und keine menschliche Hoffnung zu sehen ist.

ZuMUTung meint: Dass den Menschen angesichts der Begegnungen mit den Wunden der Welt auch Mut erwachsen kann, Kraft zum Leben, Hoffnung auf Gottes Liebe und Barmherzigkeit.

Unser Kirchenvater Martin Luther hat es einmal folgt formuliert: „Christus kommt nicht so, dass er äußerliche Dinge ändern oder seine Schöpfung zerstören und anders machen wolle. […] Das ist aber ist die rechte Änderung, um welcher Christus gekommen ist: Das ein Mensch inwendig im Herzen anders werde.“

Denn die Passionsgeschichte ist der Beginn der Heldenerzählung unseres Gottes: Eine Erzählung des Glaubens, deren Held der menschenfreundliche Gott ist, der uns in Gemeinschaft ruft, der die Welt aus Liebe erlöst hat, der sich behutsam, zärtlich und leidenschaftlich mit der geballten Macht des Bösen auseinandergesetzt hat und der das Reich Gottes errichten wird, indem es weder Leid noch Tod noch Schmerz gibt.

Ostern zeigt mir, perspektivisch an Jesus – dass all das Böse eines Tages verschwunden sein und die Gemeinschaft mit Gott – vollendet werden wird. Wenn wir im Licht der Auferstehung auf die Welt blicken, sehen wir unser Schicksal:

Das wir bei Gott, eine Zukunft haben. Dann erfahren wir die Gewissheit, dass die Liebe Gottes nicht scheitern wird.

Und: Wenn wir die Auferstehung als wahrhaftig sehen, dann spüren wir die weltrevolutionäre Kraft, die von ihr ausgeht. Dann erfahren wir das Programm, welches Gott mit uns in dieser Welt vorhat: Die Welt zu verwandeln: An-Zu-Lieben in und gegen diese Welt

„An-Lieben“ verstanden als ein verwandelter Blick – im Geiste Gottes – auf und in diese Welt hinein. Als Vorgriff und mit einem glaubenden Geist verbunden mit der Gewissheit, dass der Mensch – ja die Schöpfung – eine Zukunft hat:  Das ewige Leben – Bei Gott!

Denn Gotteserkenntnis ist in der Bibel niemals nur ein kühles, objektives Wissen über Gott und die Welt. Es ist mehr als eine ontologische Bestimmung. Man kann Gott nicht aus der Distanz wahrnehmen.

Gott zu erkennen, führt zu einem verwandelten Herzen, einer Verwandlung unserer selbst, einer Angleichung unseres Lebens an das Wesen Gottes. Man kann es auch so sagen: Das Herz, mit dem man Gott erkennt, muss selbst vom Herzschlag der Barmherzigkeit, dem Recht und der Gerechtigkeit Gottes bestimmt sein. Wer Gott erkennt, wird von ihm verwandelt werden.

Wir selbst, die wir Gott zu erkennen suchen, werden Künder und Trägerinnen, Botinnen und Praktiker von Gottes Barmherzigkeit, Gottes Recht und Gottes Gerechtigkeit in der Welt.

Hier liegt die Aufgabe: Wir sind Instrumente für Gottes Barmherzigkeit, wir wollen uns von Gott gebrauchen lassen und den Menschen dienen.  

Nicht aus der Distanz, nicht durch bloße Almosen sondern verstanden als Bestimmung sich selbst hineinzustellen in den Strom der Liebe, Treue, Ehrlichkeit und Zuwendung Gottes zu den Menschen.

Als Christ kann ich nicht anders als empfindsam zu sein für die Sorgen und Nöte der Armen und Schwachen.

Liebe Gemeinde,

  • „Ich kann gar nicht anders“

…. sagte z.B. die Benediktinerin Mutter Mechthild, als sie vor zwei Wochen vor Gericht gefragt wurde, warum Sie mehreren Frauen welche in Italien schwer misshandelt wurden Kirchenasyl gewährt hat.

  • „Ich kann nicht anders: Als Helfen, immer wieder“…

… sagt ein Mitarbeiter der Drogenberatung, nachdem gerade ein Klient die Entgiftung ein weiteres Mal abgebrochen hat und zum wiederholten Mal traurig vor Ihm steht.

  •  „Ich kann nicht anders“

… sagte im vergangenen Jahr die Bayreuther Regionalbischöfin Dr. Greiner, als sie die Initiative ergriff zum Schutz iranischer Christen vor Abschiebung in ein tödliches Regime

„Wir können nicht Menschen taufen und sie dann allein lassen, wenn Gerichte ihren Glauben bezweifeln“.

  • „Wir können nicht anders“

…. sagen die „See Eye“-Mitglieder, die ihr Seenotrettungsschiff nach dem kleinen dreijährigen Jungen benannt haben, der im September 2015 an den Strand angespült wurde: Alan Kurdi. Seine Eltern waren mit ihm vor Krieg und Folter geflohen.

Liebe Gemeinde,

als Christ kann auch ich nicht anders, als in allen persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Prozessen auf Gottes Gerechtigkeit hinzuweisen. Mich aufzumachen zu den Wunden der Welt. Anteil zu nehmen. Und in dieser Anteilnahme, im Dialog erfahre und erlebe ich das Wesen Gottes immer wieder neu

Als Beschenkter, habe ich selbst seine Barmherzigkeit erfahren. Er hat mein Leben zurechtgebracht. Da stehe ich nun unter dem Kreuz und bin ein begnadigter Sünder, und als solcher darf ich mich auf den Weg zu den Wunden in dieser Welt machen.

Und hoffe auf Menschlichkeit angesichts des Unmenschlichen, liebe verzweifelt, glaube dem unverhofften Guten, trotz und gegen alle Wahrscheinlichkeit, stehe ich im Vertrauen auf dem schwankenden Boden in der Hoffnung, dass Gott auch in einer Welt voll Bösen “eine feste Burg ist”, wie es in dem Kirchenlied von Martin Luther heißt.

Und so schließe ich mit einem Gebet.

  • Möge Gott dich segnen mit Unbehagen Gegenüber allzu einfachen Antworten, Halbwahrheiten und oberflächlichen Beziehungen, damit Leben in der Tiefe deines Herzens wohnt.
  • Möge Gott dich mit Zorn segnen Gegenüber Ungerechtigkeit, Unterdrückung Und Ausbeutung von Menschen, damit du nach Gerechtigkeit Gleichberechtigung und Frieden strebst.
  • Möge Gott dich mit Tränen segnen, zu vergießen für die, die unter Schmerzen, Ablehnung, Hunger und Krieg leiden, damit du deine Hand ausstreckst, um sie zu tröten und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln.
  • Und möge Gotte dich mit der Torheit segnen, daran zu glauben, dass du die Welt verändern kannst, indem du Dinge tust, von denen andere meinen, es sei unmöglich sie zu tun.

Und der Friede, welcher höher ist als all unsere menschliche Vernunft. Er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Einzelne Textpassagen sind aus:

Frisch, Ralf „Was können wir glauben – Eine Erinnerung an Gott und den Menschen“ erschienen im Kohlhammer-Verlag

Halik, Thomas: „Berühre die Wunden – Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung“ erschienen im Herder Verlag

Gebet und Geschlechter im “Bibellesen” 1.Tim.2

Das heutige “Bibellesen mit Pfarrer Hofmann” behandelt “heiße Eisen” aus dem 2. Kapitel des 1. Timotheusbriefes: Was Gott will und was Paulus über den Unterschied von Frau und Mann sagt. Um 19.00 Uhr vor Ort im Gemeindehaus Christuskirche oder online zum Mit- oder Nachschauen durch Ihren Klick HIER.

Der behandelte Bibelabschnitt 1. Tim. 2 lautet:

(Das Gemeindegebet)
1 So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, 2 für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. 3 Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, 4 welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 5 Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als Zeugnis zur rechten Zeit. 7 Dazu bin ich eingesetzt als Prediger und Apostel – ich sage die Wahrheit und lüge nicht –, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.

(Männer und Frauen im Gottesdienst)
8 So will ich nun, dass die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel. 9 Desgleichen, dass die Frauen in schicklicher Kleidung sich schmücken mit Anstand und Besonnenheit, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand, 10 sondern, wie sich’s ziemt für Frauen, die ihre Frömmigkeit bekunden wollen, mit guten Werken. 11 Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. 12 Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann herrsche, sondern sie sei still. 13 Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. 14 Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und übertrat das Gebot. 15 Sie wird aber gerettet werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.

www.die-bibel.de

1. Fastenpredigt 2023: „Wut und Beistand bei Hiob und heute“ zum Nachlesen

Die Fastenpredigt vom So, 26.2.2023 mit Dr. Elke Kaufmann zum Nachlesen

Elke Kaufmann ©Elaine Schmidt

Elke Kaufmann ist geschäftsführende Vorständin des Diakonischem Werks der Dekanate Neumarkt, Altdorf und Hersbruck. Als gelernte Sozialpädagogin begann sie in der Dekanats­jugend, arbeitete als Gerontologin im Sozialdienst und Quartiersmanagement bei DIAKONEO und übernahm am Zentrum für Altersmedizin zunehmend mehr Geschäftsführungsaufgaben.

PREDIGT:

Liebe Schwestern und Brüder,

Welcher Versuchung können Sie nicht widerstehen?

Schokolade? Mal schnell die neuesten Nachrichten am Handy checken?

Das letzte Wort zu haben?

Immer wieder erliegt der Mensch den Versuchungen von Besitz, Macht und Geltungsdrang.

Auch Jesus war diesen Versuchungen ausgesetzt; doch er hat sie überwunden. Er wanderte ohne Habe durch die Welt, er wollte die Macht über Leben und Tod nicht und er wollte auch nicht als großer Heiler dastehen.

In unserem heutigen Predigttext geht es um die wohl größte Versuchung, die man sich vorstellen kann: Das Leid.

Hiob 2, 1-13

21Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, dass auch der Satan mit ihnen kam und vor den Herrn trat.
2Da sprach der Herr zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. 3Der Herr sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben.

4Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut! Und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben. 5Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: Was gilt’s, er wird dir ins Angesicht fluchen! 6Der Herr sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!

 7Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel. 8Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. 9Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb! 10Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.

11Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort: Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama. Denn sie wurden eins, dass sie kämen, ihn zu beklagen und zu trösten. 12Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid, und sie warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt 13und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.

Amen.

Hiob leidet – unverschuldet.

Ganz viele Beispiele fallen mir dazu ein und nicht wenige erst aus den letzten drei Jahren: Das qualvolle Ersticken der Menschen am Anfang der Covid-Pandemie, die Einsamkeit vieler auf dem Höhepunkt der Lockdowns, die Bomben auf die Ukraine, die Verschütteten in der Türkei und in Syrien jetzt bei uns die zunehmende Armut in manchen Familien, weil das Geld nur für Strom oder Kinderschuhe in der richtigen Größe reicht.

Das Leid gehört zum Leben dazu.

Das Leid wirft verschiedene Fragen auf, Fragen des Miteinanders und des gelingenden Lebens:

Erstens: Was kann ich als Freund oder Freundin, als Verwandte, als Nächster tun?

Zweitens: Wie gehe ich als Betroffene gut damit um?

Drittens: Die Frage nach dem Warum? Wie kann Gott das zulassen?

– Bitte sehen Sie es mir nach: Diese letzte Frage will ich den Experten, den Theologinnen und Theologen überlassen.

Ich stehe hier als Sozialarbeiterin, als Dienstgeberin, als Mensch und suche nach Antworten auf die ersten beiden Fragen.

Die Geschichte erläutert die Fragen nach dem Leid nicht nur, ja sie inszeniert sie richtiggehend wie in einem dramatischen Bühnenstück.

Hiob wird in Szene gesetzt als das Opfer eines bizarren Handels zwischen Gott und dem Satan. Der Satan argwöhnt: Hiob sei nur fromm, weil es ihm gutgeht. Gott glaubt an die Treue Hiobs, er glaubt daran, dass Hiob sich nicht in Versuchung führen lässt – Deshalb lässt er sich darauf ein.

Das Buch Hiob erzählt keine Wirklichkeit, sondern ist eine Art „geistlicher Roman“, wie ich gelesen habe. Ein Roman, der uns Antworten geben kann, auf unsere Fragen.

Also sehen wir mal:

Zur ersten Frage, was kann ich als – Freund oder Freundin, als Nächster – tun?

Zwei Beispiele bietet der Text: Die Ehefrau und die Freunde.

Zunächst zu den Freunden: Sie reagieren schockiert, sie solidarisieren sich, sie schweigen mit ihm.

Die Freunde sind die Sympathieträger in diesem Stück.

Sie stehen Hiob wortlos bei, 7 Tage und Nächte lang. So viel Mitgefühl und Stärke muss man erst einmal aufbringen. Dabei­bleiben, sich dazusetzen, Schweigen, Stille und Tränen aushalten, auch wenn man sich hilflos fühlt. Die Freunde bieten keinen schalen Trost, sondern setzten sich zu ihm in den Dreck. Eigentlich sind sie gekommen, um ihn zu trösten, aber angesichts seines Elends bleibt ihnen jeder lapidare Zuspruch im Hals stecken. Sie sehen wie begrenzt ihre Möglichkeiten sind, sie spüren die Grenzen ihrer Macht.

Meiner Erfahrung nach liegt hier die erste große Versuchung im Umgang mit dem Leid: Zu glauben, dass man die Macht hat, zu retten. In der Sozialen Arbeit nennt man das „Helfersyndrom“: Wenn jemand anderen hilft, nicht aus Erbarmen oder Solidarität, sondern weil es ihm oder ihr selbst ein gutes Gefühl gibt.

Die Freude hingegen leisten Hiob Beistand, so gut es eben geht. Beistand leisten – das ist das, was wir als Nächste tun können!

Das zweite Beispiel für den Umgang mit dem Leid, liefert die Ehefrau:

Sie hat die wenig attraktive Rolle in dem Bühnenstück, ein wenig wie der Hofnarr an früheren Fürstenhäusern. Sie spricht aus, was alle denken, aber keiner zu sagen wagt; sie ist wütend, provokant, latent aggressiv – und – wenn wir uns Hiob wirklich auf dem Müllberg vor dem Dorf vorstellen – in aller Öffentlichkeit.  

Ist sie ihm darin nicht auch eine Nächste? In dem sie nüchtern zur Sprache bringt, was auch eine Möglichkeit wäre – und Hiob damit den Anstoß gibt, sich zu positionieren.

Ich glaube, die Ehefrau wird ihm zum Nächsten durch ihr ehrliches Aussprechen, durch ihre Wut.

Er kommt nämlich erst mit den provokanten Äußerungen seiner Frau aus seiner Wortlosigkeit, die vielleicht auch eine innere Erstarrung war. Sie bringt Bewegung in die Sache! Manchmal bringt uns erst eine klare Forderung von außen dazu, uns zu überlegen, was wir eigentlich wollen und denken.

Seine Frau wird ihm darin zur Nächsten, dass sie ihn in Bewegung bringt. Seine Frau empfiehlt gerade das, was die Absicht des Satans war. Hiob schilt sie deshalb „töricht“, das ist – so hab ich es gelesen, nach der Bibel jemand, der nicht mit Gott rechnet.

Vermutlich wird hier eine weitere Versuchung, die das Leid anderer mit sich bringt, in Szene gesetzt: Nämlich aufzugeben, die Hände in den Schoß zu legen  und zu jammern: Es hilft doch alles nichts! Wenn man in den Nachrichten von all dem Elend rings um uns her hört, von dem politischen HickHack, kommt man schon leicht in Versuchung zu sagen: Ich kann eh nichts ändern.

Doch: Wir können etwas ändern! Wie können den Leidenden zum Nächsten werden! Ich glaube, Beides tut Not: Wut und Beistand.

Die Wut, um auf die Straße zu gehen und Ungerechtigkeiten zu benennen, Veränderungen auf den Weg zu bringen, die Erstarrung und den Verdruss aufzulösen. Die Wut hilft, einen Missstand öffentlich zu machen und nicht wegzusehen. Der öffentliche Aufschrei rüttelt manchmal auch die Betroffenen selbst wach, die sich des Unrechts, das ihnen geschieht, gar nicht bewusst sind.

Und natürlich braucht es auch den Beistand, Aufmerksamkeit und Mitgefühl. Es braucht das Pflegen, das Kleiden, das Beherbergen, das Beraten, das Begegnen.

Als Diakonie ist das genau unsere Aufgabe: Hinzusehen, Ungerechtigkeiten zu erkennen und klar zu benennen und den Leidenden beizustehen, sich zu solidarisieren und Hilfe anzubieten

Nun zur zweiten Frage:

Wie kann ich als Betroffene besser mit eigenem Leid umgehen? Wie geht Hiob mit dem Leid um, das ihm widerfährt?

Hiobs Reaktion auf seine Erkrankung wird in V. 8 fast teilnahmslos geschildert. Kein Wort über die Schmerzen, kein Wort über die Verzweiflung, keine Klage, keine Frage, überhaupt kein Laut kommt aus seinem Mund.

Eine ganz normale erste Reaktion auf Leid, Schicksalsschläge und Traumata ist das.  Elisabeth Kübler-Ross beschreibt in ihrem Buch über Sterben und Trauer die Erstarrung als eine notwendige Reaktionsform auf eine fürchterliche Nachricht. Der Gedanke „Jetzt reicht es, ich mag nicht mehr!“ ist ganz normal.

Die Versuchung liegt wohl darin, in dieser Erstarrung steckenzubleiben, jeden Vorschlag, jeden Beistand abzulehnen, weil es ja doch nichts bringt und zu glauben, dass man auch selbst nichts ändern kann.

Hiob fügt sich in sein Schicksal: Seine Hautkrankheit verlangt, dass er die menschliche Gemeinschaft verlassen muss, er setzt sich außerhalb des Dorfes auf den Aschen – und Abfallhaufen.

Er übt sich in Demut –  Bewundernswert mutig fügt er sich in sein Schicksal.

Das mit der Demut fällt mir selbst – offen gesagt – nicht so leicht. Ich sehe hier Hiobs Verhalten als Einladung, als Anregung auszuprobieren, wie sich das anfühlt, das Vertrauen in den Mittelpunkt zu stellen. Der gläubige Hiob geht weiter, als ich es mir vorstellen kann und will. Hiob nimmt das Leid an.

Erst auf die Vorhaltungen seiner Frau hin, löste er sich aus seiner Erstarrung. Und im darauffolgenden Kapitel findet Hiob Worte für sein Elend. Immer entschiedener verlangt Hiob schließlich Antwort von Gott selbst. Er klagt Gott an:  Er hat meinen Weg vermauert … und Finsternis auf meinen Steig gelegt. … Er hat mich zerbrochen und meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum…Mein Gebein hängt nur noch an Haut und Fleisch und nur das nackte Leben brachte ich davon.

In seiner Klage kann Hiob uns ein weiteres Beispiel geben. Er schimpft, er zetert, er fordert Gott heraus und er bleibt im Kontakt mit ihm. Er glaubt daran, dass Gott Gutes und Böses in seiner Hand hält und jedes Schicksal wenden kann.

Also, was kann ich als Betroffene versuchen, wenn ich leide?

Ich kann mich in Demut üben, die kann die Erstarrung überwinden, mich trösten lassen, Hilfe annehmen

und – wie wir bei Hiob sehen – wichtig ist es, in Verbindung mit Gott zu bleiben  – wenn es sein muss mit Weinen und Wehklagen, so wie es in dem Lied heißt: All Eure Sorge werft auf ihn.

Wie kann also es gelingen mit Leid umzugehen – mit dem eigenen und mit dem eines anderen?

Das Beispiel Hiob zeigt, wie im Angesicht des Leides, ein Weiterleben und vor allem ein Bleiben im Glauben möglich ist. Mit Demut und Klage, mit Wut und Beistand.

Amen.

Wochenlied: 347, 1-4 Ach bleib mit deiner Gnade

Predigtlied: 369, 1-6 Wer nur den lieben Gott lässt walten

631 All Eure Sorge werft auf ihn

Quellen:

Gottesdienstinstitut der ELKB, Lesegottesdienst 2023_02_26, Autorin: Christiane Murner

Bergmoser & Höller (Hrsg.), 2023, Invokavit

Podcast: Wandel aktiv gestalten

Von Roßtal über Stein zu David Geitners Wohnort in seiner Kindheit bei Eibach

Vo Roschdl in den Rednitzgrund – Diese wunderschöne Tour haben wir uns dieses mal für unseren Podcast ausgesucht.

Um was geht es dieses mal? Unser Gast Martin ist in der Unternehmensberatung tätig und beschäftigt sich jeden Tag mit Change Management. Welche Parallelen können wir mit unserem Leben ziehen und damit Wandel aktiv gestalten?

Ein Rudel Rehe bei Stein direkt vor der Toren von Nürnberg

Mit der S-Bahn ging es von Lauf aus nach Roßtal.

Tourbeschreibung nach dem VGN: Vor den westlichen Toren Nürnbergs führt diese Wanderung anfangs durch den historischen Ortskern Roßtals, dann auf verträumten Pfaden und Wegen ohne größere Steigungen ins Tal des Grundbaches, dann hinauf nach Gutzberg. Danach eröffnen sich herrliche Weitblicke, die bei guter Sicht vom Walberla bis zum Dillberg reichen. Nach dem wildromatischen Klingengraben geht es ab Gerasmühle entlang der Rednitz hinein nach Reichelsdorf.

Die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres

Erschütternde Schönheit und große Meisterschaft von Kilian Langrieger.

Erfolgreicher Start der neuen Reihe „passion:piano::st. jakob“

Kilian Langrieger beim Einspielen am Bechstein-Flügel in St. Jakob. Foto: Hanstein

Etwa 45 bis 50 Zuhörer erlebten am vergangenen Samstag den 11.2. einen fulminanten Konzertabend der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lauf a. d. Pegnitz. Der 24 Jahre junge Pianist Kilian Langrieger aus Schierling im Landkreis Regensburg, Absolvent des Konservatoriums F. A. Bonporti Trient/Italien, begeisterte sein Publikum in St. Jakob mit vier Präludien und Fugen von J. S. Bach, zwei Sonaten von W. A. Mozart und F. Chopin am Flügel und einer Zugabe.

Pfarrer Jan-Peter Hanstein begrüßte unter den Gästen auch die Eltern des Pianisten, die ihm seit seiner ersten Pfarrstelle in Neustadt/Donau seit 20 Jahren freundschaftlich und musikalisch verbunden sind.

Kilian Langrieger gab zunächst vier Präludien und Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier Band 1 von Bach. Darunter waren die beiden ersten in C-Dur und c-Moll, deren Präludien vielen aktiven Klavierspielern bekannt sein dürften, deren Fugen jedoch gehobene Anforderungen stellen. Dagegen sind Nr. 12 in f-moll und Nr. 20 in a-moll nur von geübten Pianisten zu bewältigen. Bach ist für Langrieger elementar für alle nachfolgende Musik. Er spürte mit Emotion und Intensität den überwältigenden Wendungen und Lösungen nach, die für Bach charakteristisch sind. Hierbei blitzte schon die tiefe Gestaltungskraft und Darstellungsgabe Langriegers auf, die zu luzider Entflechtung der kompositorischen Dichte der beiden vierstimmen Fugen in C-Dur und a-moll führten. Die monumentale Größe der letzten in a-moll, die er in berückender Geschwindigkeit anging, brachte ihm den ersten begeisterten Applaus. Hier zeigte er erstmals die Klangfülle, die das für die Orgel komponierte Stück erfordert und die Möglichkeiten des etwas verstimmten Bechstein-Flügels bis an dessen Grenzen erprobte.

Es folgte die Sonate Nr. 12 in F-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Bei Mozart ist gleichsam jeder Ton weltberühmt. Alles ist bei seinen Kompositionen perfekt: keine Note zu viel, keine zu wenig und alles am richtigen Platz. Es klingt so leicht und ist gleichzeitig so schwer. Rein und klar glitzerten Langriegers Läufe, niemals den für Mozart angemessenen zurückhaltenden Kammerton überschreitend. Die drei Sätze mit dem Allegro zu Beginn, dem folgenden Adagio und dem Allegro assai perlten makellos von den Tasten ins Oval von St. Jakob. So mitreißend jugendlich zeigte Kilian Langrieger seinen höchst entwickelten Anschlag, dass manchem Zuhörer der Atem stockte. Danach ging man geistig beschwingt in die Pause und konnte sich an der Bar erfrischen.

Aufmerksame Spannung lag vor der dritten Sonate in h-moll von Frédéric Chopin, dem unbestreitbare Hauptwerk des Abends, das schon drei Jahre nach seinem öffentlichen Erscheinen in Druckform vom Pariser Konservatorium zum Pflichtstück der Abschlussprüfungen aller Pianisten angesetzt wurde. Langrieger nahm die zunehmend staunenden Zuhörer auf eine spirituelle Reise mit. Episoden emotionaler Ausbrüche wechseln sich ab mit fröhlichen tänzerischen Erinnerungen und abgründigen Reflexionen. Sogar eine Fuge als Hommage an Bach ist eingebaut. In jeder Passage spürte man die Dichte und jahrelange Auseinandersetzung mit diesem Werk, das Kilian Langrieger mit seinem ganz eigenem Ausdruck und Stil meisterhaft interpretierte. funkelnde Läufe und wahnwitzige Kaskaden wechseln sich ab mit unerhörten Inversionen, in dem sich Hörer in einer dunklen Unterwasserhöhle wähnen. Der 38-jährige Chopin hat diese letzte von nur drei Sonaten nach dem Tod seines Vaters komponiert und sie stellt emotional und technisch höchste Anforderungen an die Pianisten. Unendlich große Schwierigkeiten sind zu überwinden. Ob Chopins Klangreichtum oder seine Melodien von hinreißender Schönheit, schließlich seine kraftvollen Akkordkaskaden: alles, wirklich alles ist dem jungen Pianisten hier in überzeugender Weise gelungen. Im Scherzo vivace, das noch immer gestandene Pianisten vor manches technische Rätsel stellt, ließ Langrieger dieses aufs knappster Strecke sich entfaltende Tongedicht brillant aufblitzen. Das Largo erschütterte manchen Zuhörer in Innersten, es gelang so elfenhaft zart und paradiesisch schön, wie man sich es nicht schöner hätte vorstellen können. Das Finale „Presto man non tanto“ hob im notierten Marcatissimo an, verharrte kurz auf der Fermate, ehe das Agitato in einem wahren Höllenritt ausartete.

Am Ende stand ein langer Applaus der faszinierten Zuhörer, die sich einig waren, dass sie dem Anfang der großen Zukunft eines jungen Meisters beiwohnen durften, der hoffentlich bald wieder in Lauf Piano spielt und sie in nie gehörte Welten führen wird. Mit einer innig-mystischen Zugabe von Arvo Pärt schloss der künstlerische Teil des Abends.

Der Beginn der neuen Reihe „passion:piano::st. jakob“ in Lauf ist fulminant gelungen und macht Lust auf mehr!

Text: Jan-Peter Hanstein mit Zitaten aus Gesprächen und Texten von und mit Hannes und Kilian Langrieger

Kilian Langrieger  ©Foto Michael Vogl

Die neue Reihe passion:piano :: st. jakob bietet Ihnen Musik im ansprechenden Ambiente von St. Jakob, einem modernen Ort der Gemeinschaft und des Gebets. In St. Jakob präsentieren professionelle KünstlerInnen wunderbare Stücke aus ihrem Repertoire am Bechstein-Flügel. Begleitet z.B. von einem Akkordeon, einem Cello, einer Geige, der Stimme einer Sopranistin, einer Tänzerin oder ganz allein, kann das Piano mit Passion gehört werden und Kunst uns beflügeln.
 

Gedenkveranstaltung in Lauf für die Erdbeben-Opfer in der Türkei und Syrien, heute Samstag, 18. Februar, um 14 Uhr Oberer Marktplatz

Bei einem schweren Erdbeben im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei sind mindestens 20.000 Menschen ums Leben gekommen, zahlreiche weitere sind verletzt. Unsere Partner sind vor Ort und leisten Nothilfe. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende!

LAUF – In Gedenken an die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien lädt die Stadt Lauf am Samstag, 18. Februar, um 14 Uhr zu einer Veranstaltung auf den Oberen Marktplatz in Lauf ein. Wer will, kann auch Geld spenden.

Mehr als 35.000 Menschen sind durch die Erdbeben in der Nacht auf den 6. Februar 2023 in der Türkei und in Syrien ums Leben gekommen, viele weitere Menschen haben ihre Häuser und Wohnungen verloren und werden nun von Hilfsorganisationen mit dem Nötigsten versorgt.

Überall auf der Welt ist die Betroffenheit groß, auch in Lauf. Viele türkischstämmige Lauferinnen und Laufer haben ihre Wurzeln in der betroffenen Region und trauern nun um Angehörige, Freunde und Bekannte, so die Stadt Lauf in einer Mitteilung.

Anlässlich der schrecklichen Tragödie findet am kommenden Samstag, 18. Februar 2023, um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung auf dem Oberen Marktplatz statt. Dazu lädt Bürgermeister Thomas Lang alle Lauferinnen und Laufer ein.

Auch der stellvertretende Landrat Helmut Brückner, Röthenbachs Bürgermeister Klaus Hacker, Vertreter von Ditib Lauf sowie der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und Vertreter von Hilfsorganisationen werden vor Ort sein.

Spendenmöglichkeiten

Online unter: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/

Siehe ebenfalls: EKD-Ratsvorsitzende Präses Annette Kurschus betet für Opfer in Erdbebenregion

Vor Ort wird es die Möglichkeit geben, Geld für die Betroffenen der Katastrophe zu spenden. Dieses Geld wird anschließend zweckgebunden dem Bayerischen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Natürlich sind aber unabhängig davon auch Spenden an andere Organisationen, etwa an das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, bestehend aus Deutschem Rotem Kreuz, Caritas, Unicef und Diakonie (IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600, BIC: COBADEFFXXX, Stichwort: Erdbeben Türkei Syrien) oder an Ärzte ohne Grenzen (IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00, BIC: BFSWDE33XXX, Bank für Sozialwirtschaft) möglich.