Fastenpredigten 2023 in der Johanniskirche

Akademiedirektor Udo Hahn, © Haist/eat archiv

Fastenpredigt III: “Suchet der Stadt Bestes“ mit Musik von JohannisBrass

So, 26.3.2023 mit Pfarrer Udo Hahn

Pfarrer Udo Hahn ist bekannt als Rundfunkprediger und Publizist. Er leitet seit 2011 die Evangelische Akademie Tutzing. Er war u.a. Redakteur beim Rheinischen Merkur und Oberkirchenrat der EKD. Für die Fastenpredigt kehrt er zurück zu seinen Wurzeln. In Lauf geboren hat er hier Abitur gemacht, in Neunkirchen am Sand ist er aufgewachsen. Die FastenpredigerInnen in der Johanniskirche Lauf 2023 geben Orientierung in aktuellen Herausforderungen, getragen von persönlichen und beruflichen Erfahrungen.

Der Gottesdienst findet am 23.3. um 9:30 Uhr in der Johanniskirche statt und werden musikalisch von JohannisBrass gestaltet. Danach gibt es die Möglichkeit zur persönlichen Begegnung mit den PredigerInnen beim Kirchenkaffee im Johannis-Saal.

“Herausforderungen unserer Zeit”

Kriege, Klimawandel und Künstliche Intelligenz sind wahrscheinlich die größten Themen im Jahr 2023 in unserer Gesellschaft. Wie begegnen wir ihnen? Wozu sind wir herausgefordert? Welche Rolle könnte Glaube spielen?

Diese Gottesdienste in der Passionszeit finden alle 14 Tage jeweils um 9:30 Uhr in der Johanniskirche statt und werden musikalisch umrahmt. Danach gibt es die Möglichkeit zur persönlichen Begegnung mit den PredigerInnen beim Kirchenkaffee im Johannis-Saal.

Elke Kaufmann ©Elaine Schmidt

Hier die Fastenpredigten 2023 zum Nachlesen!

Fastenpredigt I: „Wut und Beistand bei Hiob und heute“

So, 26.2.2023 mit Dr. Elke Kaufmann.

Elke Kaufmann ist geschäftsführende Vorständin des Diakonischem Werks der Dekanate Neumarkt, Altdorf und Hersbruck. Als gelernte Sozialpädagogin begann sie in der Dekanats­jugend, arbeitete als Gerontologin im Sozialdienst und Quartiersmanagement bei DIAKONEO und übernahm am Zentrum für Altersmedizin zunehmend mehr Geschäftsführungsaufgaben.

Unsere FastenpredigerInnen in der Johanniskirche Lauf 2023 geben Orientierung und machen Vorschläge, getragen von persönlichen und beruflichen Erfahrungen.

David Geitner ©privat

Hier zum Nachlesen!

Fastenpredigt II: „Berühre meine Wunden“ – Anteilnahme als Auftrag Christi in unserer Gesellschaft?!“

So, 12.3.2023 mit Diakon David Geitner. David Geitner ist seit Februar 2023 Berater für Kirchenasyl der Evangelischen Landeskirche in Bayern. Er arbeitete sieben Jahre bis Ende 2020 als Jugendleiter und in der Flüchtlingsberatung in unserer Kirchengemeinde Lauf. Zuletzt war er Geschäftsführer für Kindertagesstätten im Dekanat Hersbruck. Er ist Rummelsberger Diakon und hat zusätzlich einen Abschluss als Betriebswirt (VWA)

Heutiges Bibellesen über 1. Tim. 3

Im heutigen “Bibellesen mit Pfarrer Hofmann” geht es um das 3. Kapitel des 1. Timotheusbriefes. Vor Ort im Gemeindehaus Christuskirche oder online durch Ihren Klick HIER.

1 Das ist gewisslich wahr: Wenn jemand ein Bischofsamt[1] erstrebt, begehrt er eine hohe Aufgabe. 2 Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren, 3 kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, 4 einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat, in aller Ehrbarkeit. 5 Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er für die Gemeinde Gottes sorgen? 6 Er soll kein Neugetaufter sein, damit er sich nicht aufblase und dem Urteil des Teufels verfalle. 7 Er muss aber auch einen guten Ruf haben bei denen, die draußen sind, damit er nicht geschmäht werde und sich nicht fange in der Schlinge des Teufels. 8 Desgleichen sollen die Diakone ehrbar sein, nicht doppelzüngig, keine Säufer, nicht schändlichen Gewinn suchen; 9 sie sollen das Geheimnis des Glaubens mit reinem Gewissen bewahren. 10 Und man soll sie zuvor prüfen, und wenn sie untadelig sind, sollen sie den Dienst versehen. 11 Desgleichen sollen die Frauen ehrbar sein, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allen Dingen. 12 Die Diakone sollen ein jeder der Mann einer einzigen Frau sein und ihren Kindern und ihrem eigenen Haus gut vorstehen. 13 Welche aber ihren Dienst gut versehen, die erwerben sich selbst ein gutes Ansehen und viel Freimut im Glauben an Christus Jesus.

Das Geheimnis des Glaubens
14 Dies schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen; 15 wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit. 16 Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er[2] ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.

www.die-bibel.de

2. Fastenpredigt 2023: „Berühre meine Wunden“ – Anteilnahme als Auftrag Christi in unserer Gesellschaft?!“ – zum Nachlesen

Die Fastenpredigt vom So, 12.3.2023 mit Diakon David Geitner. zum Nachlesen

David Geitner ©privat

David Geitner ist seit Februar 2023 Berater für Kirchenasyl der Evangelischen Landeskirche in Bayern. Er arbeitete sieben Jahre bis Ende 2020 als Jugendleiter und in der Flüchtlingsberatung in unserer Kirchengemeinde Lauf. Zuletzt war er Geschäftsführer für Kindertagesstätten im Dekanat Hersbruck. Er ist Rummelsberger Diakon und hat zusätzlich einen Abschluss als Betriebswirt (VWA)

PREDIGT:

Liebe Gemeinde,

ein warmer Tag im vergangenen Sommer, als ich einen plötzlichen Anruf erhielt: Einer irakischen Familie mit drei Kindern droht die Abschiebung nach Polen. Die Kinder bereits zur Schule, sprachen deutsch und waren bei uns angekommen. Traumatische Erfahrungen hatten diese bereits hinter sich. Und nun zurück in ein Land, indem ihnen Obdachlosigkeit und Armut drohten. Bis kurze Zeit zuvor waren Abschiebungen ausgesetzt, da die polnischen Behörden mit der Unter-bringung überfordert waren.

Ein paar Telefonate später war klar, dass wir die Familie in den Kirchenräumen aufnehmen werden. Ehrenamtliche, Hauptamtliche – alle halfen zusammen.

Als ich die verängstige Familie schließlich in ihre neue Bleibe brachte und alle ihre Betten bezogen waren, kam die neunjährige Tochter auf mich zu. Umarmte mich, weinte und sagte dann leise: „Dankeschön! Jetzt sind wir in Sicherheit.“ Von dieser Begegnung war ich tief ergriffen und sie hat den heutigen Predigttext für mich lebendig werden lassen. 

26Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Thomas erkennt Jesus den Retter der Welt an dessen Wunden. In ihnen nimmt er das Wesen Gottes, die allesumfassende Liebe war.

Das spannende für mich an dieser biblischen Geschichte ist, dass es dabei nicht um eine theologische Überlegung über die physische Präsenz Jesu geht. Nein, es geht vielmehr um eine tiefere Dimension unseres christlichen Glaubens: Thomas ist emotional ergriffen, als er angesichts der Wunden erkennt und begreift, dass der Auferstandene und der Gekreuzigte der Gleiche sind.

Auch mir ging es in der Situation mit der Familie und in zahlreichen anderen Gesprächen und Begegnungen mit Geflüchteten, die sich in emotionalen Ausnahmesituationen befinden so. Gott ist da!

In den Wunden der Welt kann auch ich Christus erkennen. Überall dort wo ich der Aufforderung Gottes, dem Evangelium folge und mich den Wunden unserer Welt zuwende: Dort IST Gott. Gott ereignet sich überall dort wo Menschen sich vom Leid der Welt ansprechen und in Bewegung bringen lassen.

Hinsehen und Hingehen, zu den Menschen die Not leiden, ausgeschlossen werden und ausgegrenzt sind wird so zur Gotteserkenntnis.  

Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Liebe Gemeinde,

es ist gerade Passionszeit: Eine Zeit, die uns zeigt, dass der gnädige Gott gleichzeitig der gekreuzigte, leidende, grausamst möglich von Menschen hingerichtet und erniedrigt, aller Menschenwürde beraubte Gott ist.

Das Glaube an Christus und der Blick auf das Kreuz von der Empfindsamkeit, von der Anteilnahme für den Schmerz der Welt leben.

Thomas hat das erkannt. Er musste dafür die Wunden nicht tatsächlich berühren, sondern allein die Zuwendung, der Anblick haben ausgereicht, dass er in ihnen das Wesen Gottes erkannt hat

Wenn ich mich den Verwundeten dieser Welt zuwende, weisen mich diese verlässlich und einmalig auf Christus hin. Denn mit ihnen und ihnen ist Gott präsent.

Dann bekommt die Passionsgeschichte mit dem Leiden Jesu für mich plötzlich einen Sinn.

Gott ist in dieser Welt gegenwärtig. Er wirkt in und durch Liebe – manchmal trotz allem Augenschein – sorgt er inmitten und trotz scheinbaren Chaos für die Heilung der Welt.

Er zeigt uns dabei, dass er sich am Kreuz einmalig und letztmalig auf einen konsequenten Weg der Liebe und Zuwendung mit den Menschen einlässt.

Indem er sich aus der Welt herauskreuzigen ließ, indem er die Brutalität von Leid und Tod offengelegt hat, hat er gleichzeitig dem Leid und Schmerz die Macht genommen. Mit Blick auf das Kreuz dürfen wir wissen, dass Gott selbst inmitten des Schmerzes der Welt präsent ist.

Ein solcher Glaube und eine solche Zuversicht erscheinen vielleicht als eine Zumutung angesichts der Bilder aus der Ukraine oder anderen Kriegsgebieten und angesichts der Flüchtlingssituation an den europäischen Außengrenzen. Aber das Wort Zumutung trifft vielleicht genau, worum es beim Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit geht.

Denn Glaube ist keine esoterische Praxis mit Jesus Christus als Spiritual-Leader für ein besseres und sorgenfreieres Leben. Glaube entsteht und bewährt sich vielmehr genau dort, wo das Dunkel uns umstellt und keine menschliche Hoffnung zu sehen ist.

ZuMUTung meint: Dass den Menschen angesichts der Begegnungen mit den Wunden der Welt auch Mut erwachsen kann, Kraft zum Leben, Hoffnung auf Gottes Liebe und Barmherzigkeit.

Unser Kirchenvater Martin Luther hat es einmal folgt formuliert: „Christus kommt nicht so, dass er äußerliche Dinge ändern oder seine Schöpfung zerstören und anders machen wolle. […] Das ist aber ist die rechte Änderung, um welcher Christus gekommen ist: Das ein Mensch inwendig im Herzen anders werde.“

Denn die Passionsgeschichte ist der Beginn der Heldenerzählung unseres Gottes: Eine Erzählung des Glaubens, deren Held der menschenfreundliche Gott ist, der uns in Gemeinschaft ruft, der die Welt aus Liebe erlöst hat, der sich behutsam, zärtlich und leidenschaftlich mit der geballten Macht des Bösen auseinandergesetzt hat und der das Reich Gottes errichten wird, indem es weder Leid noch Tod noch Schmerz gibt.

Ostern zeigt mir, perspektivisch an Jesus – dass all das Böse eines Tages verschwunden sein und die Gemeinschaft mit Gott – vollendet werden wird. Wenn wir im Licht der Auferstehung auf die Welt blicken, sehen wir unser Schicksal:

Das wir bei Gott, eine Zukunft haben. Dann erfahren wir die Gewissheit, dass die Liebe Gottes nicht scheitern wird.

Und: Wenn wir die Auferstehung als wahrhaftig sehen, dann spüren wir die weltrevolutionäre Kraft, die von ihr ausgeht. Dann erfahren wir das Programm, welches Gott mit uns in dieser Welt vorhat: Die Welt zu verwandeln: An-Zu-Lieben in und gegen diese Welt

„An-Lieben“ verstanden als ein verwandelter Blick – im Geiste Gottes – auf und in diese Welt hinein. Als Vorgriff und mit einem glaubenden Geist verbunden mit der Gewissheit, dass der Mensch – ja die Schöpfung – eine Zukunft hat:  Das ewige Leben – Bei Gott!

Denn Gotteserkenntnis ist in der Bibel niemals nur ein kühles, objektives Wissen über Gott und die Welt. Es ist mehr als eine ontologische Bestimmung. Man kann Gott nicht aus der Distanz wahrnehmen.

Gott zu erkennen, führt zu einem verwandelten Herzen, einer Verwandlung unserer selbst, einer Angleichung unseres Lebens an das Wesen Gottes. Man kann es auch so sagen: Das Herz, mit dem man Gott erkennt, muss selbst vom Herzschlag der Barmherzigkeit, dem Recht und der Gerechtigkeit Gottes bestimmt sein. Wer Gott erkennt, wird von ihm verwandelt werden.

Wir selbst, die wir Gott zu erkennen suchen, werden Künder und Trägerinnen, Botinnen und Praktiker von Gottes Barmherzigkeit, Gottes Recht und Gottes Gerechtigkeit in der Welt.

Hier liegt die Aufgabe: Wir sind Instrumente für Gottes Barmherzigkeit, wir wollen uns von Gott gebrauchen lassen und den Menschen dienen.  

Nicht aus der Distanz, nicht durch bloße Almosen sondern verstanden als Bestimmung sich selbst hineinzustellen in den Strom der Liebe, Treue, Ehrlichkeit und Zuwendung Gottes zu den Menschen.

Als Christ kann ich nicht anders als empfindsam zu sein für die Sorgen und Nöte der Armen und Schwachen.

Liebe Gemeinde,

  • „Ich kann gar nicht anders“

…. sagte z.B. die Benediktinerin Mutter Mechthild, als sie vor zwei Wochen vor Gericht gefragt wurde, warum Sie mehreren Frauen welche in Italien schwer misshandelt wurden Kirchenasyl gewährt hat.

  • „Ich kann nicht anders: Als Helfen, immer wieder“…

… sagt ein Mitarbeiter der Drogenberatung, nachdem gerade ein Klient die Entgiftung ein weiteres Mal abgebrochen hat und zum wiederholten Mal traurig vor Ihm steht.

  •  „Ich kann nicht anders“

… sagte im vergangenen Jahr die Bayreuther Regionalbischöfin Dr. Greiner, als sie die Initiative ergriff zum Schutz iranischer Christen vor Abschiebung in ein tödliches Regime

„Wir können nicht Menschen taufen und sie dann allein lassen, wenn Gerichte ihren Glauben bezweifeln“.

  • „Wir können nicht anders“

…. sagen die „See Eye“-Mitglieder, die ihr Seenotrettungsschiff nach dem kleinen dreijährigen Jungen benannt haben, der im September 2015 an den Strand angespült wurde: Alan Kurdi. Seine Eltern waren mit ihm vor Krieg und Folter geflohen.

Liebe Gemeinde,

als Christ kann auch ich nicht anders, als in allen persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Prozessen auf Gottes Gerechtigkeit hinzuweisen. Mich aufzumachen zu den Wunden der Welt. Anteil zu nehmen. Und in dieser Anteilnahme, im Dialog erfahre und erlebe ich das Wesen Gottes immer wieder neu

Als Beschenkter, habe ich selbst seine Barmherzigkeit erfahren. Er hat mein Leben zurechtgebracht. Da stehe ich nun unter dem Kreuz und bin ein begnadigter Sünder, und als solcher darf ich mich auf den Weg zu den Wunden in dieser Welt machen.

Und hoffe auf Menschlichkeit angesichts des Unmenschlichen, liebe verzweifelt, glaube dem unverhofften Guten, trotz und gegen alle Wahrscheinlichkeit, stehe ich im Vertrauen auf dem schwankenden Boden in der Hoffnung, dass Gott auch in einer Welt voll Bösen “eine feste Burg ist”, wie es in dem Kirchenlied von Martin Luther heißt.

Und so schließe ich mit einem Gebet.

  • Möge Gott dich segnen mit Unbehagen Gegenüber allzu einfachen Antworten, Halbwahrheiten und oberflächlichen Beziehungen, damit Leben in der Tiefe deines Herzens wohnt.
  • Möge Gott dich mit Zorn segnen Gegenüber Ungerechtigkeit, Unterdrückung Und Ausbeutung von Menschen, damit du nach Gerechtigkeit Gleichberechtigung und Frieden strebst.
  • Möge Gott dich mit Tränen segnen, zu vergießen für die, die unter Schmerzen, Ablehnung, Hunger und Krieg leiden, damit du deine Hand ausstreckst, um sie zu tröten und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln.
  • Und möge Gotte dich mit der Torheit segnen, daran zu glauben, dass du die Welt verändern kannst, indem du Dinge tust, von denen andere meinen, es sei unmöglich sie zu tun.

Und der Friede, welcher höher ist als all unsere menschliche Vernunft. Er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Einzelne Textpassagen sind aus:

Frisch, Ralf „Was können wir glauben – Eine Erinnerung an Gott und den Menschen“ erschienen im Kohlhammer-Verlag

Halik, Thomas: „Berühre die Wunden – Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung“ erschienen im Herder Verlag

Gebet und Geschlechter im “Bibellesen” 1.Tim.2

Das heutige “Bibellesen mit Pfarrer Hofmann” behandelt “heiße Eisen” aus dem 2. Kapitel des 1. Timotheusbriefes: Was Gott will und was Paulus über den Unterschied von Frau und Mann sagt. Um 19.00 Uhr vor Ort im Gemeindehaus Christuskirche oder online zum Mit- oder Nachschauen durch Ihren Klick HIER.

Der behandelte Bibelabschnitt 1. Tim. 2 lautet:

(Das Gemeindegebet)
1 So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, 2 für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. 3 Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, 4 welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 5 Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als Zeugnis zur rechten Zeit. 7 Dazu bin ich eingesetzt als Prediger und Apostel – ich sage die Wahrheit und lüge nicht –, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.

(Männer und Frauen im Gottesdienst)
8 So will ich nun, dass die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel. 9 Desgleichen, dass die Frauen in schicklicher Kleidung sich schmücken mit Anstand und Besonnenheit, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand, 10 sondern, wie sich’s ziemt für Frauen, die ihre Frömmigkeit bekunden wollen, mit guten Werken. 11 Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. 12 Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann herrsche, sondern sie sei still. 13 Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. 14 Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und übertrat das Gebot. 15 Sie wird aber gerettet werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.

www.die-bibel.de

1. Fastenpredigt 2023: „Wut und Beistand bei Hiob und heute“ zum Nachlesen

Die Fastenpredigt vom So, 26.2.2023 mit Dr. Elke Kaufmann zum Nachlesen

Elke Kaufmann ©Elaine Schmidt

Elke Kaufmann ist geschäftsführende Vorständin des Diakonischem Werks der Dekanate Neumarkt, Altdorf und Hersbruck. Als gelernte Sozialpädagogin begann sie in der Dekanats­jugend, arbeitete als Gerontologin im Sozialdienst und Quartiersmanagement bei DIAKONEO und übernahm am Zentrum für Altersmedizin zunehmend mehr Geschäftsführungsaufgaben.

PREDIGT:

Liebe Schwestern und Brüder,

Welcher Versuchung können Sie nicht widerstehen?

Schokolade? Mal schnell die neuesten Nachrichten am Handy checken?

Das letzte Wort zu haben?

Immer wieder erliegt der Mensch den Versuchungen von Besitz, Macht und Geltungsdrang.

Auch Jesus war diesen Versuchungen ausgesetzt; doch er hat sie überwunden. Er wanderte ohne Habe durch die Welt, er wollte die Macht über Leben und Tod nicht und er wollte auch nicht als großer Heiler dastehen.

In unserem heutigen Predigttext geht es um die wohl größte Versuchung, die man sich vorstellen kann: Das Leid.

Hiob 2, 1-13

21Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, dass auch der Satan mit ihnen kam und vor den Herrn trat.
2Da sprach der Herr zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. 3Der Herr sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben.

4Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut! Und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben. 5Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: Was gilt’s, er wird dir ins Angesicht fluchen! 6Der Herr sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!

 7Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel. 8Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. 9Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb! 10Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.

11Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort: Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama. Denn sie wurden eins, dass sie kämen, ihn zu beklagen und zu trösten. 12Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid, und sie warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt 13und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.

Amen.

Hiob leidet – unverschuldet.

Ganz viele Beispiele fallen mir dazu ein und nicht wenige erst aus den letzten drei Jahren: Das qualvolle Ersticken der Menschen am Anfang der Covid-Pandemie, die Einsamkeit vieler auf dem Höhepunkt der Lockdowns, die Bomben auf die Ukraine, die Verschütteten in der Türkei und in Syrien jetzt bei uns die zunehmende Armut in manchen Familien, weil das Geld nur für Strom oder Kinderschuhe in der richtigen Größe reicht.

Das Leid gehört zum Leben dazu.

Das Leid wirft verschiedene Fragen auf, Fragen des Miteinanders und des gelingenden Lebens:

Erstens: Was kann ich als Freund oder Freundin, als Verwandte, als Nächster tun?

Zweitens: Wie gehe ich als Betroffene gut damit um?

Drittens: Die Frage nach dem Warum? Wie kann Gott das zulassen?

– Bitte sehen Sie es mir nach: Diese letzte Frage will ich den Experten, den Theologinnen und Theologen überlassen.

Ich stehe hier als Sozialarbeiterin, als Dienstgeberin, als Mensch und suche nach Antworten auf die ersten beiden Fragen.

Die Geschichte erläutert die Fragen nach dem Leid nicht nur, ja sie inszeniert sie richtiggehend wie in einem dramatischen Bühnenstück.

Hiob wird in Szene gesetzt als das Opfer eines bizarren Handels zwischen Gott und dem Satan. Der Satan argwöhnt: Hiob sei nur fromm, weil es ihm gutgeht. Gott glaubt an die Treue Hiobs, er glaubt daran, dass Hiob sich nicht in Versuchung führen lässt – Deshalb lässt er sich darauf ein.

Das Buch Hiob erzählt keine Wirklichkeit, sondern ist eine Art „geistlicher Roman“, wie ich gelesen habe. Ein Roman, der uns Antworten geben kann, auf unsere Fragen.

Also sehen wir mal:

Zur ersten Frage, was kann ich als – Freund oder Freundin, als Nächster – tun?

Zwei Beispiele bietet der Text: Die Ehefrau und die Freunde.

Zunächst zu den Freunden: Sie reagieren schockiert, sie solidarisieren sich, sie schweigen mit ihm.

Die Freunde sind die Sympathieträger in diesem Stück.

Sie stehen Hiob wortlos bei, 7 Tage und Nächte lang. So viel Mitgefühl und Stärke muss man erst einmal aufbringen. Dabei­bleiben, sich dazusetzen, Schweigen, Stille und Tränen aushalten, auch wenn man sich hilflos fühlt. Die Freunde bieten keinen schalen Trost, sondern setzten sich zu ihm in den Dreck. Eigentlich sind sie gekommen, um ihn zu trösten, aber angesichts seines Elends bleibt ihnen jeder lapidare Zuspruch im Hals stecken. Sie sehen wie begrenzt ihre Möglichkeiten sind, sie spüren die Grenzen ihrer Macht.

Meiner Erfahrung nach liegt hier die erste große Versuchung im Umgang mit dem Leid: Zu glauben, dass man die Macht hat, zu retten. In der Sozialen Arbeit nennt man das „Helfersyndrom“: Wenn jemand anderen hilft, nicht aus Erbarmen oder Solidarität, sondern weil es ihm oder ihr selbst ein gutes Gefühl gibt.

Die Freude hingegen leisten Hiob Beistand, so gut es eben geht. Beistand leisten – das ist das, was wir als Nächste tun können!

Das zweite Beispiel für den Umgang mit dem Leid, liefert die Ehefrau:

Sie hat die wenig attraktive Rolle in dem Bühnenstück, ein wenig wie der Hofnarr an früheren Fürstenhäusern. Sie spricht aus, was alle denken, aber keiner zu sagen wagt; sie ist wütend, provokant, latent aggressiv – und – wenn wir uns Hiob wirklich auf dem Müllberg vor dem Dorf vorstellen – in aller Öffentlichkeit.  

Ist sie ihm darin nicht auch eine Nächste? In dem sie nüchtern zur Sprache bringt, was auch eine Möglichkeit wäre – und Hiob damit den Anstoß gibt, sich zu positionieren.

Ich glaube, die Ehefrau wird ihm zum Nächsten durch ihr ehrliches Aussprechen, durch ihre Wut.

Er kommt nämlich erst mit den provokanten Äußerungen seiner Frau aus seiner Wortlosigkeit, die vielleicht auch eine innere Erstarrung war. Sie bringt Bewegung in die Sache! Manchmal bringt uns erst eine klare Forderung von außen dazu, uns zu überlegen, was wir eigentlich wollen und denken.

Seine Frau wird ihm darin zur Nächsten, dass sie ihn in Bewegung bringt. Seine Frau empfiehlt gerade das, was die Absicht des Satans war. Hiob schilt sie deshalb „töricht“, das ist – so hab ich es gelesen, nach der Bibel jemand, der nicht mit Gott rechnet.

Vermutlich wird hier eine weitere Versuchung, die das Leid anderer mit sich bringt, in Szene gesetzt: Nämlich aufzugeben, die Hände in den Schoß zu legen  und zu jammern: Es hilft doch alles nichts! Wenn man in den Nachrichten von all dem Elend rings um uns her hört, von dem politischen HickHack, kommt man schon leicht in Versuchung zu sagen: Ich kann eh nichts ändern.

Doch: Wir können etwas ändern! Wie können den Leidenden zum Nächsten werden! Ich glaube, Beides tut Not: Wut und Beistand.

Die Wut, um auf die Straße zu gehen und Ungerechtigkeiten zu benennen, Veränderungen auf den Weg zu bringen, die Erstarrung und den Verdruss aufzulösen. Die Wut hilft, einen Missstand öffentlich zu machen und nicht wegzusehen. Der öffentliche Aufschrei rüttelt manchmal auch die Betroffenen selbst wach, die sich des Unrechts, das ihnen geschieht, gar nicht bewusst sind.

Und natürlich braucht es auch den Beistand, Aufmerksamkeit und Mitgefühl. Es braucht das Pflegen, das Kleiden, das Beherbergen, das Beraten, das Begegnen.

Als Diakonie ist das genau unsere Aufgabe: Hinzusehen, Ungerechtigkeiten zu erkennen und klar zu benennen und den Leidenden beizustehen, sich zu solidarisieren und Hilfe anzubieten

Nun zur zweiten Frage:

Wie kann ich als Betroffene besser mit eigenem Leid umgehen? Wie geht Hiob mit dem Leid um, das ihm widerfährt?

Hiobs Reaktion auf seine Erkrankung wird in V. 8 fast teilnahmslos geschildert. Kein Wort über die Schmerzen, kein Wort über die Verzweiflung, keine Klage, keine Frage, überhaupt kein Laut kommt aus seinem Mund.

Eine ganz normale erste Reaktion auf Leid, Schicksalsschläge und Traumata ist das.  Elisabeth Kübler-Ross beschreibt in ihrem Buch über Sterben und Trauer die Erstarrung als eine notwendige Reaktionsform auf eine fürchterliche Nachricht. Der Gedanke „Jetzt reicht es, ich mag nicht mehr!“ ist ganz normal.

Die Versuchung liegt wohl darin, in dieser Erstarrung steckenzubleiben, jeden Vorschlag, jeden Beistand abzulehnen, weil es ja doch nichts bringt und zu glauben, dass man auch selbst nichts ändern kann.

Hiob fügt sich in sein Schicksal: Seine Hautkrankheit verlangt, dass er die menschliche Gemeinschaft verlassen muss, er setzt sich außerhalb des Dorfes auf den Aschen – und Abfallhaufen.

Er übt sich in Demut –  Bewundernswert mutig fügt er sich in sein Schicksal.

Das mit der Demut fällt mir selbst – offen gesagt – nicht so leicht. Ich sehe hier Hiobs Verhalten als Einladung, als Anregung auszuprobieren, wie sich das anfühlt, das Vertrauen in den Mittelpunkt zu stellen. Der gläubige Hiob geht weiter, als ich es mir vorstellen kann und will. Hiob nimmt das Leid an.

Erst auf die Vorhaltungen seiner Frau hin, löste er sich aus seiner Erstarrung. Und im darauffolgenden Kapitel findet Hiob Worte für sein Elend. Immer entschiedener verlangt Hiob schließlich Antwort von Gott selbst. Er klagt Gott an:  Er hat meinen Weg vermauert … und Finsternis auf meinen Steig gelegt. … Er hat mich zerbrochen und meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum…Mein Gebein hängt nur noch an Haut und Fleisch und nur das nackte Leben brachte ich davon.

In seiner Klage kann Hiob uns ein weiteres Beispiel geben. Er schimpft, er zetert, er fordert Gott heraus und er bleibt im Kontakt mit ihm. Er glaubt daran, dass Gott Gutes und Böses in seiner Hand hält und jedes Schicksal wenden kann.

Also, was kann ich als Betroffene versuchen, wenn ich leide?

Ich kann mich in Demut üben, die kann die Erstarrung überwinden, mich trösten lassen, Hilfe annehmen

und – wie wir bei Hiob sehen – wichtig ist es, in Verbindung mit Gott zu bleiben  – wenn es sein muss mit Weinen und Wehklagen, so wie es in dem Lied heißt: All Eure Sorge werft auf ihn.

Wie kann also es gelingen mit Leid umzugehen – mit dem eigenen und mit dem eines anderen?

Das Beispiel Hiob zeigt, wie im Angesicht des Leides, ein Weiterleben und vor allem ein Bleiben im Glauben möglich ist. Mit Demut und Klage, mit Wut und Beistand.

Amen.

Wochenlied: 347, 1-4 Ach bleib mit deiner Gnade

Predigtlied: 369, 1-6 Wer nur den lieben Gott lässt walten

631 All Eure Sorge werft auf ihn

Quellen:

Gottesdienstinstitut der ELKB, Lesegottesdienst 2023_02_26, Autorin: Christiane Murner

Bergmoser & Höller (Hrsg.), 2023, Invokavit

“Ehre sei Gott und Frieden auf Erden!” (Lk2,14) Weihnachtspredigt 2022 von Pfarrer Jan-Peter Hanstein, Lauf

Liebe Gemeinde,

wir feiern Weihnachten in den dunkelsten Nächten des Jahres. Auch bei Josef und Maria im Stall stelle ich es mir ziemlich dunkel vor. Der Wirt hat ihnen bestimmt verboten mit Kerzen und Licht zu hantieren, weil es zu gefährlich war in einer Scheune mit Futter und Stroh. Vielleicht war da irgendwo ein Öllämpchen, in deren Licht die jugendliche Maria ihren Sohn bekam.

Aber dann geht draußen auf dem Feld das Licht an. Die ganz große Lampe. Perilampsein Rundum-Licht – so heißt es in der Weihnachtsgeschichte. Der Engel des Herrn mit Gottes ganzer Herrlichkeit, seinem Glanz und Schein. Wenn Gott kommt, kommt Licht und Wärme. Energie. Von Anfang an der Schöpfung und auch in dieser dunkelsten Nacht draußen bei den Hirten.

Da sagt dieser lichtumstrahlte Engel: „Fürchtet euch nicht, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, das Evangelium! Euch ist heute der Heiland geboren zu großen Freunde aller Menschen!“

Euch ist der Heiland geboren. Uns. Mir auch! Der Retter, der SOTER. Wörtlich der Erlöser. Nicht nur für die Hirten, nicht nur für Bethlehem nicht nur für Israel. Für alle Menschen. Er sagt ihnen den Ort, die Stadt Davids, „Ihr werdet ihn finden in Windeln gewickelt“. Sie und wir werden uns gedulden müssen, bis er aufgewachsen ist.

Und dann singen die himmlischen Heerscharen dieses Lied und auch wir singen es mit, das Wunderbarste, was Gott uns ansagen kann, zuruft in all seiner Macht und Liebe!

„Ehre sei Gott in den höchsten Höhen und Friede in den tiefsten Tiefen, auf Erden mit den Menschen, die er liebt, an denen er Wohlgefallen hat!“ Lk 21,4

Darüber will ich heute predigen.

Gott ehren und Frieden halten gehört zusammen. Die Gerechtigkeit Gottes und wir, die wir ihm gefallen, wenn wir Frieden halten und Frieden stiften.

Große Worte – das muss ich euch übersetzen.

Als Weihnachten noch kribbelte und aufregend war und einfach schön! Als ich Kind war waren meine Großeltern noch jung. Jünger als ich jetzt. Wir Enkel durften dann in den Ferien bei den Großeltern übernachten. Damals ahnte ich nicht, dass das eine Aktion zur Entlastung meiner Eltern war. Wir fühlten uns gar nicht abgeschoben, sondern privilegiert. Morgens schliefen die Großeltern immer viel länger als wir drei Hummeln. Dann krochen wir drei in das kleine Doppelbett der Großeltern. Schmissen die Oma raus, die Frühstück machte. Wir aber sahen uns den Hals meines Opas genau an. Vorne neben den Kehlkopf war die Kugel eingedrungen und hinten neben den Halswirbeln wieder ausgetreten. Eine Durchschussnarbe. Er musste sein Oberteil ausziehen und wir zeichneten mit dem Finger die Schrapnell-Narben am Rücken nach und gruselten uns an dem Wissen, dass ein Metallrest noch ganz nah an seinem Herzen sich inoperabel abgekapselt hatte. Sein Leben lang hat er als Lehrer seinen Unterricht bis zur Rente mit 65 Jahren mit einer Flüsterstimme gehalten, weil der Kehlkopf so beschädigt war. Wenn ich an Krieg denke, erinnere ich mich an diesen verwundeten Opa Günter.

Er war mit diesem Durchschuss und weiteren Splitterverletzungen aus dem Kessel Stalingrad herausgeflogen worden und seine Kameraden hatten gesagt: den sehen wir nie wieder. Tatsächlich hatte er überlebt und kein einziger von den anderen.

Später in einem Dorf in Nordhessen wurde er Dorfschullehrer, obwohl er eigentlich Lehrer für Biologie und Sport war. Dort schrieb er 7 Jahre lang jedes Jahr ein neues Krippenspiel für die kleine Kirchengemeinde, die sich im einklassigen Schulhaus zum Gottesdienst traf. Er übte mit allen seinen Schulkinder und seinen eigenen vier Kindern auf den Leib geschriebenen Rollen ein. In immer neuen legendären Variationen dichtete er seine Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung mit den älter und verständiger werdenden Kindern.  „Nie wieder Krieg.“

Ein Weihnachts-Licht in diesem kleinen Dorf Bellenhausen, in dem bis heute von diesen Krippenspielen des Lehrers Günther Wesche geredet wird. Und das mich irgendwie an Bethlehem erinnert.

MUSIKSTÜCK

Die tapfere lutherische Pfarrerin in der Ukraine, Larissa Kostenko, deren Mann als Offizier im Krieg gegen Russland keinen Fronturlaub zu Weihnachten erhalten hat, sie predigt in dieser Stunde über die Sehnsucht nach Frieden. Wie wäre es, wenn es einen Waffenstillstand gäbe, wie damals 1914 der berühmte Christmas-Truce in den Schützengräben des 1. Weltkriegs als teilweise tagelang der Krieg unterbrochen worden war und die verfeindeten Soldaten miteinander Weihnachten feierten, bis die Soldaten wohl unter Drohungen die Kämpfe wieder aufnahmen. Und das christliche  Europa in einem Blutbad unterging, dessen Auswirkungen wir bis heute spüren.

Da hinein – gerade da hinein spricht der Engel „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seines Wohlgefallens!“

Weihnachten  Gott ehren und Frieden machen! Wie schön wäre das. Auch die Menschen in der gequälten Ukraine singen das und sie kämpfen für den Frieden. Für eine friedliche menschliche Welt, wie sie Gott wohlgefällt.

Liebe Gemeinde, wenn wir etwas gelernt haben in den gegenwärtigen Krisen, sei es Corona, sei es Krieg und Inflation: Lasst uns Feste feiern wie sie fallen. Lasst uns nichts verschieben oder verpassen. Jetzt ist die Zeit. Jetzt geht das Licht an. Das große Weihnachtslicht mit dem Engel nicht verpassen, der sagt: „Fürchtet euch nicht, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, das Evangelium! Euch ist heute der Heiland geboren zu großen Freunde aller Menschen!“

Heute sind manche ganz allein. Andere fühlen sich einsam und unverstanden mitten im Trubel ihrer Familien. Ich kenne das nur zu gut. Aber ihr seid hier zusammengekommen. In der Kirche. Hier wiederholen wir diese Wahnsinnsbotschaft mit den großen Worten vom Allergrößten und allerniedrigsten.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seines Wohlgefallens!“

Jetzt ist die Zeit. Wir singen dieses Lied mit, mit den Violinen und Cellos wie unsere Stadtstreicher, mit Trompeten und Posaunen, wie die Orgel mit Zimbeln und Glocken. Das ist es, was wir angesagt bekommen. Wir singen die wunderbare Nachricht, was dieser Heiland gebracht und hat und immer bringen wird. Heilung und Frieden. Da geht das große Licht an mitten in der dunkelsten Nacht.

Da öffnet sich der Himmel für einen Moment. Die geschundenen Menschen, wie die Hirten, wissen nicht, warum ihnen das geschieht, und was das alles bedeuten soll. Für einen Moment ist da wunderbares warmes Licht auf diesem kalten Feld mit den kleinen Lagerfeuern. Auch in der Ukraine in der zerstörten Städten und den altertümlichen Schützengräben im Winter.

Stellt euch mal vor, wie finster wäre unsere Welt, ohne diese Sehnsucht nach Frieden. Ohne Weihnachten. Ohne die Kinder, die diese wunderbare Geschichte lernen und singen. Ohne Hoffnung auf einen Frieden wie Gott ihn uns ansagt, den uns das kleine Gotteskind schenkt. Was gibt es Friedlicheres und gleichzeitig Hilfsbedürftigeres als das Bild eines Säuglings, den seine Mutter liebevoll stillt? Dahinein hat sich Gott bewusst in seiner Liebe zu den Menschen begeben. Gottes tausende Heerscharen sind friedlich singende Engel, nicht die Millionen von schwerbewaffneten Soldaten. Die Engel und die Hirten und die Feiernden sind die größte Demonstration für den Frieden, die es jedes Jahr wieder gibt.

Gott steht in diesem Jesuskind für Leben und Frieden.

Geht hin wie die Hirten und erzählt das weiter. Werdet eurerseits Engel – Angelos, Boten Gottes in euren Familien, in eurer Arbeit, als Bürger eines Staates und Menschen dieser Welt. Feiert dieses Fest mit den Menschen, die bei euch sind. So unvollkommen und unpassend es gerade erscheinen mag. Himmelhochjauchzend und erdentief weinend.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seines Wohlgefallens!“

AMEN.

Weihnachtsfrieden und Hoffnung – Grußwort zu Weihnachten 2023 aus Winnyzia, Ukraine

Larrissa in Winnyzia

Liebe Geschwister in Deutschland, liebee Freunde!

Es ist eine große Freude für mich, auch über diese Homepage meine erste Weihnachtsbotschaft mit Ihnen zu teilen.

Wir haben immer noch mit den Schwierigkeiten der Post-COVID-Ära zu kämpfen und leben weiterhin im Krieg. Viele Menschen erleben den Verlust eines geliebten Menschen. Wir sind noch dabei, uns an neue Normen zu gewöhnen.

Trotz alledem glauben wir als Christen, dass die Hoffnung nicht verloren ist. Der Prophet Jesaja sagte:
Uns ist ein Kind geboren worden,
ein Sohn ist uns geschenkt worden,
und die Regierung wird auf seinen Schultern lasten.
Und sein Name wird sein.
Wunderbarer Ratgeber, Mächtiger Gott,
Ewiger Vater, Fürst des Friedens. (Jes 9,6)


Die Prophezeiung wurde erfüllt, als der Messias in der kleinen Stadt Bethlehem geboren wurde. Engel kündigten es den Hirten an, und ein hell leuchtender Stern brachte drei weise Männer, die sie besuchten und ihre Geschenke überreichten.

Heute feiern wir die Geburt unseres Herrn Jesus Christus, aber es bleibt eine wichtige Frage zu beantworten:

Was bedeutet die Geburt Christi für uns Christen in diesen schwierigen Zeiten?
Ich wage zu behaupten, dass die Geburt Christi uns Hoffnung gibt, dass Gott gekommen ist und die Probleme lösen wird, die wir nicht in den Griff bekommen. Die Geburt Christi gibt uns die Gewissheit, dass Gott uns von allen Formen der Unterdrückung – geistig, körperlich, emotional oder psychologisch – befreien wird.

Alles, was wir tun müssen, ist, uns Gottes weisem Rat zu unterwerfen. Wenn wir unser Herz öffnen, um Christus anzunehmen, können wir mit den Engeln in Lukas 2,14 mitsingen:
Ehre sei Gott im höchsten Himmel,
und auf Erden Friede denen, an denen er Wohlgefallen findet. (Lukas 2,14)
Ich wünsche uns allen ein frohes Weihnachtsfest und ein sehr erfolgreiches Jahr 2023.

Pfarrerin Larissa Kostenko aus Lutherischen Kirchengemeinde Winnyzia, Ukraine

Predigtskizze von Pfarrerin Larissa Kostenko

Text: Lukas 2,1-20.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wie Sie verstehen, habe ich oft über Weihnachten und die Botschaft dieses Festes nachgedacht. Die Frage hat mich schon lange beschäftigt:

Was kann, was soll ich beim diesjährigen Weihnachtsfest verkünden?

Was ist die Botschaft an die Menschen bei diesem besonderen Weihnachtsfest?

Was ist also die Botschaft für uns hier in Winnyzia für Weihnachten 2022?

Text des Evangeliums Lk 2
1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung[1] war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe[2]; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens[3]. 15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Wir haben diese große Weihnachtsgeschichte gehört, die uns der Evangelist Lukas erzählt hat. Wir sangen Lieder und stimmten so in die Geschichte ein. Vor allem ein Gefühl hat uns geprägt:

Die Weihnachtsgeschichte ist so vielfältig! Zum Predigen muss ich mich entscheiden, was ich daraus wähle.

Worauf können wir uns dieses Jahr konzentrieren?

Ich denke, wir sollten uns dieses Mal auf den Lobgesang der Engel konzentrieren:
“Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden”.
Die Geburt Jesu hat uns eine tiefe und große Wirklichkeit vor Augen geführt: Trotz aller Rückschläge, trotz aller Unruhen, trotz der Kriege in vielen Gebieten unseres Landes gibt es eine viel entscheidendere, viel mächtigere Wirklichkeit: den Frieden für uns. Es ist dieser Friede, der uns tatsächlich ausmacht, der uns trägt, der uns Zuversicht und Mut gibt. Es war die überwältigende Erfahrung in der Nacht der Geburt Jesu; es war die Erfahrung, die auch Lukas erschütterte: Wir brauchen nicht zu verzweifeln. Nein: Wir können erkennen, dass wir in der Realität dieser Welt [Gottes] leben. Dies ist der wahre Grund für unsere Existenz. Wenn wir zulassen, dass uns diese erstaunliche, diese überwältigende Botschaft erreicht, dass sie uns erfüllt – dann wird es für uns Weihnachten! Ich bin der Meinung, dass wir diese Botschaft brauchen, weil wir für den Frieden beten wollen.

Deshalb zeigt uns Lukas: Die Engel offenbaren diese Wahrheit in ihrem Lobgesang:

Ich habe einen Augenzeugenbericht über solche Ereignisse gelesen:

Bild Holzkreuz im Gedenken an den Weihnachtsfrieden bei Ypern, Belgien
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons xmas-truce-1914-1999

Als der Erste Weltkrieg, von dem man eigentlich dachte, er sei in wenigen Wochen vorbei, sich dem Ende zuneigte, hatten Ende 1914 die verantwortlichen Offiziere und ihre Soldaten an den deutschen und britischen Frontabschnitten den Mut, sich zu Weihnachten mit der anderen Seite zu treffen und gemeinsam zu feiern: Tausende deutsche und britische Soldaten an der Front in Belgien und Frankreich stellten die Kämpfe ein, trafen sich im Niemandsland und feierten Weihnachten: tauschten sich aus, verteilten Geschenke, gemeinsam Auf deutscher Seite waren an diesem “Weihnachtsfrieden” vor allem sächsische und bayerische Soldaten beteiligt. Ein bayerischer Soldat berichtete daraufhin nach Hause: “Zwischen den Schützengräben standen die verhassten und erbittertsten Gegner um einen Weihnachtsbaum und sangen Weihnachtslieder. Diesen Anblick werde ich für den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen.”

Später gingen die Aktiven zurück zu ihren Seiten und das grausame Morden ging weiter.

Trotzdem – so denke ich – das Zeichen der Weihnacht, der Hinweis auf diesen wahren Frieden jenseits unserer Kriege, war für alle, die es gesehen und mitgestaltet haben, überwältigend: und Frieden auf Erden den Menschen, die Gott wohl gefallen!
Also: gegen die Realität des Krieges, diese Erleuchtung über die wahre Bestimmung unseres Lebens: Frieden, nicht Krieg.
Gibt es eine Realität, die diese Intuition rechtfertigt? Ja, diese Realität wird zuerst von den Engeln bezeugt:
“Ehre sei Gott in der Höhe!”
Denn alle, die Gott ehren, legen damit den Grundstein für den Frieden.

AMEN

Jesaja 40, 1-8 Rudolf Landau

11.12.1988 3. Advent in Neunkirchen am Brand

FIDELIO, Seebühne Bregenz 1995 copyright Bregenzer Festspiele

Diese Predigt habe ich selbst gehört 1988 als junger Theologiestudent und ich habe sie nie vergessen. Was soll ich predigen? Was kann ich predigen? Wie soll ich je besser predigen als mein freundlicher Lehrmeister Rudolf Landau, der in unserer Kirchengemeinde wohnte und versuchte, in Erlangen über die “Christologie der heutigen Predigt” zu habilitieren. Wer seine Predigt hört, wird verstehen, warum er sich nach einiger Zeit angeödet von der lauen Christologie seiner Zeitgenossen von diesem Thema abwendete… JPH 2022

Liebe Gemeinde! Auch über das von Erdbeben und Kriegen und vom Flugzeugabsturz verwüstete Land ruft es:

Tröstet!

Auch über die Rätsel menschlicher Not und über die Dunkelheiten und Ängste eines Menschenherzens ruft es:

Tröstet!

Alle, alles ist umfangen von diesem Ruf, der eine Wendung, um­ greifend und wohltuend, ansagt. Anfang und Ende umgreift er, Thema gibt er: Tröstet!, und noch einmal, damit niemand sagen kann, er habe es nicht gehört oder er habe sich verhört: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott! Darin und dadurch ist er unser Gott, dass er tröstet, am Anfang und am Ende und mittendrin auch, tröstet, »wie einen seine Mutter tröstet«.

Ach, wie gut das tut: dass zum Herzen geredet wird! Nicht geredet, um Kopf- und Gedankenspiele zu treiben; einmal nicht, um zu argumentieren und Gründe und Gegengründe zu erforschen und aufzuzählen gegen all die Not und Todesgebanntheit in der Welt; nicht, um sich zu verlieren im Nachgrübeln und Überdenken, sondern um es dahinein zu sagen und da zu hören, wo ja doch alles Schwere und Dunkle, alle Grübeleien Wurzeln schlagen wollen in uns, dorthinein, wo alles dumpf und hart uns manchmal umstricken will, dahinein, wohin es längst abgesunken ist aus dem Kopf und wo es Atmen und Denken und Tun und Lassen und Sehnen und Hoffen bestimmt: ins Herz! Dahinein, in die Mitte unserer Existenz hinein, von wo aus wir leben und sind: Tröstet! Redet freundlich!

Liebe Gemeinde: Adventsbotschaft fasst sich zusammen in diese Worte, nichts anderes wird gesagt, gepredigt, gerufen, geseufzt in diesen Adventswochen; alles fasst sich zusammen in diese Worte – vom geschlagenen, verängstigten, zukunftslosen Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft her bis hin zu den Rätseln und den Gefangenschaften der V ölker, der Knechtung und Verachtung von Rassen und Menschen, von Gruppen und Gesichtern, hin zu den fast nicht mehr zu überblickenden und erst gar nicht zu bewältigenden [24] Problemen und Fragen und Ängsten bei uns. Von Gott her seit alten Zeiten zu uns hin: das Wort des lebendigen, heiligen, ewigen Gottes, der kommt und hilft und nahe ist und durchträgt: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott!

Und umfangen ist das auch vom Ende her, das wir sogleich mit­ hören wollen, das erst den ganzen Ernst und die Schwere und die Bedeutsamkeit des Trostes ausmacht, damit niemand denke, es gehe mal wieder nur um die so wohlbekannte alljährliche christliche Weihnacht: Stimmungströstung, kurzfristig und oberflächlich, hinwegtäuschend über all die Kluften und Steilen und Abhänge des Lebens, an nichts heranreichend, alles nur überspielend und in silbrige Lamettafäden hüllend: Nein, mithören sollen wir das Ende, und vom Ende her sollen wir hören, was die Botschaft trägt und hebt und endgültig und zu einer macht, die allein noch und nur vom lebendigen Gott her­ kommt auf uns sterbliche, vergängliche Weltmenschen hin: Das Wort unseres Gottes aber bleibt in Ewigkeit!

Nicht wahr, so etwas braucht es, damit wir Christen es ja nicht vergessen; auch im Advent weht uns Osterluft, Auferstehungsgeist­ wind an: etwas, was gültig bleibt, was Bestand hat, was eben nicht aufgezehrt und aufgefressen und angenagt wird und nicht verdirbt in den Tiefen und Verliesen der müden Herzen und der schwermütigen Gedanken, die argwöhnen, und was nicht verschlissen wird im Lauf der Dinge, die uns zuraunen, ob das denn wirklich alles wahr sei, was da gesagt, verkündet, gepredigt wird in der Kirche unter und für uns. Da braucht es dies Tiefenwort, das Tiefenschärfe gibt nun in unser Leben und ins Leben und Vergehen der Welt und ins Leben und Treiben und Kämpfen und Verzweifeln der Völker, die gefangen sind und geknechtet werden von boshaften und todbringenden Mächten und ihren Helfershelfern. Dahinein braucht es Wahrheit von Gott, die sagt: Er kommt! Er umfängt uns von Anfang bis Ende! Seine Herrlichkeit soll offenbart werden allen miteinander …

Um diesen Gott geht es da in der Krippe, liebe Gemeinde, um diesen Gott da, der Jesus: »Gott rettet« heißt und der hört auf den schönen hebräischen Namen Immanuel: »Gott für uns, Gott mit uns«. Um den geht es, das ist der eine Name, der hinter der Botschaft des Propheten Jesaja schon steht, noch verborgen und nicht genannt, aber doch Triebkraft und Liebeswillen göttlichen Handelns von Anfang der Schöpfung an ist, und den wir Christen neu kennen und lieben und ehren und bezeugen und predigen dürfen: Jesus Christus, Gott für alle, der rettet. [25]

Und der allein bleibt. Ewig. Was heißt: unzählbar, unabsehbar lange für uns. Und weil unabsehbar lange für uns, deshalb auch unbeeinflussbar in seinem herrlichen, klaren Rettungswillen, frei in seiner umfassenden, niemanden ausscheidenden Liebe, herrscherlich entschlossen und nicht zu hindern. Dessen Werk kann niemand hindern, das er tut uns zu gut. Die Herrlichkeit dieses Herrn soll offenbart werden.

Und da wollen wir denn doch demütig und bescheiden bekennen: dass wir diesen Herrn und Gott nun nicht erwartet haben, ihn nun gerade nicht erwarten. Dass es uns längst nicht mehr aufreißt und hochreißt, in Bewegung versetzt, uns Christen, dass wir da sicherlich keine tiefen Täler auftragen und keine Berge abtragen würden, ihm den Weg zu bereiten auch zu unserem Nächsten hin und in die geschundene Menschheit hinein, dass wir ihn doch lieber kerzenhell und kaminwarm in unseren vier Herzenswänden einsperren, ein Exklusivgötzlein für unser angeschlagenes Seelchen, aber doch kein freier, hoher, allumfassender erbarmender Weltheiland. Nein, liebe Gemeinde, wir sind weithin angepasste Christen, wir sind eine Kirche, die müde und matt und gefangen und so oft heimlich und offen resigniert ist angesichts all der Ängste und des Unglaubens und der Torheiten und Frechheiten und Vergeblichkeiten und Krankheiten im eigenen und nächstliegenden Menschenleben. Krippenchristen, die den Herrn Jesus mit abgedroschenem Herzensstroh warm und liebreizend zudecken, damit er uns nicht hineintreibt in die kalte und herzlose und gefährliche Welt! Ist es nicht so, ihr Lieben, dass wir das eben bestenfalls noch mit dem Kopf hören, dass er der Weltheiland ist, und das im Kopf speichern für ein paar Augenblicke, dass aber alle anderen Welt­ und Menschenbilder uns viel mehr bedrängen und hilflos machen und ängstigen? Und dass wir unsere private Zukunft reduzieren auf die Rettung der Seele, aufs Durch- und Fortkommen im Beruf, auf Sorgen um Gesundheit und Zukunft im Alter, um Kinder und Enkelkinder noch – doch den Tröster nicht rufen hören: »Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit!«?

Dass Advent und Weihnachten nun doch jährlich wiederkehrende und abgedroschene, von Mal zu Mal aufgeblasene Ereignisse sind, wo die Pfarrer ins Hetzen und Herumreden und Herumandachten und also an das Ende ihrer Kräfte und völlig aus der Ruhe geraten und die Christen und Menschen in unserem Land etwas gefühlvoll und geschäftig werden – und doch wendet das keine Not, bringt keine bleibende Tröstung, schafft kein währendes Licht, was wir tun und spenden [26] und sagen und predigen – ist es nicht so? Und: Ist das nicht ein großes, hartes, geheimes Gericht über sein Volk, seine Kirche, dass wir diesen berge- und tälerversetzenden Gott, den Schöpfer und Erhalter alles Lebens, vergessen, diesen völker- und herrscherstürzenden, also: diesen wahrhaft und einzigen und einzigartigen, Natur und Geschichte revolutionierenden und seiner Gerechtigkeit zuführenden Gott so klein, so unscheinbar, so armselig, so verachtet gelassen und so beiseite­ geschoben haben?

Und nun, gegen allen Augenschein und gegen alle Herzensmüdigkeit und Gedankenschwere, gegen unser Gemüt und gegen die Botschaften der Welt gilt es:

Euer Gott kommt!

Noch hat man damals nichts gesehen. Da wird uns nur dies im Exil dahindämmernde und verzagende Volk Israel vor zweieinhalbtausend Jahren zum Gleichnis, steht es neben uns, der Kirche. Gott sei Dank, zum Gleichnis des immer wieder und immer neu gültigen Gottesgeschehens. Ja, dadurch zum Gleichnis, weil sich alles geheilt, erklärt, aufgeklärt hat, was damals noch im Dunkel und in der Verdeckung vieldeutiger Ereignisse blieb, was aber im Schauen und Deuten und Entdecken erkannt und bekannt wurde von Israel und erkannt und bekannt werden darf von uns, im Glauben nun sichtbar und klar werden darf. Gleichnis: des Volkes Verbitterung und Mutlosigkeit all dem von Gott Berichteten und Gepredigten und Erzählten gegenüber und seinen Boten gegenüber: dass ER der Schöpfer und der Lenker und Herr der Geschichte ist, dass, wie man hört, die Herren dieser Welt gehen müssten, dass aber unser Herr komme, dass das alles zwar gesagt und gehört wurde, aber nicht geglaubt, nicht zum Trost wurde, nicht in die Herzen derer drang, die da saßen im Schatten des Todes und in der Lähmung innerer und äußerer Gefangenschaft. Und die keine Hoffnung mehr zu haben wagten!

Und dahinein klingt dieses Aufbruchsignal! Ganz von außen, in keines Menschen Herz wurde es ersonnen, von keinem Menschenhirn wurde es erdacht, auch gar nicht mehr erhofft: das Signal der Rettung und des Trostes.

Gewiß kennen einige von Ihnen die Beethoven-Oper Fidelio. Da ist der Florestan im Kerker unschuldig gefangen, von einem ungerechten und düsteren und gemeinen Tyrannen, dem er die Wahrheit sagte und der ihn aus dem Weg räumen ließ und nun dort unten ermorden will, heimlich und im Dunkel. Florestans Frau, als Kerkermeistergehilfe Fidelio – was heißt: die Treue – verkleidet, findet ihren Mann am Ende seiner Kräfte, todgeweiht, soll gar helfen, ihm das Mördergrab zu graben, kann ihm nur noch das Totenlied vielleicht singen und seufzen. Weiß zwar von einer vielleicht nahenden, rechtzeitig eintreffenden Befreiung, aber der soll durch schnellen und heimlichen Mord vorgebaut werden; von einer Befreiung, wie die Menschen zu allen Zeiten es ahnten und wie es immer wieder ins Bewusstsein einzelner und von Gruppen heraufstieg: dass es doch eine Wende, eine Rettung aus tödlicher ungerechter Knechtschaft geben müsse und aus Folter und Haß und Todesverfolgung durch ungerechte, wahnhafte Herrscher

– Namen und Gestalten müssen wir ja nun wahrlich nicht nennen, solche kleinen und großen machtbesessenen Blutherrscher geistern durch die Menschengeschichte und lassen zigtausende Schlachtopfer sich bringen und ihrem blutigen besessenen Machtwahn. Und da hinein, in den Kerker des Menschen Florestan, da tönt plötzlich von außen das Signal, ein helles Trompetensignal. Die Musik hat den Atem angehalten, alles zittert vor dem erhobenen Mörderarm und dem Todesstoß – da tönt es, laut und klar, von außen: Rettung ist da, kommt, von außen bricht sie herein in den Kerker: »Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr, von Seinem Angesichte kam euch die Rettung her!« Tröstet, tröstet mein Volk, redet zu Jerusalem freundlich: ihre Kerkerschaft hat ein Ende.

Liebe Gemeinde: dieses Trompetensignal des Beethoven-Fidelio, dieses Signal der unerschütterlichen Treue und des unumstößlichen Rettungswillens Gottes, das anzeigt, meldet, rufen lässt: der gerechte und wahre Herr kommt, den ungerechten, tyrannischen, todesrünstigen Statthalter zu strafen und die Gekerkerten zu befreien: dieses Signal von außen hat Ernst Bloch, der Philosoph und Rettungssehnsüchtige, einmal das erschütterndste und hellste und deutlichste Signal der Musik genannt. Und wie anders kann es einmünden dann im himmel­hoch jauchzenden Freudenjubelgesang der Geretteten: »Oh, du namenlose Freude!«

Ja, ihr Lieben, das erschütterndste und klarste und hellste Signal

unsres Lebens und des Lebens dieser Menschen- und Völker- und aller Kreaturwelt aber ist dieser Ruf am Anfang des Advents Jesu Christi: Tröstet, tröstet mein Volk! Hinwegräumen der Hindernisse, der Wüsten und Berge, der Schluchten und Abhänge, der Grate und Riffe: das geschieht für ihn und uns. Nicht durch uns! Für uns!

Ach, wie sollten wir auch räumen, begradigen, ab- und auftragen, Wege bauen können in unserer Zagheit und Zweifellage, in unserer [28] Müdigkeit und Armseligkeit? Aber Er ruft, ja: Gott arbeitet: »Mir hast du Mühe gemacht, mit deinen Sünden«, aber aus lauter Liebe tritt er selber ein: »Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht!« Welch ein Adventsgott: 0, du namenlose Freude!

Seelenschutt und Lebensangst, Schöpfungsseufzer und Kreatur­ schrei, Jammer und Not: was haben wir für einen Gott, der da herein­ bricht und hilft, Wendung und Rettung trompeten und durchführen lässt! Ja, jetzt wird es deutlich, das Ende, das wir erwarten, und das Ende, das uns umfängt, das er bringt: Ja, ja, alles vergeht, und die Katastrophen und das Erdbeben in Armenien und der Flugzeugabsturz in Remscheid und die Kriege und Morde im Iran und in Afghanistan, die erschütternden Folter- und Mord- und Todesnachrichten sind die Botschaften der Herrscher dieser Welt, alle wissen es, schieben es beiseite, aber bekommen es unübersehbar wieder und wieder vor Augen geführt: Alles vergeht, alles verbrennt unter dem Gluthauch des Wüstenwindes Gottes.

Alles Fleisch ist wie Gras! Die frühlingsblühende, blumenfeldweite Landschaft Galiläas steht als Bild, über die dann im Sommer der heiße Wüstenwind weht, alles verbrannt, kahl und braun und steinig zurück­ lassend: so, so ist es mit dem Leben, so ist es mit den Mächtigen, so ist es mit denen, die immerwährend zu blühen scheinen in ihrer eigenen Kraft und Macht.

Jedes hat sein Ende, die irdische Herrlichkeit und auch die blühendste Not: weil Er kommt und weil nur eines gilt, bleibt und hält und den heißesten tödlichen Sturm übersteht: Sein Wort aber bleibt ewiglich.

Was aber, liebe Gemeinde, sagt sein Wort? Nicht billig ist sein Trost, nicht dies kümmerliche Bildersprüchlein an der Wand: »Immer, wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Licht­ lein her.« Nein! Nicht dies kindliche »Heile, heile Gänschen, es wird bald wieder gut!« 0, wie gottlos und hilflos sind solche Sprüchlein und wie trostlos solche Pflästerlein, wenn die Bilderwände einstürzen und der Todesgluthauch weht! Sind allesamt doch nicht besser als Drogen und Alkohol und Vergessenheitsspender für kurzfristiges Leben herüberretten in einen neuen Tag. Oh nein: hier wird aufgerüttelt, hier wird nicht vergessen, sondern abgeschafft; hier wird nicht vertröstet, sondern Neues, Gerechtigkeit, geschaffen durch den Lebenswillen Gottes; hier erscheint der wahre und gerechte und heilbringende [29] Erlöser: »Nun komm, der Heiden Heiland!« Der Heiland: der macht sich auf und provoziert diesen Ruf, diesen Trost, diese weltändernde Bahn schafft er.

Und wir Christen, seine Gemeinde? Was tun wir? Zuerst, zunächst und immer noch: hören, aufmerken, es uns vom Himmel hoch singen und sagen lassen, es als gute, neue Mär gelten lassen für uns: »Die Herrlichkeit unseres Heilandes soll noch offenbar werden über aller Welt!«

Keiner hat das damals sehen können. Im Himmel, bei Gott, war die Rettung vorbereitet für sein Volk, waren die Rettungspläne, die Wegebegradigungs- und Aufbau- und Abbaupläne fertig und genehmigt, und das Arbeitspersonal war berufen: der Perserkönig Kyros – der sich für den mächtigsten und alleinbestimmenden Herrscher, Eroberer und Sieger von Babylon hielt: nur ein Werkzeug, ein Aus­ führender im Architekturplan Gottes. Wie alle die Mächtigen und Regenten dieser Welt: so müsst ihr sie sehen, die gernegroßen Kleinen und die kindischen Großen: Erfüllungsgehilfen Gottes in seinem Rettungs- und Hilfsplan! Alles ist vorbereitet, das Signal abgesprochen, das wir hören dürfen: den hellen Trompetenstoß: Tröstet, tröstet mein Volk – damit beginnt es und geht es fort unaufhaltsam: »Was er sich vorgenommen und was er haben will, das muss doch endlich kommen, zu seinem Zweck und Ziel!«

Was sie damals hörten, war nur das Signal, nur der Ruf, eben: die Predigt, die Freudenbotschaft ins Herz hinein, das in Worten gemalte Befreiungsgemälde von der königlichen Prachtstraße der Rettung und Führung ins Leben. Und es ging in Erfüllung. Sie haben es gesehen, erkannt, wiedererkannt: Gott lässt seine Welt nicht, seine Schöpfung nicht, seine Menschen nicht, sein Volk Israel nicht, seine Kirche nicht, er lässt uns nicht, dich auch nicht, sondern beugt sich zu dir herunter und sagt dir hinein ins Herz, lässt dir freundlich mitteilen in dein Leben hinein, in die Kerker deiner Angst oder deiner Selbstzufriedenheit oder deiner Schuld, deiner selbstgemachten und geglaubten Gottesferne: Die Knechtschaft hat ein Ende, ihr gehört dem Heiland, ihr seid Menschen Gottes!

Advent, liebe Gemeinde: Gott kommt zu dir, dir das anzusagen;

Advent: du kommst zu Gott, dir das sagen zu lassen und dich zu freuen: 0, du namenlose Freude. Das ist seine Gemeinde: die sich das sagen lässt und nun der Freude einen Namen gibt, damit der hineingerufen werde in die dunkelsten Menschenecken und erleuchtetsten [30] Menschenköpfe: Jesus, Jesus von Nazareth, »zu Bethlehem geboren, in der Stadt Davids«. Und dann, da du nun um Namen, Zeit und Ort dieses Retters weißt, und das alles in deinem Herzen bewegt hast, dann gehst du hin, liebe Gemeinde, und verkündigst, erzählst, berichtest von dem gekommenen Gottessohn. Und wirst drüber zur Freudenbotin: ein anderes Amt, eine andere Aufgabe, einen anderen, wie man so sagt, Sinn, hat unser Leben nun nicht mehr, das genügt: zum ersten nach dem Trost des Reiches Gottes zu trachten …

Dann reden wir zu den anderen tröstlich und gewiss, und der Nächste wird hineingeholt in die Gottesbewegung, auf den Rettungsweg, auf dem ihm die Herrlichkeit des Herrn entgegenkommt, sein Leben neu zu machen, erstrahlen zu lassen im Glanz, in der Pracht nun nicht mehr des vergänglichen Fleisches, sondern allein noch Seines Wortes. Was wir zu sagen haben und nach welcher Richtschnur wir nun adventlich zu leben und in diese Welt hineinzusehen und in ihr zu wirken haben, das ist uns vom Propheten längst vorgesagt, und jetzt· habt ihr es auch wieder gehört:

Alles Fleisch ist Gras; und all seine Pracht ist wie eine Blume des Feldes. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt. Aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. Amen.

Rudolf Landau 11.12.1988 3.Advent in Neunkirchen am Brand

Aus seiner Predigtsammlung. „Gottes Sohn ist kommen“ Predigten und Bilder zur Weihnacht. Herausgeber Rudolf Landau, Stuttgart 1994, S.24-30

Gott hört Gebet: Pfr. Hofmanns Predigt 13.11.

Und wenn trotz Betens lange nichts geschieht? Warum es Jesus so wichtig ist, dass wir im Gebet dranbleiben und warum auch wir mal um ein Zeichen bitten dürfen – Zum Nach-Erleben auf Video klicken Sie HIER!

Die Predigt vom 13.11.2022 in der Christuskirche ging über Jesu Gleichnis von der “Bittenden Witwe”, Lukas 18, 1-8:

1 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht nachlassen sollte,
2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen.
3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam immer wieder zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!
4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue,
5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.
6 Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7 Sollte aber Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er bei ihnen lange warten?
8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, wird er dann Glauben finden auf Erden?

Bibellesen ab heute über Micha

Heute um 19.00 Uhr beginnen wir eine kurze Reihe über das wichtige biblische Buch Micha. Vor Ort im Gemeindehaus Christuskirche, Martin-Luther-Straße 15 oder zum Mit- oder Nach-Schauen klicken Sie HIER.

Natürlich bringt die Reihe einen Mehrwert von Zusammenhang, aber es steht auch jeder Abend für sich, offen für Schnupper-Gäste.

Nach einer kurzen Zusammenfassung über Joel anhand von Kapitel 3:

1 Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.
2 Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen.
3 Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchsäulen.
4 Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt.
5 Und es soll geschehen: Wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, und bei den Entronnenen, die der HERR berufen wird.

lesen und erläutern wir den heutigen Bibelabschnitt Micha 1:

1 Dies ist das Wort des HERRN, welches geschah zu Micha aus Moreschet zur Zeit des Jotam, Ahas und Hiskia, der Könige von Juda, das er geschaut hat über Samaria und Jerusalem.
2 Höret, alle Völker! Merk auf, Erde und alles, was darinnen ist! Gott der HERR tritt gegen euch als Zeuge auf, ja, der Herr aus seinem heiligen Tempel.
3 Denn siehe, der HERR geht aus von seiner Stätte und fährt herab und tritt auf die Höhen der Erde,
4 dass die Berge unter ihm schmelzen und die Täler sich spalten, gleichwie Wachs vor dem Feuer zerschmilzt, wie die Wasser, die talwärts stürzen.
5 Das alles um Jakobs Übertretung und um der Sünden des Hauses Israel willen. Was ist aber die Übertretung Jakobs? Ist’s nicht Samaria? Was sind aber die Opferhöhen Judas? Ist’s nicht Jerusalem?
6 So will ich Samaria zum Steinhaufen im Felde machen, zum Land, auf dem man Reben pflanzt, und will seine Steine ins Tal schleifen und es bis auf den Grund bloßlegen.
7 Alle seine Götzen sollen zerbrochen und all sein Hurenlohn soll mit Feuer verbrannt werden. Und ich will alle seine Götzenbilder zerstören; denn sie sind von Hurenlohn zusammengebracht und sollen auch wieder zu Hurenlohn werden.
8 Darüber muss ich klagen und heulen, ich muss barfuß und bloß dahergehen; ich muss klagen wie die Schakale und jammern wie die Strauße:
9 Dass Samarias Wunde unheilbar ist, dass sie bis nach Juda eindrang; der Schlag reicht bis an meines Volkes Tor, bis hin nach Jerusalem.
10 Verkündet’s ja nicht in Gat; lasst euer Weinen nicht hören; in Bet-Leafra wälzt euch im Staube!
11 Ihr Einwohner von Schafir müsst dahin mit allen Schanden; die Einwohner von Zaanan sind nicht ausgezogen; Bet-Ezel klagt: Er nimmt euch seine Stütze.
12 Die Einwohner von Marot vermögen sich nicht zu trösten; denn Unheil vom HERRN ist gekommen bis an die Tore Jerusalems.
13 Du Stadt Lachisch, spanne die Rosse vor die Wagen; denn das war für die Tochter Zion der Anfang zur Sünde. In dir fanden sich ja die Übertretungen Israels.
14 Du wirst dich scheiden müssen von Moreschet-Gat; die Häuser von Achsib werden den Königen von Israel zum Trug.
15 Ich will über dich, Marescha, den Eroberer bringen, und die Herrlichkeit Israels soll kommen bis Adullam.
16 Lass dir die Haare abscheren und geh kahl um deiner verzärtelten Kinder willen; ja, mach dich kahl wie ein Geier, denn sie sind gefangen von dir weggeführt.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.

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