Unser Ukraine-Projekt “Tafel in Winnyzja” prominent vorgestellt von Landesbischof Bedford-Strohm auf der Landessynode in Geiselwind

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf der Frühjahrsynode 2022

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm berichtete heute morgen der Landessynode über die aktuelle Situation in der Ukraine. Großartig, dass er auch unser Tafel-Projekt in Winnyzja erwähnt. Auf S.5 seines Berichtes schildert er seine Eindrücke:
“Auch unsere Kirchengemeinden hier in Bayern engagieren sich schon jetzt an vielen Stellen für die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind. Ein Pfarrer in Lauf liest im Gottesdienst die Predigt von Larissa Kostenka vor, der Kollegin in Winnyzja, einer 350.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt in der Zentralukraine. Welch ein Zeichen: Das Wort Gottes zu uns gepredigt, direkt aus den Kriegsgebieten! Zusammen entwickeln sie den Plan und setzen ihn um, ein Café in der Nähe anzumieten, den Pächter als Koch und Projektleiter einzustellen und warmes Essen anzubieten und das Projekt im Wesentlichen mit Spendengeldern aus der Kirchengemeinde Lauf zu finanzieren.
Jetzt können einen Monat lang jeden Tag 50 Menschen versorgt werden. Täglich posten die Laufer auf einer Homepage Bilder aus dem Partnerschaftsprojekt, so dass die Gemeinde mitverfolgen kann, wie ihr Geld verwendet wird und wie es den Menschen in der ukrainischen Gemeinde geht. … “


Danke für den Hinweis von Christian Simon.
Hier die erwähnte Predigt vom 20.3.mit Vorstellung von Pfarrerin Larissa Kostenka

tafelwinnyzja #prayforpeace

Hier der Beircht des Landesbischofs. Ukraine Teil 2, S.5

Wahrer Trost (Predigt)

Die Predigt am 27.3. in der Kunigundenkirche hielt Pfarrer Thomas Hofmann über Trost. Sie können sie nach-hören und -sehen durch Ihren Klick HIER.

Der Bibelabschnitt zur Predigt lautet:

2. Korinther 1,3-7:

3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,

4 der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.

5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus.

6 Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden.

7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.

Leider brach kurz vor Predigtende die Kamera ab. Am Ende sprachen wir gemeinsam die berühmte 1. Frage (das Trost-Bekenntnis) vom Heidelberger Katechismus:

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Dass ich mit Leib und Seele,

beides, im Leben und im Sterben,

nicht mein, sondern meines getreuen

Heilands Jesu Christi eigen bin,

der mit seinem teuren Blut

für alle meine Sünden vollkömmlich bezahlt

und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst hat
und also bewahrt, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen,

ja auch mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss.

Darum er mich auch durch seinen

Heiligen Geist des ewigen Lebens versichert

und ihm forthin zu leben von Herzen willig und bereit macht.

predigt Larissa Kostenka an Lätare: 2 Korinther 1,3-7 “Durch Leiden zum Trost…”

4 Großer Fastensonntag 2 Korinther 1,3-7 “Durch Leiden zum Trost…”

Lesungen: – 2 Kor 1,3-7- Joh 12,20-26

Ich habe festgestellt, dass kleine Kinder, wenn sie sich schlecht fühlen und verletzt sind, wenn sie krank sind, Schutz bei den Menschen suchen, die ihnen nahe stehen. Auf ihre Mutter, ihren Vater, ihre Großmutter, auf die sie vertrauen und die sie trösten werden. Auch wir suchen, wenn es uns besonders schlecht geht, eine Hand, die wir auf die brennende Wange legen, und finden, um den Schmerz zu lindern, den gleichen Trost – sogar in der Nähe dieser Hand – in der Stille.

Als ob der Apostel Paulus diesen Schmerz, diese Einsamkeit eines müden und nach Trost suchenden Herzens in uns hören würde, schreibt er in unserem heutigen Brief ein herzliches Loblied auf “Gott, der tröstet”:

 3Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,4 der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir auch die trösten können, die in irgendeiner Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem Gott uns selbst tröstet.5 Denn wie die Leiden Christi in uns zunehmen, so wächst auch unser Trost durch Christus.6 Wenn wir trauern, so trauern wir um euren Trost und euer Heil, das durch das Ertragen derselben Leiden, die wir ertragen, vollendet wird.7 Und unsere Hoffnung auf euch ist unerschütterlich. Wir sind getröstet um eures Trostes und eures Heils willen, weil wir wissen, dass ihr an unseren Leiden und an unserem Trost teilhabt.    (2. Korinther 1,3-7)

 Zehnmal wiederholt Paulus in einem so kurzen Abschnitt dieses Wort: “Trost”. Und wohlgemerkt, diese Worte sind nur der Anfang seines Briefes, seines zweiten Briefes an die armen Korinther, die es so schwer haben, in der Lehre Christi zu wachsen. Später wird er sie vehement anprangern und die Übel dieser Kirche schonungslos aufdecken, aber er beginnt mit dem Wort “Trost”. Jede Bitterkeit und jede Strafe hat ihren Ursprung in der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, eines Gottes, der uns, wie die Korinther, für die Ewigkeit erwerben möchte.

 3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und der Gott allen Trostes,4 der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit auch wir fähig sind, die zu trösten, die in irgendeiner Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem Gott uns tröstet.

 Das ist die erste Lektion des heutigen Tages: Bevor Gott uns in Bedrängnis und Leid stürzt, bereitet er uns darauf vor. Er erzählt uns von dem Trost, den er für uns bereithält.

 5 Denn wie sich die Leiden Christi in uns vervielfältigen, so vervielfältigt sich auch unser Trost durch Christus.

 Seit mehr als zwanzig Jahren diene ich in der Kirche und habe zusammen mit meinen Gemeindemitgliedern verschiedene Phasen unseres kirchlichen Lebens durchlaufen. Dabei ist mir ein Muster aufgefallen: Wenn unser Glaube nicht auf die Probe gestellt wird, werden wir selbstgefällig und brauchen Gott immer weniger. Und wozu brauchen wir Gott, wenn wir nur am Sonntag im Gottesdienst von ihm erfahren und selbst dann nichts Wichtigeres zu tun haben, als zur Liturgie zu gehen? Nein, wir haben genug Schwierigkeiten und Probleme, aber die haben nichts mit Gott und unserem Glauben zu tun. Unsere Kinder sind krank, wir haben kein Geld, keine Arbeit, und wir rennen herum wie die Eichhörnchen im Laufrad, auf der Suche nach Medikamenten, nach einem Teilzeitjob, nach einem neuen Job, und reduzieren unsere Zeit für das, was der Kirche, Gott und dem Gebet am wichtigsten ist… Und dann wird unser Glaube immer kleiner, bis er sich in der Hektik des Tages völlig auflöst. So gehen Sie und ich durch die Lektionen der korinthischen Kirche, Lektionen, dass Trost nur für diejenigen willkommen ist, die durch Bedrängnisse gegangen sind und ihre Knie gebeugt haben, die verstanden haben, dass der Weg zur Überwindung von Krisen darin besteht, auf Gott zu vertrauen – der gnädig und vergebend ist.

Wir können das Evangelium nur verstehen und annehmen, wenn wir durch das Gesetz gehen, das brennt und schmerzt.                                                   Nur wenn wir diese Lektion, die Lektion des Gesetzes, lernen, beginnen wir zu verstehen, dass das Leid kein Fluch ist, sondern ein Weg zur Besserung, und indem wir am Leben der Leidenden teilhaben, verbinden wir uns mit den Wunden Christi. Und indem wir an seinem Leiden und Sterben teilhaben, haben wir auch an seiner Herrlichkeit und Auferstehung teil.

 6 Wenn wir trauern, dann trauern wir um euren Trost und euer Heil, das durch das Ertragen derselben Leiden, die auch wir ertragen, erlangt wird.7 Und unsere Hoffnung auf euch ist unerschütterlich. Wir sind getröstet um deines Trostes und deines Heils willen, weil wir wissen, dass du sowohl an unserem Leid als auch an unserem Trost teilhast.

 Jeder fragt sich, wo und wann Sie Trost gefunden haben und wer Sie ermächtigt hat, darüber zu sprechen.

Der Apostel zeigt uns heute in seinem Brief, dass er sie in seinem Leben erworben hat. Man kann es auch so ausdrücken:

Mein eigenes Leben, all die Lasten meines Lebens, die Wunden meiner Seele, die körperlichen Leiden, die unheilbaren Krankheiten, mit denen ich leben muss, meine Ängste und Sorgen, die Probleme mit meinen Lieben, meine Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit – all das verbindet mich mit Christus, der so tief gelitten hat wie die meisten von uns. Vor allem heute, wo Krieg im Land herrscht, Menschen sterben, Städte zerstört werden, Menschen alles zurücklassen und aus ihren Orten fliehen müssen.

 Die unglaubliche Botschaft des Evangeliums ist diese: Gott liebt uns mehr als das Leben. Gott ist bereit zu sterben und uns seine Ewigkeit zu schenken. Dies widerspricht jeder Logik und allem, was wir im Gesetz über Gott erfahren haben, aber es ist der einzige Weg aus der Trauer zum Trost, von der Erkenntnis unseres Schmerzes und unserer Sündhaftigkeit zu seiner Heilung und Vergebung. Aus dem heutigen Text geht hervor, dass unser Gott dort ist, wo das Leid und das Bedürfnis nach Trost sind. Es ist Gott, nicht unser eigenes Handeln, der uns von der Sünde befreit. Und es ist dieser Gedanke, der uns in dieser Zeit der Passion Hoffnung und Freude gibt.

Um die Freude an der Gesundheit zu erkennen, muss man eine schwere Krankheit erleiden. Um zum Leben zu gelangen, müssen wir durch den Tod gehen…

 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

 Und während sich die Fastenzeit ihrem Höhepunkt, der Karwoche, nähert, beginnen wir besser zu sehen. Im Erniedrigten sehen wir das Triumphierende, im Kreuz das Werkzeug des Sieges, im Unbedeutenden und Einfachen, wie Brot und Wein, sehen wir das große Sakrament der Gegenwart des Herrn selbst, der versprochen hat, uns bis ans Ende unserer Tage nicht zu verlassen oder aufzugeben. Und im Licht dieser Gegenwart verstehen wir – nur hier, am Altar, erreicht sein Trost seinen Höhepunkt, mehr werden wir in dieser Welt nicht haben. Hier reicht er uns beim eucharistischen Mahl die Hände, hier legt er uns die Nahrung des Baumes des Lebens in den Mund, als Vorwegnahme des ewigen Mahls in seinem Haus, wo unser Leben nicht mehr aus Schmerz und Leid bestehen wird, sondern ewigen Trost und volle Liebe findet…

Amen

Und der Friede Gottes, der über allen Verstand hinausgeht, möge unsere Herzen und Gedanken in Jesus Christus, unserem Herrn, bewahren.

Bringt ein Lobopfer dar, denn es ist Gott wohlgefällig.

*** Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version) ***

“Die Meinen haben es getan!” 2. Fastenpredigt 2022

Pfarrer i.R. Gottlob Heß zitierte am 20.3.2022 in seiner sehr persönlichen erzählenden, berührenden Fastenpredigt: “Versöhnung in Europa” das Klagegebet des Aachener Bischofs Klaus Hemmerle (1929-1994), das 1988 – für den 50. Jahrestag der Pogrom-Nacht des Jahres 1938 – geschrieben wurde:

„Man hat meinem Gott das Haus angezündet und die Meinen haben es getan.

Man hat es denen weggenommen, die mir den Namen meines Gottes schenkten – und die Meinen haben es getan.

Man hat ihnen ihr eigenes Haus weggenommen – und die Meinen haben es getan.

Man hat ihnen ihr Hab und Gut, ihre Ehre, ihren Namen weggenommen – und die Meinen haben es getan.

Man hat ihnen das Leben weggenommen – und die Meinen haben es getan.

Die den Namen desselben Gottes anrufen, haben dazu geschwiegen – ja, die Meinen haben es getan.

Man sagt: Vergessen wir’s und Schluss damit.

Das Vergessene kommt unversehens, unerkannt zurück. Wie soll Schluss sein mit dem, was man vergisst?

Soll ich sagen: Die Meinen waren es, nicht ich? – Nein, die Meinen haben so getan.

Was soll ich sagen? Gott sei mir gnädig! Was soll ich sagen?

Bewahre in mir Deinen Namen, bewahre in mir ihren Namen, bewahre in mir ihr Gedenken, bewahre in mir meine Scham:

Gott sei mir gnädig“.

Bischof Klaus Hemmerle (1929-1994), 1988

Kurzer Rückblick auf das Wirken von Pfarrer Heß in Lauf: (Quellen von Uschi Höcht)

Im Februar 65 wurde Pfr. Gottlob Heß als (noch lediger) Pfarrer auf die 2. Pfarrstelle von Dekan Jäger eingeführt. Er wohnte in der Mühlgasse 11, da das Pfarramt umgebaut wurde und das Büro ins 2. Pfarrhaus umgesiedelt war.
Damit gab es in Lauf vier Sprengel und vier Pfarrer (Richter, Heß, Herold, Albrecht) , die über viele Jahre sehr gut zusammenarbeiteten und auch geistliche Gemeinschaft pflegten, zusammen mit ihren Ehefrauen. Gottlob Heß blieb 24 Jahre in Lauf. Seine Schwerpunkte:

Christus lieb machen:

Ökumene – Gespräche und Ökumenische Gottesdienste, später die ökumenischen Bibelwochen, bei denen Heß auch als Referent dabei war. Besuch der Katecheten in Benediktinerabteil 1973. Ein neuer Weg und großer Schwerpunkt von Pfarrer Heß damals: Gründung von Hauskreise. Auch wurde 1968 der erste ökumenischerBuß-und Bettag in Lauf von ihm initiiert.

Ehe und Familie waren ihm sehr wichtig – Intensive Kontakte zu familiy life mssion (Ehepaar Trobisch) Familienwochenende, Familienfreizeiten im Sommer und im Winter.

Konfirmandenarbeit unter Einbeziehung von Ehrenamtlichen

Begegnung mit evangel. Kommunitäten wurden durch Golo ermöglicht: u.a. Christusbruderschaft Selbitz, Gnadenthal, Ökumenisches Lebenszentrum Ottmaring, Christusträger, OJC, etc. 

Im Juli 1989 verließ Pfr. Gottlob Heß mit seiner Familie Lauf und wurde geistlicher Leiter des Ökumenischen Lebenszentrums in Ottmaring

Sein Nachfolger wurde Pfr. Richard Schuster. Heß selbst sage damals: “Die Boten kommen und gehen. Die Botschaft bleibt.”

Seine Botschaft ist unter uns lebendig geworden!

(Pfarrer JP Hanstein)

1. Wie geht Versöhnung auf jüdisch – Dr. Axel Töllner – Fastenpredigten Johanniskirche 2022

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde,

Dr. Axel Töllner

solange ich denken kann, ist einer meiner Lieblingschoräle Nun danket all und bringet Ehr von Paul Gerhardt. Besonders mag ich daran, dass er den ganzen Menschen und die ganze Welt mit Leib und Seele im Blick hat.

1. Und werf all Angst. Paul Gerhardt und Prophet Micha

Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

Besonders ermutigend finde ich das Bild, dass Gott all das, was das Leben schwer macht, nicht einfach nur von Schultern nehmen soll. Nein, er soll es kraftvoll wegschmeißen, all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe werfen, auf Nimmerwiedersehen dorthin, wo der Boden viele tausende Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Und dass das wirklich alle Lebensbereiche umfasst, das macht Paul Gerhardt in der nächsten Strophe klar:

Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

In diesen Tagen, in denen mir das Herz so schwer ist wie Ihnen sicherlich auch, wenn ich die Bilder aus der Ukraine sehe und an die Menschen dort denke, dann hilft es mir, zu diesen Worten Zuflucht zu nehmen. Paul Gerhardt hat sie in einer von einem annähernd Dreißigjährigen Krieg verheerten Zeit gedichtet. Und wenn ich heute all die vom Krieg gezeichneten Menschen sehe, dann helfen mir die alten Worte aus Psalmen und Chorälen:

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme. Ja, bitte wirf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

2. Rosch Haschana und Jom Kippur

Als ich vor knapp 30 Jahren als Student nach Jerusalem kam, bin ich auf besondere Weise dem Bibeltext begegnet, den Paul Gerhardt hier nachgedichtet hat.

Wir haben uns auf die Hohen Feiertage vorbereitet, mit denen im September oder Oktober das jüdische Jahr beginnt. Rosch Haschana, das Neujahrsfest, und zehn Tage später Jom Kippur, der Versöhnungstag. Das jüdische Jahr beginnt mit Besinnung und Umkehr. IN Jerusalem habe ich unter den biblischen Texten für diese Zeit die Sätze am Ende des Prophetenbuchs Micha entdeckt, die so kraftvoll von Gottes Barmherzigkeit erzählen. Seither gehören sie für mich zu den Worten der Bibel, die mir besonders kostbar sind:

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.

Liebe Gemeinde,

wo ist solch ein Gott, der seine Gerechtigkeit immer wieder zurückstellt, weil ihm seine Gnade wichtiger ist? Wo ist solch ein Gott, der seinen Zorn immer wieder versenkt in einem Meer der Barmherzigkeit? Wo ist solch ein Gott, der seinem Volk Israel immer wieder seine Treue beweist? Wo ist solch ein Gott, der diese Treue in seinem Sohn und Christus Jesus bestätigt?

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade?

Das Staunen darüber bestimmt eigentlich jeden Tag im Leben eines religiösen jüdischen Menschen und die täglichen Gebete. Und ganz besonders bestimmt es den Anfang des jüdischen Jahres. Das neue Jahr beginnt mit Buße und Versöhnung, und die Worte des Propheten Micha bringen den Grundton dieser Zeit zum Klingen.

Unser Vater, unser König, sei uns gnädig und erhöre uns, denn wir haben keine Werke, erweise uns Barmherzigkeit und Huld und rette uns.

So heißt es in einem der Gebete, die zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur in den Synagogen gebetet werden. In verschiedenen Variationen bringen die Gebete und Bekenntnisse dieser Zeit diesen Grundgedanken zum Ausdruck. Er durchzieht ja schon wie ein roter Faden die jüdische Bibel, die wir Christen als unser Altes Testament heilighalten. Der Prophet Micha greift diesen Faden auf und erinnert mit seinen Worten an zahlreiche Psalmenundan die Geschichte von der Barmherzigkeit, Gnade, Geduld und Treue Gottes mit seinem Volk Israel, allen Verfehlungen zum Trotz.

Am jüdischen Neujahrsfest gibt es den Brauch, zu einem fließenden Gewässer zu gehen und Brotkrumen oder anderes aus den Taschen zu schütteln und ins Wasser zu werfen, damit es die Brösel wegträgt und in die Tiefen des Meeres versenkt, wie Gott die Sünden versenkt. Und dabei spricht man die Verse des Propheten Micha.

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt

Am Schabbat zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur erklingen Michas Worte wieder – als besondere Prophetenlesung. Und am Nachmittag von Jom Kippur werden sie nach dem Jonabuch noch einmal gelesen.

Das eint uns, Juden und Christen: Wir wissen, dass wir vor Gott nichts vorzuweisen haben, und verlassen uns darauf, dass Gott sich treu bleibt und seine Güte alle Morgen neu ist. Ich habe noch im Religionsunterricht gelernt und bei vielen gelehrten Theologen gelesen, dass Juden sich mit eigenen Leistungen Gottes barmherzige Liebe erarbeiten wollten. Doch schon, wenn ich mich mit dem Anfang des jüdischen Jahres beschäftige, dann lerne ich:

In Wahrheit ist es ganz anders im Judentum. Einzig Gottes Großzügigkeit schafft den Raum für Versöhnung. Er beharrt nicht auf seinem Recht, weil kein Mensch perfekt ist, sondern Fehler macht, irrt, schuldig wird:

Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.

3. Gottes Großzügigkeit hat Folgen

 Für religiöse jüdische Menschen ist klar: Gott erwartet von uns, dass wir diese Versöhnung nicht als unseren Privatbesitz betrachten und ansonsten gleichgültig gegenüber uns unseren Mitmenschen leben.

Gottes Großzügigkeit hat Folgen. Die jüdische Lehre stellt unmissverständlich klar:

Der Versöhnungstag schafft alles aus der Welt, was zwischen Gott und Mensch steht. Aber das, was jemand an seinem Mitmenschen verfehlt hat, das müssen die beiden miteinander klären. Und das bedeutet: Wer an einem anderen Menschen schuldig geworden ist, muss ernsthaft Reue zeigen, sich aussprechen und versöhnen. Wer andererseits verletzt wurde, soll sich ein Beispiel an Gott nehmen und nicht auf seinem Recht beharren, sondern dem Menschen großzügig gegenüber sein, der seine Schuld eingesteht.

Als frommer Jude hat auch Jesus in der Bergpredigt dieses Prinzip bekräftigt: Niemand soll etwas im Tempel opfern, wenn er oder sie an einem Mitmenschen schuldig geworden ist. Jesus stellt klar:

In diesem Fall lass deine Opfergabe vor dem Altar liegen. Geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder oder deiner Schwester.

Und im Vater Unser lehrt er uns zu beten: … und vergib uns unsere Schuld, wie auch wie vergeben unseren Schuldigern.

4. Christliche und die jüdische Lehre/Praxis von der Buße und Umkehr

Bei vielen deutschen christlichen Theologen habe ich in der Zeit nach 1945 gelesen:

Ja, wir wissen, dass wir schuldig geworden sind, aber das ist eine Sache zwischen uns und Gott, und das gehört nicht an die Öffentlichkeit und nicht in die Ohren anderer Menschen.

Nein, so eben nicht!

Es ist wichtig, dass wir miteinander reden, dass wir unsere Schuld gegenüber denen bekennen, an denen wir schuldig geworden sind. Das ist nichts, was wir nur mit Gott oder in uns selbst ausmachen können.

Für die Versöhnung ist es zentral, die eigene Schuld gegenüber denen zu bekennen, die davon betroffen sind, und zwar ohne Ausflüchte zu nehmen, ohne irgendwas zu beschönigen.

In dieser Konsequenz sind sich die christliche und die jüdische Lehre von der Buße und Umkehr eigentlich im Grundsatz einig. Gottes Gnade ist ein Geschenk, aber sie ist keine billige Gnade, sondern Gott „wartet auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten“, so sagt es Dietrich Bonhoeffer.

Es trennt uns, woran wir Gottes Gnade und Barmherzigkeit festmachen – für jüdische Menschen ist die Zuwendung Gottes zum Volk Israel durch seinen Bund und die Erwählung zentral, für christliche Menschen die Zuwendung Gottes zur Gemeinschaft der Heiligen in seinem Sohn und Christus Jesus. Es trennen uns die Formen, die Formulierungen, mit denen wir unsere Sünde bekennen und unseren Glauben leben. Wir feiern unterschiedliche Feste, setzen verschiedene Akzente. Doch wir wissen beide, dass wir vor Gott am Ende nichts vorzuweisen haben, und wir vertrauen beide darauf, dass Michas Worte auch für uns wahr geworden sind und wieder wahr werden:

Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünde in die Tiefen des Meeres werfen.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Fürbitten

Heiliger Gott,

in Deiner Gnade und Treue gegenüber Deinem Volk Israel zeigst Du, welch ein Gott Du bist. Dafür preisen wir Dich.

In Deinem Sohn und Christus Jesus hast Du bestätigt, was Du Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob, Lea und Rahel verheißen hast. Dafür rühmen wir Dich.

Zu Deiner Barmherzigkeit, Gnade und Geduld dürfen wir Zuflucht nehmen, dafür loben wir Dich.

Wir bitten Dich:

für alle Menschen, die in den Kriegen dieser Welt leiden, die sich verteidigen oder fliehen müssen und vor einer ungewissen Zukunft stehen. Besonders legen wir Dir die Menschen in und aus der Ukraine ans Herz,

für alle Menschen, die sich für Wahrheit, Recht und Mäßigung einsetzen und die sich mit Verhandlungen und Hilfeleistungen aller Art gegen Hass und für Versöhnung engagieren. Besonders legen wir Dir ans Herz die Journalistinnen und Journalisten, die Politikerinnen und Politiker, die Helferinnen und Helfer, die Menschen, die Verantwortung in Kirchen, Synagogen und religiösen Gemeinschaften übernehmen.

Wir bitten Dich auch

für diejenigen, die verstrickt sind in Schuld und Selbstgerechtigkeit. Besonders legen wir Dir die ans Herz, die noch nicht den Mut gefunden haben, ihr Herz und ihren Mund zu öffnen, um auf andere zuzugehen und ihnen offen ihre Schuld zu bekennen.

für diejenigen, die Gewalt erlitten haben, in Kirchen, religiösen Gemeinschaften, Familien oder anderswo. Besonders legen wir Dir die Frauen, Kinder und Männer ans Herz, die mit den Nachwirkungen an Leib und Seele kämpfen, die alleine dastehen und noch keine Gerechtigkeit erfahren haben.

Und wir bitten Dich

für die Menschen in unserer Nachbarschaft und in unseren Kirchengemeinden, die keinen Ausweg und keine Hoffnung sehen in ihren Ängste, ihrer Furcht, ihren Sorgen und ihrem Schmerz.

KASUALBITTEN

Was wir für uns selbst erbitten, erbitten wir mit den Worten, die Dein Sohn und Christus Jesus uns selbst gelehrt hat

Vater Unser

“Zweiter Sonntag der Großen Fastenzeit – Reminiscere”.  Röm 5: 1 – 11 NT.  Joh 3: 16 – 21. VZ. Jesaja 5:1-7. Predigt von Larissa Kostenko 13.3.2022 Winnyzja deutsch-russisch

Liebe Larissa, du hast ja wirklich unglaublich viel geleistet heute. Und all diese Dinge habt ihr in einem öffentlichen Bus/Straßenbahn transportiert? Vielen Dank auch für deine Predigt. Du hast mich angerührt. Dein Mut, deine Zuversicht und dein Glauben in diesen Zeiten sind bewundernswert. Ich überlege, ob ich nicht deine Predigt morgen im Livestream online in deinem Namen halte. Natürlich auf deutsch – so skizzenhaft die Predigt ist, so eindrücklich ist sie. Authentisch. Und mutmachend. Erlaubst du mir das? Janosch)

Aber Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm. 5:8)

GEBET DES TAGES

Unser Erlöser, Du siehst, wie hilflos wir angesichts der äußeren Gefahren sind.

Bewahre uns, reinige unsere Herzen von aller Schlechtigkeit und allen Lastern und schütze uns vor der Macht der Finsternis – um Jesu Christi, unseres Herrn, willen.

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O Gott, barmherziger Vater, wir bitten dich: Erbarme dich der armen Herde, um derentwillen dein geliebter Sohn sich in die Hände der Sünder gab und einen schändlichen Tod am Kreuz erlitt; gib uns die Gnade, dass auch wir nach dem Beispiel deines Sohnes das Leiden geduldig ertragen und dich allezeit durch ihn, deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, preisen und segnen können.

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Predigt

 “Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.”

Liebe Brüder und Schwestern! Jede Predigt beginnt mit den Worten: “…Gnade sei mit euch und Friede…”. Das sind in der Tat gute und wunderbare Wünsche an euch, nicht vom Prediger, sondern von Christus selbst! Er hat uns durch sein heiliges Opfer sowohl den Frieden mit Gott als auch die Gnade Gottes für ein heiliges Leben in Christus gebracht! Ich denke, das sind die beiden wichtigsten Wahrheiten des christlichen Lebens, besonders in der Fastenzeit!

Heute ist der zweite Sonntag der Großen Fastenzeit, den wir mit den Worten des Reminiscere-Sonntagspsalms “REMINiscere” nennen. Psalm 24,6

Die große Fastenzeit ist uns als Vorbereitung auf das Pascha des Herrn gegeben, die glorreiche Auferstehung Christi von den Toten zu unserer Rechtfertigung und ewigen Erlösung. Deshalb ist die Fastenzeit eine Zeit der verstärkten Verkündigung der Leiden des Gottessohnes. Wir gehen den Weg seines Leidens und begleiten ihn bis zum Kreuz. Dabei erkennen wir, dass er bereit ist, unser Kreuz, unseren Schmerz auf sich zu nehmen.

Unsere Fastenzeit der Solidarität mit unserem leidenden Herrn und Meister. Es ist auch eine Zeit der intensiven Reue und des Bedauerns über die Sünden, die wir mit unseren Gedanken, Worten und Taten begehen.

Der reformierte Kirchenvater Martin Luther begann seine weltberühmten und epochalen 95 Thesen mit folgenden Worten: “Wenn unser Herr Jesus Christus sagt: ‘Tut Buße’, dann will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen von unaufhörlicher Buße geprägt ist.

Wir wollen ihm besonders nahe sein. Die Reue betrifft nicht nur unsere Seele, sondern auch unseren Körper, denn der Mensch sündigt sowohl an Leib als auch an Seele. Und wie M. Luther in seinem kurzen Katechismus schrieb, ist die Fastenzeit ein gutes Werk äußerer Frömmigkeit.

Wie unser Gott uns durch den Mund seines Propheten Jesaja sagt: “Das ist die Fastenzeit, die ich gewählt habe: Teile dein Brot mit den Hungrigen…” (Jesaja 58:6a,7a).

Das möchte ich Ihnen auch sagen. Dass selbst ein strenges und opferbereites Fasten vergeblich sein und zu bloßem Hungertod und Heuchelei werden kann, wenn es ohne die gläubige Teilnahme an der Verkündigung des Wortes Gottes in der Kirche und an den heiligen Mysterien des Leibes und Blutes des Sohnes Gottes im Sakrament des Altars geschieht. Möge euer Fasten aufrichtig sein, zur Ehre Gottes in Christus und zum Wohl eures Nächsten, mit dem ihr euer Brot teilt.

Hören Sie sich den Text aus Johannes 14-21 an: “16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das Gericht aber besteht darin, daß das Licht in die Welt gekommen ist; aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, weil ihre Werke böse waren:20 Denn wer Böses tut, der haßt das Licht und wandelt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden, weil sie böse sind:21 Wer aber rechtschaffen handelt, der wandelt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott gemacht.

Wir sind manchmal kleinlich, neidisch, böse und ungeduldig, suchen oft das “Eigene”, streben danach, andere unterzuordnen, sind unfähig, wirklich zu lieben und zu opfern…

Wir versuchen vielleicht sogar, Gott uns selbst unterzuordnen … Wir beunruhigen Gott ständig mit unserem “Warum?”, “Wieso?”, “Weshalb?”.

Fastenzeit inmitten des Krieges.

Man kann sich kaum etwas Unvereinbareres vorstellen: eine stille Zeit des Gebets und eine Zeit der Kriegsführung.

Tod und Leid brachen in unsere maßvolle Welt ein. Der Krieg mit all seinen Schrecken und Problemen war bereits in die Häuser einiger Menschen eingezogen, für andere stand er vor der Tür. Und in einem Augenblick wurde alles, was uns mit Selbstverständlichkeit beschäftigt hatte, wertlos, in einem Augenblick verschwand unsere gewohnte Stabilität, unsere zufriedene Zuversicht schwand.

Und plötzlich wurde uns klar und deutlich: Alles in unserer Wirklichkeit hängt von Gott ab, von seinem Willen und seiner Gnade. Ich bete rund um die Uhr, für mich, für das Lager, für die Welt und für jeden von euch, für jeden Reisenden. der jeden Tag vor meinen Augen vorbeizieht. Ich bete. Für diejenigen, die Hilfe leisten, für diejenigen, die Hilfe leisten und sie erhalten. Und ich bete.

Außer dem Herrn gibt es nichts und niemanden, auf den man hoffen kann, alles ist in seiner rechten Hand!

Wie lange beten wir schon so, wie wir jetzt beten?

Wie lange haben wir uns schon so nach der Beichte gesehnt wie jetzt? Seit wann schätzen wir jede Gelegenheit, in die Gemeinschaft zu kommen, so sehr, wie wir es jetzt tun?

Heute wird uns mehr denn je bewusst, wie nahe uns der Herr ist und wie unbedeutend wir vor ihm sind.  Er LIEBT uns! Er ist geduldig mit uns! Er vergibt uns unendlich oft! Er hört uns immer – und hört zu! Er liebt uns so sehr, dass er seinen unschuldigen Sohn für uns, die Grausamen und Stolzen, hergab, damit wir zerrissen werden! Damit wir durch ihn das ewige Leben haben! Dass wir in ihm, in Christus, mit ganzer Seele und ganzem Herzen nach Licht streben! Dass es keine Dunkelheit in unseren Seelen geben soll!

In der Tat, wie viel Dunkelheit gibt es in der Welt, in der Gesellschaft, in deinem Herzen… Wie viel Gleichgültigkeit und sogar Wut ist in deinem Herzen … Wir alle, wir alle brauchen Gottes Vergebung und Christi Liebe…

Überall herrscht Aufruhr.

Aber wer wüsste besser als wir Gläubigen, dass niemand jemandem ein Morgen versprochen hat. Nicht vorher und nicht jetzt. Weder im Krieg noch im Frieden.

Seit dem Sündenfall bis heute ist die einzige Zeit, die dem Menschen zur Verfügung steht, das Heute, oder besser gesagt, der gegenwärtige Augenblick dieses Tages.

Hat der Krieg etwas verändert? Nein. Aber es hat sich etwas anderes geändert.

Neben uns ist ein leidender Nachbar. Die Mittellosen, die Einsamen, die Alten, die Flüchtlinge, die Mittellosen, die Krieger und die Friedfertigen. Und sie alle haben uns Christen. Wir können helfen, wir müssen helfen, viele Schwestern und Brüder spenden uns jetzt, so wirkt der Herr, durch unseren Nächsten.

Dies ist unsere Verantwortung, unser Heilmittel gegen Angst, Feigheit, Gier und Egoismus.

Jeder Nachbar ist unser Gewissen. Wir müssen uns den Prüfungen mutig stellen.  Wenn Menschen massenhaft in Angst, Panik, Verzweiflung und Hass verfallen, ist es unsere Berufung, für sie da zu sein. Den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zu teilen.

Denn wenn man sich jetzt nicht auf uns Christen verlassen kann, auf wen dann?

Gott ist mit uns!

Gott beschützt uns!

Gott gibt uns eine Zukunft!

Der Sieg über das Böse und der Triumph des Friedens, der Würde und der Freiheit! 

GEBET Wir danken dir, allmächtiger Gott und Vater, für dein heilbringendes Wort, durch das du uns aufbaust und lehrst, unseren Glauben stärkst und reinigst und unser Leben täglich erneuerst, und wir beten zu dir: Gib uns die Gnade und die Kraft deines Heiligen Geistes, dass wir im Glauben nach deinem Wort die wahre Frucht der unbarmherzigen Reue hervorbringen, zu der du uns in deiner Güte führst, und dir im Glauben und in der Gerechtigkeit dienen und unserem Nächsten in der Liebe nach dem Glauben. Bei Jesus Christus, unserem Herrn. AMEN

Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, sei in unseren Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unserem Herrn. AMEN

«Второе воскресенье великого поста — Reminiscere».       

 Рим 5: 1 — 11   НЗ.  Ин 3: 16 — 21. ВЗ. Исаия 5:1-7

Но Бог Свою любовь к нам доказывает тем, что Христос умер за нас, когда мы были еще грешниками. (Рим. 5.8)

МОЛИТВА ДНЯ

Избавитель наш, Ты видишь, как мы беззащитны перед лицом опасностей, угрожающих нам извне.

Сохрани нас, очисти наши сердца от всякого нечестия и порока и защити нас от власти тьмы – ради Иисуса Христа, Господа нашего.

***

Боже, Отче милосердый, молим Тебя: милостиво призри на бедное стадо, ради которого возлюбленный Сын Твой предал Себя в руки грешников и претерпел позорною крестную смерть; дай нам благодать, чтобы по примеру Сына Твоего и мы терпеливо переносили страдания и во всякое время славили и благословляли Тебя через Него же Сына Твоего, Иисуса Христа, Господа нашего.

 «Благодать вам и мир, от Бога Отца и Господа нашего Иисуса Христа. Аминь».

Дорогие братья и сестры!                                                                                                                                 Каждая проповедь начинается со слов: «…Благодать вам и мир…». Это действительно, хорошие и замечательные пожелания вам, не от проповедующего, а от Самого Христа! Он, своей Святой Жертвой принес нам и мир с Богом, и благодать от Господа для Святой жизни во Христе! Думаю, это две самые важные истины Христианской жизни, особенно во время Великого Поста!

Ныне уже Второе Воскресенье Великого Поста, которое мы называем словами Псалма дня Воскресенья Reminiscere  «ВСПОМНИ». Пс.24:6                                                                           Великий Пост нам дан, как время нашего приготовления к Пасхе Господней, Светлому Христову воскресенью из мёртвых ради нашего оправдания и вечного спасения. Именно поэтому время Поста – это время усиленной проповеди страданий Сына Божьего.   Мы проходим путь страданий ИХ, сопровождаем Его на крест. При этом мы понимаем, что Он готов взять на себя наш крест, нашу боль.                                                                                                      Наш Пост солидарности с нашим страдающим Господом и Учителем.                                                  Это ещё и время усиленного покаяния и раскаяния в своих грехах, которые мы совершаем нашими мыслями, словами и делами.                                                                                    Отец – реформатор Церкви Мартин Лютер начал свои всемирно известные и эпохальные 95 тезисов такими словами: «Если наш Господь Иисус Христос говорит: «Покайтесь!», то Он желает, чтобы вся жизнь Его верных была непрестанным покаянием».                                  Мы хотим быть особенно близко к Нему , покаяние касается не только нашей души, но и нашего тела, потому что человек грешит и телом и душой. И ещё М. Лютер писал в своём Кратком Катехизисе,    ПОСТ – это хорошее дело внешнего благочестия».                     Как нам говорит наш Бог устами Своего пророка Исаии: « Вот пост, который Я избрал: …раздели с голодным хлеб твой…»( ис.58: 6а.7а)                                                                                       

Ещёхочу вам сказать. Что даже суровый и жертвенный пост может стать напрасным и превратиться в простое голодание и лицемерие, если он совершается без участия верою в церковной проповеди Божьего Слова и участия в пресвятых тайнах Тела и Крови Божьего Сына в Таинстве Алтаря.                                                                                                                      Пусть будет ваш пост искренним, во славу Божью во Христе и во благо вашего ближнего, с которым вы разделите свой хлеб.

Послушайте текст Евангелия от Иоанна 14-21                                                                                                    «16 Ибо так возлюбил Бог мир, что отдал Сына Своего Единородного, дабы всякий, верующий в Него, не погиб, но имел жизнь вечную. 17 Ибо не послал Бог Сына Своего в мир, чтобы судить мир, но чтобы мир спасен был через Него. 18 Верующий в Него не судится, а неверующий уже осужден, потому что не уверовал во имя Единородного Сына Божия. 19 Суд же состоит в том, что свет пришёл в мир; но люди более возлюбили тьму, нежели свет, потому что дела их были злы; 20 ибо всякий, делающий злое, ненавидит свет и не идёт к свету, чтобы не обличились дела его, потому что они злы, 21 а поступающий по правде идёт к свету, дабы явны были дела его, потому что они в Боге соделаны»

Мы порой мелочны, завистливы, злы и нетерпеливы, часто ищем «своего», стремимся подчинять себе других, не умеем по настоящему любить и жертвовать…                                               Мы и Бога стремимся себе порой подчинить… Постоянно тревожим Бога своим                         «а почему?»,    «а зачем?»,     «а за что?».

Великий пост в условиях войны.

Сложно представить, более несовместимые вещи: тихое время молитвы и боевые действия.

Смерть и страдания ворвались в наш размеренный мир.                      Война, со всеми ужасами и бедами, к одним уже пришедшая в дом, а у других стоящая на пороге. И в одно мгновение обесценилось все то, что занимало нас безраздельно, вмиг исчезла привычная стабильность, улетучилась  сытая уверенность.

И нам вдруг стало ясно и очевидно: в нашей реальности всё зависит от Бога, от Его воли и милости. Я молюсь 24/7.За себя, за стану, за весь мир и за каждого из вас, за каждого путника. Который проходит перед моим взором каждый день. Я молюсь. За тех кто оказывает помощь, за тех кто её осуществляет и получает. А молюсь.

Кроме Господа не на что и не на кого надеяться, всё в Его деснице!

Давно ли мы молились, как молимся сейчас?

Давно ли мы так жаждали исповеди, как теперь?                                   Давно ли так ценили каждую возможность прийти в общину, как нынче?

Сейчас, как никогда, ощущается, насколько близок к нам Господь, и насколько ничтожны перед Ним мы.                                            Он нас — ЛЮБИТ! Он нас — ТЕРПИТ! Он нас бесконечно — ПРОЩАЕТ!                                                   Он нас всегда — СЛЫШИТ и СЛУШАЕТ!                                                             Любит до такой степени, что отдал своего невинного Сына нам, жестоким и гордым, на растерзание! Чтобы мы имели через Него вечную жизнь! Что бы мы в нем, во Христе, стремились всей душою и сердцем к свету! Чтобы в нашей душе не было тьмы!

Действительно, сколько сейчас тьмы в мире, в обществе, в твоем сердце… Сколько равнодушия и даже злобы в твоей душе…                                                                                                     Всем, всем нам так нужно прощение Бога и любовь Христа…

Вокруг неспокойно.

Но, кому как не нам, верующим, знать, что завтрашнего дня никто никому не обещал. Ни раньше, ни сейчас.

Ни в войну, ни в мирную пору.

От грехопадения доныне, единственным временем, находящимся в распоряжении человека, есть  исключительно день сегодняшний, а вернее – настоящий миг этого дня.

Разве война что-то изменила? Нет. Но она изменила другое.

Рядом с нами – страдающий ближний.

Немощные, одинокие, старики, беженцы, нуждающиеся, воины и мирные.

И у всех у них есть мы – христиане. Мы можем помочь, мы должны помогать, нам сейчас много сестёр и братьев жертвуют, чтобы мы помогали, так действует Господь, через ближнего.

Это – наша ответственность, наше лекарство от страха, малодушия, жадности, эгоизма.

Каждый ближний – это наша совесть…

От нас требуется встретить испытания с мужеством.

Когда люди массово поддаются страху, панике, отчаянию, ненависти – наше призвание быть рядом.

Делиться верой, надеждой, любовью.

Ведь если на нас, христиан, нельзя будет опереться сейчас, то на кого же тогда?

Бог с нами!

Бог хранит нас!

Бог дарует нам будущее!

Победу над злом и торжество мира, достоинство и свободу!  

ПОМОЛИМСЯ                                                                         Благодарим Тебя, всемогущий Боже и Отче, за спасительное слово Твоё, которым Ты назидаешь и научаешь нас, укрепляешь и очищаешь нашу веру и ежедневно обновляешь нашу жизнь, и молим Тебя: подай нам благодать и Силу Твоего Святого Духа, чтобы принесли мы в вере по Слову Твоему истинный плод нелицемерного покаяния, к которому Ты ведёшь нас в Своей Благости, и послужили Тебе верою и правдою, а нашему ближнему в любви по вере. Иисусом Христом и Господом нашим. АМИНЬ

И мир Божий, который превыше всякого ума, да соблюдёт сердца и помышления наши во Христе Иисусе, Господе нашем. АМИНЬ.

“Durch den Geist Gottes leben wir aus dem, was wir nicht sind” Predigt von Pfarrer Jan-Peter Hanstein 2. Sonntag nach Epiphanias 1 Kor 2,1-12

(Predigttext in der Predigt)

„Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. 3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; 4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft, 5 auf dass euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.

2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.

auch für mich ist heute diese Beschreibung von Paulus keine hohle Phrase:  mit Furcht und Zittern …

Ein schwerer Text! Mögen Sie sich beim Hören gedacht haben. Gespannt oder resigniert, was der Prediger hier vorne mal wieder daraus machen würde. Jesus machte aus Wasser Wein, damit die Hochzeit der Freude fortgesetzt werden kann.

Und ich soll hier auch im übertragenen Sinn Wasser zu Wein machen? Klar – 

Mit Furcht und Zittern, weil jeder, der sich auf diese Worte von der Kraft Gottes durch die Verkündigung des Gekreuzigten heute wie damals ein Risiko eingeht. Ein Wagnis. Der Erweis des Geistes und der Kraft.

Bis ich einwillige: Ja komm, lebendiger Geist und schenke nicht nur mir die Kraft zum predigen, sondern öffne auch die Ohren der Hörenden.

Mit Furcht und Zittern.

Und seht wie ich eingezwängt bin. Hinter mir das germanische Heiligtum schlechthin: der geschmückte Weihnachtsbaum, neben mir die berühmte wunderbare Puppenmacherkrippe, aber über mir hängt das neuerdings etwas grell beleuchtete Kruzifix, bedrohlich wie ein Damoklesschwert.

Aber das Krippenlied schwingt in mir nach: da steht ein Dichter vor der Krippe und singt:

„Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen!“

 Aber nun Paulus: gar nicht im Überschwang. Sondern:

„ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern“ schreibt Paulus ehrlich. Und dass er das schreiben muss an die Gemeinde, die er gegründet hat, heißt doch auch, das seine Lehre niemals unbestritten dastand, überwältigend wie das System von Aristoteles oder unanfechtbar wie die beißende Kritik eines Sokrates.

Was Paulus da sagt, klingt immer noch paradox, ja absurd wie am ersten Tag.

Ich will unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.

Es geht nicht um die hohe Philosophie, nur die wenigsten durchdringen und auch ich habe einmal erlebt, wie sich mein jugendlicher Geist aufschwang in die Höhe der Philosophieseminare von Reiner Wiehl bis ich plötzlich gegen eine unsichtbare gläserne Decke stieß – ich konnte hindurchsehen und sah die höchststehendsten Erkenntnisse, die Menschen haben können, aber stieß mir schmerzhaft den Kopf an und brach mir fast das Genick, bevor ich hinabtrudelte wie Ikarus, der mit seinen von Wachs zusammengehaltenen Federschwingen der Sonne zu nah gekommen war.

Nein, mir stehen auch nicht die „überredenden Worten der Weisheit“ zur Verfügung, die nach Paulus nur den Vollkommensten und Klügsten zustehen. Ich bin ein einfacher Pfarrer und muss reden zu euch, was ich gehört und gesehen und verstanden habe.

Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, 8 die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.

Ein wenig flirtet Paulus mit den damaligen Mysterienreligionen. Wir würden sagen- Esoterik. Geheimnis nach Geheimnis wird denen eröffnet, die eifrig sich auf die mystischen Meister einlassen, einen Kurs nach dem anderen bezahlen, bis sie schließlich erleuchtet über den anderen schweben. Eingeweiht in die Geheimnisse des Lebens, die anderen, die sich nicht bemühen und auch nicht so viel investieren können in wunderbare Seminare in der Toscana für immer verschlossen bleiben.

Paulus redet zwar von Geheimnissen, von der „Sophia“ in Gott, aber er macht kein Geheimnis daraus sondern legt das Geheimnis einfach offen hin:

»Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes.

Vielleicht denkt ihr wie ein Kierkegaard gedacht hat: „Der Glaube ist das Größte und Schwerste“ / „Der Glaube beginnt gerade da, wo das Denken aufhört“. Tatsächlich ist da eine Grenze. Oder nicht eine Grenze, sondern ein großer Unterschied.

Es geht um das, was ein Mensch wissen kann. Und das was Gott weiß.

Wissen von uns Menschen und die Weisheit Gottes. O dass mein Sinn ein Abgrund wär …

Zurzeit ist unglaublich viel von Wissenschaft die Rede, hauptsächlich der Biologie und Medizin. Die modernen Wissenschaften werden manchmal als „gottlos“ bezeichnet. So oft, dass die Wissenschaftler manchmal selbst meinen, sie könnten nicht an Gott glauben, weil es nichts anderes gibt als das Wissen.

Dabei geht es nur darum, dass wir nicht selbst einfach Gott einsetzen, wenn unsere Untersuchungen nicht weiterkommen. Das birgt nämlich die Gefahr, das neue Erkenntnisse so wirken, als müsse sich Gott wieder zurückziehen, bis er schließlich überhaupt keine Aufgabe mehr hat. Beispiel: Wenn Gott früher für den Donner und Blitz zuständig war, dann war er diese Aufgabe spätestens nach den Untersuchungen von Benjamin Franklin zum Gewitter wieder los. Deshalb haben christliche Wissenschaftler wie Hugo Grotius in seinem berühmt gewordenen Satz gesagt: Wir müssen forschen und arbeiten, als ob es Gott nicht gäbe. Aber dieser methodische Atheismus ist zutiefst aus der christlichen Kultur entstanden, weil diese Denker bescheiden die Grenzen ihres Wissens gegenüber dem Glauben kannten. Oh, ich merke ich drifte ab und komme doch mit den Argumenten der höchsten Erkenntnistheorie. Wer da mehr erfahren will, ist eingeladen zu dem nächsten Philosophischen Cafe leider über Zoom mit Dr. Edmund Sandermann und unserem klugen ehemaligen Vikar Christian Kamleiter.

Nur soviel: Auch bei Luther begegnet uns das „Etsi deus non daretur“, lebenspraktisch. Der Rat der Stadt „soll sich stellen, als wäre kein Gott da und müsste sich selbst erretten und selbst regieren, gleich wie ein Hausherr soll arbeiten, als wollte er sich mit der Arbeit ernähren. Aber er soll sich davor hüten, dass sein Herz sich verlasse auf solches sein Tun.“

Ich bekomme wieder Furcht und Zittern. Denn mit dem was ich sage, kann man nicht einmal eine Stadt oder Kirchengemeinde „regieren“. Diese praktische Vernunft wird immer wieder den Herrn der Herrlichkeit nicht erkennen und ihn als religiösen Unruhestifter kreuzigen, wie Paulus schreibt:

„Die Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.“

Kupferspiegel aus Zypern (Eisenzeit) wibilex

Liebe Gemeinde,

versteht ihr das Problem? Alles Wissen, alle medizinische Forschung, auch die Tiefenpsychologie der Seele, auch die Astronomie und sogar die Wissenschaften Recht und Soziologie, all die Lebensratgeber und Kurse, die Leib und Seele zu höherem berufen, lassen uns „nur“ bei uns selber bleiben. Da ist eine Wand, oder wie ich erzählte, eine Decke. Vielleicht ein Spiegel, in dem wir uns nur selber sehen. Das ist schon viel. Aber weiter kommen wir da nicht. Außer der Geist erhellt diesen Spiegel und wir sehen hindurch, wie wir erkannt sind. (1 Kor 13)

Von uns aus gesehen können wir alle nur Wein zu Wasser machen. 

10 Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes. 11 Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.

Jetzt sind wir da. Ein Sprung in den Glauben. Zauberwerk? Wasser zu Wein?

Der Geist Gottes. Der schon im 2. Vers der Genesis, ganz am Anfang über der Tiefe, Tehom, der Urflut „schwebt“ oder vielmehr sich suchend und verstehend bewegt. Mit dem Geist Gottes können wir nicht denken oder Reden. Er ist nicht „deus ex machina“, der uns einfach zur Verfügung steht, wenn wir Prediger nicht weiter wissen. Dieser Geist Gottes führt uns in die Tiefe.

In der Tiefe ist Wahrheit. Aber nicht einer eingebildeten typisch deutschen Tiefsinnigkeit. Sondern in der wirklichen Tiefe des Todes. Der gekreuzigte Christus. Hinabgestiegen in das Reich des Todes. 

Das Erkennungszeichen.

Heute am 2.Epiphanias ist ein Trinitatisfest. Vater und Sohn feiern wir an Weihnachten. Aber ohne Himmel und Erde, ohne Anfang und Ende, ohne die Bewegung Gottes zu uns, in unser Herz, ohne den Glauben, den der Geist in uns weckt und schenkt, bleibt Jesus nur eine historische Denkfigur.

Und wenn der Geist nicht verfügbar ist? Es hier kalt und verlassen ist? Und ich mich alleine und verzweifelt fühle. So ist er doch da: Mit Furcht und Zittern. In Not und Zweifel. Der Christusgeist, den Paulus beschreibt.

So ist der Geist Christi, schreibt Bonhoeffer aus dem Gefängnis an seinen Freund Eberhard Bethge mit seinem unvollendeten Entwurf der „mündigen Welt“: einer Welt ohne Gott und doch mit Gott.

„Hier liegt der entscheidende Unterschied zu allen Religionen. Die Religiosität des Menschen weist ihn in seiner Not an die Macht Gottes in der Welt, Gott ist der Deus ex machina . Die Bibel weist den Menschen an die Ohnmacht und das Leiden Gottes; nur der leidende Gott kann helfen. Insofern kann man sagen, daß die beschriebene Entwicklung zur Mündigkeit der Welt, durch die mit einer falschen Gottesvorstellung aufgeräumt wird, den Blick freimacht für den Gott der Bibel, der durch seine Ohnmacht in der Welt Macht und Raum gewinnt.“

Aus der Tiefe rufe ich zu dir, Herr höre meine Stimme  Ps 130.

Der Geist leitet uns nicht an zum Denken, sondern zum Danken, zum Beten, zur Freude, zum Singen und Dichten.

heute am 2. Sonntag nach Epiphanias, da ist das Thema Freude. Da hören wir davon, dass erhoben wird, wer in der Tiefe sitzt. Das am Ende all unserer Bemühungen zu verstehen und zu wissen, eine Freude steht, die Bach so besingt:

Jesu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier.
Ach, wie lang, ach lange
ist dem Herzen bange,
und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
außer dir soll mir auf Erden
nichts sonst Liebers werden.

Und das tun wir vorläufig nun auch.

396 1.3.6 Jesu meine Freude

Predigt über Jahreslosung

Die neue Jahreslosung 2022, Jesus Christus spricht: “Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.” (Joh. 6,37) In der heutigen Predigt legt Pfarrer Thomas Hofmann diese Einladung Jesu aus. Hören und sehen Sie sie nach durch Ihren Klick HIER.

Bildnachweis: (c) Stefanie Bahlinger, verlagambirnbach.de

“Alles gut!?” Buß- und Bettag 2021 – Predigt von Pfarrer Jan-Peter Hanstein

Spoilergefahr. Entweder um 19 Uhr kommen oder hier lesen …

PREDIGT Es gilt das gesprochene Wort

Ja – Hallo? – Hast du ein wenig Zeit?

Kannst du mich gut hören? Die Verbindung ist schlecht! Wo treibst du dich denn rum? Willst du nicht sagen?

Ok – hast du gerade eine Minute Zeit? Alle Ewigkeit? Danke.

Alles wieder gut?! Fragst Du??

Oh Mann, bitte frag nicht. Klar, Mir geht’s gut. Den Kindern. Wir hatten einen schönen, im Rückblick traumhaften Sommer.

Ja, es geht uns gut. Aber „alles gut!?“ das klingt nach maximaler Katastrophe. Ist bei dir alles gut? Wie immer

Eigentlich habe ich ja gar keine Lust groß zu reden. Ich sitze morgens und lese Zeitung. Die Nachrichten kommen so auf meinem Handy an. Ich bin geschockt.

„Alles wieder gut?!“ Was denken die sich?

Nichts ist gut in Deutschistan!

Nichts ist gut in Afghanistan, hat einmal eine Bischöfin gesagt und sie ist dafür sehr getadelt worden. 10 Jahre sah jeder, dass sie mehr als Recht hatte. Zu spät. Und sie war auch keine Bischöfin mehr. Propheten halt. Und jetzt? Nichts ist gut in Deutschland!

Was meinst du, wie sich das anfühlt, als ich den Satz gelesen habe. Auf diesem Plakat im Schaukasten. So schön in blau gehalten als wäre es Himmelfahrt im Mai und nicht ein bleigrauer Buss- und Bett-Tag im November.

„alles gut!?“ Wer das wieder geschrieben hat. Der doofe Pfarrer dachte bei der Ankündigung vor ein paar Wochen wirklich noch, wir wären hindurch. Ich gebe es ja zu – ich hab das auch gehofft. Dass all die miespetrigen schlechtgelaunten Virologen falsch liegen. Warum müssen die recht haben, die mal kurz die Welt und unsere Lebenszeit angehalten haben. Alles Räder stehen still, wenn der Virolog es will. Das war doch früher mal ein Statement der Arbeit oder heutzutage Lokführer.

Hast du mitbekommen…. Freilich. Jaja – ich verstehe schon. Du auch.

Nein, hör auf zu sagen „alles wird gut“ – willst du mich wahnsinnig machen. Mich trösten?

Was hilft denn jetzt noch? Beten vielleicht. Sind wir schon so weit?

Wir – wir waren auf so einem guten Weg. Alles ging so schnell. Wer hat’s erfunden? Nein nicht die Schweizer. Diesmal nicht. Wir Deutschen. oder besser unsere türkischstämmigen Staatsbürger. Und jetzt?

Die ganze Welt sieht ungläubig auf uns und staunt. Das Volk der Dichter und Denker oder eher der Richter und Henker? Wie konnte das passieren?

Dich darf ich nicht fragen, sagst du? Ja wen denn dann, verdammt noch mal?

Wer ist denn verantwortlich für dieses Schlamassl – ach viel zu harmlos. Schlamassl – Das klingt nach unaufgeräumten Kinderzimmer.  Ach, du sprichst auch Hebräisch, das Gegenteil von Massl Tov? 

Eine Katastrophe, kann ich dir sagen. Überhaupt nicht lustig. Ich fühle mich als wäre ich auf so einem Riesen-Schiff. Einer der Passagiere. Das Ding fährt voll Stoff. Maximaltempo. Und dann siehst du da vorne die Eisberge. Noch weit weg. Aber zu nah, dass das Schiff noch anhalten könnte. Halt halt… rufen alle. Aber es ist zu spät. Ist doch egal. Jetzt. Weiterfahren… war das was? Auf einem gottverfluchten Seelenverkäufe sitzen wir. Da sitzen die Politiker*innen seelenruhig, verhandeln das Komma hinterm Satz vom Koalitionsvertrag und draußen sterben die Leut. Und die anderen sind sauer, weil wir sie nicht mehr gewählt haben und sagen: geschieht ihnen recht. Haben wir doch gesagt, was passiert. Ich bin doch kein Papagei, der immer alles wiederholen muss. So ein Merkel-Papagei. Die immer dasselbe sagt, bis es der letzte kapiert hat. Das ist doch ein Auslaufmodell. Hätt ich auch nie geglaubt, dass ich das einmal gut finden würde.

Ich soll mal langsam machen? Zu politisch? Weil Buss- und Bettag ist?

Warum denn? Die einen arbeiten wie immer, die anderen schlafen noch. Glaubst du das kümmert einen? Siehst du denn einen, der umkehrt und Buße tut. Einen, der in sich geht? Einer von denen, die immer als Querdenker bezichnet wurden und diesen Titel für sich ablehnten. Die immer alles in Zweifel gezogen haben und so große Kämpfer für die Freihet waren. Sagt einer von denen??

„Sorry Leute war alles falsch. Ich hab Unsinn erzählt. Das mit dem Impfen ist gar nicht so schlimm. Ich wollte es ja eigentlich sagen. Ich bin längst geimpft. Eigentlich bin ich ja eine Schisser. So ein kleiner Pieks und so ein Aufstand. Ach, ihr habt mir geglaubt und mir vertraut? Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Selber schuld, wenn du nicht zweigleisig fährst. Siehst ja wo das hinführt.“

Oder die anderen? “Lass dich impfen und alles wird gut.” Alles nächstes sagten sie:  “Wir sind mit dem Impfen fertig. Will ja keiner mehr.” – Da waren wir vielleicht bei 60%.! “Ach wir können uns auch verzählt haben. Es ist ja so schwer Software zu bedienen. Vielleicht waren es auch 70%. Wie auch immer. Wir machen die Impfzentren zu. Den Rest erledigen die Hausärzte. Außer Impfen haben die ja nichts zu tun. Die anderen Krankheiten sind ja ausgestorben. Stirbt ja nicht einmal mehr einer an Grippe bei all den Masken. Außerdem können wir schon einmal den Freedom Day anpeilen. Hat doch hervorragend geklappt mit diesem Clown von Johnson in Großbritannien. Die ham ja auch Astra Zeneca erfunden. Die Wirkung hält zwar nur 4 Monate an, und bei der Deltavariante liegt die Wirkung eher bei 50%, aber was solls. Ach – wir haben die ganzen Alten, Lehrerinnen und Erzieherinnen im März und April damit gespritzt? Hab ich das angeordnet? Das war doch die Stiko? Wie lange ist das her? Über 6 Monate – nun ja schlecht gelaufen…. Und 15 Millionen warten auf die dritte Impfung. Termine gibt jetzt dafür bis Ende Januar? Welchen Monat haben wir noch einmal? Entschuldigung, ist mir entfallen. Wahlkampf ist immer so ein Reset bei mir. Andere Schlagzeilen müssen her. Außerdem hab ich gefühlt 8 Wochen Urlaub gehabt. Nachgeholt aus dem letzten Jahr. Habe ich nicht sowieso gesagt: es kommt der Moment, an dem wir uns viel zu vergeben haben?“

Wo kehrt einer um? Wo tut hier einer Buße? Ich soll mich mal bremsen? Bringt nichts sich aufzuregen? Ich bin ja nur Glaubende, klar. Meine Aufgabe? Ruhig bleiben in der Katastrophe. An Buß- und Bettag? Not lehrt beten. Schlafschaf oder was??

Ich weiß, ich heiße nicht Thomas Hofmann, Kabarettgottesdienst ist erst im Februar und Karneval ist auch schon wieder vorbei. Außer in Köln. Daran ist bestimmt auch wieder die katholische Kirche schuld, oder? Das Thema ist zu ernst, um Witze zu machen?

Glaubst du ich mache Witze? Ich wird jetzt echt laut. Ich meine das ernst. Ernster als alles was ich bisher erlebt habe. Ich werde wahnsinnig. Du provozierst mich dermaßen. Soll ich mich jetzt hinstellen und mit den Leuten beten? Was ?

Dass es niemals so schlimm kommt, wie man denkt? Nichts wird so heiß gegessen?

Keine Panik auf der Titanic? Hörst du eigentlich meine Verzweiflung!!? ich soll mich lieber fragen, wie das passieren konnte.

Und was sagst du? — Nix?

Du hast schon alles gesagt? Und wo kann ich das nachlesen?

Ich soll einfach den Predigttext lesen und gut ist. Ok.

Wart mal, ich versuch mich zu erinnern.

“Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem andern zu.“

Oder so ähnlich… Jesus hat das ja viel positiver gesagt. Ja wie jetzt?

Wart mal.

Wie war das noch mal genau? Ok. Hier stehts.

„Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“ 

Klingt einfach. Lass mich nachdenken.

Mein Kollege schreibt unter jedes E-Mail diesen Satz aus dem Talmud. das höchste Gut – anderen nicht zu schaden.

Ja gut, aber ist das alles? was will ich für mich?? Gesundheit, Ruhe, Freiheit.

Also muss ich dafür sorgen, dass es ruhig bleibt, die anderen gesund bleiben und wir alle in Freiheit leben.

Ich will geimpft werden, damit ich für andere ein kleineres Risiko bin und selbst nicht Gefahr laufe, die Kliniken zu belasten.

Dann tue ich es Ihnen auch? Haben wir das nicht versucht mit dem Ideal des freiheitsliebenden, für seine Gesundheit selbstverantwortlichen disziplinierten Bundesbürger? Es ist echt kompliziert.

Kant war auch ein Deutscher: „Handle so, dass du jederzeit wollen kannst, die Maxime deines Handelns solle allgemeines Gesetz werden.“  Der kategorische Imperativ sagt aus, dass man immer so handeln soll, dass es zugleich auch in Ordnung wäre, wenn ALLE so behandelt werden, d.h. auch man selbst.

Eigentlich sonnenklar. Keine Extrawürstchen.

Was erwarten wir jetzt von den anderen? Was werden wir noch geben können?

Wer überhaupt ist wir? Die wir auf Jesus hören? Die wir Christen sind?

Ich frage mich: Wie viel Geduld soll ich noch aufbringen?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir so ein Menschen immer gleich viel Angst und Schmerz in uns haben. In allen Generationen. Egal wie existenzgefährdend oder harmlos die Herausforderungen sind. Früher waren es die Krankheiten, denen die Menschen hilflos ausgeliefert waren. Sie ergriffen jeden Strohhalm, sogar den Sand haben sie aus den Kirchenmauern gekratzt. Sie haben früher gefährlichste Behandlungen durchgeführt. Mit schrecklichen Nebenwirkungen. Barbarisch erscheint es uns jetzt. Mit Kuhpocken sich impfen lassen und grausame Narben davongetragen. Aber überlebt… Die meisten zumindest! Alles besser als nix.

Heute – je sicherer und erfolgreicher die Medizin geworden ist, umso größer sind unsere Ängste. Ich staune, wie fein austariert heute die wissenschaftlichen Studien sind. Aber es hilft nichts. Die Angst wird eher größer. Und der Unsinn. Die Angst wird nicht geringer. Und das Vertrauen, irgendwie gerettet zu werden auch. Homöopathie vielleicht???

Was geht in uns vor? Was für ein zerstörerischer Trieb lenkt uns? Die einen gelähmt vor Angst, die anderen lassen es zu.

So sieht die große Freiheit aus? Was du willst, was die Menschen dir tun, das tue ihnen auch! Aber Jesus hat nicht mit den Paranoiden gerechnet, bei denen die sich verfolgt fühlen, vergiftet, überwacht. Sieh doch, was die Menschen sich antun!

Und jetzt?

Die Unruhe, das Streiten, das Schimpfen, die Stumpfheit, die Müdigkeit, die Erschöpfung.

Ist das alles Sünde? Was ist denn Sünde? Was kann ich schon tun, diesen großen Zusammenhang? Wenn die Wahrheit auf der Strecke bleibt. Gar nichts mehr geht? Was kann ich da ausrichten? Für andere

Was für eine perverse Kiste! Wie kann es sein, dass es so vielen anderen Menschen schadet, wenn man sich selbst oder seinen Kindern etwas NICHT “zugefügt” also unterlassen hat!

Wie soll das weitergehen?

Glaubst du, dass Umkehr möglich ist?

Wenn wir so ein Riesentanker so ein Containerschiff von deutschem Volk sind, das den Zeitpunkt zur Verzögerung verpasst hat vor 3 Monaten und jetzt noch mit unglaublicher Wucht gegen die Hafenmauer fährt? Und die Bremsung duaert noch einmal 3 Monate und 2 Jahre. Und die auf der Brücke die wissen es die sehen ist aber sie können nichts mehr tun.

Sollen sie dann Buße tun für ihren Fehler? Wie können wir es wieder gut machen?

Ich wiederhole mich. Ich kann nicht mehr.

Ob ich mich jetzt genug ausgekotzt habe?

Frag ja nicht „Alles wieder gut“ sonst beginne ich von vorn. Ja – das ist eine Drohung!!

Ja danke – es geht mir besser.  Ich weiß nicht so recht warum.

Weißt du was? Gerade kommst du mir gar nicht so weit weg vor.. So als würdest du ums Eck wohnen. Als könnte ich dir begegnen Dann werde ich auch mal zuhören. Versprochen.

Danke Gott, dass du mir zugehört hast. Es gibt nicht viele, bei denen ich mein Herz so ausschütten kann. Meine Angst, mein Versagen, meine Trauer. Du bist nicht schuld. Wir sinds. Lass uns retten was zu retten ist. In deinem Namen. Mit Geduld. Und Leidensvermögen. Mit deiner Liebe. Ohne Verurteilungen. Lass uns alle unterstützen, die jetzt in der Katastrophe zusammenbrechen. Und auf uns selbst achten. Keinem ist geholfen, wenn wir uns selbst schaden. Du bist unser Schicksal und nicht das Virus.

Lass uns tun, was du tust.

AMEN

Pfr.i.R. Friedhelm Beck: Predigt für das Reformationsfest 2021

31.10.2021, St. Johanniskirche Lauf, Text: Galater 5, 1-6 (in der Predigt)

Pfr.i.R. Friedhelm Beck predigt
Laufer Stadtpfarrer i.R. Friedhelm Beck predigt am Reformationstag

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus

Liebe Gemeinde,

Es ist einfach zauberhaft, wieder einmal hier stehen zu dürfen und mit Ihnen, mit euch einen Gottesdienst feiern zu dürfen, mit so vielen vertrauten Gesichtern.

Schön, dass Sie gekommen sind, damit wir miteinander dieses Fest der Reformation feiern können.

Reformationsfest – das wäre doch eigentlich ein guter Tag, ein guter Anlass, um einmal wieder seinen eigenen Glauben zu überprüfen.

Haben Sie jetzt sicherlich heute Morgen beim Frühstück gemacht – oder? Nicht?

Naja – das können wir ja auch jetzt ganz kurz nachholen:

Dienen soll uns dazu unser heutiger Predigttext aus dem Galaterbrief. Sie haben den Predigttext ja gerade schon als Lesung gehört. Deshalb will ich nur zwei Verse noch einmal lesen

Zur Freiheit hat uns Christus befreit!

In Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein, sondern

Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Zur Freiheit hat uns Christus berufen. Einer der Kernsätze der Reformation.

Und? Glaubenscheck? Leben wir diese Freiheit?

Keine Verpflichtungen, sondern wie ich eben will und kann.

Glaubenscheck erledigt – alles Gut.

Naja, liebe Gemeinde, so würden Sie das wohl nicht machen – also das mit dem Glaubenscheck.

Und seit der Reformation hat sich in der kirchlichen Umwelt und in unserer gesellschaftlichen Umwelt doch so einiges verändert.

Luther hat mit aller existenziellen Betroffenheit nach dem gnädigen Gott gefragt und gesucht. Und seine befreiende Antwort, die er fand, war:

Zur Freiheit sind wir berufen durch den Glauben an Jesus Christus.

Nicht wir müssen uns um unser Verhältnis zu Gott Sorgen, sondern durch den Glauben an Jesus Christus vertrauen wir darauf, dass Gott sich um uns sorgt.

Aber jetzt mal ehrlich, liebe Gemeinde: Das ist doch nicht wirklich mehr die bedrängende Frage unserer Zeit.

Die Fragen heute sehen doch ganz anders aus, oder?

Der gnädige Gott?

Nein – der gesamte Einfluss der Kirche ist dramatisch am Schwinden. Und die letzten Befragungen zeigen zwar, dass die meisten Menschen schon an ein höheres Wesen glauben, aber es ist eine Mischung aus Buddha, Allah, Schicksal oder Geistkraft. Und der Glaube wird dann in meine Alltagsbedürfnisse hineinmanipuliert

Egal

Es ist nicht der Gott, den uns Jesus Christus uns offenbart hat.

Wenn das so ist, liebe Gemeinde, wäre es dann nicht sinnvoller, das Reformationsfest eher zu streichen? Denn es scheint nur Antworten auf Fragen zu feiern, die keiner mehr stellt.

Ja – eigentlich betrifft das ja auch Paulus selbst. Kann er uns dann noch etwas sagen? Also machen wir die Bibel zu mit der bedauerlichen Erkenntnis: das hat nichts mehr mit dem heutigen Leben und seinen Fragen zu tun? Und ich beende hier meine Predigt?

Das würde vielleicht die Liebhaber einer kurzen Predigt freuen. Aber so einfach, liebe Gemeinde kann ich es mir und kann ich es Ihnen nicht machen. Denn wir denken und reden hier über den Glauben an den lebendigen Gott, den uns Jesus Christus, der Mann aus Nazareth nahegebracht und offenbart hat.

Vielleicht, liebe Gemeinde, vielleicht brauchen wir eine Veränderung unseres Blickwinkels.

Worauf ist uns Blick den fixiert?

Wir leben in einer äußerst spannenden Zeit. Und damit meine ich nicht nur die Frage, wie die Koalitionsverhandlungen ausgehen werden. Nein viel beeindruckender für uns alle ist ja:

Wir wissen nicht was auf uns zukommt.

Das wussten natürlich die Generationen vor uns auch nicht. Aber heute sehen sich Wissenschaftler in der Lage, uns zu prophezeien, was in 30, 50, oder 100 Jahren hier auf der Erde geschehen wird. Und was sie vorhersagen, ist nicht schön.

Natürlich wissen wir nicht, ob alles so eintrifft. Aber wir können auch nicht sicher sein, dass es nicht eintrifft.

Und so nimmt die Angst zu: Wie geht es weiter?

Die Angst um diese Welt, die Angst um die Zukunft meiner Enkel, die Angst um das Leben hier, die Angst um ein gutes Ende unseres Lebens.

Als alter Mann kann ich verstehen, dass sich die Jugend Sorgen macht, dass sie wissen will, wie alles weiter geht, dass sie will, dass alles getan wird, dass die Zukunft sicher wird.

Und welche Antwort hat nun unser Glaube auf diese Fragen, liebe Gemeinde?

Es ist ja interessant, dass die Gemeinde in Galatien, an die Paulus schreibt, ebenfalls spannende Zukunftsfragen hatte:

Werden wir die nächsten Tage, Wochen, Monate überleben, oder wird uns die nächste Christenverfolgung dahinraffen? Wie glauben wir richtig, dass Gott uns zur Seite steht?

Sehr existenzielle Fragen, liebe Gemeinde.

Und die Antwort vieler in der Gemeinde:

Wir nehmen das mit dem Glauben in die eigenen Hände. Also wir tun, was wir können, damit wir vor Gott gut dastehen. Also befolgen wir alle möglichen Vorschriften, essen nur, was angeblich rein ist, lassen uns beschneiden. Dann muss Gott uns beistehen.

O ihr unverständigen, ihr dummen Galater, schreibt Pauls an anderer Stelle des Briefes. Ihr habt nichts begriffen!

Blickwechsel ist angesagt!

Paulus ruft es den Galatern – und uns heute Morgen zu:

Zur Freiheit hat uns Christus befreit

Diesen neuen Blickwinkel hat Martin Luther entdeckt! Wir müssen uns um uns nicht so viele Sorgen machen! Wir liegen Gott am Herzen! Dafür müssen wir nichts tun, ja können wir garnichts tun.

Das ist die reformatorische Erkenntnis, die uns von unserer selbstzerstörerischen Sorge um uns selbst befreien will.

Diese Erkenntnis haben wir, als evangelische Christen, wir, als Protestanten schon mit unserer Muttermilch aufgesogen.

Für unseren Glauben müssen wir nichts tun.

Aber, liebe Gemeinde ich muss Sie heute Morgen enttäuschen. Denn das ist ja eben nur die halbe Wahrheit der reformatorischen Erkenntnis. Es ist die angenehme, befreiende Wahrheit. Aber es ist nur die halbe.

Und Paulus hat das sehr wohl gewusst und hat deshalb gerade an dieser Stelle seines Briefes auch noch geschrieben:

…In Jesus Christus gilt also weder Beschnitten sein, noch Unbeschnittensein etwas, sondern

Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist

So, liebe Gemeinde, jetzt haben wir den Salat! Es ist also nichts mit dem Glauben der nichts kostet, nichts ist es mit der billigen Gnade, wie es Bonhoeffer ausdrückt.

Nein, und damit ist es auch nichts mit dem Glauben, der nur antiquierte Antworten auf nicht mehr aktuelle Fragen des Lebens gibt.

Nein liebe Gemeinde

Blickwechsel ist angesagt, gerade heute am Reformationsfest.

Gerade heute dürfen wir uns wieder erinnern und neu vergewissern, dass wir Gott am Herzen liegen und dass wir in seinen gnädigen Händen geborgen sind, im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus.

Aber wenn wir so von Gott gehalten sind, dann haben wir die Hände und das Hirn frei für die Fragen unserer Zeit, die Fragen Welt und die Fragen der Menschen dieser Welt.

Wir werden nicht alles lösen können. Wir werden bei dem Bemühen um diese Fragen sicher auch immer wieder scheitern.

Aber wir wissen, dass diese Erde nicht in eine gottverlassene Zukunft geht, sondern dass Gott uns durch Christus beisteht und uns

Kraft und Mut,

Phantasie und Gehorsam gibt,

damit wir seiner Liebe

Atem und Gesicht und

Hand und Fuß geben können bei der Bewältigung unserer Zukunftsfragen.

Und dazu helfe uns Gott.

Amen