Theologischer Impuls zur Klimakrise – Miriam Eryazici

Impuls anlässlich Watch and Talk “nur noch kurz die Welt retten”

Es geht heute um nicht weniger als die ganz großen ethischen und politischen Themen – um eine globale und alles entscheidende Jahrhundertaufgabe!

Zugleich steckt für mich persönlich hinter der Klimakrise auch eine tiefe Glaubensfrage: Die Frage, die bereits der Psalmbeter aus Psalm 8 stellt: „Was ist der Mensch, dass du Gott, seiner gedenkst?“. So sagt unser Verhalten in Bezug auf diese Welt und unser Verständnis von Natur sehr viel darüber aus, wer wir eigentlich sind.

Das Spannende an diesem Psalm ist, dass die Frage nicht einfach so abstrakt gestellt wird, also: was ist der Mensch eigentlich? Sondern sie ist an Gott gerichtet. Gott – wer sind wir eigentlich in deinen Augen? Und vor allem wer sollen wir eigentlich sein?

Der Psalmbeter fragt dies voller Gefühle, wenn er schreibt:

„Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: 5 was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 6 Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. 7 Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“ (Ps 8)

Das ist wahrhaftiges Staunen! Es ist wie der Blick aus Kinderaugen, die in dieser Welt so viel mehr sehen als oft die Erwachsenen. Es ist das Loblied auf die Schöpfung. „Lobe den HERRN, meine Seele!“(Ps103), „HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ (Ps 104)

Angesichts des mit abertausenden funkelnden Sternen bedeckten Himmels, komme auch ich bei Lagerfeuernächten ins Be-wundern. Wenn wir so staunen, haben wir plötzlich ein anderes Verständnis der Welt. Dann ist die Welt nicht unser Besitz oder der Raum, in dem es einzig darum geht, dass wir Menschen ihn zu nutze machen können. Sondern dann sehen wir: Das ist Gottes Welt! Seine Schöpfung. Dann sind wir auch schon mittendrin im Bekenntnis und Lobgesang. Denn es geht hier nicht um eine abstrakte Welt, um ein Objekt, das wir in Zahlen und Fakten oder Kausalzusammenhängen beschreiben könnten. Sondern es geht um unser ganzes Dasein und ein Wirklichkeitsverständnis.

Diese wunderbare Schöpfung beschreibt die Bibel gleich zu Beginn in ihren Schöpfungsgeschichten: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.”(Gen 1,1) So schafft Gott die Welt, vom Licht bis hin zu den Landtieren und den Menschen, einfach aus dem Nichts, weil Gott es so möchte.

Das ist Gottes gute Ordnung. Ein System im Gleichgewicht. Wenn man sich mit einem Ökosystem näher beschäftigt, kann man nur erahnen, wie unfassbar diese Systeme aufeinander abgestimmt sind.

Was aber haben wir Menschen damit zu tun?

Die Bibel beschreibt das bildlich: Der Mensch heißt auf Hebräisch „Adam“ Das kommt von „adamah“ – Erdboden. Wir sind also vom Staub von der Erde. Lebendig gemacht durch den eingehauchten Atem Gottes (Gen2,7). Und wir werden auch wieder zu Staub werden.

Wir sind Teil des Beziehungsnetzwerkes der Schöpfung, Teil dieser Gemeinschaft. Wir stecken mittendrin und können uns nicht daraus flüchten durch unsere scheinbare geistige Erhabenheit oder den Erfindergeist, der uns scheinbar von der Tier- und Pflanzenwelt unterscheidet, aber in Wirklichkeit zu Katastrophen wie Fukushima geführt hat.

Im Schöpfungsbericht wird das auch dadurch deutlich, dass der Mensch mit den Landtieren am selben Tag geschaffen wird (Gen1,24ff.). Wir SIND also Natur, wir besitzen sie nicht. Die Natur ist kein Objekt. Sondern wir BRAUCHEN sie, weil wir sie selbst sind. Und – die Natur ist sehr wertvoll. Alles von Gott Geschaffene ist sehr wertvoll.

Die Bibel will uns damit gleich zu Beginn klar machen: Wir sind nicht Schöpfer dieser Welt, wir können unseren Turm nicht bis in den Himmel bauen (Gen11). Sondern Gott hat alles geschaffen! Und wir sind seine Geschöpfe als Teil des Ganzen, von dem Gott sagt: „es ist alles sehr gut!“ (Gen1,31)

Wir Menschen sind eben nicht grenzenlos und haben alle Möglichkeiten der Welt offen. Sondern wir sind begrenzt, sterblich, vulnerabel, alle eingeschränkt, wir sind aufeinander angewiesen, auf die wunderbare Tier-, Pflanzen- und Menschenwelt. Und v.a. sind wir in all unserem Leben und Tun auf Gott verwiesen.

Wer sind wir Menschen also? In der 1. Schöpfungsgeschichte heißt es dazu: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“ (Gen1,26)

Sind wir damit die Krone der Schöpfung als Abschluss von Gottes Werken? Das würde verkennen, dass der krönende Abschluss der siebte Tag – der Sabbat ist, welcher einlädt, Gott und seine Werke zu bestaunen.

Wir sind nicht die Krönung, aber wir haben eine bestimmte Verantwortung von Gott geschenkt bekommen: den Herrschaftsauftrag. Herrschen meint hier nicht alle begrenzten Ressourcen ausnutzen und ausbeuten. Denn Gott sieht in allem Leben einen Eigenwert. Sondern Herrschen heißt, Gottes Stellvertreterinnen sein. So ist es unsere Verantwortung, für unsere Mitschöpfung zu sorgen und sie zu bewahren: beim Erhalt unserer Wälder und dem Schutz von altem Saatgut angefangen, bis hin zur Bewahrung von Gletschern, bedrohten Vogelarten und Insekten.

UND wir haben eine Verantwortung für alles menschliche Leben, was nach uns kommt, wenn wir selbst längst wieder Staub sind. Nächstenliebe heißt nicht mehr nur der Mensch direkt neben mir. Wir leben auch in einer globalen Verantwortung. Und in einer überzeitlichen für die Kinder unserer Kindeskinder, also alle Generationen nach uns. – Dabei darf man nicht vergessen, um welche Menschen es besonders geht: denn die Klimakrise verschärft schwelende soziale Konflikte und die Schere von Arm-Reich ins unermessliche. Wir sind vor allem für besonders vulnerable Gruppen verantwortlich: Wohnungslose-Geflüchtete-Kinder-Sozialbenachteiligte, die Liste ist lang. So hängt unsere Welt als Beziehungsnetzwerk aufs Engste zusammen: auf der einen Seite der Welt: Konsum, bodenloses Wirtschaftswachstum und der Gebrauch von lebensvernichtenden Techniken – auf der anderen Seite: Flucht, Artensterben, Überflutung. Alles hängt zusammen.

Sind wir dieser Verantwortung gewachsen? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe! Und – ich staune! Denn viele Menschen haben die Verantwortung längst verinnerlicht. Und: Gott hat uns viel mitgegeben, damit wir die Verantwortung auch tragen können. Trost ist mir, dass die Schöpfung nicht abgeschlossen, sondern ein Begriff der Verheißung ist. Das wissen wir durch Christus. Daher muss uns nicht nur die Angst leiten, sondern die Hoffnung. Die Dankbarkeit und das Staunen der Psalmbeter, mit dem der erste Schritt schon getan ist:

Wunderbar sind deine Werke, Gott; das erkennt meine Seele! (Ps139,14) Amen.

Theol.Cand. Miriam Eryazici

Digitale Orgelführung (nicht nur) für Kinder

Die Orgel ist das Instrument des Jahres 2021 – und das wollen wir feiern.

Kantorin Silke Kupper hat gemeinsam mit dem Technikteam aus St. Jakob Cedric Behnke, Maxi Weidner und Thomas Reuß eine Orgelführung aufgenommen und es ist ein toller 14- minütiger Film entstanden. In dem Video gehen sie den Fragen nach: Wie viele Pfeifen hat denn die Orgel in der Johanniskirche? Wie entsteht der Ton? Und wie sieht die Orgel wohl von innen aus?

Die vier haben tatsächlich sämtliche Register gezogen, um euch die Orgel von innen und außen vorzustellen. Lasst euch überraschen und schaut euch das Video an:

https://youtu.be/5pOkPE3i6ck

Die Livestreamer der Kirchengemeinde – Lebensader in der Corona-Pandemie

Es gibt eine Werbekampagne der Bundesregierung während der Corona-Pandemie, in der gefragt wurde, was man während dieser Krise getan habe. Wenn mich das jemand fragen würde, dann antwortete ich: „Wir haben Livestreams von Gottesdiensten gemacht!“ Und wenn mir das jemand Anfang 2020 gesagt hätte, dann hätte ich ihn nicht ernst genommen…


Was braucht man also für einen Livestream? Bei uns in der Gemeinde war das ein technik- und medienbegeisterter Pfarrer, der schon kurz vor Beginn des ersten Lockdowns den Anstoß gab, Gottesdienste live im Youtubekanal zu übertragen. Dazu kam ein medienbegeisterter Ehrenamtlicher mit seinem Sohn, die, zunächst noch etwas ablehnend, diesen Gedanken aufgriffen und zur Tat schritten. Und schließlich waren wir in Lauf in der glücklichen Situation, über eine Kirche zu verfügen, die mit einem Audio- und einem Videomischpult ausgestattet war und in der die Lieder während des Gottesdienstes schon seit langem mit einem PC eingeblendet wurden. Halt, aber da fehlen doch noch die Kameras, wird der ein oder andere einwerfen. Ja, glücklicherweise fand sich ein Kamerateam, das gerade „arbeitslos“ und bereit war, seine professionellen Kameras nicht nur zur Verfügung zu stellen, sondern sie auch gleich zu bedienen.
Und so konnten die Livestreams dann starten… Das hört sich im Nachhinein sehr einfach an – war es teilweise auch – technische Feinheiten lasse ich mal weg. Unsere Gemeinde war auf diese Weise in der Lage, wöchentlich über vier Monate hinweg Gottesdienste live in HD-Qualität zu übertragen, die mit der Homepage der Gemeinde verlinkt waren und so mehrere hundert „Gottesdienstbesucher“ erreichten. Aktuell hat der erste gestreamte Gottesdienst vom 22.3.2020 über 5000 Aufrufe bei Youtube – so viele Personen hätten wir in einem Gottesdienst in keiner unserer Kirchen begrüßen können. Für den Kindergottesdienst drehte ein Team eigene Filme, die parallel zum oder nach dem „Erwachsenengottesdienst“ angeschaut werden konnten.

Aber natürlich gab es auch so etwas wie „Abnutzungserscheinungen“: Irgendwann musste die Gemeinde eigene Kameras anschaffen, was dank großzügiger Spenden möglich war. Das größere Problem war aber die Belastung der Mitarbeiter, denn Woche für Woche einen Livestream aufzunehmen, dem auch noch eine Probe am Samstag vorausging, geht irgendwann an die Substanz. Und da erst komme ich ins Spiel, denn nach den Sommerferien wurde ein zweites Team aufgebaut, das auch hauptsächlich aus Ehrenamtlichen besteht und seit Ende September 2020 aus einer weiteren Laufer Kirche im zweiwöchigen Wechsel mit dem anderen Team Livestreams sendet. Wir profitierten enorm von den Erfahrungen des „Ursprungsteams“, das dieses auch in vollem Umfang weitergab, sodass wir nicht bei Null starten mussten. Hinzu kommen begeisterte junge Leute, die jede Woche mit riesigem Engagement dabei sind und dabei helfen, Gottesdienste mit Bild und Ton zu übertragen. Wobei sich der „gute“ Ton fast schon als das größere Problem darstellt… Wie nimmt man den Ton einer Geige ab? Wie stellt man eine mehrköpfige Band coronakonform auf? Mit welchen Instrumenten haben wir es beim nächsten Gottesdienst überhaupt zu tun? Und wie viele Personen singen eigentlich? Hier hat sich eine gründliche Planung als beste Grundlage herauskristallisiert. Schon zur Probe am Samstag liegt ein relativ detaillierter Ablaufplan vor, sodass jeder Teilnehmer weiß, wo er wann sein muss, wann welches Lied kommt oder welcher Text als Epistel gelesen wird. Denn sowohl Liedtexte als auch die Lesungen werden natürlich im Bild auch eingeblendet. Aber auch bei der Kameraführung und beim Videoschnitt müssen Regeln für das „gute Bild“ beachtet werden, damit niemand abgeschnitten ist oder auf dem Bild zu klein erscheint. Nach ungefähr 50 Livestreams hat sich mittlerweile eine gewisse Routine eingespielt, was aber nicht bedeutet, dass besondere Gottesdienstformen auch wieder besondere Herausforderungen darstellen.
Auch die musikalische Gestaltung der Streaming-Gottesdienste hat sich im Laufe des Jahres verändert: Durften zu Beginn nur Hauptamtliche wegen der strengen Coronaauflagen musizieren, gestalten nun auch wieder Ehrenamtliche die Gottesdienste mit. Es wird rege zwischen Bandmusik und klassischer (Kirchen-) Musik abgewechselt, sodass die große Bandbreite der Laufer Kirchenmusik im Kleinen dargestellt werden kann. Profi-Musiker erhalten während der Pandemie Auftrittsmöglichkeiten und werden damit finanziell unterstützt und auch die einzelnen Gottesdienstprofile der Großgemeinde sind spürbar. Natürlich fordern die Proben (sowohl als Ensemble/Band plus Technikproben) den Musikern im Stream enorm viel Zeit ab, doch es ist gerade während aller Beschränkungen wunderbar live musizieren zu dürfen. Gott sei Dank verfügt unsere Kirchengemeinde über sehr gute Technik und Ehrenamtliche zum professionellen Mischen und Abnehmen eines guten Tons!
Auch wenn ich mir bewusst bin, dass Livestreams besonders in Bezug auf das Erleben der Gemeinschaft im Gottesdienst ihre Nachteile haben, haben sie aber auch eindeutige Vorteile: Dadurch, dass wir die Kamera nicht einfach mitlaufen lassen, sondern dass der Gottesdienst auf die Aufnahmen zugeschnitten ist, erreichen wir, dass der Zuschauer sich unmittelbar angesprochen fühlt, da er ja förmlich persönlich vom Pfarrer in seinem Wohnzimmer angesprochen wird. Hinzu kommen spezielle Kameraperspektiven, die Bilder ermöglichen, die ein „normaler Gottesdienstbesucher“ von seinem Platz in einer der hinteren Bänke gar nicht wahrnehmen kann. Und schließlich sind Einblendungen von Bildern oder Texten definitiv am Bildschirm besser erkennbar, als wenn sie per Beamer an die Wand geworfen werden. Ein weiterer großer Vorteil des Livestreams ist außerdem, dass so auch „große Gottesdienste“ möglich waren, die in Präsenz zu Coronazeiten nicht möglich gewesen wären. Ich denke hier besonders an die Abschiedsgottesdienste von David Geitner oder von Friederike Hoffmann. So konnten an diesen Gottesdiensten viel mehr Menschen teilnehmen, als es coronabedingt in der Kirche der Fall gewesen wäre. Und ihnen allen steht die Livechat-Funktion zur Verfügung, um so noch persönliche Wünsche und Grüße weiterzugeben.
Was bleibt als Fazit: Ein großer technischer Aufwand, der auch die Mitarbeit von vielen Ehrenamtlichen erfordert; der aber gleichzeitig das Potenzial bietet, junge Menschen an die Mitarbeit in der Kirchengemeinde heranzuführen. Die Chance, selbst etwas Neues zu lernen und die Chance, das Wort Gottes auf einem neuen Weg unter die Menschen zu bringen. Letztendlich auf diesem Wege als Kirchengemeinde für die Gemeindemitglieder da zu sein, auch wenn jeder Einzelne für sich alleine zu Hause sitzt.

Heiko Brandt, Philipp Höcht, Silke Kupper

4.Fastenpredigt “Was bleibt.” St. Jakob Lauf 14.3.2021 von Pfarrer Armin Langmann. Text der Predigt

Gottesdienst auf unserem Youtube C1 Kanal

Liebe Gemeinde, was bleibt?

Hannes Wader hat mit dem Lied„Heute hier, morgen dort“ seit 1972 jedes Konzert begonnen. Es ist ein Volkslied geworden. Es endet mit den unvergesslichen Zeilen: „So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, wie es war“.

Er hat damit ein Lebensgefühl getroffen, das viele Menschen für sich auch so empfunden haben. Gelegentlich hat man „schwere Träume“, weil sich dauernd alles ändert. Doch prinzipiell hat man aufgehört, nach „Gestern und Morgen“ zu fragen. „Hab es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt.“, Mit dem stetigen Wandel muss der Mensch klarkommen. Denn „Es bleibt nichts, wie es war!“

Heraklit von Ephesos (griechisch Ἡράκλειτος ὁ Ἐφέσιος Hērákleitos ho Ephésios, latinisiert Heraclitus Ephesius; * um 520 v. Chr.; † um 460 v. Chr.) war ein vorsokratischer Philosoph aus dem ionischen Ephesos.

Neu war diese Erkenntnis nicht. Schon der griechische Philosoph Heraklit wusste: panta rhei – alles fließt „Alles ist in Bewegung, nichts bleibt stehen.“ „Niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen, ob wir wollen oder nicht.

Zweieinhalbtausend Jahre nach dem Tod des Philosophen gilt immer noch: Man muss beweglich und schnell sein, denn „starr und langsam“ teilen im Zeitalter von Globalisierung und Internet die Gesellschaft. Innovation hat Vorrang vor alten Zöpfen.

Der Mensch muss sich auf neue Herausforderungen einstellen. Es braucht nachhaltige Antworten auf gesellschaftliche Probleme. Statische Regeln reichen nicht.

Die Frage „Was bleibt?“ stellt sich nicht nur am Ende des Lebens. Auch um die alltäglichen Dinge zu bewältigen, braucht man gute Regeln, Werte und Maximen.

Wie in jenem Pfarramtsbüro, wo ein Mitarbeiter vor Jahren die eingehende Post und die eingehenden Telefonanrufe nach zwei Maximen geordnet und abgearbeitet haben soll:  Er hatte zwei Stapel: Rechts kam
„1. Das haben wir schon immer so gemacht!“ und links
„2. Das war ja noch nie da!“

Jeder Mensch sucht Orientierung und braucht Regeln für den Umgang mit Leben und Tod, Glück und Leid, Liebe und Krieg, Finden oder Verlieren. Das kann man bis zu den ältesten Höhlenmalereien zurück verfolgen. Menschen hielten in Bildern und Geschichten fest, was sie bewegt hat: Freude und Gefahr, Glück und Erfolg, Saat und Ernte, Arbeit und Mühe, Essen und Trinken, Hungern und satt sein, Fest und Feier, Musik und Tanz, Wasser und Wein, Liebe und Glück, Kindheit und Alter, Essen und Trinken, Abschied und Tod.

In der Bibel ist das Gleichnis vom Weinberg so ein Bild, so eine Geschichte. Sorge und Pflege des Weinbergs wurden sogar ein Modell, das anschaulich machen will, wie Gott sich um sein Volk müht und wie wir anvertraute Aufgaben erfolgreich übernehmen oder sträflich vernachlässigen.

Was bleibt ist die Erinnerung an süße und saure Trauben, gut instand gehaltenes Werkzeug, der reparierte Zaun, die neuen Schläuche für neuen Wein und die bewährten Krüge für den alten. Die Erinnerung an Fleiß und Umsicht. Das Ringen um Grenzen und Werte, Lohn und Erfolg. Der Widerstand gegen Faulheit, fehlendes Engagement, mir-doch-egal-Haltung, Betrug, Rausch, Trunkenheit, Aggressivität, zwischenmenschliche Störungen. All das, Lob und Kritik bleiben am Beispiel des Weinbergs im Gedächtnis. Der Prophet Jesaja tobt, wenn er an den „Weinberg Israel“ denkt:

„Ich suchte Gerechtigkeit und fand bei euch Schlechtigkeit! Ich wartete auf Rechtsspruch und siehe da war Rechtsbruch“! – (Jes 5,7)

Jesaja denkt an die zerplatzten Träume, die zerbrochenen Hoffnungen, die mit Füßen getretenen Regeln vom guten Leben. Er sieht im Weinberg ein Abbild der korrupten Gesellschaft, wo keiner dem andren trauen kann; wo Spenden und Stiftungen zur Geldwäsche dienen, wo die Not von Flüchtlingen und die Abhängigkeit von Drogen, ja selbst der Einsatz für Heilmittel und medizinische Schutzmasken für schmutzige Geschäfte genutzt werden. Der Mensch bleibt korrumpierbar, ob es um Autos oder Fußball geht. Geblieben ist Rechtsbruch statt Rechtsspruch. Geblieben ist, dass die Leute mit einem Schulterzucken reagieren. „Naja, so schlimm wird’s schon nicht sein!“

Diese Haltung wollte auch Johannes der Täuferändern, dessen Predigt das Neue Testamentvor die Predigt Jesu stellt.

„Ihr falschen Schlangen, wer hat euch denn versprochen, dass ihr dem himmlischen Zorn entkommen werdet? Es wird euch nichts nützen, wenn ihr erklärt, dass ihr von Abraham abstammt! Jeder Baum, der keine Frucht bringt, wird abgeholzt und verbrannt werden. Ändert euch! Tragt dazu bei, dass die Welt besser wird: Wer zwei Hemden hat, gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso!“(Lk 3,7-11)

Liebe Gemeinde, – so ist es bis heute geblieben!– Des ham mir scho immer so g‘macht! Mir sind alte Jakober oder Johanniser…“ „Schon immer“ ist eine beliebte Ausrede oder Begründung, ja Maske, nicht nur beim Karneval in Venedig, Veitshöchheim, Mainz und Köln. Doch die Ausgangslage für die Kirche, nach dem Vorbild von Jesaja und Johannes dem Täufer tätig zu werden und Kritik zu äußern, ist ungünstig. Sie habe ein Glaubwürdigkeitsproblem, sie würde Wasser predigen und Wein trinken, heißt es.

Die Fastenpredigt auf dem Nockherberg dürfen nur Schauspieler oder Comediens halten, aber keine Pfarrer. Nur der Hofnarr durfte am Hofe ungestraft die Wahrheit aussprechen. Für andere war das lebensgefährlich.

Was er meinte Johannes wohl mit der „Taufe zur Buße und Sündenvergebung“? „Buße“ zu predigen, kann für Prediger gefährlich werden. Seine Fasten-Predigt hat ihn den Kopf gekostet. Vielleicht sollten wir den Begriff „Buße“ doch von einer ganz anderen Perspektive aus betrachten.

Wenn im Fernsehen die Brüder Thomas und Alexander Huber von ihren Extrem-Klettertouren berichten, bin ich fasziniert. Nicht nur von wunderbaren Berg- und Naturaufnahmen, auch von ihrer Persönlichkeit. Für ein Leben am Limit braucht man eine innere Balance. Man muss fokussiert sein, dazu helfen innere Werte und absolutes Vertrauen in den Partner, auch Respekt vor der Schöpfung, nicht nur „Schneid“.

Die „Huber-Buam“ stehen für absoluten Körpereinsatz und hellwachen Verstand. Erfolg und Scheitern trennt oft nur eine Haaresbreite. Das mag wie eine Provokation des Schöpfers erscheinen. Da fragt mansich, was einem noch am Leben wichtig ist, der sich auf so ein Risiko einlässt?

Die beiden sind aber keine leichtsinnigen Draufgänger. Öfter schon mussten sie nach einem Jahr Vorbereitung wegen widriger Umstände abbrechen und umkehren!

Das war ein Kraftakt, kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Umdenken und bedeutet, dass sie über den Augenblick hinaus gedacht haben!

Was einem wichtig ist und wofür man lebt, das muss man wissen bevor und festhalten, wenn man hinaufsteigt. Das Ziel darf nicht etwas sein, wofür man irgendwann büßen muss.

Umkehren bedeutet – im originalsprachigen Griechisch – „über etwas hinausdenken“ und dann – „was ganz andres zu tun“ wie Hannes Wader gesungen hat.

Das Umdenken zu üben und zu trainieren, war dem Apostel Paulus sehr wichtig. Er war ein Protagonist für das Thema „Umkehren“. Im Römerbrief Kap. 12,Vers 1+2 schreibt er:

Ich ermahne euch, lebt so, dass Gott Freude daran hat! – Richtet euch nicht nach dem, was alle machen. Seid bereit für Veränderungen! Besinnt euch! Haltet nicht an überkommenen Traditionen fest. Prüft, was Gott von euch will! Dient Gott mit Herz und Verstand! Euer ganzes Leben soll ein vernünftiger Gottesdienst sein!“
Wir sehen, Paulus hatte den Schlüssel, ein gutes Konzept, eine Idee, warum es Sinn macht, was es nutzt und bringt!“

Hätte Paulus Bekehrung nur im Sinne von „zurück gehen“ verstanden, wäre alles beim Alten geblieben.

Liebe Gemeinde,
unser Leben und die Zukunft der Kirche hängen nicht davon ab, dass wir aus Prinzip alles immer gleich oder dauernd anders machen: Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Kirchweih, Fasching feiern, begehen, denken wie bisher, aber gute Gewohnheiten können helfen.

Ein Kollege hatte sich zur Regel gemacht, Vier Wochen nach einer Beerdigung einen Besuch bei den Hinterblieben zu machen. Er sagte, …weil wir lernen müssen, über die Krankheit, das Sterben und den Tod hinaus-zu -denken. – „Das darüber hinaus denken ist notwendig“ -Das ist eine Aufgabe, die man schon zu Lebzeiten lernen muss.

Jesus hat gesagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde gesät wird, bleibt es allein. Wenn es aber gesät wird, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren! Und wer bereit ist, es loszulassen, wird es finden. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Ihr werdet bei mir sein und ich bei euch. Das Trauern, Klagen und Sterben wird ein Ende haben. Das Reich Gottes steht vor der Tür. Es ist klein wie ein Senfkorn, wenn es gesät wird und wird groß wie ein Baum, dass die Vögel des Himmels unter seinem Schatten wohnen können. Diese Neue Welt Gottes steht euch offen!“ (Joh 12, 24-25.15,5. Offb 21,3-4; Mk 1,14; Mk 4,30-32 )“

Wer diese Gedanken in sein Herz und seinen Verstand hineinlässt, wird anfangen, über den status quo hinaus-zudenken, auf das Ziel des Lebens. Was für ein Gedanke! Wer sich über das Ziel klar geworden ist, kann entschei-den, regeln und dafür sorgen, was geändert werden und was bleiben soll.

Der berühmte Karl Valentin soll einmal auf dem Münchner Viktualienmarkt Passanten gefragt haben: „Entschuldigung, können Sie mir bitte sagen, wo ich hin will?“ – Sie lachen. Wie ist es ihm gegangen? Er wurde ausgelacht. – Ich meine, er wollte seinen Zuhörerinnen und Zuhörern sagen, dass es Zeit ist, mit dem Umdenken anzufangen. – Dass wir heute diesen Gottesdienst gemeinsam feiern, obwohl Sie gar nicht da sind und dass dieser Gottesdienst noch da sein wird, wenn wir selbst gar nicht mehr hier sein werden – das hätte Karl Valentin mit Sicherheit zu einer neuen Nummer inspiriert. –

Was bleibt? Jede Ausstellung endet. Jeder Gottesdienst endet mit dem Ausblick auf das große Ziel: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.“ –
Eine Spur des Segens führt dorthin. „ADE! Geh mit Gott! Gott geht mit Dir!“

Laß mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von Dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr. Herr lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit; dafür will ich Dir danken in alle Ewigkeit. Amen.  (Nikolaus Selnecker, 1572).

Wichtelgottesdienst im Garten am 12.Juli, 16.00 Uhr

Die Sonne scheint, jede Familie sitzt auf ihrer Decke, die Vögel zwitschern und wir singen: “Einfach spitze, dass du da bist!” So sieht Wichtelgottesdienst mit Abstandsregeln aus. Kein Problem.

Miriam tanzt vor Glück: das Volk Israel ist vor den Ägyptern geflohen und endlich frei! Auch wir haben wieder viel mehr Freiheiten und werden einen ordentlichen Jubeltanz veranstalten. Und damit die Freiheit auch richtig gut funktioniert, schenkt Gott Mose schon kurze Zeit darauf Regeln und Gebote zum Zusammenleben.

Und so haben auch wir Regeln, um unsere Freiheiten zu bewahren: die Decken liegen mit Abstand auseinander und jede Familie muss dafür sorgen, dass auch die Kinder die Decken während dem Gottesdienst auf den Decken bleiben.

Wir helfen natürlich auch kräftig dazu, indem es den ganzen Gottesdienst mit Liedern und Basteln spannend bleibt.

Herzliche Einladung!

Wann? Am Sonntag, den 12.Juli um 16 Uhr
Wo? im Garten von St.Jakob (bitte über den normalen Haupteingang reinkommen)
Wirklich? bei schlechtem Wetter muss der Gottesdienst leider ausfallen – aber so weit kommt es erst gar nicht =)

(Bei zu großem Andrang machen wir den Gottesdienst um 16.40 Uhr einfach nochmal und bis dahin haben Ihre Kinder eine Spielplatzzeit gewonnen.)

Draußen Gottesdienst feiern

Der Himmelfahrtsgottesdienst in St.Jakob hat den Auftakt gemacht: wie die letzten Jahre auch, fand er draußen statt. In Zeiten von Corona werden wir diese Möglichkeit in unserer Gemeinde umso mehr nutzen, ganz besonders auch im schönen Garten von St.Jakob. Mehr Infos zu den Präsenzgottesdiensten finden Sie hier.

Hier ein paar Eindrücke von Himmelfahrt und einem Ständchen vor der Günthersbühler Kirche:

Evangelische Landeskirche in Bayern empfiehlt allen Kirchengemeinden dringend, bis auf Weiteres auf alle Gottesdienste zu verzichten

Stand 16.3.2020, 10:00 Uhr

Der Landeskirchenrat empfiehlt nach seiner heutigen Beratung allen bayerischen Kirchengemeinden dringend, bis auf Weiteres auf alle Gottesdienste zu verzichten. Das gilt auch für Konfirmationen, Trauungen und Taufen, mit Ausnahme von Bestattungen.

„Für uns Christen ist der gemeinsame Gottesdienst eine große Kraftquelle und Ermutigung. Doch in diesen Tagen bedeutet nach Aussage aller Fachleute jede Versammlung von Menschen eine zusätzliche Infektionsgefahr, die das Corona-Virus weiterverbreitet. In der aktuellen Situation gebietet die Nächstenliebe, zuerst an die besonders gefährdeten Kranken und Schwachen zu denken und Rücksicht auf sie zu nehmen. Darum bitte ich gemeinsam mit dem Landeskirchenrat alle Kirchengemeinden dringend, bis auf Weiteres keine Gottesdienste mehr zu feiern, sondern andere Formen des Gebets und der Verkündigung zu nutzen. Wir gehen auf das Osterfest zu, das für die Botschaft der Hoffnung steht. Wir werden die richtigen Formen finden, um genau jetzt diese so aktuelle Osterbotschaft gut vernehmlich weiterzugeben. Schon jetzt entwickeln sich viele gute Ideen dafür.“

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm: bayern-evangelisch.de/corona

Der Landeskirchenrat empfiehlt, die traditionellen Gebetszeiten zu nutzen, zu denen täglich um 12 Uhr und um 18 Uhr die Kirchenglocken einladen. Viele Kirchengemeinden halten ihre Gotteshäuser geöffnet zum persönlichen Gebet und für seelsorgerliche Begleitung.

In Rundfunk, Fernsehen und Internet stehen täglich kurze Andachten und Gottesdienste zur Verfügung (z.B. die Mediathek des BR: https://www.br.de/mediathek/rubriken/religion-orientierung oder die Gottesdienste in ZDF und Deutschlandfunk: www.zdf.de/gesellschaft/gottesdienste

www.deutschlandfunk.de/kirchensendungen.915.de.html oder eine Zusammenstellung hier: https://www.evangelisch.de/inhalte/167178/14-03-2020/corona-wo-digitale-…

Die Telefonseelsorge steht jeden Tag rund um die Uhr für Gespräche zur Verfügung unter der Nummer 0 800 111 0111. Aktuelle Informationen finden Sie unter bayern-evangelisch.de/corona.

NEU eingetroffen

Herzliche Grüße aus der Gemeindebücherei St. Jakob. Die letzten Neueinkäufe stehen im Regal – für die Herbstferien, Sofa-Abende, gemütliche Stunden…. – einfach vorbeikommen und auswählen.

In den Ferien sind ganz neue Bücher bei uns eingetroffen und da ist bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei. Schauen Sie doch einfach mal rein.
Seit dem 3. September hat die Bücherei wieder zu den gewohnten Zeiten für alle Lesefreudigen (und die es noch werden wollen) geöffnet.

Frühjahrputz in St. Jakob

Gartenaktion am 13. April in St. Jakob

Die Sonne scheint und das Frühjahr ist nicht mehr aufzuhalten. Es wird Zeit, dem Winter ade zu sagen und auch noch die letzten Spuren zu beseitigen. Der Garten rund um das Gemeindezetrum St. Jakob hat dringend um eine Frühlingskur gebeten.

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