Der Festvortrag 450 Jahre Lauf evangelisch von Dietrich Blaufuß 1976

“Fast schöner als Weihnachten“

Unter dem Motto „Wir haben den Herrn gesehen“ erlebten mehrere hundert Menschen an Ostern in der evangelischen Kirchengemeinde Lauf die ganze Bandbreite der Emotionen. Am Gründonnerstag wurde in St. Jakob der Abschied Jesu liturgisch und kulinarisch als Feierabendmahl gestaltet. Am Karfreitag in der Johanniskirche tröstete ein Trio mit Gesang, Flöte und Klavier über den Tiefpunkt der Sterbestunde hinweg. Am Ostersonntag selbst strömte die Gemeinde auf den Kunigundenberg zur Osternacht mit Osterfeuer, auf den Salvatorfriedhof zur Auferstehungsfeier mit der Johanniskantorei und in die Kirchen, wo musikalisch und fröhlich gefeiert wurde.  In St. Jakob feierte Vikarin Anne Richter mit den Familien. In der voll besetzten Christuskirche hatte das C1-Team sogar ein aufwändiges Osterspiel mit Kulissen vom leeren Grab vorbereitet.

Ein Gottesdienstbesucher äußerte sich begeistert: „So bunt – fast schöner als Weihnachten!“

Jan-Peter Hanstein, Bilder von privat

Die große Verwandlung – noli me tangere

Predigt von Pfarrer Jan-Peter Hanstein am Ostersonntag 2025 zu Joh 20

– es gilt das gesprochene Wort – hier die Audio-Datei

Tizian, Noli me tangere

11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein 12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte.
13Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
14Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. 15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. 16Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!
17Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater.

Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.
18Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: »Ich habe den Herrn gesehen«, und was er zu ihr gesagt habe.

Johannes 20

Liebe Gemeinde,

Der Frühlingsmorgen liegt über unserer Stadt wie ein sanfter Schleier. Die Osterglocken wiegen sich im leichten Wind, die Kirschblüten und die Kirchenglocken haben uns aus unseren Häusern gerufen. Manche waren auf den Friedhöfen, unseren kleinen traurigen Paradiesen.

Ganz anders muss es gewesen sein, als Maria Magdalena durch den Garten Gethsemane eilte – der Tau noch auf den Gräsern, die Vögel erwachend, und ihr Herz erschreckt. Der Tag dämmerte erst. Der grausame Tod, sie war unter dem Kreuz gewesen, alles noch blutfrisch, sie war noch nicht zum Trauern gekommen. Sie konnte nicht schlafen und hat für sich beschlossen, dass sie dann auch gleich zum Felsengrab gehen könnte. Sie ist die Erste ganz früh und dabei hat sie die Amphore mit dem teuren Öl, um Jesus zu salben. Kann der  der Messias, der Gesalbte sterben? Ist er es wirklich gewesen? Sie weint und sieht durch die Tränen fast nichts.

1. Die Suche, die ins Leere führt

Maria heult laut auf, nachdem das Grab leer ist. Wo haben sie ihn hingetan? Nicht einmal mehr den Leichnam lassen sie ihr!

Dann geschieht etwas Bemerkenswertes: Sie sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. So schreibt es Johannes und darin liegt ein großer Schatz, für uns alle. Die griechischen Wörter, aber auch im lateinischen, für „Wissen” und „Sehen” sind miteinander verwandt. Johannes leise Kritik am Sehen und Wissen. Maria sieht aber weiß nichts. Sie hält den Mann für einen Gärtner!

Maria erkannte Jesus erst, als sie ihren Namen HÖRT. Der Glaube kommt nicht aus dem Sehen, sondern dem Hören (Röm 10,17) … So wie eine Konfirmandin es ausdrückte: “Ich verstand nicht, was Glauben bedeutet, bis ich hörte: ‘Gott sieht dich.'” Wie Jesus sie sieht und sie anspricht – das versteht Maria, dass Jesus vor ihr steht.

2. “Rühre mich nicht an” – Die große Metamorphose

Als Maria Jesus erkennt, will sie ihn festhalten, umarmen, sich vergewissern. Jesus aber sagt zu ihr: “Rühre mich nicht an!” Es ist mehr als nur eine Geste der Zurückhaltung – es ist ein Hinweis auf die tiefgreifende Verwandlung, die gerade stattfindet. Wie soll das vor sich gehen?

Der Dichter Johann Peter Hebel hat sich vorgestellt, wie die Menschen alle das Material zurückhaben wollen, aus dem einmal ihr Körper bestanden hat: Wir müssten uns verzehnfachen und mehr. Und denkt an das ganze Wasser! Geschweige denn das ganze Essen … Heute wissen wir, dass sich die Dünndarmzellen alle 2-4 Tage erneuern, Lungenbläschen alle 8 Tage, nach sieben Jahren gibt es so gut wie keine Zelle mehr in und an unserem Körper, die sich nicht erneuert hat. nur die Herzmuskelzellen und Hirnzellen brauchen 40 Jahre. Aber ich bin schon 58 Jahre alt … Seht: die Materie, aus der wir bestehen, ist auswechselbar, ohne dass unsere Identität dabei verloren geht. Das geistige Prinzip, der Gedanke, das Gedächtnis ist mächtiger als all das, was wir jemals zu uns nehmen können.

Genau das scheint bei der Auferstehung Jesu zu geschehen. Er ist derselbe und doch ganz anders. Sein Leib durchläuft eine Metamorphose im Schnelldurchgang  , er befindet sich in einem Zustand des Übergangs – “Ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater” – er ist nicht mehr der irdische Jesus, den Maria kannte, aber noch nicht der vollständig verherrlichte Christus.

“Rühre mich nicht an!” Noli me tangere…

Der Philosoph Jean-Luc Nancy sieht in dieser Szene etwas noch Tiefgründigeres: Jesus sagt eigentlich “Halte mich nicht auf meinem Weg zur Auferstehung auf.” Es geht nicht um ein Berührungsverbot, sondern um eine neue Art der Beziehung. Nancy macht uns klar: Wahre Begegnung bedeutet nicht, den anderen zu besitzen oder festzuhalten. Wir müssen lernen, einander zu berühren, ohne Besitz zu ergreifen. Genau das ist es, was Jesus von Maria verlangt – eine Liebe, die frei ist von dem Wunsch, den anderen für sich zu behalten. Diese Art von Liebe ist der Grundstein für jede echte menschliche Berührung.

Das “Halte mich nicht fest” bedeutet also: Halte nicht an deinem alten Bild von mir fest. Ich muss mich vollenden in der Auffahrt zum Vater. Die Auferstehung ist kein Zurück zum Status quo, sondern der Beginn einer kosmischen Transformation, die bis heute andauert.

3. “Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater” – Ein vertrautes Gottesbild

Was Jesus hier sagt, erscheint uns selbstverständlich, war es aber nicht. Er spricht von Gott als seinem Vater. Jesus hat nicht eine völlig neue Religion gestiftet, sondern er stand tief in der Tradition Israels.

Wenn Jesus Gott als Vater anspricht, dann knüpft er an, was im jüdischen Glauben bereits angelegt war. Kritische Theologen behaupten oft, diese Anrede sei ein Zeichen dafür, dass diese Worte nicht authentisch sein könnten – zu einzigartig, zu revolutionär. Doch dieses Kriterium der Unableitbarkeit verpufft angesichts der Tradition.

Die ersten Christen haben nur zögernd ausgesprochen, dass Jesus Gott als seinen besonderen Vater beanspruchte. Aber die Anrede “euer Vater”, die Jesus in seinen Unterweisungen verwendet, gehört zu den ältesten Überlieferungsschichten. Wie unser ehemalige Stadtarchivar Glückert gerne sagt: “Das Neue ist oft nur das längst Vergessene, das wiederentdeckt wurde.”

4. “Mein Vater und euer Vater” – Die Einladung zur Gemeinschaft

Am Ende gibt Jesus Maria einen Auftrag: “Geh zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.”

Jesus bindet Gott nicht exklusiv an sich. Er öffnet die Tür für alle.

Dies erinnert mich an eine Geschichte – ein Gleichnis – ist sie aus dem Talmud?

Ein Prinz besaß einen wunderschönen Garten mit seltenen Blumen und Früchten, den er sorgsam pflegte. Eines Tages entschloss er sich, die Tore für alle zu öffnen und verkündete: “Was mein ist, soll auch euer sein. Wie mein Vater, der König, mir diesen Garten geschenkt hat, so schenke ich euch den Zugang dazu.” Die Menschen kamen zögernd, denn sie waren es nicht gewohnt, königliche Gärten zu betreten. Doch der Prinz begrüßte jeden Einzelnen mit den Worten: “Mein Vater ist auch euer Vater, mein König auch euer König.”

Das Vaterunser bleibt ein Wir-Gebet. Jeden Sonntag beten wir es gemeinsam: “Unser Vater im Himmel.” Nicht “mein” Vater, sondern “unser” Vater. In der Johannesformel findet dies seinen vollendeten Ausdruck: “Mein Vater und euer Vater”, “mein Gott und euer Gott”.

Ein marokkanischer Mann, der Muslim war, tolerierte den Wunsch der deutschen Mutter, auch christlich zu heiraten. Damals musste ich diese kirchliche Trauung beim Dekan mit einem seelsorgerlichen Gutachten genehmigen lassen. Der damalige etwas autoritäre Dekan zu Regensburg, sagte zu mir jungen Pfarrer z.A.: “Aber sorgen Sie dafür, dass in jedem Gebet klar wird, dass Sie sich an Gott den Vater Jesus Christi wenden und nicht an Allah!” Ich war schon immer etwas frech und sagte: “Herr Dekan, ich wusste gar nicht, dass Sie Polytheist sind!” Da wurde er etwas ungehalten und ich musste ihn beruhigen. Ich erzählte ihm von dem Traugespräch – Raten Sie mal Herr Dekan, was der muslimische Ehemann jeden Abend mit seinem Sohn betet!” – “Ja was denn?” Ich: “Er sagte an diesem Gebet stimme jedes Wort. Es sei so schön. Er betet jeden Abend Das Vater Unser mit seinem Sohn.” – Da ließ es der gestrenge Herr Dekan geschehen…

Versteht ihr jetzt – was es heißt, den Garten zu öffnen?

5. Der Weg zum Thron Gottes

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb aus der Gefängniszelle: “Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.” Im Gebet sprechen wir Gott als Vater an, im Handeln behandeln wir andere als Geschwister.

Liebe Gemeinde, wenn wir heute vom Ostergottesdienst zurück in unsere Häuser gehen, wenn wir am gedeckten Tisch sitzen und Ostereier suchen, wenn wir das “Christ ist erstanden” noch im Ohr haben – dann lasst uns daran denken: Der Auferstandene hat uns zu seinen Geschwistern gemacht. Sein Vater ist unser Vater. Sein Gott ist unser Gott. Er ist beim Vater. Die Botschaft ist mehr als nur die Auferstehung, mehr als Jesus gesehen zu haben – Jesus erscheint, um seine Jünger auf den nächsten Schritt vorzubereiten. Er wird zu seinem Vater in den Himmel hinaufgehen! Im Glaubensbekenntnis heißt es nach der Auferstehung:

Aufgefahren in den Himmel – Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters, des Allmächtigen, von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.

Aber das ist Maria und uns heute an Ostern zu viel. Wie Maria damals vom Grab zurücklief zu den Jüngern, so lasst uns diese Botschaft hinaustragen in unser Städtchen, zu unseren Nachbarn, zu allen, die noch im Dunkeln sind. Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Und wir werden auch auferstehen!

Er wird zu seinem Vater auffahren! Und wir auch!

AMEN.

Der Friede Gottes, der höher ist, als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Café St. Jakob

Dienstag, 29. April 2025 I ab 14.00 Uhr I Gemeindezentrum St. Jakob

Di, 29.4. 14-17 Uhr Café St. Jakob
Di, 13.5. 14-17 Uhr Café St. Jakob
Di, 27.5. 14-17 Uhr Café St. Jakob
Di, 10.6. 14-17 Uhr Café St. Jakob - findet leider heute nicht statt
Di, 24.6. 14-17 Uhr Café St. Jakob

Café St. Jakob

Gemeindezentrum St. Jakob Breslauer Straße 21, Lauf a.d. Pegnitz
Bei Kaffee und Kuchenduft kann man die offene lichte Atmosphäre des Foyers und Gartens im Gemeindehaus St. Jakob genießen und nette Bekannte treffen. Kommen Sie vorbei, allein oder in der Gruppe und schnuppern Sie mal rein. Sie werden sich wohlfühlen!

Café St. Jakob

Gemeindezentrum St. Jakob Breslauer Straße 21, Lauf a.d. Pegnitz
Bei Kaffee und Kuchenduft kann man die offene lichte Atmosphäre des Foyers und Gartens im Gemeindehaus St. Jakob genießen und nette Bekannte treffen. Kommen Sie vorbei, allein oder in der Gruppe und schnuppern Sie mal rein. Sie werden sich wohlfühlen!

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Café St. Jakob - findet leider heute nicht statt

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Bei Kaffee und Kuchenduft kann man die offene lichte Atmosphäre des Foyers und Gartens im Gemeindehaus St. Jakob genießen und nette Bekannte treffen. Kommen Sie vorbei, allein oder in der Gruppe und schnuppern Sie mal rein. Sie werden sich wohlfühlen!

Café St. Jakob

Gemeindezentrum St. Jakob Breslauer Straße 21, Lauf a.d. Pegnitz
Bei Kaffee und Kuchenduft kann man die offene lichte Atmosphäre des Foyers und Gartens im Gemeindehaus St. Jakob genießen und nette Bekannte treffen. Kommen Sie vorbei, allein oder in der Gruppe und schnuppern Sie mal rein. Sie werden sich wohlfühlen!

Lust auf eine Tasse Kaffee oder Tee …

… ein Stück leckeren Kuchen …

… Zeit für nette Gespräche …

… dann würden wir uns freuen, Sie als Gast im Café St. Jakob zu begrüßen. Alle 14 Tage am Dienstag bieten wir in den Räumlichkeiten des Gemeindezentrums St. Jakob Kaffee, Tee (aus fairem Handel) und  frischen Kuchen zu  günstigen Preisen an. Wir haben jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Lektorenkurs

07.+15.+22.05.22 | jew. 20-22 Uhr | Christuskirche

Geben Sie Gott eine Stimme: „Die Lesung biblischer Texte im Gottesdienst“

In diesem Kurs geht es deshalb darum, eine Theorie des liturgisch-gottesdienstlichen Lesens zu lernen und zu üben. Die Betonung liegt auf Training (Üben), deshalb auch drei Abende. Diese bauen aufeinander auf und so erwarten wir, dass Sie verbindlich auch an allen drei Abenden teilnehmen. Bitte suchen Sie sich für den ersten Abend einen nicht zu langen biblischen Text aus, den Sie vortragen werden und der sie durch die drei Abende begleitet (bitte nur in der Übersetzung von Martin Luther in der Version von 2017).

Was erwartet Sie?

-Übungen und Theorie für Atem, Stimme und Körper (Wie setze ich meine Stimme stimmschonend aber effektiv ein in Verbindung mit guter Atemtechnik.)

-Theorie zur Lesung von biblischen und anderen Texten (Wie lesen, wie vorbereiten)

-Übungen am Lesepult (Wie spreche ich in ein Mikro? Unterschiede der Mikrophone usw.)

-Zeit für Rückfragen und Gespräch.

Sie können an dem Kurs teilnehmen, auch wenn Sie erstmals nur Interesse an dem Thema haben und noch nicht beabsichtigen, zukünftig als Lektorin oder Lektor in der Kirchengemeinde ehrenamtlich zu arbeiten. Da sind sie ganz frei. Die Teilnahme verpflichtet sie zu keiner weiteren ehrenamtlichen Arbeit. Wenn Sie sich also gern mit Texten und deren Präsentation beschäftigen wollen, dann sind Sie herzlich eingeladen. Der Kurs wurde erfolgreich schon in mehreren Kirchengemeinden durchgeführt.

Die drei Termine sind alle im Mai am

Mi 07.05.25
Do 15.05.25
Do 22.05.25 jeweils von 20.00-22.00 Uhr.

Die Veranstaltungsorte sind das Gemeindehaus Christuskirche und die Christuskirche in Lauf (Martin-Luther-Straße 15).

Referenten sind Pfarrer Thomas Reuß und Dagmar Brandt (Gesangspädagogin mit stimmtherapeutischer Weiterbildung).

Bitte melden Sie sich zu diesem Kurs verbindlich an per Mail, Telefon (mit der Angabe von: Name, Adresse, Mail (!), Telefon) bei:

Pfarrer Thomas Reuß (1831638 / )

80 Jahre Frieden

Donnerstag, 08.05.2025 | 19.00 Uhr | Johanniskirche

Ökumenischer Dankgottesdienst am 08.05.2025

80 Jahre in Frieden und Freiheit zu leben – dies ist etwas Besonderes, das wir als Deutsche und in Europa dankbar erleben. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes wurde am 08. Mai 1945 die Kapitulation unterzeichnet. Europa und Deutschland lag in Trümmern, 60 Millionen Tote waren zu beklagen, kaum eine Familie, die nicht vom Tod naher Angehöriger betroffen war. Trauer, Angst und Verzweiflung herrschten in diesen Tagen, auch in Lauf.

Wir wollen diesen Jahrestag annehmen, um dankbar auf 80 Jahre Frieden und Freiheit und dem Leben in einer Demokratie zurückzublicken und werden dies am 08.05.2025 um 19 Uhr in einem Dankgottesdienst in der Johanniskirche tun.

Herzliche Einladung, an alle, die damals den schrecklichen Krieg noch miterleben mussten.
Herzliche Einladung aber auch an Sie und Dich, die wir in diesem Frieden aufwachsen und leben dürfen.

Donnerstag 08.05.2025, 19 Uhr, Dankgottesdienst für den Frieden, in der Johanniskirche


Feierliches Glockengeläut am 08.05.2025 um 19 Uhr

Am 08.05.1945 kapitulierte das Nazi-Regime und der Krieg in Europa war zu Ende. 60 Millionen Tote, schreckliche Morde und Taten waren das Ergebnis dieses Krieges.

Wir dürfen auf 80 Jahre Frieden und Leben in Freiheit zurückblicken. Dies als Anlass wollen wir einen Dankgottesdienst feiern und es mit einer mächtigen Stimme (bzw. Klang) kundtun:

Um 19 Uhr werden die Glocken der Laufer Gemeinde für 10 Minuten läuten, um hörbar zu machen, dass wir uns als Kirche nie mehr einem Unrechtsregime beugen wollen und klar die Botschaft Gottes über unseren Dächern zu hören sein soll. Herzliche Einladung dem Klang zu lauschen, evtl. ein Vaterunser zu beten oder in den Dankgottesdienst in der Johanniskirche zu kommen.

2. Fastenpredigt

Thema: “Freiheit”

mit Pfr. Dr. Johannes Wachowski, Johanniskirche Lauf 2025
Predigttext Johannes 6,47-51

Das Predigtwort für den heutigen Sonntag Lätare steht im Johannesevangelium im 6. Kapitel. Es ist der Schluss der Brotrede Jesu. Der Evangelist Johannes schreibt (6,47-51):
Jesus Christus spricht: „47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.“

Herr, segne unser Reden und Hören durch deinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde!

Machen wir Brotzeit.
Der Sonntagmorgen von Lätare ist eine gute Zeit dafür.
Denn das Predigtwort spricht sogar vollmundig von einer himmlischen und ewigen Brotzeit. Jesus sagt in ihm: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“
Also: Machen wir Brotzeit.

Liebe Schwestern und Brüder!
Als kleiner Junge war die Brotzeit mit meinem Opa ein bisschen Himmel auf Erden.
Brotzeit mit dem Opa Hans war fast eine kleine heilige Zeit.
Mein Opa hatte nur noch wenige Zähne, sodass er das Brot klein einschnitt.
Alles wurde fast in Zen-Manier klein geschnitten, wenn es z.B. Stadtwurst mit Musik gab.
Ich machte mit, meine Opa erzählte Geschichten.
Gemeinsam bereiteten wir eine Brotzeit, die nur mit ihm, nur an diesem Ort, nur in dieser Zeitlichkeit, nur in diesem Arrangement so gut schmeckte.
Das kennt Ihr vielleicht alle, dass es bei der Oma und dem Opa noch einmal anders oder besonders gut schmeckte.
Die einfache Brotzeit bedeutete nicht nur Freiheit gegenüber vielen kindlichen Konsumwelten. Milchschnitten gab es damals zum Beispiel noch nicht.
Das Produkt Kindermilchschnitte wurde erst 1978 auf dem deutschen Markt eingeführt.
Und das Essen schmeckte nach viel mehr: nach Füreinanderdasein, nach Langsamkeit, nach Bleiben, nach Aufmerksamkeit, nach Geschichte, auch Familiengeschichte, nach der Liebe von Großvater- und Großmutter usw.
Ihr merkt schon. Brotzeit ist etwas Wunderbares.
Kein Wunder also, dass Jesus in die Welt des Brotes einkehrt, um seine Bedeutung zu unterstreichen: „51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“
Der Jude Jesus hat die Bedeutung der Speisen und des Speisens bestimmt auch von seiner Bibel gelernt. In den Schriften seins Volks heißt es ja z.B.: Besser ein Gericht Gemüse mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass. (Sprüche 15,17)
Essen ist mehr als die Aufnahme von Nährstoffe.
Das macht das ganze 6. Kapitel des Johannesevangeliums, die sogenannte Brotrede, klar.
Sie kulminiert dann in dem Brot des Heils. Sie kulminiert in unsere heutigen Predigtwort.

Liebe Gemeinde!
Machen wir Brotzeit! Haben wir gesagt. Und wir schon ein gesehen, wie wichtig Orte, Zeiten und Menschen dafür sind.
In Deutschland spielt das Brot eine besondere Rolle.
„Brot gibt es in nahezu jeder Kultur auf der Welt. Die Art und Weise, wie es hergestellt und konsumiert wird, variiert aber erheblich, man denke nur an französisches Baguette, israelisches Pita-Brot, indisches Naan, die mexikanische Tortilla oder Damper, ein Busch-Brot der Aborigines aus Australien.
Allein in Deutschland soll es über 3.200 registrierte Brotsorten geben. 2014 nahm die nationale UNESCO-Kommission die deutsche Brotkultur in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland auf.
Laut dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks kauften im Jahr 2023 die privaten Haushalte 1.616.000 Tonnen Brot: »Die Käuferreichweite für Brot lag bei 97,6%, das heißt von 1.000 Haushalten in Deutschland kauften 976 im Jahr 2023 mindestens einmal Brot. Dieser Wert ist seit Jahren weitgehend stabil.« (Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks)
Brot ist ein Grundnahrungsmittel: Für viele Menschen gehört Brot zur täglichen Ernährung dazu. Das verleiht der Aussage von Jesus, dass er das »Brot des Lebens« sei, eine besondere alltägliche Relevanz und existenzielle Tiefe.“ (Wenig, 164)
Wo also anders als in Deutschland könnte das Ich-bin-Wort Jesu, das Wort „Ich bin das Brot des Lebens“ besser verstanden werden: Im Land des Brotes, könnte man fast sagen.
3200 registrierte Brotsorten gibt es hier. Viel zu Essen.

Liebe Gemeinde!
Wir wollen nur von drei Brotsorten sprechen.
Alle drei sind biblische Erzeugnisse.
Alle drei haben mit der Freiheit zu tun.
Alle drei weisen uns einen Weg in die Freiheit.
Und der Lieddicht stimmt ein, wenn wir nun in das Haus der Bibel einkehren und dichtet schön:
„Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod, er nährt und gibet Speisen zur Zeit der Hungersnot, macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl; und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual!“
Also, auf ihr lieben Seelen von Lauf. Laßt uns ins Lokal der Bibel einkehren.
Und mit diesem Liedvers „Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod, er nährt und gibet Speisen zur Zeit der Hungersnot, macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl; und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual!“ sind wir gleich bei der ersten Brotsorte.
Es ist das Brot der Freiheit. Diese Brotsorte geht auf das jüdische Passafest zurück.
Beim Passafest sitzen Jüdinnen und Juden nach der Synagoge im Haus zusammen und feiern den sogenannten Seder, eine Hausliturgie mit allen Sinnen. Im Laufe des Seders wir gelesen und getrunken, gegessen und gesungen, gelacht und gedacht. Und es werden Mazzen, das ungesäuerte Brot gegessen.
Das häusliche Fest wir mit dem Verzehr der ersten Mazza eröffnet. Und es wird gesagt:
Dies ist das Brot des armen Mannes, das unsere Vorfahren im Land Ägypten gegessen haben..“ Diese erste Verkündung konzentriert sich auf die Mazza als Symbol für die Armut, die das jüdische Volk während seiner Sklaverei in Ägypten erlitten hat.
Später in der häuslichen Liturgie heben Judinnen und Juden dann die Mazze wieder auf und sie konzentrieren sich auch auf die Tatsache, dass die Mazze gegessen wurde, als Gott das Volk Israel aus Ägypten geführt hat. Diese Mazze wird dann als Brot der Freiheit gegessen.
Deinen dreifachen Geschmack hat dieses Brot der Freiheit.
Zuerst lehrt es und, dass der Weg in die Freiheit nicht viel Materialität braucht.
Wasser und Mehl. Auf keinen Fall Hefe. Einfach, klar und schnell.
Das Brot der Armut, wird dann zum Brot der Freiheit.
Und ein katholischer Theologe, Tomas Halik, schärft uns ja wieder und wieder ein, dass das Problem der Kirche nicht der Atheismus oder die Ungläubigkeit sind, sondern ein dumpfer Konsumismus und unbändiger Materialismus der westlichen Welt.
Das wussten die Bettelorden, dass wussten viele Theologen, dass sich nur eine arme Kirche erneuern kann. Und vielleicht ist es sogar gut, dass die große Konsum- und Steuerparty, dass die dagobertinische Phase der Kirche, wie das genannt wurde, bald aus ist.

Liebe Gemeinde!
Neben der Gewürzmischung von Armut und Freiheit, lehrt uns das Brot der Freiheit noch etwas. Freiheit ist für uns Gläubige immer etwas Gegebenes, etwas Verdanktes, etwas göttlich Initiiertes.
Gewaltig wird das in der biblischen Exodusgeschichte erzählt: Plagenerzählungen und göttliche Demütigung der Mächtigen, Wegweisung mit göttlicher Wolken- und Feuersäule, göttliche Errettung vor den Feinden und die Wüste als göttlicher Ort der Offenbarung.
Die Freiheit des Volkes Israel ist also das Geschenk des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Die Freiheit des Volkes Israel ist also das Geschenkt des Gottes Saras, Rebekkas, Rahels und Leas.
Und noch etwas lernen wir aus der Geschichte des Brotes der Freiheit.
Die Befreiung wir nicht als Triumphalismus gefeiert.
Das Jüdische und das biblische Israel werden immer wieder sozialethisch daran erinnert, dass man selbst Sklave war und in Armut lebte. So zum Beispiel bei vielen Begründungen der Gebote. Im wichtigsten Buch der Bibel, dem dritten Buch Mose heißt es z. B. (3. Mo0se 19):
„33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. 34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.“
Und natürlich kennt der pharisäisch geschulte Völkerapostel dieses Denken, wenn er der römischen Gemeinde einschärft (Römer 12,15). „Freut euch mit den Fröhlichen! Weint aber auch mit den Trauernden!“

Liebe Gemeinde!
Biblische Freiheit ist also immer auch eine göttlich gesetzte, wenn ihr so wollt, metaphysisch gegründete Freiheit.
Und biblische Freiheit wird immer auch eine Freiheit zu etwas.
So denkt das die Bibel: Freiheit ist immer eine Freiheit zu etwas, für etwas, eben verdankte Freiheit.
Und von dieser so gründeten Freiheit ist man frei, etwas frei und souverän in der Welt zu tun. Zum Beispiel die Gebote Gottes zu halten!
Nur geschenkte und verdankte Freiheit ist wirklich frei. Das lehrt das Brot der Freiheit.
Das ist etwas völlig anderes als es der Sponti-Spruch „High sein, frei sein, Terror muss dabei sein“ intoniert. Und dann frißt die Revolution ihre Kinder.
Das ist etwas völlig anderes als der Freiheitanspruch der Autokraten, amerikanischer, russischer oder chinesischer Provenienz. Und dann werden sich diese Ansprüche der Autokranten gegenseitig nivellieren.
Das ist etwas völlig anderes als die Rautenfreiheit, wo Deutschland im Grunde in eine vermeintliche Schlafwagenfreiheit eingelullt wurde. Und jetzt müssen wir um unsere Freiheit kämpfen, wie es der Kritiker des Islam Hamed Abdel-Samad in seinem Buch „Preis der Freiheit“ schreibt.
Aber werden wir nicht zu politisch.
Kommen wir lieber zur zweiten biblischen Brotsorte, wenn man das Manna heute mal so als Ersatzbrot bezeichnen darf.
Nach den Mazzen, das Manna und damit das Sabbatbrot.
Im Predigtwort heißt es ja: „49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe.“
Im Ort der Offenbarung, der Wüste, nährte Gott sein Volk mit Manna.
In der jüdischen Tradition wird gelehrt, dass das Manna, das über 40 Jahre in der Wüste geben wurde den Israeliten Zeit gab, das Wort Gottes zu lernen. Ohne die Sorge um das tägliche Brot konnte also die Tora studiert werden, also die Gebote und Lebensweisen jüdischen Lebens (Wenig, 164).
Und das wäre was, wenn die Kirchen wieder anfingen das Wort zu lernen und zu studieren!
Und der Pastor ein Pastor legens wäre. Und nicht ein pastor theatralicus und dergleichen mehr.
Am Schabbat werden dann zwei Sabbatbrote gebacken.

Eben weil Gott schon in der Bibel immer doppelte Ration gab.
Damit konnte die Freiheit des Schabbats ganz Gott gewidmet werden.
Das ist ja das beste Schöpfungsprodukt des Schöpfungsprodukt: Gott hat am siebten Tag das aller Beste geschaffen. Zeit für Gott. Eine sabbatliche Kultur!
Und das kann man schön beobachten, wenn wir mit Jüdinnen und Juden den Schabbat feiern.
Da wird richtig Brotzeit gemacht. Da wird richtig mit den Kindern getafelt und gespielt.
So sage ich mir, hatte mein Essen mit meinem Großvater fast etwas sabbatliches.
Im Grunde war das ein Moment einer sabbatlichen Kultur mitten in einem einfachen christlichen Haushalt. Einer Kultur der Unterbrechung und deshalb der Freiheit.
Daran erinnert ja das Sabbatbrot und der Segen über das Brot: Wir sind Kinder Gottes.
Eben nicht verzweckt als Arbeits-, Konsum- Steuer- und was weiß ich für -Sklaven.
Wir sind frei Geschöpfe des Höchsten, der die Gotteszeit geschenkt hat, die Brotzeit des Himmels auf Erden.

Liebe Gemeinde!
Zweimal haben wir schon Brotzeit gemacht.
Mit dem Brot der Freiheit von der in Gott gegründeten Freiheit gehört.
Mit dem Ersatzbrot des Mannas von der Freiheit einer sabbatlichen Kultur.
Und zum Schluss zum Brot des letzten Mahles Jesu: Brot der Ewigkeit. Eine Brotzeit ewigen Heils.
Nur die letzten Brotzeit befreit und von der Vergänglichkeit.
Johannes schreibt ja:
„47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 9 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“
Das Abendmahl ist für uns die Brotzeit auf den Weg in die Ewigkeit.
Als Pilger kosten wir mitten in der vergänglichen Zeit von der Ewigkeit.
Liebe Schwestern und Brüder: Wichtig ist, dass wir unser Leben in Christus gründen, im Brot des Lebens.
Das macht uns frei von der Welt.

Ja, manchmal frage ich mich, ob die Christinnen und Christen deshalb mehr Frei-von- Etwas- Leben als Jüdinnen und Juden ihr religiöses Leben immer als „Frei-zu-etwas“ gestalten.
Ja, manchmal frage ich mich, ob das Christentum deshalb mehr Lebensverzicht und Askese hervorgebracht hat als das Judentum lebenszugewandt, witzig und fröhlich lebt.
Ja, manchmal frage ich mich, ob bei uns deshalb die Orthodoxie und dort die Orthopraxi eine so große Rolle spielen.
Aber das ist vielleicht zu holzschnittartig.
Wir wollen ja nicht, dass aus der Brotzeit eine plumpe Stammtischjause wird.
Liebe Gemeinde!
Gehen wir heute nach Hause von der Brotzeit mit Geschmack verdankter Freiheit.
Mit der Gewürzmischung Armut-Freiheit.
Mit einer sabbatlichen Esskultur und Christus als Brot des Lebens, als Befreier und Retter.
Luther hatte tiefste Erfahrungen der Freiheit beim Studium der Heiligen Schrift gemacht.
Hier hat sich ihm die christliche Freiheit in ihrer ganzen Tiefe erschlossen.
Zur Freiheit hat uns Christus befreit, hat Luther im Brief des Apostel Paulus gelesen.
Und das bedeutete für Luther eine Theologe des Kreuzes. Der gekreuzigte und auferstandene Christus ist der Grund seiner Freiheit. Das Wort vom Kreuz hat Luther wieder und wieder verkostet. Es war seine Leibspeise. Eine ewige Brotzeit mit dem Wort vom Kreuz!
Und warum nicht nach Hause gehen und nochmals Brotzeit gemacht.
Mit dem Wort vom Kreuz. Also gesegnete Mahlzeit und Freiheit!
Amen!

Kanzelsegen: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Gemeinde: Amen.

3. Fastenpredigt

“Freiheit, Selbstbestimmung und Hingabe – was kann die Psychiatrie und Psychotherapie hierzu beitragen”

mit Prof. Dr. med. Thomas Kraus, Johanniskirche Lauf 2025
Predigttext Johannes 18,28-19,5 – Ein scheinbar wehrloser König

Liebe Mit-Christinnen und Mit-Christen,

wir befinden uns in der Fastenzeit – einer Zeit der Reflexion, des Verzichts und der inneren Neuausrichtung. Es ist eine Zeit, in der wir uns fragen (insbesondere angesichts der weltpolitischen Umbrüche): Wie frei sind wir eigentlich – und wie lange noch? Was bedeutet es, frei zu sein? Was heißt es, wahrhaft frei zu sein?
Ein Abschnitt aus dem Johannesevangelium zeigt uns eine zutiefst paradoxe Situation: Jesus steht vor Pilatus, er ist gefangen, misshandelt, verspottet – was hat das mit Freiheit zu tun?

Hören wir den Text aus Johannes 18,28 – 19,5:
„Sie führten Jesus von Kajaphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. (…) Pilatus ging zu ihnen hinaus und sagte: Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen? (…) Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. (…) Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. (…) Pilatus trat wieder hinaus und sagte: Seht, ich bringe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde. Jesus kam heraus, trug die Dornenkrone und den Purpurmantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, der Mensch!“

Ein bedrückender Text, wie ich finde, aber gleichzeitig ein schockierend aktueller! Ich denke hier sofort an die ungerechten Verhaftungen von Regimegegnern, die wir derzeit wieder zuhauf erleben. Und es fällt mir Dietrich Bonhoeffer ein, der ebenfalls hätte fliehen können, der es stattdessen als seine Aufgabe sah, freiwillig im Land zu bleiben – und damit ins Konzentrationslager und schließlich den Tod zu gehen. Was für ein Mensch!
Jemand der äußerlich vollkommen unfrei ist, entscheidet sich bewusst und innerlich frei, seiner Berufung zu folgen, auch wenn sie in den Tod führt, vielleicht um ein Zeichen zu setzen, dass die innere Freiheit nie zu beschränken ist durch äußeren Zwang. Eine Selbstaufopferung aus einer Mission heraus – also für andere, für uns – wie bei Jesus.
Auf der anderen Seite sehen wir in der Psychiatrie und Psychotherapie immer wieder Menschen, die aus Selbstaufopferung ins Burnout gerutscht sind, sie sind meist schwer depressiv und wollen manchmal nicht mehr leben. Was ist hier der Unterschied zum vorigen Fall? Jemand der äußerlich vollkommen frei ist, wird innerlich von solch massiven Zwängen, Unsicherheiten und Abhängigkeiten geplagt, dass er nicht mehr nein sagen kann, wenn es darum geht, auch mal eine Pause einzulegen, oder den pflegebedürftigen Angehörigen einmal in die Kurzzeitpflege zu geben, oder dem Chef in der Arbeit gegenüber nein zu sagen, wenn er weitere Arbeit in der Freizeit und am Wochenende einfordert. Wo kommt diese innere Unfreiheit her? Manchmal aus schlechtem Gewissen, aus eingeimpften Schuldgefühlen oder übertragenden Leistungsansprüchen. Manche fühlen sich nur gemocht, wenn sie Übermenschliches leisten, manche erhoffen sich endlich Lob und Liebe von den Eltern zu bekommen, auch wenn diese vielleicht schon tot sind. Dann fällt mir oft der Spruch Jesu ein, „der Lahme kann nicht dem Kranken helfen“. Er verlangt also diese Form der Selbstaufopferung gar nicht von uns.
Fassen wir zusammen: es gibt auch äußere Unfreiheit bei maximaler innerer Freiheit und maximale äußere Freiheit bei vollkommener innerer Unfreiheit.

Was ist überhaupt Freiheit und wie hängt sie mit Selbstbestimmung und Selbst-Verantwortung zusammen?

1. Freiheit – die Basis eines gleichschenkligen Dreiecks

Freiheit bedeutet im Kern die Möglichkeit, zwischen Alternativen zu wählen. Sie kann sich auf äußere Umstände (z. B. politische oder finanzielle Freiheit) oder innere Prozesse (z. B. Angst-Freiheit, Willensfreiheit) beziehen.
Ein depressiver Mensch mag äußerlich alle Freiheit der Welt haben – doch in seinem Inneren fühlt er sich wie in einem Gefängnis. Jemand mit einer Angststörung vermeidet bestimmte Situationen, weil sie ihn zu sehr überfordern. Ein Suchtkranker erlebt den bitteren Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Kontrolle und dem Zwang seines Verlangens. Und wir alle kennen die inneren Kämpfe zwischen dem, was wir eigentlich wollen, und dem, was wir aus Angst, Bequemlichkeit oder Gewohnheit tun.

Freiheit lässt sich also auch unterscheiden in:

Negative Freiheit: Freiheit von äußeren und inneren Zwängen (z. B. keine Diktatur, keine Bevormundung, keine befehlenden Stimmen im Kopf). Oder:

Positive Freiheit: Freiheit zu – also die Fähigkeit, das eigene Leben bewusst zu gestalten, also über sich selbst zu bestimmen.
Freiheit ist dabei die Voraussetzung für Selbstbestimmung – aber allein, als Freiheit an sich ist sie noch nicht sinnvoll. Ohne Reflexion kann sie in Willkür, Egoismus oder sogar in die Selbstzerstörung führen.

2. Selbstbestimmung – die Ausgestaltung der Freiheit

Selbstbestimmung bedeutet, das eigene Leben bewusst und reflektiert zu gestalten – auf der Grundlage der eigenen Werte, Bedürfnisse und Überzeugungen.

Sie setzt Freiheit voraus, denn man kann sich nur selbst bestimmen, wenn man auch entscheiden darf.

Sie erfordert aber auch innere Reife, z. B. die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, Selbstkritik, Impulskontrolle und Perspektivübernahme.

Psychisch gesunde Menschen können in der Regel selbstbestimmt handeln, davon gehen wie aus. Bei schweren psychischen Erkrankungen (z. B. Psychosen, Manien, schwere Depressionen) kann diese Fähigkeit eingeschränkt sein – und dann müssen andere (z. B. Ärzte, Angehörige, rechtliche Betreuer, Richter) über uns in der Krankheit entscheiden. Wir sprechen von Fürsorge. Sie muss engen Grenzen folgen und durch gesellschaftlich festgelegte Regeln (also Gesetze) beschränkt sein. Der sog. natürliche Wille, sich in der Psychose nicht behandeln zu lassen, und den befehlenden Stimmen zu folgen, z.B. sich umzubringen, darf nicht über dem sog. freien Willen stehen, der ohne Krankheit zu einem selbstverantworteten Leben befähigen würde. Es geht also darum, durch – vorübergehenden und maßvollen Zwang zur Behandlung – den krankheitsbedingt verschütteten freien Willen wiederherzustellen. Schwierig – aber nötig – und möglich. Bei ethisch schweren Abwägungen haben wir mittlerweile auch die Möglichkeit geschaffen, ein unabhängiges Ethik-Konsil einzuholen.
Damit sind wir beim Begriff der Verantwortung angekommen, dem 3.Schenkel unseres Dreiecks nach Freiheit und Selbstbestimmung.

3. Verantwortung – die Konsequenz

Verantwortung bedeutet, für die Folgen des eigenen Handelns einzustehen – gegenüber sich selbst, anderen Menschen und der Gesellschaft.

Wer frei ist und sich selbst bestimmt, trägt auch Verantwortung.
Aber wie oft fliehen wir vor dieser Verantwortung! „Ich kann nichts dafür, so bin ich halt.“ „Es ist mir zu anstrengend, mich zu verändern.“ „Die anderen sind schuld an meiner Situation.“ Doch Verantwortung übernehmen bedeutet, dass wir uns nicht nur als Opfer unserer Umstände betrachten. Machen wir uns klar: Wir haben immer eine Wahl!

Verantwortung macht deutlich, dass Freiheit nicht grenzenlos sein kann – denn sie endet dort, wo die Freiheit anderer verletzt wird.

In einer ethisch orientierten Gesellschaft ist Freiheit nie Selbstzweck, sondern immer auch in Beziehung zu anderen zu verstehen. Es besteht eine Verantwortung für das Gemeinwohl, die Fürsorge füreinander.
Fürsorge darf aber auch nicht ausgenutzt werden von autoritären Staaten, die Oppositionelle und Andersdenkende sowie psychisch Kranke ausgrenzen, wegsperren und psychiatrisieren.
Lassen Sie mich wieder zusammen: Wie ist das Zusammenspiel zwischen Freiheit, Selbstbestimmung und Verantwortung?

Freiheit bedeutet, nicht beschränkt zu sein durch etwas oder für etwas.

Freiheit ermöglicht Selbstbestimmung.

Selbstbestimmung ohne Freiheit ist eine Illusion.

Freiheit ohne Verantwortung wird zu Egoismus.

Verantwortung ohne Freiheit führt zu Fremdbestimmung oder autoritärem Zwang.
In einer menschlichen, gerechten und seelisch gesunden Gesellschaft gehören alle drei zusammen – wie drei Seiten eines stabilen Dreiecks

Wie erreicht man nun innere, geistige Freiheit und wie kann uns die Psychiatrie und Psychotherapie dabei helfen?

Das Ziel vieler unserer Therapien ist klar: Freiheit und Selbstbestimmung wiederherzustellen, wenn sie durch Krankheit eingeschränkt sind.
Hierzu können wir mittlerweile auf eine Vielzahl von biologischen Mitteln zurückgreifen wie Medikamente, Hirnstimulationsverfahren, physikalische Reize oder Schlafphasenverschiebungen. Wir greifen also direkt und indirekt in den Gehirnstoffwechsel ein, um krankheitsbedingte Folgen zu normalisieren.
Heißt das, unser Denken ist nur ein Produkt unseres Gehirns, der Geist kann also gar nicht frei sein?
Ja, sagt die moderne Neurowissenschaft, wir sind physikalisch-biologisch determiniert, ein Produkt aus Strahlen, Atomen und Stromflüssen sowie von Zellteilung, Hormonen und Signalübermittlung. Machen wir die Probe: Überlegen Sie, ob ein umfallender Baum ein Geräusch macht, wenn sie viele Kilometer entfernt sind! Wer sagt ja, wer sagt nein? Farben gibt es ebenfalls nicht in der Natur.
Unser Gehirn erschafft unsere Welt, wir bekommen in einer Art Tunnel die Illusion einer Welt vorgespielt, eines Ichs und eines Bewusstseins des Ganzen. Der Philosoph Thomas Metzinger spricht von einem Ego-Tunnel in seinem gleichnamigen Buch. Unsere Wahrnehmung ist prediktiv, also vorhersagend, wir bekommen aus dem Gedächtnis also schon den vorhergesagten nächsten Moment als Ist-Zeit-Erleben eingespielt. Wenn wir gedankenversunken die Straße entlanggehen, merken wir dies nur, falls wir stolpern, denn dann ist ein Vorhersagefehler passiert. Wer von Ihnen hat sich noch nicht schon einmal gewundert, dass er oder sie minutenlang Auto gefahren ist, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein. Unser Gehirn steuerte uns unbewusst, während wir uns einem Gedankenfluss hingegeben haben, den wir meistens ebenfalls nicht initiiert hatten. Das Gehirn hat ausgerechnet, dass das Körperbudget nach mehr Glucose-Zufuhr ruft für die beabsichtigte Autofahrt und hat Hungergefühle eingespielt, ein wenig unangenehm gefühlsmäßig gefärbt, im Bauch lokalisiert und außerdem Gedanken an die Nahrungsbeschaffung verbunden mit der Angst, es nicht rechtzeitig zum Einkaufs-Laden zu schaffen, bevor er schließt. Alles eingespielt. Was ist daran frei? Also sind wir determiniert?
Die Frage nach der Freiheit und einer möglichen Vorbestimmung ist so alt wie die Menschheit und die Philosphiegeschichte selbst. Vor genau 500 Jahren 1525 verfasste hierzu Martin Luther – wie Sie wissen, feiern wir dieses Jahr auch 500 Jahre Reformation im Nürnberger Land – seine berühmte Schrift „De servo arbitrio“ („Vom unfreien Willen“), als Antwort auf den Humanisten Erasmus von Rotterdam, der die Lehre vom freien Willen vertrat. Luther widersprach entschieden: „Der menschliche Wille vermag nichts als sündigen.“ Luther sah den Menschen als nicht fähig an, aus eigener Kraft das Heil zu erlangen („verderbt“). Sein Wille sei durch die Sünde so sehr gebunden, dass nur Gott ihn befreien könne. Der Mensch sei also nicht wirklich frei in seinen Entscheidungen, sondern stehe immer unter einem Einfluss – entweder der Gnade Gottes oder der Macht der Sünde.
Manche sahen in dieser Lehre einen radikalen Determinismus: Wenn der Mensch keinen freien Willen hat, ist er dann überhaupt verantwortlich für sein Handeln? Das gleiche gilt für den neurowissenschaftlichen Determinismus. Kann eine Gesellschaft überhaupt jemanden bestrafen, wenn es gar keine Schuld gibt?
Wie kommen wir hier nun zu einer Lösung? Gibt es doch einen freien Willen?

Evolutionsbiologisch brachte es dem Menschen Vorteile, abstrakte Begriffe zu entwickeln wie Freiheit, Schuld, Gemeinsinn oder Liebe. Dadurch konnten sich Gesellschaften bilden, die gemeinsam besser überleben konnten. Der Ego-Tunnel ist also vernetzt, d.h. es gibt sich verzweigende Röhren. Und wie die Evolution ein lernendes System ist, so können wir innerhalb dessen auch erziehen und therapieren – und damit den Menschen verändern, formen und ein- oder ausgliedern aus unserer Gesellschaft. Der Determinismus hat also zumindest eine Änderungs-Perspektive in die Zukunft. Auch oder gerade wenn es nur eine Illusion ist, können wir sie uns trotzdem zunutze machen für ein Wirken und Verändern in der Welt.
Doch, reicht uns das? Wo ist der Geist bei alledem geblieben? Ist wirklich alles Geistige aus, wenn unser Gehirn nicht mehr arbeitet? Gibt es nicht wenigstens Teile eines höheren Geistes in uns, die überleben und sich vielleicht im (denkbaren) Jenseits vereinen – mit dem höheren Geist, also mit Gott? Gibt es überhaupt einen Sinn ohne ihn? Hier setzt der Glaube ein.
Als gläubige Menschen tun wir uns also in vielerlei Hinsicht leichter. Wenn alles einen Sinn haben soll und einen Anfang, dann geht dies nicht ohne einen Verursacher und evtl. Zielgeber. Also nicht ohne einen Geist. Weil wir glauben, gibt es einen Geist.
Und was sagt nun Luther zum Determinismus-Vorwurf? Luther meinte nicht, dass der Mensch keine Wahl habe – sondern dass er ohne Gottes Hilfe nicht das Gute wählen könne. Die Freiheit zur wahren Entscheidung kommt erst durch Gottes Gnade.
In der Psychiatrie verwenden wir nicht nur biologische Mittel, nein wir führen intensiv Gespräche, führen Psychotherapie durch. Psychiatrie ist Beziehungsmedizin. Wir helfen Patientinnen und Patienten einen freien Kopf zu bekommen, frei zu werden von ihren belastenden Gedanken, ihrem Grübeln und ihren Sorgen. Sie sollen ihren Geist wieder selbst steuern. Geht das denn? Kann man den Gedankenfluss stoppen? Können wir überhaupt „nicht-denken“? Machen wir folgendes kleines Experiment: Achten Sie einmal ganz genau auf den Beginn Ihres nächsten Gedankens!? Bei wem ist einer gekommen? Bei wem nicht? Na also. Wir können ja doch Gedanken steuern!?
Halten Sie nun inne und fixieren Sie mit den Augen einen Punkt vor Ihnen, betrachten Sie genau dessen Struktur für wenige Sekunden. Wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit nun Ihrem Atem zu und genießen Sie einen langsamen, bewussten Atemzug. Gönnen wir uns noch einen kurzen Moment der Stille.
Diese Übung der Achtsamkeit sollten Sie mehrmals täglich wiederholen, auch indem Sie sich eine Pflanze betrachten, ein Bild oder einen interessanten Gegenstand. Die Autoren des Buches „Achtsamkeit to go“ beschreiben heilende Wirkungen ähnlich einer längeren Meditationsarbeit am Stück – nur eben kürzer.
Patienten, die schon morgens und abends im Bett von Ängsten oder Grübelgedanken geplagt werden, lernen z.B., sich auf einen Punkt an der Decke oder die Geräusche der Umgebung wie das Zwitschern der Vögel, zu konzentrieren, sie beobachten ihre Atmung, zählen rückwärts von Hundert, sagen positive Sätze (sog. Affirmationen) wie „Ich vertraue auf meine innere Stärke“ oder sie sprechen ein Gebet, wenn sie gläubig sind. Wenn sie keinen religiösen Hintergrund haben, nutzen viele gerne die uralten Metta-Sätze „Möge ich glücklich sein, möge ich gesund sein, möge ich behütet und beschützt sein, möge ich in Frieden und in Leichtigkeit leben“. Sie lernen also, ihre Gedanken zu steuern, sie nicht mehr ihrem freien Lauf zu überlassen, der nichts anderes als ein gespeichertes falsches (eben krankes) Konzept darstellt, das ihnen ständig vom Gehirn eingespielt wird.
Was erreichen wir also mithilfe dieser Achtsamkeitstechniken? Wir treten heraus, aus dem Auto-Pilot-Modus unseres Gehirns, wir bestimmen nun wieder selbst, was der Inhalt unseres Bewusstseins ist, wissend, dass wir unsere Gedächtnis-Konzepte damit umschreiben, positives Denken ruft positive Gefühle hervor und verändert unser Handeln, das wiederum auf die Gefühle zurückwirkt. Außerdem erzeugen wir bewusst und selbst neue Vorhersagefehler im neuropsychologischen Sinn, d.h. wir kommen tatsächlich in die Wirklichkeit (selbstverständlich innerhalb unseres Tunnels) und leben eine Zeitlang in der Echtzeit. Deshalb ist es auch anstrengender und erschöpfender und wir können es nicht dauerhaft durchhalten- dafür werden wir aber mit der Zeit immer besser darin, Achtsamkeit ist eine Lebensaufgabe.
Mithilfe von Psychotherapie und Achtsamkeitstechniken wird gedankliche Steuerung erreicht und damit innere Freiheit erzeugt, die volle Selbstbestimmung wird möglich. Ein verantwortliches Leben kann daraus resultieren.
Der Kreis schließt sich wieder und ich komme zurück auf das Zusammenwirken von Freiheit, Selbstbestimmung und Verantwortung. Martin Luther drückt dies wunderbar aus in seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (1520) mit folgenden Worten:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
Der erste Satz betont die Freiheit und Selbstbestimmung des gläubigen Menschen: Durch den Glauben ist er frei von äußerem Zwang, sogar von Gesetzlichkeit, auf jeden Fall von Schuld.
Der zweite Satz zeigt, dass diese Freiheit nicht zur Willkür führt, sondern zur Verantwortung und Hingabe an andere. Der christliche Mensch handelt aus freiem Willen zum Dienst – nicht aus Zwang also, sondern aus Liebe und Hingabe.
Luther bringt hier auf den Punkt, dass wahre Freiheit immer Verantwortung einschließt, und dass Selbstbestimmung nicht egoistisch, sondern beziehungsorientiert gelebt werden soll.

Kommen wir damit nochmals auf den heutigen Predigttext zurück.

Jesus lebt uns einen radikalen Freiheitsbegriff vor, die höchste Form der Freiheit zu etwas – nämlich die Hingabe an seine höhere Bestimmung, seine Mission, an den Gehorsam seinem Vater gegenüber und dessen Willen. Selbstaufopferung aus vollkommener Freiheit heraus – nicht aus innerem Zwang oder falsch verstandenem Selbsterlösungswillen heraus. Seine Freiheit war nicht die eines Rebellen, sondern die einer tiefen inneren Überzeugung.
Jesus sagt in Johannes 10,18: „Niemand nimmt es [mein Leben] mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin.“
Diese Freiheit unterscheidet Jesus von Pilatus, von den Hohenpriestern, von der tobenden Menge: Pilatus ist gefangen in seiner Angst vor Rom und dem politischen Druck. Die Hohenpriester sind gefangen in ihren Vorstellungen von Macht und Gesetz. Die Menge ist gefangen in ihrem blinden Hass und ihrer Manipulierbarkeit.
Jesus allein bleibt frei, weil er nicht aus Angst oder Zwang handelt, sondern aus Liebe. Und was geschieht? Pilatus bringt ihn hinaus und sagt: „Seht, der Mensch!“ Ja, genau das ist er: Der wahre, vollkommene Mensch. Der Mensch, der sich selbst hingibt – nicht aus Schwäche, sondern aus Freiheit.
Hierin liegt eine tiefe geistliche Wahrheit: Wahre Freiheit ist nicht die Fähigkeit, alles tun zu können – sondern die Fähigkeit, das Gute zu wählen. Insbesondere in der unserer modernen Welt, in der wir oft hören: „Ich bin frei, wenn ich mich nicht einschränken lasse, wenn ich tun kann, was ich will.“ Aber sind wir wirklich frei, wenn wir jedem Impuls nachgeben? Ist der Süchtige frei, der nicht aufhören kann zu konsumieren? Ist der von Zorn erfüllte Mensch frei, der nicht vergeben kann? Nein. Wahre Freiheit liegt nicht im Beliebigen, sondern im Wahren.
Was bedeutet das für uns? Es bedeutet, dass wir jeden Tag vor einer Entscheidung stehen: Leben wir eine Freiheit, die sich selbst genügt – oder eine Freiheit, die sich verschenkt?

Und genau hier setzt die Fastenzeit an – quasi als persönliche Einübung der echten Freiheit:
Wir fasten nicht, um uns zu quälen. Wir fasten, um uns selbst besser zu verstehen. Wir fasten, um zu spüren, dass wir nicht von äußeren Dingen abhängig sind. Wir fasten, um neu zu lernen, was es bedeutet, wahrhaftig frei zu sein.
Denn die wahre Freiheit beginnt nicht draußen in der Welt – sie beginnt in uns selbst.
Wenn Sie möchten, dann stellen Sie sich folgende Fragen:
Was hält mich davon ab, wirklich frei zu sein? Gibt es Ängste, die mich einschränken? Gibt es Gewohnheiten, die mich steuern? Gibt es Dinge, die ich loslassen müsste, um freier zu werden?
Vielleicht ist genau diese Fastenzeit eine Gelegenheit, sich diesen Fragen zu stellen. Nehmen Sie sich die Zeit! Wenn nicht jetzt, wann dann? Planen Sie für sich selbst täglich Zeit ein, 10 min morgens und abends, meditieren Sie, schreiben Sie Tagebuch, gehen Sie achtsam mit allen Sinnen spazieren. Beten Sie.
Schalten Sie Ablenkungen aus, gönnen Sie sich Handy freie Zeiten. Lauschen Sie auf die Stille! Die Antwort darauf wird aus Ihrem Herzen kommen!
Ich komme zum Schluss:
Freiheit ist kein Zustand, sondern eine tägliche Entscheidung. Eine Entscheidung, sich nicht fremdbestimmen zu lassen, nicht von äußeren und inneren Zwängen, von Ängsten oder Gewohnheiten. Eine Entscheidung für Selbstverantwortung und innerer Klarheit.
Die Fastenzeit ist nicht in erster Linie eine Zeit des Verzichts, sondern eine Zeit der wahren Befreiung. Wahre Freiheit ist Hingabe. Jesus hat uns zur Freiheit befreit. Leben wir sie!
Amen.

SOMMER-TAUFFEST 2025

Samstag, 27.9.2025 | 14 – 17 Uhr | Christuskirche

Tauffest – jetzt schon vormerken
und anmelden!

Endlich ist es wieder soweit!  Am 27. September 2025 bieten wir als Gemeinschaftsprojekt der evangelischen Kirche in Lauf wieder ein Tauffest an!

Eingeladen sind alle ungetauften Kinder zwischen 0 und 12 Jahren mit ihren Familien.

Kosten entstehen den Teilnehmenden keine!

Im Anschluss ist dann noch ein großes Fest mit Kaffee, Kuchen, Kinderspielen und Begegnung  geplant.

Es soll noch ein älteres Familienmitglied mit getauft werden? Das ist kein Problem! Wir können diese Taufe auch beim TAUFFEST mitfeiern.

Warum ein TAUFFEST ?

Um Teil einer großen Gemeinschaft, der Kirche, zu werden. Denn jedes Kind ist ein Geschenk Gottes. Und jede Geburt ist ein neues Wunder des Lebens. Grund genug, ein schönes Fest zu feiern. Die Taufe gibt dafür Gelegenheit.

Hier können wir:
* Danke sagen, dass Gott uns liebt
* Danke sagen für das neue Leben

Wo? Christuskirche Lauf, Martin-Lutherstr. 7, 91207 Lauf

Wann? Samstag, 27.9.2025, 14 Uhr – 17 Uhr

weitere Taufgottesdienste

Sa, 10.5. 11-12 Uhr Taufgottesdienst Kunigundenkirche
Sa, 31.5. 13-14 Uhr Taufgottesdienst - Ausgebucht! Kunigundenkirche
So, 1.6. 11 Uhr Taufgottesdienst Johanniskirche
So, 22.6. 12:15-13:15 Uhr Taufgottesdienst Gemeindezentrum St. Jakob
Sa, 19.7. 10-11 Uhr Taufgottesdienst Kunigundenkirche
Sa, 9.8. 11-12 Uhr Taufgottesdienst Johanniskirche
Sa, 27.9. 14-17 Uhr Taufgottesdienst - TAUFFEST Christuskirche
So, 19.10. 12:15-13:15 Uhr Taufgottesdienst Gemeindezentrum St. Jakob
So, 2.11. 12:15-13 Uhr Taufgottesdienst (Predigt: Margitta Dümmler oder Anne Richter) Christuskirche

Taufgottesdienst (Predigt: Margitta Dümmler oder Anne Richter)

Christuskirche Martin-Luther-Straße 15, Lauf a.d. Pegnitz
NN

Talk&Grill an Christi Himmelfahrt

Donnerstag, 29.05.2025 | 10.30 Uhr | St. Jakob

Aus BRUNCH AND TALK wird

TALK AND GRILL an Christi Himmelfahrt

Gottesdienst mit Podiumsgespräch und anschließendem Grillen im Gemeindezentrum St. Jakob

Thema: „Demokratie in Gefahr – welche Haltung wollen wir als Christinnen und Christen einnehmen?

Trump, Orban und das Erstarken der AfD – das sind nur drei Beispiele für die zahlreichen antidemokratischen Tendenzen weltweit. Rechtsextreme Parteien legen bei Wahlen fast überall zu und Persönlichkeiten mit autoritären Zügen landenzunehmend an den Schalthebeln der Macht. Es scheint so zu sein, dass immer mehr Menschen für eine Schwächung demokratischer Institutionen votieren.

Aber: Was ist Demokratie eigentlich? Worauf kommt es an, wenn wir Interessenskonflikte friedlich und demokratisch lösen wollen? Und welche Möglichkeiten bleiben uns, wenn demokratische Prinzipien mehr und mehr missachtet und beschädigt werden?

Diese und ähnliche Fragen wollen wir mit Hermann Imhof diskutieren. Der Mitinitiator des Demokratiepaktes Nürnberg https://www.zammrueggn.de/ und langjährige Landtagsabgeordnete trat als Reaktion auf die Anträge der Union zur Migration im Bundestag aus der CSU aus. Dass die Unionsparteien dabei die Zustimmung der AfD in Kauf nahmen, nannte er wörtlich einen „Tabubruch”.Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung werden ihre Fragen direkt an unseren Gast richten können. Beim anschließenden Grillen besteht die Möglichkeit, das Thema weiter zu vertiefen.

Gemeindezentrum St. Jakob, Breslauer Str. 21

Donnerstag, 29.05.2025

Beginn: 10.30 Uhr

Musikalische Begleitung: Der Gospelchor Vocal Sound Of Praise

Das Ev. Familienhaus e.V. sorgt für die Kinderbetreuung.

Für Grillgut und Getränke ist gesorgt. Über mitgebrachte Salate freuen wir uns.