Erschütternde Schönheit und große Meisterschaft von Kilian Langrieger.
Erfolgreicher Start der neuen Reihe „passion:piano::st. jakob“
Etwa 45 bis 50 Zuhörer erlebten am vergangenen Samstag den 11.2. einen fulminanten Konzertabend der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lauf a. d. Pegnitz. Der 24 Jahre junge Pianist Kilian Langrieger aus Schierling im Landkreis Regensburg, Absolvent des Konservatoriums F. A. Bonporti Trient/Italien, begeisterte sein Publikum in St. Jakob mit vier Präludien und Fugen von J. S. Bach, zwei Sonaten von W. A. Mozart und F. Chopin am Flügel und einer Zugabe.
Pfarrer Jan-Peter Hanstein begrüßte unter den Gästen auch die Eltern des Pianisten, die ihm seit seiner ersten Pfarrstelle in Neustadt/Donau seit 20 Jahren freundschaftlich und musikalisch verbunden sind.
Kilian Langrieger gab zunächst vier Präludien und Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier Band 1 von Bach. Darunter waren die beiden ersten in C-Dur und c-Moll, deren Präludien vielen aktiven Klavierspielern bekannt sein dürften, deren Fugen jedoch gehobene Anforderungen stellen. Dagegen sind Nr. 12 in f-moll und Nr. 20 in a-moll nur von geübten Pianisten zu bewältigen. Bach ist für Langrieger elementar für alle nachfolgende Musik. Er spürte mit Emotion und Intensität den überwältigenden Wendungen und Lösungen nach, die für Bach charakteristisch sind. Hierbei blitzte schon die tiefe Gestaltungskraft und Darstellungsgabe Langriegers auf, die zu luzider Entflechtung der kompositorischen Dichte der beiden vierstimmen Fugen in C-Dur und a-moll führten. Die monumentale Größe der letzten in a-moll, die er in berückender Geschwindigkeit anging, brachte ihm den ersten begeisterten Applaus. Hier zeigte er erstmals die Klangfülle, die das für die Orgel komponierte Stück erfordert und die Möglichkeiten des etwas verstimmten Bechstein-Flügels bis an dessen Grenzen erprobte.
Es folgte die Sonate Nr. 12 in F-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Bei Mozart ist gleichsam jeder Ton weltberühmt. Alles ist bei seinen Kompositionen perfekt: keine Note zu viel, keine zu wenig und alles am richtigen Platz. Es klingt so leicht und ist gleichzeitig so schwer. Rein und klar glitzerten Langriegers Läufe, niemals den für Mozart angemessenen zurückhaltenden Kammerton überschreitend. Die drei Sätze mit dem Allegro zu Beginn, dem folgenden Adagio und dem Allegro assai perlten makellos von den Tasten ins Oval von St. Jakob. So mitreißend jugendlich zeigte Kilian Langrieger seinen höchst entwickelten Anschlag, dass manchem Zuhörer der Atem stockte. Danach ging man geistig beschwingt in die Pause und konnte sich an der Bar erfrischen.
Aufmerksame Spannung lag vor der dritten Sonate in h-moll von Frédéric Chopin, dem unbestreitbare Hauptwerk des Abends, das schon drei Jahre nach seinem öffentlichen Erscheinen in Druckform vom Pariser Konservatorium zum Pflichtstück der Abschlussprüfungen aller Pianisten angesetzt wurde. Langrieger nahm die zunehmend staunenden Zuhörer auf eine spirituelle Reise mit. Episoden emotionaler Ausbrüche wechseln sich ab mit fröhlichen tänzerischen Erinnerungen und abgründigen Reflexionen. Sogar eine Fuge als Hommage an Bach ist eingebaut. In jeder Passage spürte man die Dichte und jahrelange Auseinandersetzung mit diesem Werk, das Kilian Langrieger mit seinem ganz eigenem Ausdruck und Stil meisterhaft interpretierte. funkelnde Läufe und wahnwitzige Kaskaden wechseln sich ab mit unerhörten Inversionen, in dem sich Hörer in einer dunklen Unterwasserhöhle wähnen. Der 38-jährige Chopin hat diese letzte von nur drei Sonaten nach dem Tod seines Vaters komponiert und sie stellt emotional und technisch höchste Anforderungen an die Pianisten. Unendlich große Schwierigkeiten sind zu überwinden. Ob Chopins Klangreichtum oder seine Melodien von hinreißender Schönheit, schließlich seine kraftvollen Akkordkaskaden: alles, wirklich alles ist dem jungen Pianisten hier in überzeugender Weise gelungen. Im Scherzo vivace, das noch immer gestandene Pianisten vor manches technische Rätsel stellt, ließ Langrieger dieses aufs knappster Strecke sich entfaltende Tongedicht brillant aufblitzen. Das Largo erschütterte manchen Zuhörer in Innersten, es gelang so elfenhaft zart und paradiesisch schön, wie man sich es nicht schöner hätte vorstellen können. Das Finale „Presto man non tanto“ hob im notierten Marcatissimo an, verharrte kurz auf der Fermate, ehe das Agitato in einem wahren Höllenritt ausartete.
Am Ende stand ein langer Applaus der faszinierten Zuhörer, die sich einig waren, dass sie dem Anfang der großen Zukunft eines jungen Meisters beiwohnen durften, der hoffentlich bald wieder in Lauf Piano spielt und sie in nie gehörte Welten führen wird. Mit einer innig-mystischen Zugabe von Arvo Pärt schloss der künstlerische Teil des Abends.
Der Beginn der neuen Reihe „passion:piano::st. jakob“ in Lauf ist fulminant gelungen und macht Lust auf mehr!
Text: Jan-Peter Hanstein mit Zitaten aus Gesprächen und Texten von und mit Hannes und Kilian Langrieger