500 Jahre Evangelisch in Lauf – Überblick
Wir sind also 500 Jahre alt. Zugegeben: Das ist der Eindruck, den man von Kirche doch immer wieder hat. Altbacken. Ewig gestrig. Verstaubt. Andererseits: Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. Das zumindest meinte Wilhelm von Humboldt. Vor 500 Jahren brach sich im Nürnberger Land etwas Bahn, das nicht nur die Kirche, sondern auch ein Land und seine Menschen prägen sollte. Genau am 17.5.1525 schrieb der Nürnberger Rat den entscheidendemn Brief zur Einführung der Reformation in Lauf.
Nach 500 Jahren wollen wir zwei Dinge tun. Wir wollen feiern. Warum auch nicht? Und wir wollen nachdenken, vielleicht nicht über die nächsten 500 Jahre, aber schon nach vorn. Zu beidem lädt die Kirchengemeinde Lauf ein. Wir feiern am 17. und 18. Mai 2025 in und rund um die Johanniskirche ein buntes Fest.
Am Samstag wird es um 11.00 Uhr die Orgelmusik zur Marktzeit geben, die mit einem sicherlich weit hörbaren Turmblasen vom Kirchturm eröffnet wird. Manche Gruppen und Einrichtungen, die es irgendwie auch deshalb gibt, weil evangelische Gedanken sich ausbreiten konnten, werden sichtbar sein. Die Alpha-Buchhandlung, der CVJM, der Eine-Welt-Laden und der Kreativshop Christuskirche begegnen uns in Lauf immer wieder. Den weiten Blick eröffnen uns der Christusträger Waisendienst, die Arbeit der Basarfrauen im Kongo und auch der FONMEH e.V., der bis nach Haiti wirkt. Mit all denen wollen wir feiern, dazu gehören Essen und Trinken, aber auch Gesprächsmöglichkeiten.
Der Sonntag wird mit einem festlichen Gottesdienst beginnen. Der aus Tansania stammende Pfarrer Dr. Emmanuel Kileo und heutige Direktor des evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen wird in der Johanniskirche predigen. Danach wird es die Chance zu Gesprächen und Begegnungen geben. Man darf also gespannt sein. Wir wollen rund um dieses Wochenende im Mai in Lauf ganz besonders sichtbar sein. Am besten auch dadurch, dass Menschen spüren und erleben, dass Kirche nicht nur von einem Kirchturm und einem altehrwürdigen Gebäude geprägt ist, sondern besonders von Menschen, die fröhlich und begeistert und modern auch nach 500 Jahren noch ihren Glauben leben: Nicht in protestantisch-deutscher Nüchternheit, sondern in evangelischer Freiheit.

Jubiläum 750 Jahre Christen und 500 Jahre Reformation in Lauf
Das erste Mal wurde eine eigene Kirche in Lauf 1275 erwähnt. Von da an gab es gesichert Christen in Lauf, damals natürlich katholisch. Im Jahr 2025 können wir also auch das 750ste Jubiläum einer christlichen Gemeinde in Lauf feiern, ein Ereignis, das wir gerne oekumenisch begehen. Die Einführung der Reformation im Nürnberger Land und somit auch in Lauf vor 500 Jahren war geprägt durch die Reichsstadt Nürnberg als Landesherrin großer Teile des Gebietes. Der Prozess umfasste den Zeitraum von 1520 bis ca. 1560. Eine neue Kirchenordnung entstand 1533 und gab der protestantischen Kirche einen organisatorischen Ausdruck.
1525 war entscheidend für die Stadt Nürnberg und ihr Umland. Angetrieben durch die Bauernunruhen, die 1525 auch in und um Lauf wahrzunehmen waren, sowie den Auseinandersetzungen in und mit den Klöstern, dem einflussreichen Humanistenkreis und den selbstbewussten Nürnberger Patriziern, die intensivst über Glauben und Kirche diskutierten, kam es zu dem Nürnberger Religionsgespräch an mehreren Tagen im März 1525. Der Nürnberger Rat entschied, dass die Stadt die Reformation annimmt und nach den neuen Ordnungen gestalten wird. Die Geistlichen der Nürnberger Hauptkirchen waren den reformatorischen Gedanken aufgeschlossen, allen voran Andreas Osiander in St. Lorenz. Auch Luther war zu Gast in Nürnberg. So schaffte der Nürnberger Stadtrat per Erlass die alten Privilegien der Geistlichkeit ab und trieb behutsam, aber unnachgiebig die Reform voran. Dieser Veränderungsprozess ohne revolutionäre Auswüchse schuf die Grundlage für die heutige Prägung der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Der Laufer Pfleger Schürstab verfuhr milde mit den aufständigen Bauern und auch den altgläubigen Katholiken ließ man eine Übergangsfrist. Es gab keinen Bildersturm wie anderswo, so dass die alten Kirchen mit wertvollen Altären und Kunstschätzen erhalten blieben. Am 17. Mai erfolgte eine Anweisung des Nürnberger Rates an Pfleger, Bürgermeister und Rat in Lauf alle Geistlichen zu Bürgern aufzunehmen. Sie wurden dann vom Rat der Stadt Lauf fest besoldet.
Die Reformation brachte viele Entwicklungen ins Laufen, sowohl politisch als auch kirchlich. Insbesondere wurde auch das Bildungswesen reformiert.
Bis heute muss sich die Kirche immer wieder hinterfragen und neu ausrichten, um lebendig und glaubhaft zu sein.
Susanne Koch-Schächtele