Um den Gemeindebrief „blick“ unseren Gemeindemitgliedern zukommen zu lassen, sind alle zwei Monate fast 100 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterwegs. Trotzdem gibt es immer mal wieder Straßen in Lauf, in denen unser Gemeindebrief nicht verteilt wird.
Haben Sie Lust alle zwei Monate diesen Dienst zu übernehmen, dann melden Sie sich bei uns im Pfarramt. (Tel. 09123-2201) Wir freuen uns aus Sie.
Für folgende Straßen suchen wir Austräger:innen:
Tiroler Straße – ca. 20 Hefte
Aussiger Straße, Leitmeritzer Straße – ca. 30 Hefte
Für folgende Straßen suchen wir eine einmalige Vertretung für die Ausgabe Dezember/Januar:
Grazer Straße, Innsbrucker Straße, Kärntner Straße, Klagenfurter Weg, Röthenbacher Straße (teilweise) – ca. 100 Hefte
Altdorfer Straße, Distlerweg, Dr.-Völker-Straße, Georg-Scherber-Straße, Waldluststraße – ca. 60 Hefte
Wir haben eine neue App zur gemeindeinternen Kommunikation eingeführt. Der offizieller Startschuss war am Jahresempfang der ehrenamtlichen Mitarbeiter am 16. Mai 2024.
Churchpool ist ein Messenger mit speziellen Funktionen, der für Gemeinden entwickelt wurde.
Warum jetzt noch eine App mehr? Tun es denn die bisherigen Messenger nicht auch? – Berechtigte Frage. Es gibt einige Punkte, in denen sich diese App von den anderen Diensten wie WhatsApp oder Signal abhebt. „Technisches“ Hauptargument ist die Datensicherheit. Die App ist konform der DSGVO, dem Kirchlichen Datenschutzgesetz (KDG) und den Datenschutzbestimmungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (DSG-EKD) entwickelt worden. Alle Datenübertragungen innerhalb der App erfolgen über eine sichere Verschlüsselung und die Server von Churchpool befinden sich in Deutschland, überflüssige Daten werden nicht gesammelt oder gespeichert.
Die Chatfunktion ermöglicht den direkten Kontakt der Gemeindemitglieder zu den Hauptamtlichen und untereinander. Es können auch Gruppen gebildet werden, die dann unter sich kommunizieren. Das ist praktisch für Eltern, Jugendgruppen, Vorstände, Ehrenamtliche usw.
Die App hat einen Infobereich für kommende Events und Termine der Gemeinde, der automatisch aktuell gehalten wird. Der Gemeindebrief ist direkt mit integriert und selbst Livestreaming ist möglich.
Mit diesem Angebot an Funktionen kann die Kommunikation innerhalb der Laufer Gemeinde in einer einzigen App erfolgen.
Darüber hinaus ermöglicht es Churchpool, Gruppen und Veranstaltungen auch von anderen angeschlossenen Gemeinden zu abonnieren und sich mit ihnen zu vernetzen. Das schafft Reichweite für eigene Veranstaltungen und motiviert zur Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg.
Hier ist der Ort um zu erfahren, „was so läuft“.
Die App ist für alle Anwender kostenlos, werbefrei und für die Gemeinde Lauf als Betreiber mit einer Gebühr von 10€ pro Monat (für die gesamte Gemeinde) extrem günstig.
Wir möchten Sie sehr ermutigen, die App zu nutzen.
22.05.25 | Mit der Präses der Synode der evangelischen Kirche in Deutschland Anna-Nicole Heinrich und dem Theologieprofessor Dr. Ralf Frisch
Mit der Veranstaltungsreihe ´VerständigungsOrte der Evangelischen Kirche Deutschlands` (EKD) wurde bei uns ein neues Format ausprobiert. Unter dem Motto „HORCH A MOAL“ hatte unsere Kirchengemeinde und der CVJM ins Wirtshaus eingeladen.
Beim „Wollner“, dem „Heuchlinger Wohnzimmer“ gelang es eine fränkische Wirtshausatmosphäre zu schaffen. Rund 80 Besucher waren da, um die Diskussion über das Thema „Ist das noch meine evangelische Kirche?“ zu verfolgen oder selbst mitzureden.
Prominente Gäste am Wirtshaustisch
Die Präses der Synode der evangelischen Kirche in Deutschland Anna-Nicole Heinrich und der Theologieprofessor Dr. Ralf Frisch saßen am Wirtshaustisch. Sie diskutierten miteinander und mit Gästen aus dem Publikum. Moderiert hat Pfarrerin und Kirchenrätin Mirjam Elsel. Die Gäste kamen nicht nur aus unserer Kirchengemeinde, sondern auch von auswärts. Es war ein Wirtshaustisch aufgebaut, an dem die prominenten Gäste saßen. Am Tisch waren weitere Stühle frei, die im Wechsel Gäste aus dem Wirtshaus eingenommen hatten.
Fragen zum Aufwärmen
Nach der Begrüßung durch Diakon David Geitner und Christian Kempf vom CVJM stellte die Moderatorin Fragen, die von den Gästen bei Zustimmung durch Hand heben beantwortet werden konnten. So zum Beispiel „Ist Ihnen der Glaube an Gott wichtig?“ oder „Sind Christen bessere Menschen?“ Nach der Frageaktion begann eine muntere Diskussion.
Hat unsere Kirche ein Identifikationsproblem?
Frisch wünscht sich eine Kirche, in der man nicht nur „anders“, sondern sogar „anders, anders“ sein könne. Man müsse „den Mumm haben, anders zu denken und zu provozieren“. Er kritisierte den Moralismus in unserer Kirche, „der sich dadurch auszeichnet, dass Letztinstanzen sagen, was sich eigentlich gehört“. Er erlebe eine gewisse „Glaubensscham“ und sprach von einem Identifikationsproblem, bei dem es den Menschen oft schwerfalle, über den Glauben zu sprechen.
Heinrich hob hingegen hervor, dass es in unserer Kirche sehr wichtig sei, ins Gespräch zu kommen und sich in Glaubensfragen auszutauschen. Man müsse die Menschen ermutigen, über ihren Glauben zu sprechen. Man müsse erzählen, was uns im Glauben trägt. Sie erlebe in Gesprächen – auch mit Menschen, die nicht christlich sind – offene Herzen.
Braucht unsere Kirche ein Markenzeichen?
Frisch kritisierte das fehlende Kreuz im Logo des künftig erscheinenden neuen evangelischen Gesangbuches. Das Kreuz sei ein zentrales Symbol und Markenzeichen der Kirche, was nicht fehlen dürfe. Heinrich vertrat die Auffassung, dass nicht immer ein riesiges Kreuz in den Kirchen hängen müsse. Man könne, wenn man danach suche, Kreuze an vielen Stellen in der Kirche entdecken, wie oben an der Decke, in Gemälden oder im Taufbecken. Nach einem Beitrag eines Gastes aus dem Publikum setzte sich die Diskussion fort, bis zur Frage „Ist der Christus am Kreuz noch unser Markenzeichen oder den Menschen nicht mehr zumutbar?“
Diversität und Schubladen
Bei der Diskussion über unterschiedliche Meinungen in unserer Kirche waren sich beide einig, dass es Vielfalt geben müsse. Auch Schubladen seien möglich, wie zum Beispiel die eher konservativen oder die eher fortschrittlichen Christen. Kirche müsse ein Ort sein, „an dem Menschen miteinander reden, wo andere das nicht mehr können“. Das erfordere Mut: „Andere sollen sehen, was uns trägt, wenn wir von Gott erzählen“, so Heinrich.
Kirche und Politik?
Ein nächster Gast aus der Kommunalpolitik stellte die Frage, „wie politisch darf unsere Kirche sein?“ „Jesus war politisch, er war da, wo die Menschen waren, vor allem die Schwachen“, sagte Heinrich. Einig war man sich, dass Christen sich in der Gesellschaft engagieren sollten und es für die Kirche wichtig sei, mit der Politik klug und umsichtig im Gespräch zu bleiben.
Zuviel Strukturen und zu wenig Seelsorge?
Zwei Gäste, die nicht unserer Gemeinde angehören, stellten kritische Fragen. Einer sagte, er könne sich nicht mehr wiederfinden in der Kirche, in der er lange ehrenamtlich tätig gewesen sei. Die Kirche beschäftige sich zu viel mit sich selbst und habe zu wenige Kontakte zu den Gemeindegliedern. Die Kirche solle sich weniger um die internen Strukturen, sondern um die Seelsorge kümmern. Der Gast fragte, warum so viele Menschen aus der Kirche austreten, und ein weiterer Gast: „Wozu braucht es uns noch?“
Heinrich wies darauf hin, dass Entscheidungen zu Strukturen, die Mitarbeitende und Liegenschaften betreffen, „von oben“ getroffen werden müssten. Sie sei aber davon überzeugt, dass dennoch viele Entscheidungsspielräume vor Ort gegeben seien. „Die Kirche hat mehr als ein Wohlfühlprogramm zu bieten, die hat Hoffnung zu verkünden“, ergänzte Frisch. Heinrich meinte: „Dazu braucht es Identifikationsfiguren, die überzeugt ihren Glauben und ihre Beziehung zu Gott leben“.
Fazit
Diakon Geitner fasste die Veranstaltung zusammen: „Wir haben Klartext gesprochen und gerungen“. Es stünden die Fragen im Raum „Was heißt es heute als Christ zu leben und wie sieht die Zukunft der Kirche aus?“
Auszeichnung für Engagement
Das Wagnis dieses innovativen Formats zahlt sich aus: Das Vorbereitungsteam um David Geitner und Christian Kempf mit Pfarrer Jan-Peter Hanstein, Annemarie Wiehler, Joachim Wartha und Fritz Blanz erhält den Ehrenamtspreis der Diakonie Bayern. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 28. Oktober bei der Mitgliederversammlung der Diakonie Bayern in Nürnberg überreicht.
Stadtarchiv Nürnberg A 7/I Nr. 4082: Porträtstich Andreas Osiander, 1756; Stich und Verlag: Christoph Melchior Roth. Der angesehene Prediger an der St. Lorenzkirche, Andreas Osiander, ist der führende Theologe der Reformation in Nürnberg (Siehe Bericht des epd-Landesdienstes Bayern vom 24.02.2025)
Das erste Mal wurde eine eigene Kirche in Lauf 1275 erwähnt. Von da an gab es gesichert Christen in Lauf, damals natürlich katholisch. Im Jahr 2025 können wir also auch das 750ste Jubiläum einer christlichen Gemeinde in Lauf feiern, ein Ereignis, das wir gerne oekumenisch begehen. Die Einführung der Reformation im Nürnberger Land und somit auch in Lauf vor 500 Jahren war geprägt durch die Reichsstadt Nürnberg als Landesherrin großer Teile des Gebietes. Der Prozess umfasste den Zeitraum von 1520 bis ca. 1560. Eine neue Kirchenordnung entstand 1533 und gab der protestantischen Kirche einen organisatorischen Ausdruck.
1525 war entscheidend für die Stadt Nürnberg und ihr Umland. Angetrieben durch die Bauernunruhen, die 1525 auch in und um Lauf wahrzunehmen waren, sowie den Auseinandersetzungen in und mit den Klöstern, dem einflussreichen Humanistenkreis und den selbstbewussten Nürnberger Patriziern, die intensivst über Glauben und Kirche diskutierten, kam es zu dem Nürnberger Religionsgespräch an mehreren Tagen im März 1525. Der Nürnberger Rat entschied, dass die Stadt die Reformation annimmt und nach den neuen Ordnungen gestalten wird. Die Geistlichen der Nürnberger Hauptkirchen waren den reformatorischen Gedanken aufgeschlossen, allen voran Andreas Osiander in St. Lorenz. Auch Luther war zu Gast in Nürnberg. So schaffte der Nürnberger Stadtrat per Erlass die alten Privilegien der Geistlichkeit ab und trieb behutsam, aber unnachgiebig die Reform voran. Dieser Veränderungsprozess ohne revolutionäre Auswüchse schuf die Grundlage für die heutige Prägung der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Der Laufer Pfleger Schürstab verfuhr milde mit den aufständigen Bauern und auch den altgläubigen Katholiken ließ man eine Übergangsfrist. Es gab keinen Bildersturm wie anderswo, so dass die alten Kirchen mit wertvollen Altären und Kunstschätzen erhalten blieben. Am 17. Mai erfolgte eine Anweisung des Nürnberger Rates an Pfleger, Bürgermeister und Rat in Lauf alle Geistlichen zu Bürgern aufzunehmen. Sie wurden dann vom Rat der Stadt Lauf fest besoldet.
Die Reformation brachte viele Entwicklungen ins Laufen, sowohl politisch als auch kirchlich. Insbesondere wurde auch das Bildungswesen reformiert.
Bis heute muss sich die Kirche immer wieder hinterfragen und neu ausrichten, um lebendig und glaubhaft zu sein.
Unser gemeindliches Leben wächst und verändert sich. Für verschiendene Aufgabenfelder suchen wir ehrenamtliche Unterstützung. Vielleicht ist hier was für Sie dabei, wo Sie sich mit Ihrem Gaben und Fähigkeiten einbringen wollen:
Gottesdienst-/Planungsteam St. Jakob
Wir begleiten das gottesdienstliche Leben in St. Jakob, geben Impulse für kreative Gottesdienste, engagieren uns beim Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst oder bei andearen Festivitäten.
Ansprechpartnerin: Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici, Tel. 2202,
Kindergottesdienstteam St. Jakob
Seit einigen Monaten feiern wir parallel zum 14tägigen Gottesdienst auch Kindergottesdienst. Wir freuen uns über Verstärkung, auch Jugendliche, die Freude an der Begleitung von Kindern haben, sind herzlich willkommen.
Ansprechpartnerin: Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici, Tel. 2202,
Wichtelgottesdienstteam
5-mal im Jahr feiern wir den Wichtelgottesdienst. Als Team überlegen wir uns die Themen und setzen sie mit viel Freude und Kreativität kindgerecht um.
Ansprechpartnerin: Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici, Tel. 2202,
Mitarbeit am Salvatorfriedhof
Der Salvatorfriedhof ist nicht nur ein Friedhof für Baumbestattungen, sondern auch ein Naturparadies. Neben den Bäumen wachsen auch viele Rosen und andere blühende Gehölze, die der Pflege bedürfen. Wenn Sie Freude haben an leichter Gartenarbeit inmitten der schönen Natur, dann melden Sie sich.
Ansprechpartnerin: Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici, Tel. 2202,
Unter dem Motto „Wir haben den Herrn gesehen“ erlebten mehrere hundert Menschen an Ostern in der evangelischen Kirchengemeinde Lauf die ganze Bandbreite der Emotionen. Am Gründonnerstag wurde in St. Jakob der Abschied Jesu liturgisch und kulinarisch als Feierabendmahl gestaltet. Am Karfreitag in der Johanniskirche tröstete ein Trio mit Gesang, Flöte und Klavier über den Tiefpunkt der Sterbestunde hinweg. Am Ostersonntag selbst strömte die Gemeinde auf den Kunigundenberg zur Osternacht mit Osterfeuer, auf den Salvatorfriedhof zur Auferstehungsfeier mit der Johanniskantorei und in die Kirchen, wo musikalisch und fröhlich gefeiert wurde. In St. Jakob feierte Vikarin Anne Richter mit den Familien. In der voll besetzten Christuskirche hatte das C1-Team sogar ein aufwändiges Osterspiel mit Kulissen vom leeren Grab vorbereitet.
Ein Gottesdienstbesucher äußerte sich begeistert: „So bunt – fast schöner als Weihnachten!“
11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein 12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. 13Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 14Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. 15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. 16Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! 17Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: »Ich habe den Herrn gesehen«, und was er zu ihr gesagt habe.
Johannes 20
Liebe Gemeinde,
Der Frühlingsmorgen liegt über unserer Stadt wie ein sanfter Schleier. Die Osterglocken wiegen sich im leichten Wind, die Kirschblüten und die Kirchenglocken haben uns aus unseren Häusern gerufen. Manche waren auf den Friedhöfen, unseren kleinen traurigen Paradiesen.
Ganz anders muss es gewesen sein, als Maria Magdalena durch den Garten Gethsemane eilte – der Tau noch auf den Gräsern, die Vögel erwachend, und ihr Herz erschreckt. Der Tag dämmerte erst. Der grausame Tod, sie war unter dem Kreuz gewesen, alles noch blutfrisch, sie war noch nicht zum Trauern gekommen. Sie konnte nicht schlafen und hat für sich beschlossen, dass sie dann auch gleich zum Felsengrab gehen könnte. Sie ist die Erste ganz früh und dabei hat sie die Amphore mit dem teuren Öl, um Jesus zu salben. Kann der der Messias, der Gesalbte sterben? Ist er es wirklich gewesen? Sie weint und sieht durch die Tränen fast nichts.
1. Die Suche, die ins Leere führt
Maria heult laut auf, nachdem das Grab leer ist. Wo haben sie ihn hingetan? Nicht einmal mehr den Leichnam lassen sie ihr!
Dann geschieht etwas Bemerkenswertes: Sie sieht Jesus stehenund weiß nicht, dass es Jesus ist. So schreibt es Johannes und darin liegt ein großer Schatz, für uns alle. Die griechischen Wörter, aber auch im lateinischen, für „Wissen” und „Sehen” sind miteinander verwandt. Johannes leise Kritik am Sehen und Wissen. Maria sieht aber weiß nichts. Sie hält den Mann für einen Gärtner!
Maria erkannte Jesus erst, als sie ihren Namen HÖRT. Der Glaube kommt nicht aus dem Sehen, sondern dem Hören (Röm 10,17) … So wie eine Konfirmandin es ausdrückte: “Ich verstand nicht, was Glauben bedeutet, bis ich hörte: ‘Gott sieht dich.'” Wie Jesus sie sieht und sie anspricht – das versteht Maria, dass Jesus vor ihr steht.
2. “Rühre mich nicht an” – Die große Metamorphose
Als Maria Jesus erkennt, will sie ihn festhalten, umarmen, sich vergewissern. Jesus aber sagt zu ihr: “Rühre mich nicht an!” Es ist mehr als nur eine Geste der Zurückhaltung – es ist ein Hinweis auf die tiefgreifende Verwandlung, die gerade stattfindet. Wie soll das vor sich gehen?
Der Dichter Johann Peter Hebel hat sich vorgestellt, wie die Menschen alle das Material zurückhaben wollen, aus dem einmal ihr Körper bestanden hat: Wir müssten uns verzehnfachen und mehr. Und denkt an das ganze Wasser! Geschweige denn das ganze Essen … Heute wissen wir, dass sich die Dünndarmzellen alle 2-4 Tage erneuern, Lungenbläschen alle 8 Tage, nach sieben Jahren gibt es so gut wie keine Zelle mehr in und an unserem Körper, die sich nicht erneuert hat. nur die Herzmuskelzellen und Hirnzellen brauchen 40 Jahre. Aber ich bin schon 58 Jahre alt … Seht: die Materie, aus der wir bestehen, ist auswechselbar, ohne dass unsere Identität dabei verloren geht. Das geistige Prinzip, der Gedanke, das Gedächtnis ist mächtiger als all das, was wir jemals zu uns nehmen können.
Genau das scheint bei der Auferstehung Jesu zu geschehen. Er ist derselbe und doch ganz anders. Sein Leib durchläuft eine Metamorphose im Schnelldurchgang , er befindet sich in einem Zustand des Übergangs – “Ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater” – er ist nicht mehr der irdische Jesus, den Maria kannte, aber noch nicht der vollständig verherrlichte Christus.
“Rühre mich nicht an!” Noli me tangere…
Der Philosoph Jean-Luc Nancy sieht in dieser Szene etwas noch Tiefgründigeres: Jesus sagt eigentlich “Halte mich nicht auf meinem Weg zur Auferstehung auf.” Es geht nicht um ein Berührungsverbot, sondern um eine neue Art der Beziehung. Nancy macht uns klar: Wahre Begegnung bedeutet nicht, den anderen zu besitzen oder festzuhalten. Wir müssen lernen, einander zu berühren, ohne Besitz zu ergreifen. Genau das ist es, was Jesus von Maria verlangt – eine Liebe, die frei ist von dem Wunsch, den anderen für sich zu behalten. Diese Art von Liebe ist der Grundstein für jede echte menschliche Berührung.
Das “Halte mich nicht fest” bedeutet also: Halte nicht an deinem alten Bild von mir fest. Ich muss mich vollenden in der Auffahrt zum Vater. Die Auferstehung ist kein Zurück zum Status quo, sondern der Beginn einer kosmischen Transformation, die bis heute andauert.
3. “Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater” – Ein vertrautes Gottesbild
Was Jesus hier sagt, erscheint uns selbstverständlich, war es aber nicht. Er spricht von Gott als seinem Vater. Jesus hat nicht eine völlig neue Religion gestiftet, sondern er stand tief in der Tradition Israels.
Wenn Jesus Gott als Vater anspricht, dann knüpft er an, was im jüdischen Glauben bereits angelegt war. Kritische Theologen behaupten oft, diese Anrede sei ein Zeichen dafür, dass diese Worte nicht authentisch sein könnten – zu einzigartig, zu revolutionär. Doch dieses Kriterium der Unableitbarkeit verpufft angesichts der Tradition.
Die ersten Christen haben nur zögernd ausgesprochen, dass Jesus Gott als seinen besonderen Vater beanspruchte. Aber die Anrede “euer Vater”, die Jesus in seinen Unterweisungen verwendet, gehört zu den ältesten Überlieferungsschichten. Wie unser ehemalige Stadtarchivar Glückert gerne sagt: “Das Neue ist oft nur das längst Vergessene, das wiederentdeckt wurde.”
4. “Mein Vater und euer Vater” – Die Einladung zur Gemeinschaft
Am Ende gibt Jesus Maria einen Auftrag: “Geh zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.”
Jesus bindet Gott nicht exklusiv an sich. Er öffnet die Tür für alle.
Dies erinnert mich an eine Geschichte – ein Gleichnis – ist sie aus dem Talmud?
Ein Prinz besaß einen wunderschönen Garten mit seltenen Blumen und Früchten, den er sorgsam pflegte. Eines Tages entschloss er sich, die Tore für alle zu öffnen und verkündete: “Was mein ist, soll auch euer sein. Wie mein Vater, der König, mir diesen Garten geschenkt hat, so schenke ich euch den Zugang dazu.” Die Menschen kamen zögernd, denn sie waren es nicht gewohnt, königliche Gärten zu betreten. Doch der Prinz begrüßte jeden Einzelnen mit den Worten: “Mein Vater ist auch euer Vater, mein König auch euer König.”
Das Vaterunser bleibt ein Wir-Gebet. Jeden Sonntag beten wir es gemeinsam: “Unser Vater im Himmel.” Nicht “mein” Vater, sondern “unser” Vater. In der Johannesformel findet dies seinen vollendeten Ausdruck: “Mein Vater und euer Vater”, “mein Gott und euer Gott”.
Ein marokkanischer Mann, der Muslim war, tolerierte den Wunsch der deutschen Mutter, auch christlich zu heiraten. Damals musste ich diese kirchliche Trauung beim Dekan mit einem seelsorgerlichen Gutachten genehmigen lassen. Der damalige etwas autoritäre Dekan zu Regensburg, sagte zu mir jungen Pfarrer z.A.: “Aber sorgen Sie dafür, dass in jedem Gebet klar wird, dass Sie sich an Gott den Vater Jesus Christi wenden und nicht an Allah!” Ich war schon immer etwas frech und sagte: “Herr Dekan, ich wusste gar nicht, dass Sie Polytheist sind!” Da wurde er etwas ungehalten und ich musste ihn beruhigen. Ich erzählte ihm von dem Traugespräch – Raten Sie mal Herr Dekan, was der muslimische Ehemann jeden Abend mit seinem Sohn betet!” – “Ja was denn?” Ich: “Er sagte an diesem Gebet stimme jedes Wort. Es sei so schön. Er betet jeden Abend Das Vater Unser mit seinem Sohn.” – Da ließ es der gestrenge Herr Dekan geschehen…
Versteht ihr jetzt – was es heißt, den Garten zu öffnen?
5. Der Weg zum Thron Gottes
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb aus der Gefängniszelle: “Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.” Im Gebet sprechen wir Gott als Vater an, im Handeln behandeln wir andere als Geschwister.
Liebe Gemeinde, wenn wir heute vom Ostergottesdienst zurück in unsere Häuser gehen, wenn wir am gedeckten Tisch sitzen und Ostereier suchen, wenn wir das “Christ ist erstanden” noch im Ohr haben – dann lasst uns daran denken: Der Auferstandene hat uns zu seinen Geschwistern gemacht. Sein Vater ist unser Vater. Sein Gott ist unser Gott. Er ist beim Vater. Die Botschaft ist mehr als nur die Auferstehung, mehr als Jesus gesehen zu haben – Jesus erscheint, um seine Jünger auf den nächsten Schritt vorzubereiten. Er wird zu seinem Vater in den Himmel hinaufgehen! Im Glaubensbekenntnis heißt es nach der Auferstehung:
Aufgefahren in den Himmel – Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters, des Allmächtigen, von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.
Aber das ist Maria und uns heute an Ostern zu viel. Wie Maria damals vom Grab zurücklief zu den Jüngern, so lasst uns diese Botschaft hinaustragen in unser Städtchen, zu unseren Nachbarn, zu allen, die noch im Dunkeln sind. Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Und wir werden auch auferstehen!
Er wird zu seinem Vater auffahren! Und wir auch!
AMEN.
Der Friede Gottes, der höher ist, als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Die Bücherei im Gemeindezentrum St. Jakob ist freitags von 8:30 bis 9:30 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15:00 bis 17:30 Uhr geöffnet. Bevor die Kinder Freitag früh in die Kindergartengruppe gehen, kommen viele Eltern gerne mit den Kleinen noch bei uns zur Buchausleihe vorbei. Dienstag- und Donnerstagnachmittag schauen viele Familien und auch erwachsene Leser bei uns rein, um sich mit Lesefutter einzudecken. Da ist´s manchmal ganz schön turbulent.
Aber strahlende Augen, wenn der „Buch-Schatz“ gefunden wurde, erhellen selbst den trübsten Tag. Und für diese Stunden wünschen wir uns IHRE Unterstützung. Wir haben keinen schwierigen PC, wir arbeiten noch althergebracht mit Leserkarte und Stempel. Da stürzt kein Programm ab, da vertauscht man eher mal eine Buch- oder Leserkarte. Und das klärt sich wieder. Am wichtigsten ist die Freude an Büchern und am Umgang mit Menschen.
Wenn wir mehrere Personen für die Unterstützung gewinnen könnten, wäre jede/r einmal im Monat dabei. – In den Ferien ist die Bücherei geschlossen.
Bei Interesse: Zu den Öffnungszeiten vorbeikommen oder telefonisch bei Dagmar Brandt – 09123 / 987563 – melden. Wir freuen uns auf Sie!
mit Pfr. Dr. Johannes Wachowski, Johanniskirche Lauf 2025 Predigttext Johannes 6,47-51
Das Predigtwort für den heutigen Sonntag Lätare steht im Johannesevangelium im 6. Kapitel. Es ist der Schluss der Brotrede Jesu. Der Evangelist Johannes schreibt (6,47-51): Jesus Christus spricht: „47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.“
Herr, segne unser Reden und Hören durch deinen Heiligen Geist. Amen.
Liebe Gemeinde!
Machen wir Brotzeit. Der Sonntagmorgen von Lätare ist eine gute Zeit dafür. Denn das Predigtwort spricht sogar vollmundig von einer himmlischen und ewigen Brotzeit. Jesus sagt in ihm: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“ Also: Machen wir Brotzeit.
Liebe Schwestern und Brüder! Als kleiner Junge war die Brotzeit mit meinem Opa ein bisschen Himmel auf Erden. Brotzeit mit dem Opa Hans war fast eine kleine heilige Zeit. Mein Opa hatte nur noch wenige Zähne, sodass er das Brot klein einschnitt. Alles wurde fast in Zen-Manier klein geschnitten, wenn es z.B. Stadtwurst mit Musik gab. Ich machte mit, meine Opa erzählte Geschichten. Gemeinsam bereiteten wir eine Brotzeit, die nur mit ihm, nur an diesem Ort, nur in dieser Zeitlichkeit, nur in diesem Arrangement so gut schmeckte. Das kennt Ihr vielleicht alle, dass es bei der Oma und dem Opa noch einmal anders oder besonders gut schmeckte. Die einfache Brotzeit bedeutete nicht nur Freiheit gegenüber vielen kindlichen Konsumwelten. Milchschnitten gab es damals zum Beispiel noch nicht. Das Produkt Kindermilchschnitte wurde erst 1978 auf dem deutschen Markt eingeführt. Und das Essen schmeckte nach viel mehr: nach Füreinanderdasein, nach Langsamkeit, nach Bleiben, nach Aufmerksamkeit, nach Geschichte, auch Familiengeschichte, nach der Liebe von Großvater- und Großmutter usw. Ihr merkt schon. Brotzeit ist etwas Wunderbares. Kein Wunder also, dass Jesus in die Welt des Brotes einkehrt, um seine Bedeutung zu unterstreichen: „51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“ Der Jude Jesus hat die Bedeutung der Speisen und des Speisens bestimmt auch von seiner Bibel gelernt. In den Schriften seins Volks heißt es ja z.B.: Besser ein Gericht Gemüse mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass. (Sprüche 15,17) Essen ist mehr als die Aufnahme von Nährstoffe. Das macht das ganze 6. Kapitel des Johannesevangeliums, die sogenannte Brotrede, klar. Sie kulminiert dann in dem Brot des Heils. Sie kulminiert in unsere heutigen Predigtwort.
Liebe Gemeinde! Machen wir Brotzeit! Haben wir gesagt. Und wir schon ein gesehen, wie wichtig Orte, Zeiten und Menschen dafür sind. In Deutschland spielt das Brot eine besondere Rolle. „Brot gibt es in nahezu jeder Kultur auf der Welt. Die Art und Weise, wie es hergestellt und konsumiert wird, variiert aber erheblich, man denke nur an französisches Baguette, israelisches Pita-Brot, indisches Naan, die mexikanische Tortilla oder Damper, ein Busch-Brot der Aborigines aus Australien. Allein in Deutschland soll es über 3.200 registrierte Brotsorten geben. 2014 nahm die nationale UNESCO-Kommission die deutsche Brotkultur in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland auf. Laut dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks kauften im Jahr 2023 die privaten Haushalte 1.616.000 Tonnen Brot: »Die Käuferreichweite für Brot lag bei 97,6%, das heißt von 1.000 Haushalten in Deutschland kauften 976 im Jahr 2023 mindestens einmal Brot. Dieser Wert ist seit Jahren weitgehend stabil.« (Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks) Brot ist ein Grundnahrungsmittel: Für viele Menschen gehört Brot zur täglichen Ernährung dazu. Das verleiht der Aussage von Jesus, dass er das »Brot des Lebens« sei, eine besondere alltägliche Relevanz und existenzielle Tiefe.“ (Wenig, 164) Wo also anders als in Deutschland könnte das Ich-bin-Wort Jesu, das Wort „Ich bin das Brot des Lebens“ besser verstanden werden: Im Land des Brotes, könnte man fast sagen. 3200 registrierte Brotsorten gibt es hier. Viel zu Essen.
Liebe Gemeinde! Wir wollen nur von drei Brotsorten sprechen. Alle drei sind biblische Erzeugnisse. Alle drei haben mit der Freiheit zu tun. Alle drei weisen uns einen Weg in die Freiheit. Und der Lieddicht stimmt ein, wenn wir nun in das Haus der Bibel einkehren und dichtet schön: „Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod, er nährt und gibet Speisen zur Zeit der Hungersnot, macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl; und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual!“ Also, auf ihr lieben Seelen von Lauf. Laßt uns ins Lokal der Bibel einkehren. Und mit diesem Liedvers „Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod, er nährt und gibet Speisen zur Zeit der Hungersnot, macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl; und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual!“ sind wir gleich bei der ersten Brotsorte. Es ist das Brot der Freiheit. Diese Brotsorte geht auf das jüdische Passafest zurück. Beim Passafest sitzen Jüdinnen und Juden nach der Synagoge im Haus zusammen und feiern den sogenannten Seder, eine Hausliturgie mit allen Sinnen. Im Laufe des Seders wir gelesen und getrunken, gegessen und gesungen, gelacht und gedacht. Und es werden Mazzen, das ungesäuerte Brot gegessen. Das häusliche Fest wir mit dem Verzehr der ersten Mazza eröffnet. Und es wird gesagt: Dies ist das Brot des armen Mannes, das unsere Vorfahren im Land Ägypten gegessen haben..“ Diese erste Verkündung konzentriert sich auf die Mazza als Symbol für die Armut, die das jüdische Volk während seiner Sklaverei in Ägypten erlitten hat. Später in der häuslichen Liturgie heben Judinnen und Juden dann die Mazze wieder auf und sie konzentrieren sich auch auf die Tatsache, dass die Mazze gegessen wurde, als Gott das Volk Israel aus Ägypten geführt hat. Diese Mazze wird dann als Brot der Freiheit gegessen. Deinen dreifachen Geschmack hat dieses Brot der Freiheit. Zuerst lehrt es und, dass der Weg in die Freiheit nicht viel Materialität braucht. Wasser und Mehl. Auf keinen Fall Hefe. Einfach, klar und schnell. Das Brot der Armut, wird dann zum Brot der Freiheit. Und ein katholischer Theologe, Tomas Halik, schärft uns ja wieder und wieder ein, dass das Problem der Kirche nicht der Atheismus oder die Ungläubigkeit sind, sondern ein dumpfer Konsumismus und unbändiger Materialismus der westlichen Welt. Das wussten die Bettelorden, dass wussten viele Theologen, dass sich nur eine arme Kirche erneuern kann. Und vielleicht ist es sogar gut, dass die große Konsum- und Steuerparty, dass die dagobertinische Phase der Kirche, wie das genannt wurde, bald aus ist.
Liebe Gemeinde! Neben der Gewürzmischung von Armut und Freiheit, lehrt uns das Brot der Freiheit noch etwas. Freiheit ist für uns Gläubige immer etwas Gegebenes, etwas Verdanktes, etwas göttlich Initiiertes. Gewaltig wird das in der biblischen Exodusgeschichte erzählt: Plagenerzählungen und göttliche Demütigung der Mächtigen, Wegweisung mit göttlicher Wolken- und Feuersäule, göttliche Errettung vor den Feinden und die Wüste als göttlicher Ort der Offenbarung. Die Freiheit des Volkes Israel ist also das Geschenk des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs. Die Freiheit des Volkes Israel ist also das Geschenkt des Gottes Saras, Rebekkas, Rahels und Leas. Und noch etwas lernen wir aus der Geschichte des Brotes der Freiheit. Die Befreiung wir nicht als Triumphalismus gefeiert. Das Jüdische und das biblische Israel werden immer wieder sozialethisch daran erinnert, dass man selbst Sklave war und in Armut lebte. So zum Beispiel bei vielen Begründungen der Gebote. Im wichtigsten Buch der Bibel, dem dritten Buch Mose heißt es z. B. (3. Mo0se 19): „33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. 34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.“ Und natürlich kennt der pharisäisch geschulte Völkerapostel dieses Denken, wenn er der römischen Gemeinde einschärft (Römer 12,15). „Freut euch mit den Fröhlichen! Weint aber auch mit den Trauernden!“
Liebe Gemeinde! Biblische Freiheit ist also immer auch eine göttlich gesetzte, wenn ihr so wollt, metaphysisch gegründete Freiheit. Und biblische Freiheit wird immer auch eine Freiheit zu etwas. So denkt das die Bibel: Freiheit ist immer eine Freiheit zu etwas, für etwas, eben verdankte Freiheit. Und von dieser so gründeten Freiheit ist man frei, etwas frei und souverän in der Welt zu tun. Zum Beispiel die Gebote Gottes zu halten! Nur geschenkte und verdankte Freiheit ist wirklich frei. Das lehrt das Brot der Freiheit. Das ist etwas völlig anderes als es der Sponti-Spruch „High sein, frei sein, Terror muss dabei sein“ intoniert. Und dann frißt die Revolution ihre Kinder. Das ist etwas völlig anderes als der Freiheitanspruch der Autokraten, amerikanischer, russischer oder chinesischer Provenienz. Und dann werden sich diese Ansprüche der Autokranten gegenseitig nivellieren. Das ist etwas völlig anderes als die Rautenfreiheit, wo Deutschland im Grunde in eine vermeintliche Schlafwagenfreiheit eingelullt wurde. Und jetzt müssen wir um unsere Freiheit kämpfen, wie es der Kritiker des Islam Hamed Abdel-Samad in seinem Buch „Preis der Freiheit“ schreibt. Aber werden wir nicht zu politisch. Kommen wir lieber zur zweiten biblischen Brotsorte, wenn man das Manna heute mal so als Ersatzbrot bezeichnen darf. Nach den Mazzen, das Manna und damit das Sabbatbrot. Im Predigtwort heißt es ja: „49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe.“ Im Ort der Offenbarung, der Wüste, nährte Gott sein Volk mit Manna. In der jüdischen Tradition wird gelehrt, dass das Manna, das über 40 Jahre in der Wüste geben wurde den Israeliten Zeit gab, das Wort Gottes zu lernen. Ohne die Sorge um das tägliche Brot konnte also die Tora studiert werden, also die Gebote und Lebensweisen jüdischen Lebens (Wenig, 164). Und das wäre was, wenn die Kirchen wieder anfingen das Wort zu lernen und zu studieren! Und der Pastor ein Pastor legens wäre. Und nicht ein pastor theatralicus und dergleichen mehr. Am Schabbat werden dann zwei Sabbatbrote gebacken.
Eben weil Gott schon in der Bibel immer doppelte Ration gab. Damit konnte die Freiheit des Schabbats ganz Gott gewidmet werden. Das ist ja das beste Schöpfungsprodukt des Schöpfungsprodukt: Gott hat am siebten Tag das aller Beste geschaffen. Zeit für Gott. Eine sabbatliche Kultur! Und das kann man schön beobachten, wenn wir mit Jüdinnen und Juden den Schabbat feiern. Da wird richtig Brotzeit gemacht. Da wird richtig mit den Kindern getafelt und gespielt. So sage ich mir, hatte mein Essen mit meinem Großvater fast etwas sabbatliches. Im Grunde war das ein Moment einer sabbatlichen Kultur mitten in einem einfachen christlichen Haushalt. Einer Kultur der Unterbrechung und deshalb der Freiheit. Daran erinnert ja das Sabbatbrot und der Segen über das Brot: Wir sind Kinder Gottes. Eben nicht verzweckt als Arbeits-, Konsum- Steuer- und was weiß ich für -Sklaven. Wir sind frei Geschöpfe des Höchsten, der die Gotteszeit geschenkt hat, die Brotzeit des Himmels auf Erden.
Liebe Gemeinde! Zweimal haben wir schon Brotzeit gemacht. Mit dem Brot der Freiheit von der in Gott gegründeten Freiheit gehört. Mit dem Ersatzbrot des Mannas von der Freiheit einer sabbatlichen Kultur. Und zum Schluss zum Brot des letzten Mahles Jesu: Brot der Ewigkeit. Eine Brotzeit ewigen Heils. Nur die letzten Brotzeit befreit und von der Vergänglichkeit. Johannes schreibt ja: „47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 9 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“ Das Abendmahl ist für uns die Brotzeit auf den Weg in die Ewigkeit. Als Pilger kosten wir mitten in der vergänglichen Zeit von der Ewigkeit. Liebe Schwestern und Brüder: Wichtig ist, dass wir unser Leben in Christus gründen, im Brot des Lebens. Das macht uns frei von der Welt.
Ja, manchmal frage ich mich, ob die Christinnen und Christen deshalb mehr Frei-von- Etwas- Leben als Jüdinnen und Juden ihr religiöses Leben immer als „Frei-zu-etwas“ gestalten. Ja, manchmal frage ich mich, ob das Christentum deshalb mehr Lebensverzicht und Askese hervorgebracht hat als das Judentum lebenszugewandt, witzig und fröhlich lebt. Ja, manchmal frage ich mich, ob bei uns deshalb die Orthodoxie und dort die Orthopraxi eine so große Rolle spielen. Aber das ist vielleicht zu holzschnittartig. Wir wollen ja nicht, dass aus der Brotzeit eine plumpe Stammtischjause wird. Liebe Gemeinde! Gehen wir heute nach Hause von der Brotzeit mit Geschmack verdankter Freiheit. Mit der Gewürzmischung Armut-Freiheit. Mit einer sabbatlichen Esskultur und Christus als Brot des Lebens, als Befreier und Retter. Luther hatte tiefste Erfahrungen der Freiheit beim Studium der Heiligen Schrift gemacht. Hier hat sich ihm die christliche Freiheit in ihrer ganzen Tiefe erschlossen. Zur Freiheit hat uns Christus befreit, hat Luther im Brief des Apostel Paulus gelesen. Und das bedeutete für Luther eine Theologe des Kreuzes. Der gekreuzigte und auferstandene Christus ist der Grund seiner Freiheit. Das Wort vom Kreuz hat Luther wieder und wieder verkostet. Es war seine Leibspeise. Eine ewige Brotzeit mit dem Wort vom Kreuz! Und warum nicht nach Hause gehen und nochmals Brotzeit gemacht. Mit dem Wort vom Kreuz. Also gesegnete Mahlzeit und Freiheit! Amen!
Kanzelsegen: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Gemeinde: Amen.