Ein kurzweiliger Vortrag mit persönlichen Einblicken von Rabbinerin Dr. A. Yael Deusel aus Bamberg: Was ist eigentlich ein Rabbiner, und worin bestehen seine Aufgaben? Wie wird man Rabbiner? Und: Seit wann gibt es auch Frauen, die dieses Amt ausüben? Der Vortrag geht diesen Fragen nach und gibt einen persönlichen Einblick in die vielfältige Tätigkeit einer Rabbinerin in einer heutigen jüdischen Gemeinde in Franken. Eintritt frei, Spende willkommen. Hier lohnt sich die Anfahrt auf jeden Fall auch von anderen Orten des Dekanats. Rabbinerin Dr. Deusel soll recht unterhaltsam sein.
Grafik der Titelseite Konzeption interreligiöser Dialog ELKB 2017
Hergang
Die Stadt Lauf genehmigte den Antrag des DITIB-Moscheevereins vom 6.4.2020 auf den Ruf zu einem „Corona-Gebet“ zeitgleich mit dem Glockenläuten der evangelischen Johanniskirche um 19 Uhr bis zum 3. Mai 2020 sowie den regelmäßigen Ruf zum Freitagsgebet gegen 13:30 Uhr mit dem Vermerk „jederzeit widerruflich“.
In der Pegnitz-Zeitung wurde am Donnerstag, den 30.4. ein Vorstandsmitglied des Moscheevereins zitiert, dass dies eine „gemeinsame Aktion mit der evangelischen Kirchengemeinde Lauf“ sei. Dieses Missverständnis konnte aufgeklärt werden und wurde umgehend von uns dementiert.
Trotzdem hat der Ruf des Muezzin in der Glockengießerstraße bis heute zu unterschiedlichsten Äußerungen nicht nur unter evangelischen Gemeindegliedern geführt.
Am 17.6. hat die Stadt Lauf der DITIB Lauf ihre Nichtzuständigkeit erklärt. Für eine Genehmigung nach dem Immissionsschutzgesetz ist das Landratsamt zuständig. Die DITIB Lauf wurde aufgefordert, sich zu überlegen, ob der Antrag zurückgezogen wird oder erneut an das Landratsamt gestellt wird.
Festzuhalten ist, dass die Entscheidung alleine Angelegenheit der weltlichen Behörden ist und durch die politischen VertreterInnen und die zuständigen Verwaltungen getroffen wird. Die evangelische Kirchengemeinde wurde aber ausdrücklich um eine Stellungnahme gebeten. Außerdem erwarten die evangelischen Gemeindeglieder Orientierung.
Der Kirchenvorstand hat die Angelegenheit eingehend und sorgfältig beraten. Am letzten Samstag, den 20.6. hat der Kirchenvorstand Lauf und Dehnberg für sich einen Klausurtag zum Islam und interreligiösen Dialog veranstaltet. Dabei kam es auch zu einer etwa 1,5 stündigen informativen Begegnung mit Vertretern der DITIB Lauf. Am 25.6. hat der Kirchenvorstand Lauf nachfolgende Stellungnahme einstimmig verabschiedet:
Stellungnahme
Als Christinnen und Christen nehmen wir Haltung und Wort Jesu Christi als den Maßstab für all unser Handeln und Tun. Zentral für den Blick auf den Nächsten sind dabei für uns das Gebot der Nächstenliebe in 3. Mose 19,18 „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ und Jesu Aufforderung in der Bergpredigt „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch.“ (Mt. 7,12)
Als Kirchenvorstand der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lauf nehmen wir deshalb nachfolgend Stellung zur gegenwärtig in unserer Gemeinde kontrovers geführten Diskussion ausgelöst durch die Gewährung des Muezzinrufs durch die Ordnungsbehörde unserer Stadt:
Wir sind dankbar in einem demokratischen Land zu leben, in dem die Religionsfreiheit durch den Staat garantiert wird und auch wir unseren Glauben frei und öffentlich leben dürfen.
Aus dieser Dankbarkeit heraus bekennen wir uns zur Religionsfreiheit, wie diese in Artikel. 4 des Grundgesetzes garantiert wird: Dabei verstehen wir dies nicht als einseitiges und exklusives Recht der christlichen Kirchen, sondern gestehen dieses allen Religionsgemeinschaften und ihren Gläubigen zu.
Der interreligiöse Dialog hat in unserer Stadt eine lange Tradition. Diesen Dialog sehen wir als unverzichtbaren und elementaren Bestandteil für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt an. Er geschieht in Partnerschaft auf Augenhöhe und vollzieht sich im Gehorsam gegen die Wahrheit und im Respekt vor der Freiheit. (Vgl. S. 6 in: Konzeption Interreligiöser Dialog, ELKB-Synode 2017)
Wir wissen um die multikulturelle, multireligiöse und pluralistische Gesellschaft in der Stadt Lauf. Als Kirchengemeinde sehen wir uns dabei als Akteur in einem politischen Gemeinwesen und tragen damit Mitverantwortung für das Zusammenleben unserer Stadt. Wir stehen für Werte wie Toleranz, Miteinander und Respekt und setzen uns für einen gleichberechtigten Zugang aller am Gemeinwesen ein.
Evangelischer Glaube gründet sich auf der Freiheit, sich aktiv mit den Grundlagen des eigenen Glaubens auseinanderzusetzen. Jeder Christ darf zu seinem Glaubenszugang stehen und seine Meinung vertreten. Diese Vielfalt nehmen wir als bereichernd wahr und streben dabei im innerchristlichen Dialog einen breiten Diskurs im Ringen um gegenseitiges Verständnis an.
Das persönliche Gespräch ist geeignet für den innerkirchlichen Dialog. Anonyme Briefe als Kommunikationsmittel lehnen wir ab. Artikel, Leserbriefe und E-Mails sollten durch persönliche und offene Gespräche ergänzt werden.
Wir sehen alle hier lebenden Menschen unabhängig von Herkunft und Religion als Nachbarn, Freunde und gleichberechtigte Mitbürger und Mitbürgerinnen.
Auch mit dem, was uns als Christinnen und Christen fremd ist, wollen wir den Dialog suchen. Aus diesem Grund setzen wir uns aktiv ein für Integration, den Abbau von Vorurteilen, Angebote der Begegnung und den Zugang aller Menschen zum Gemeinwesen.
Die zunehmende Erderwärmung, Plastikmüll überall,
die Ausbeutung der Ressourcen sind Themen, die die Welt gerade in den letzten
Jahren in Atem halten. Welchen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung können die
Religionen geben? Dazu stellten sich VertreterInnen der evangelischen,
katholischen, orthodoxen, jüdischen und muslimischen Gemeinden gemeinsam im
Friedensgebet der Religionen:
Im Anklang an die „Fridays for Future“-Bewegung brachten zu Beginn des Friedensgebetes Jugendliche eine große Erdkugel gemeinsam in die Johanniskirche, verbunden mit der Forderung, sie auch für ihre Kinder und Enkel zu erhalten und zu pflegen. Die Schönheit und Vielgestaltigkeit der Schöpfung drückten die Jugendlichen gemeinsam mit Monika Hänelt während der Verlesung des Schöpfungsberichtes mit bunten Tüchern aus. Anschließend gaben sie den Erdball symbolisch durch die Reihen – und es zeigte sich, dass es gar nicht so leicht war und viel gemeinsamen Einsatzes erforderte, damit er wieder sicher im Altarraum ankam.
Jugendliche reichen der Erdball durch die Kirche Foto
Ein Lied des Jugendchors unter Leitung von Silke
Kupper führte hinüber zum jüdischen Beitrag durch Vera Olmer von der jüdischen
Gemeinde in Bamberg. Sie erzählte von der ruach, dem Geist Gottes, der alles
Lebendige verbindet. Zugleich verwies auf die guten Gesetze Gottes, die die
Menschen aufrufen, innezuhalten und Tieren, Menschen und der gesamten Natur
Ruhepausen und Beschränkung gönnten: Der Sabbat an jedem 7. Tag oder das
Erlassjahr alle 50 Jahre waren nur einige Beispiele.
Der muslimische Geistliche Saruhan Senol und Dialogbeauftragte
Özlem Ödemis von der Türkisch-Islamischen Mevlana Moschee in Lauf spannten im
Anschluss einen Bogen mit verschiedenen Koranzitaten, die sie auslegten: Gott
habe in wunderbarer Weise alles in einem guten Gleichgewicht geschaffen(“Er gab
euch alles was ihr wollt. Wenn ihr die Gaben Allahs aufzählen wolltet, ihr
würdet es nicht schaffen.” Sure 14/34). Den
Menschen sei aufgetragen, mit den Gütern verantwortungsbewusst umzugehen ( “Allah
erhob den Himmel und wahrte das Gleichgewicht. Dass ihr dieses Gleichgewicht
nicht stört.”Sure 55/7-8)
Jedoch weise der Koran bereits darauf hin, dass bei einer Missachtung des
ökologischen Gleichgewichtes der Mensch selbst hiervon Schaden nehme: “Das
Übel, das die Hände der Menschen verrichten, führt zu Lande wie zu Wasser zu
Chaos. Allah wird sie einiges von ihrem schlechten Tun (auf Erden) schmecken
lassen, auf dass sie vielleicht umkehren.” (sure 30/41)
Senol betonte, dass Mohammed in zahlreichen Hadithen darauf
hingewiesen habe, die Umwelt zu schützen. So heißt es etwa: “Wenn ein
Muslim einen Baum pflanzt oder etwas anderes sät und die Tiere hiervon essen,
wird ihm dies als Almosen verrechnet.” – “Wer einen Baum
pflanzt, wird so viele gute Taten hierfür gutgeschrieben bekommen von Allah,
wie dieser Baum Früchte trägt.”
Mit einer mutmachenden Hadithe
beendete der muslimische Geistliche seinen Vortrag: „Falls die letzte Stunde
angebrochen ist während jemand einen Samen in der Hand hält, die er einpflanzen
könnte, bevor die Stunde schlägt, soll er sie einpflanzen“ (El Musnad, Hadith
12512).
Diese Aufforderung zum ganz konkreten Handeln stand auch im Hintergrund der Kollekte, die eingesammelt wurde: Damit solle ein Baum in Lauf gepflanzt werden als Zeichen des Friedens und der Hoffnung aller versammelten Religionsgemeinschaften.
Stehend von rechts nach links, Vorstand der Ditib, Bürgermeister Benedikt Bisping, Imam Saruhan Senol, Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici, Stadtrat Ahmed Eryzici, Achmandrit Titos Giannoulis, Gemeindereferentin Gabriele Netal-Backöfer
In einem
langen Zug zogen die Gläubigen schließlich in die Moschee, wo der griechisch-orthodoxe
Pfarrer Titos Giannoulis über die intensiven Bemühungen des ökumenischen
Patriarchen Bartholomäus I für die Bewahrung der Schöpfung berichtete. Pfarrerin
Lisa Nikol-Eryazici schließlich dachte in ihrem Beitrag darüber nach, wie es
dazu kommt, dass wir, obwohl wir über die Folgen des Klimawandels so genau
Bescheid wissen, so wenig tun. Es sei einer Trägheit, aber auch Angst vor
Veränderungen unseres Lebens und Lebensstils geschuldet, die uns und damit auch
die Politiker abhalte zu handeln. Doch Angst sei kein guter Ratgeber, so die
Pfarrerin. Vielmehr brauche es Visionen und vor allem Liebe zur Natur und zur
gesamten Schöpfung. Sie müsse bereits den Kindern nahegebracht werden, dazu
gehörten das Staunen über die Schönheit, Ehrfurcht und Dankbarkeit. Die Liebe
verändere die Wertigkeiten, lasse das Leiden der Natur umso deutlicher spüren
und verändere dadurch automatisch auch der Lebensstil.
Erfüllt vom Geist der Gemeinschaft und den Mut machenden Worten und Gebeten blieben viele Besucher noch zum anschließenden gemeinsamen Buffet in den Räumen der Moschee und nutzten ausgiebig die Gelegenheit zur Begegnung und zum Gespräch.