Abschluss der Predigtreihe

“Gottes Gabe, Feindes Fallstrick”: zum Guten oder Unguten können wichtige Lebensfaktoren für uns werden! – Auch den vierten und letzten Teil dieser Gottesdienstreihe von Pfarrer Thomas Hofmann über “Ernährung und Konsum” können Sie nach-erleben durch Ihren Klick HIER.

Die vorausgegangenen drei Folgen finden Sie, wenn Sie auf das gewünschte Thema klicken:

1. Geld und Besitz

2. Körper und Sex

3. Wissen und Macht

1. Wie geht Versöhnung auf jüdisch – Dr. Axel Töllner – Fastenpredigten Johanniskirche 2022

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde,

Dr. Axel Töllner

solange ich denken kann, ist einer meiner Lieblingschoräle Nun danket all und bringet Ehr von Paul Gerhardt. Besonders mag ich daran, dass er den ganzen Menschen und die ganze Welt mit Leib und Seele im Blick hat.

1. Und werf all Angst. Paul Gerhardt und Prophet Micha

Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

Besonders ermutigend finde ich das Bild, dass Gott all das, was das Leben schwer macht, nicht einfach nur von Schultern nehmen soll. Nein, er soll es kraftvoll wegschmeißen, all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe werfen, auf Nimmerwiedersehen dorthin, wo der Boden viele tausende Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Und dass das wirklich alle Lebensbereiche umfasst, das macht Paul Gerhardt in der nächsten Strophe klar:

Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

In diesen Tagen, in denen mir das Herz so schwer ist wie Ihnen sicherlich auch, wenn ich die Bilder aus der Ukraine sehe und an die Menschen dort denke, dann hilft es mir, zu diesen Worten Zuflucht zu nehmen. Paul Gerhardt hat sie in einer von einem annähernd Dreißigjährigen Krieg verheerten Zeit gedichtet. Und wenn ich heute all die vom Krieg gezeichneten Menschen sehe, dann helfen mir die alten Worte aus Psalmen und Chorälen:

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme. Ja, bitte wirf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

2. Rosch Haschana und Jom Kippur

Als ich vor knapp 30 Jahren als Student nach Jerusalem kam, bin ich auf besondere Weise dem Bibeltext begegnet, den Paul Gerhardt hier nachgedichtet hat.

Wir haben uns auf die Hohen Feiertage vorbereitet, mit denen im September oder Oktober das jüdische Jahr beginnt. Rosch Haschana, das Neujahrsfest, und zehn Tage später Jom Kippur, der Versöhnungstag. Das jüdische Jahr beginnt mit Besinnung und Umkehr. IN Jerusalem habe ich unter den biblischen Texten für diese Zeit die Sätze am Ende des Prophetenbuchs Micha entdeckt, die so kraftvoll von Gottes Barmherzigkeit erzählen. Seither gehören sie für mich zu den Worten der Bibel, die mir besonders kostbar sind:

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.

Liebe Gemeinde,

wo ist solch ein Gott, der seine Gerechtigkeit immer wieder zurückstellt, weil ihm seine Gnade wichtiger ist? Wo ist solch ein Gott, der seinen Zorn immer wieder versenkt in einem Meer der Barmherzigkeit? Wo ist solch ein Gott, der seinem Volk Israel immer wieder seine Treue beweist? Wo ist solch ein Gott, der diese Treue in seinem Sohn und Christus Jesus bestätigt?

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade?

Das Staunen darüber bestimmt eigentlich jeden Tag im Leben eines religiösen jüdischen Menschen und die täglichen Gebete. Und ganz besonders bestimmt es den Anfang des jüdischen Jahres. Das neue Jahr beginnt mit Buße und Versöhnung, und die Worte des Propheten Micha bringen den Grundton dieser Zeit zum Klingen.

Unser Vater, unser König, sei uns gnädig und erhöre uns, denn wir haben keine Werke, erweise uns Barmherzigkeit und Huld und rette uns.

So heißt es in einem der Gebete, die zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur in den Synagogen gebetet werden. In verschiedenen Variationen bringen die Gebete und Bekenntnisse dieser Zeit diesen Grundgedanken zum Ausdruck. Er durchzieht ja schon wie ein roter Faden die jüdische Bibel, die wir Christen als unser Altes Testament heilighalten. Der Prophet Micha greift diesen Faden auf und erinnert mit seinen Worten an zahlreiche Psalmenundan die Geschichte von der Barmherzigkeit, Gnade, Geduld und Treue Gottes mit seinem Volk Israel, allen Verfehlungen zum Trotz.

Am jüdischen Neujahrsfest gibt es den Brauch, zu einem fließenden Gewässer zu gehen und Brotkrumen oder anderes aus den Taschen zu schütteln und ins Wasser zu werfen, damit es die Brösel wegträgt und in die Tiefen des Meeres versenkt, wie Gott die Sünden versenkt. Und dabei spricht man die Verse des Propheten Micha.

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt

Am Schabbat zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur erklingen Michas Worte wieder – als besondere Prophetenlesung. Und am Nachmittag von Jom Kippur werden sie nach dem Jonabuch noch einmal gelesen.

Das eint uns, Juden und Christen: Wir wissen, dass wir vor Gott nichts vorzuweisen haben, und verlassen uns darauf, dass Gott sich treu bleibt und seine Güte alle Morgen neu ist. Ich habe noch im Religionsunterricht gelernt und bei vielen gelehrten Theologen gelesen, dass Juden sich mit eigenen Leistungen Gottes barmherzige Liebe erarbeiten wollten. Doch schon, wenn ich mich mit dem Anfang des jüdischen Jahres beschäftige, dann lerne ich:

In Wahrheit ist es ganz anders im Judentum. Einzig Gottes Großzügigkeit schafft den Raum für Versöhnung. Er beharrt nicht auf seinem Recht, weil kein Mensch perfekt ist, sondern Fehler macht, irrt, schuldig wird:

Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.

3. Gottes Großzügigkeit hat Folgen

 Für religiöse jüdische Menschen ist klar: Gott erwartet von uns, dass wir diese Versöhnung nicht als unseren Privatbesitz betrachten und ansonsten gleichgültig gegenüber uns unseren Mitmenschen leben.

Gottes Großzügigkeit hat Folgen. Die jüdische Lehre stellt unmissverständlich klar:

Der Versöhnungstag schafft alles aus der Welt, was zwischen Gott und Mensch steht. Aber das, was jemand an seinem Mitmenschen verfehlt hat, das müssen die beiden miteinander klären. Und das bedeutet: Wer an einem anderen Menschen schuldig geworden ist, muss ernsthaft Reue zeigen, sich aussprechen und versöhnen. Wer andererseits verletzt wurde, soll sich ein Beispiel an Gott nehmen und nicht auf seinem Recht beharren, sondern dem Menschen großzügig gegenüber sein, der seine Schuld eingesteht.

Als frommer Jude hat auch Jesus in der Bergpredigt dieses Prinzip bekräftigt: Niemand soll etwas im Tempel opfern, wenn er oder sie an einem Mitmenschen schuldig geworden ist. Jesus stellt klar:

In diesem Fall lass deine Opfergabe vor dem Altar liegen. Geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder oder deiner Schwester.

Und im Vater Unser lehrt er uns zu beten: … und vergib uns unsere Schuld, wie auch wie vergeben unseren Schuldigern.

4. Christliche und die jüdische Lehre/Praxis von der Buße und Umkehr

Bei vielen deutschen christlichen Theologen habe ich in der Zeit nach 1945 gelesen:

Ja, wir wissen, dass wir schuldig geworden sind, aber das ist eine Sache zwischen uns und Gott, und das gehört nicht an die Öffentlichkeit und nicht in die Ohren anderer Menschen.

Nein, so eben nicht!

Es ist wichtig, dass wir miteinander reden, dass wir unsere Schuld gegenüber denen bekennen, an denen wir schuldig geworden sind. Das ist nichts, was wir nur mit Gott oder in uns selbst ausmachen können.

Für die Versöhnung ist es zentral, die eigene Schuld gegenüber denen zu bekennen, die davon betroffen sind, und zwar ohne Ausflüchte zu nehmen, ohne irgendwas zu beschönigen.

In dieser Konsequenz sind sich die christliche und die jüdische Lehre von der Buße und Umkehr eigentlich im Grundsatz einig. Gottes Gnade ist ein Geschenk, aber sie ist keine billige Gnade, sondern Gott „wartet auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten“, so sagt es Dietrich Bonhoeffer.

Es trennt uns, woran wir Gottes Gnade und Barmherzigkeit festmachen – für jüdische Menschen ist die Zuwendung Gottes zum Volk Israel durch seinen Bund und die Erwählung zentral, für christliche Menschen die Zuwendung Gottes zur Gemeinschaft der Heiligen in seinem Sohn und Christus Jesus. Es trennen uns die Formen, die Formulierungen, mit denen wir unsere Sünde bekennen und unseren Glauben leben. Wir feiern unterschiedliche Feste, setzen verschiedene Akzente. Doch wir wissen beide, dass wir vor Gott am Ende nichts vorzuweisen haben, und wir vertrauen beide darauf, dass Michas Worte auch für uns wahr geworden sind und wieder wahr werden:

Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünde in die Tiefen des Meeres werfen.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Fürbitten

Heiliger Gott,

in Deiner Gnade und Treue gegenüber Deinem Volk Israel zeigst Du, welch ein Gott Du bist. Dafür preisen wir Dich.

In Deinem Sohn und Christus Jesus hast Du bestätigt, was Du Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob, Lea und Rahel verheißen hast. Dafür rühmen wir Dich.

Zu Deiner Barmherzigkeit, Gnade und Geduld dürfen wir Zuflucht nehmen, dafür loben wir Dich.

Wir bitten Dich:

für alle Menschen, die in den Kriegen dieser Welt leiden, die sich verteidigen oder fliehen müssen und vor einer ungewissen Zukunft stehen. Besonders legen wir Dir die Menschen in und aus der Ukraine ans Herz,

für alle Menschen, die sich für Wahrheit, Recht und Mäßigung einsetzen und die sich mit Verhandlungen und Hilfeleistungen aller Art gegen Hass und für Versöhnung engagieren. Besonders legen wir Dir ans Herz die Journalistinnen und Journalisten, die Politikerinnen und Politiker, die Helferinnen und Helfer, die Menschen, die Verantwortung in Kirchen, Synagogen und religiösen Gemeinschaften übernehmen.

Wir bitten Dich auch

für diejenigen, die verstrickt sind in Schuld und Selbstgerechtigkeit. Besonders legen wir Dir die ans Herz, die noch nicht den Mut gefunden haben, ihr Herz und ihren Mund zu öffnen, um auf andere zuzugehen und ihnen offen ihre Schuld zu bekennen.

für diejenigen, die Gewalt erlitten haben, in Kirchen, religiösen Gemeinschaften, Familien oder anderswo. Besonders legen wir Dir die Frauen, Kinder und Männer ans Herz, die mit den Nachwirkungen an Leib und Seele kämpfen, die alleine dastehen und noch keine Gerechtigkeit erfahren haben.

Und wir bitten Dich

für die Menschen in unserer Nachbarschaft und in unseren Kirchengemeinden, die keinen Ausweg und keine Hoffnung sehen in ihren Ängste, ihrer Furcht, ihren Sorgen und ihrem Schmerz.

KASUALBITTEN

Was wir für uns selbst erbitten, erbitten wir mit den Worten, die Dein Sohn und Christus Jesus uns selbst gelehrt hat

Vater Unser

“Zweiter Sonntag der Großen Fastenzeit – Reminiscere”.  Röm 5: 1 – 11 NT.  Joh 3: 16 – 21. VZ. Jesaja 5:1-7. Predigt von Larissa Kostenko 13.3.2022 Winnyzja deutsch-russisch

Liebe Larissa, du hast ja wirklich unglaublich viel geleistet heute. Und all diese Dinge habt ihr in einem öffentlichen Bus/Straßenbahn transportiert? Vielen Dank auch für deine Predigt. Du hast mich angerührt. Dein Mut, deine Zuversicht und dein Glauben in diesen Zeiten sind bewundernswert. Ich überlege, ob ich nicht deine Predigt morgen im Livestream online in deinem Namen halte. Natürlich auf deutsch – so skizzenhaft die Predigt ist, so eindrücklich ist sie. Authentisch. Und mutmachend. Erlaubst du mir das? Janosch)

Aber Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm. 5:8)

GEBET DES TAGES

Unser Erlöser, Du siehst, wie hilflos wir angesichts der äußeren Gefahren sind.

Bewahre uns, reinige unsere Herzen von aller Schlechtigkeit und allen Lastern und schütze uns vor der Macht der Finsternis – um Jesu Christi, unseres Herrn, willen.

***

O Gott, barmherziger Vater, wir bitten dich: Erbarme dich der armen Herde, um derentwillen dein geliebter Sohn sich in die Hände der Sünder gab und einen schändlichen Tod am Kreuz erlitt; gib uns die Gnade, dass auch wir nach dem Beispiel deines Sohnes das Leiden geduldig ertragen und dich allezeit durch ihn, deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, preisen und segnen können.

***

Predigt

 “Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.”

Liebe Brüder und Schwestern! Jede Predigt beginnt mit den Worten: “…Gnade sei mit euch und Friede…”. Das sind in der Tat gute und wunderbare Wünsche an euch, nicht vom Prediger, sondern von Christus selbst! Er hat uns durch sein heiliges Opfer sowohl den Frieden mit Gott als auch die Gnade Gottes für ein heiliges Leben in Christus gebracht! Ich denke, das sind die beiden wichtigsten Wahrheiten des christlichen Lebens, besonders in der Fastenzeit!

Heute ist der zweite Sonntag der Großen Fastenzeit, den wir mit den Worten des Reminiscere-Sonntagspsalms “REMINiscere” nennen. Psalm 24,6

Die große Fastenzeit ist uns als Vorbereitung auf das Pascha des Herrn gegeben, die glorreiche Auferstehung Christi von den Toten zu unserer Rechtfertigung und ewigen Erlösung. Deshalb ist die Fastenzeit eine Zeit der verstärkten Verkündigung der Leiden des Gottessohnes. Wir gehen den Weg seines Leidens und begleiten ihn bis zum Kreuz. Dabei erkennen wir, dass er bereit ist, unser Kreuz, unseren Schmerz auf sich zu nehmen.

Unsere Fastenzeit der Solidarität mit unserem leidenden Herrn und Meister. Es ist auch eine Zeit der intensiven Reue und des Bedauerns über die Sünden, die wir mit unseren Gedanken, Worten und Taten begehen.

Der reformierte Kirchenvater Martin Luther begann seine weltberühmten und epochalen 95 Thesen mit folgenden Worten: “Wenn unser Herr Jesus Christus sagt: ‘Tut Buße’, dann will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen von unaufhörlicher Buße geprägt ist.

Wir wollen ihm besonders nahe sein. Die Reue betrifft nicht nur unsere Seele, sondern auch unseren Körper, denn der Mensch sündigt sowohl an Leib als auch an Seele. Und wie M. Luther in seinem kurzen Katechismus schrieb, ist die Fastenzeit ein gutes Werk äußerer Frömmigkeit.

Wie unser Gott uns durch den Mund seines Propheten Jesaja sagt: “Das ist die Fastenzeit, die ich gewählt habe: Teile dein Brot mit den Hungrigen…” (Jesaja 58:6a,7a).

Das möchte ich Ihnen auch sagen. Dass selbst ein strenges und opferbereites Fasten vergeblich sein und zu bloßem Hungertod und Heuchelei werden kann, wenn es ohne die gläubige Teilnahme an der Verkündigung des Wortes Gottes in der Kirche und an den heiligen Mysterien des Leibes und Blutes des Sohnes Gottes im Sakrament des Altars geschieht. Möge euer Fasten aufrichtig sein, zur Ehre Gottes in Christus und zum Wohl eures Nächsten, mit dem ihr euer Brot teilt.

Hören Sie sich den Text aus Johannes 14-21 an: “16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das Gericht aber besteht darin, daß das Licht in die Welt gekommen ist; aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, weil ihre Werke böse waren:20 Denn wer Böses tut, der haßt das Licht und wandelt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden, weil sie böse sind:21 Wer aber rechtschaffen handelt, der wandelt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott gemacht.

Wir sind manchmal kleinlich, neidisch, böse und ungeduldig, suchen oft das “Eigene”, streben danach, andere unterzuordnen, sind unfähig, wirklich zu lieben und zu opfern…

Wir versuchen vielleicht sogar, Gott uns selbst unterzuordnen … Wir beunruhigen Gott ständig mit unserem “Warum?”, “Wieso?”, “Weshalb?”.

Fastenzeit inmitten des Krieges.

Man kann sich kaum etwas Unvereinbareres vorstellen: eine stille Zeit des Gebets und eine Zeit der Kriegsführung.

Tod und Leid brachen in unsere maßvolle Welt ein. Der Krieg mit all seinen Schrecken und Problemen war bereits in die Häuser einiger Menschen eingezogen, für andere stand er vor der Tür. Und in einem Augenblick wurde alles, was uns mit Selbstverständlichkeit beschäftigt hatte, wertlos, in einem Augenblick verschwand unsere gewohnte Stabilität, unsere zufriedene Zuversicht schwand.

Und plötzlich wurde uns klar und deutlich: Alles in unserer Wirklichkeit hängt von Gott ab, von seinem Willen und seiner Gnade. Ich bete rund um die Uhr, für mich, für das Lager, für die Welt und für jeden von euch, für jeden Reisenden. der jeden Tag vor meinen Augen vorbeizieht. Ich bete. Für diejenigen, die Hilfe leisten, für diejenigen, die Hilfe leisten und sie erhalten. Und ich bete.

Außer dem Herrn gibt es nichts und niemanden, auf den man hoffen kann, alles ist in seiner rechten Hand!

Wie lange beten wir schon so, wie wir jetzt beten?

Wie lange haben wir uns schon so nach der Beichte gesehnt wie jetzt? Seit wann schätzen wir jede Gelegenheit, in die Gemeinschaft zu kommen, so sehr, wie wir es jetzt tun?

Heute wird uns mehr denn je bewusst, wie nahe uns der Herr ist und wie unbedeutend wir vor ihm sind.  Er LIEBT uns! Er ist geduldig mit uns! Er vergibt uns unendlich oft! Er hört uns immer – und hört zu! Er liebt uns so sehr, dass er seinen unschuldigen Sohn für uns, die Grausamen und Stolzen, hergab, damit wir zerrissen werden! Damit wir durch ihn das ewige Leben haben! Dass wir in ihm, in Christus, mit ganzer Seele und ganzem Herzen nach Licht streben! Dass es keine Dunkelheit in unseren Seelen geben soll!

In der Tat, wie viel Dunkelheit gibt es in der Welt, in der Gesellschaft, in deinem Herzen… Wie viel Gleichgültigkeit und sogar Wut ist in deinem Herzen … Wir alle, wir alle brauchen Gottes Vergebung und Christi Liebe…

Überall herrscht Aufruhr.

Aber wer wüsste besser als wir Gläubigen, dass niemand jemandem ein Morgen versprochen hat. Nicht vorher und nicht jetzt. Weder im Krieg noch im Frieden.

Seit dem Sündenfall bis heute ist die einzige Zeit, die dem Menschen zur Verfügung steht, das Heute, oder besser gesagt, der gegenwärtige Augenblick dieses Tages.

Hat der Krieg etwas verändert? Nein. Aber es hat sich etwas anderes geändert.

Neben uns ist ein leidender Nachbar. Die Mittellosen, die Einsamen, die Alten, die Flüchtlinge, die Mittellosen, die Krieger und die Friedfertigen. Und sie alle haben uns Christen. Wir können helfen, wir müssen helfen, viele Schwestern und Brüder spenden uns jetzt, so wirkt der Herr, durch unseren Nächsten.

Dies ist unsere Verantwortung, unser Heilmittel gegen Angst, Feigheit, Gier und Egoismus.

Jeder Nachbar ist unser Gewissen. Wir müssen uns den Prüfungen mutig stellen.  Wenn Menschen massenhaft in Angst, Panik, Verzweiflung und Hass verfallen, ist es unsere Berufung, für sie da zu sein. Den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zu teilen.

Denn wenn man sich jetzt nicht auf uns Christen verlassen kann, auf wen dann?

Gott ist mit uns!

Gott beschützt uns!

Gott gibt uns eine Zukunft!

Der Sieg über das Böse und der Triumph des Friedens, der Würde und der Freiheit! 

GEBET Wir danken dir, allmächtiger Gott und Vater, für dein heilbringendes Wort, durch das du uns aufbaust und lehrst, unseren Glauben stärkst und reinigst und unser Leben täglich erneuerst, und wir beten zu dir: Gib uns die Gnade und die Kraft deines Heiligen Geistes, dass wir im Glauben nach deinem Wort die wahre Frucht der unbarmherzigen Reue hervorbringen, zu der du uns in deiner Güte führst, und dir im Glauben und in der Gerechtigkeit dienen und unserem Nächsten in der Liebe nach dem Glauben. Bei Jesus Christus, unserem Herrn. AMEN

Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, sei in unseren Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unserem Herrn. AMEN

«Второе воскресенье великого поста — Reminiscere».       

 Рим 5: 1 — 11   НЗ.  Ин 3: 16 — 21. ВЗ. Исаия 5:1-7

Но Бог Свою любовь к нам доказывает тем, что Христос умер за нас, когда мы были еще грешниками. (Рим. 5.8)

МОЛИТВА ДНЯ

Избавитель наш, Ты видишь, как мы беззащитны перед лицом опасностей, угрожающих нам извне.

Сохрани нас, очисти наши сердца от всякого нечестия и порока и защити нас от власти тьмы – ради Иисуса Христа, Господа нашего.

***

Боже, Отче милосердый, молим Тебя: милостиво призри на бедное стадо, ради которого возлюбленный Сын Твой предал Себя в руки грешников и претерпел позорною крестную смерть; дай нам благодать, чтобы по примеру Сына Твоего и мы терпеливо переносили страдания и во всякое время славили и благословляли Тебя через Него же Сына Твоего, Иисуса Христа, Господа нашего.

 «Благодать вам и мир, от Бога Отца и Господа нашего Иисуса Христа. Аминь».

Дорогие братья и сестры!                                                                                                                                 Каждая проповедь начинается со слов: «…Благодать вам и мир…». Это действительно, хорошие и замечательные пожелания вам, не от проповедующего, а от Самого Христа! Он, своей Святой Жертвой принес нам и мир с Богом, и благодать от Господа для Святой жизни во Христе! Думаю, это две самые важные истины Христианской жизни, особенно во время Великого Поста!

Ныне уже Второе Воскресенье Великого Поста, которое мы называем словами Псалма дня Воскресенья Reminiscere  «ВСПОМНИ». Пс.24:6                                                                           Великий Пост нам дан, как время нашего приготовления к Пасхе Господней, Светлому Христову воскресенью из мёртвых ради нашего оправдания и вечного спасения. Именно поэтому время Поста – это время усиленной проповеди страданий Сына Божьего.   Мы проходим путь страданий ИХ, сопровождаем Его на крест. При этом мы понимаем, что Он готов взять на себя наш крест, нашу боль.                                                                                                      Наш Пост солидарности с нашим страдающим Господом и Учителем.                                                  Это ещё и время усиленного покаяния и раскаяния в своих грехах, которые мы совершаем нашими мыслями, словами и делами.                                                                                    Отец – реформатор Церкви Мартин Лютер начал свои всемирно известные и эпохальные 95 тезисов такими словами: «Если наш Господь Иисус Христос говорит: «Покайтесь!», то Он желает, чтобы вся жизнь Его верных была непрестанным покаянием».                                  Мы хотим быть особенно близко к Нему , покаяние касается не только нашей души, но и нашего тела, потому что человек грешит и телом и душой. И ещё М. Лютер писал в своём Кратком Катехизисе,    ПОСТ – это хорошее дело внешнего благочестия».                     Как нам говорит наш Бог устами Своего пророка Исаии: « Вот пост, который Я избрал: …раздели с голодным хлеб твой…»( ис.58: 6а.7а)                                                                                       

Ещёхочу вам сказать. Что даже суровый и жертвенный пост может стать напрасным и превратиться в простое голодание и лицемерие, если он совершается без участия верою в церковной проповеди Божьего Слова и участия в пресвятых тайнах Тела и Крови Божьего Сына в Таинстве Алтаря.                                                                                                                      Пусть будет ваш пост искренним, во славу Божью во Христе и во благо вашего ближнего, с которым вы разделите свой хлеб.

Послушайте текст Евангелия от Иоанна 14-21                                                                                                    «16 Ибо так возлюбил Бог мир, что отдал Сына Своего Единородного, дабы всякий, верующий в Него, не погиб, но имел жизнь вечную. 17 Ибо не послал Бог Сына Своего в мир, чтобы судить мир, но чтобы мир спасен был через Него. 18 Верующий в Него не судится, а неверующий уже осужден, потому что не уверовал во имя Единородного Сына Божия. 19 Суд же состоит в том, что свет пришёл в мир; но люди более возлюбили тьму, нежели свет, потому что дела их были злы; 20 ибо всякий, делающий злое, ненавидит свет и не идёт к свету, чтобы не обличились дела его, потому что они злы, 21 а поступающий по правде идёт к свету, дабы явны были дела его, потому что они в Боге соделаны»

Мы порой мелочны, завистливы, злы и нетерпеливы, часто ищем «своего», стремимся подчинять себе других, не умеем по настоящему любить и жертвовать…                                               Мы и Бога стремимся себе порой подчинить… Постоянно тревожим Бога своим                         «а почему?»,    «а зачем?»,     «а за что?».

Великий пост в условиях войны.

Сложно представить, более несовместимые вещи: тихое время молитвы и боевые действия.

Смерть и страдания ворвались в наш размеренный мир.                      Война, со всеми ужасами и бедами, к одним уже пришедшая в дом, а у других стоящая на пороге. И в одно мгновение обесценилось все то, что занимало нас безраздельно, вмиг исчезла привычная стабильность, улетучилась  сытая уверенность.

И нам вдруг стало ясно и очевидно: в нашей реальности всё зависит от Бога, от Его воли и милости. Я молюсь 24/7.За себя, за стану, за весь мир и за каждого из вас, за каждого путника. Который проходит перед моим взором каждый день. Я молюсь. За тех кто оказывает помощь, за тех кто её осуществляет и получает. А молюсь.

Кроме Господа не на что и не на кого надеяться, всё в Его деснице!

Давно ли мы молились, как молимся сейчас?

Давно ли мы так жаждали исповеди, как теперь?                                   Давно ли так ценили каждую возможность прийти в общину, как нынче?

Сейчас, как никогда, ощущается, насколько близок к нам Господь, и насколько ничтожны перед Ним мы.                                            Он нас — ЛЮБИТ! Он нас — ТЕРПИТ! Он нас бесконечно — ПРОЩАЕТ!                                                   Он нас всегда — СЛЫШИТ и СЛУШАЕТ!                                                             Любит до такой степени, что отдал своего невинного Сына нам, жестоким и гордым, на растерзание! Чтобы мы имели через Него вечную жизнь! Что бы мы в нем, во Христе, стремились всей душою и сердцем к свету! Чтобы в нашей душе не было тьмы!

Действительно, сколько сейчас тьмы в мире, в обществе, в твоем сердце… Сколько равнодушия и даже злобы в твоей душе…                                                                                                     Всем, всем нам так нужно прощение Бога и любовь Христа…

Вокруг неспокойно.

Но, кому как не нам, верующим, знать, что завтрашнего дня никто никому не обещал. Ни раньше, ни сейчас.

Ни в войну, ни в мирную пору.

От грехопадения доныне, единственным временем, находящимся в распоряжении человека, есть  исключительно день сегодняшний, а вернее – настоящий миг этого дня.

Разве война что-то изменила? Нет. Но она изменила другое.

Рядом с нами – страдающий ближний.

Немощные, одинокие, старики, беженцы, нуждающиеся, воины и мирные.

И у всех у них есть мы – христиане. Мы можем помочь, мы должны помогать, нам сейчас много сестёр и братьев жертвуют, чтобы мы помогали, так действует Господь, через ближнего.

Это – наша ответственность, наше лекарство от страха, малодушия, жадности, эгоизма.

Каждый ближний – это наша совесть…

От нас требуется встретить испытания с мужеством.

Когда люди массово поддаются страху, панике, отчаянию, ненависти – наше призвание быть рядом.

Делиться верой, надеждой, любовью.

Ведь если на нас, христиан, нельзя будет опереться сейчас, то на кого же тогда?

Бог с нами!

Бог хранит нас!

Бог дарует нам будущее!

Победу над злом и торжество мира, достоинство и свободу!  

ПОМОЛИМСЯ                                                                         Благодарим Тебя, всемогущий Боже и Отче, за спасительное слово Твоё, которым Ты назидаешь и научаешь нас, укрепляешь и очищаешь нашу веру и ежедневно обновляешь нашу жизнь, и молим Тебя: подай нам благодать и Силу Твоего Святого Духа, чтобы принесли мы в вере по Слову Твоему истинный плод нелицемерного покаяния, к которому Ты ведёшь нас в Своей Благости, и послужили Тебе верою и правдою, а нашему ближнему в любви по вере. Иисусом Христом и Господом нашим. АМИНЬ

И мир Божий, который превыше всякого ума, да соблюдёт сердца и помышления наши во Христе Иисусе, Господе нашем. АМИНЬ.

Beginn der Fastenpredigten in der Johanniskirche mit Axel Töllner

Wie seit vielen Jahren üblich, hat das Team der Johanniskirche Lauf für die Fastenpredigten das Thema „So geht Versöhnung“ schon vor einiger Zeit ausgewählt. Trotzdem hochaktuell: Wir fragen, wie „Versöhnung“ angesichts von Mord und Zerstörung in der Ukraine überhaupt möglich ist. In gewalttätige Eskalationen verwickelt, sehnen wir uns nach Vermittlung.

 Die Fastenpredigerinnen sind Zeitgenossen, stehen mitten im Leben, befragen realistisch die Erfahrung der Bibel und geben Orientierung durch ihre persönliche Anschauung.

Die Gottesdienste beginnen jeweils um 9.30 Uhr in der Johanniskirche. Danach ist Zeit für eine persönliche Begegnung mit unseren Fastenpredigerinnen beim Kirchencafé im Johannis-Saal oder auf dem Kirchenplatz. Alle Gottesdienste werden besonders musikalisch ausgestaltet.

Sonntag, 13.03. Reminiscere

„So geht Versöhnung – auf jüdisch!” mit Axel Töllner


Dr. Axel Töllner ist landeskirchlicher Beauftragter in der ELKB für den christlich-jüdischen Dialog und war einmal Vikar in Lauf. Er lehrt an verschiedenen Hochschulen der Region zu diesem Thema. Musik von Dagmar Brandt und Silke Kupper. Anschließend Kirchencafe.



Sonntag, 20.03. Okuli

“So geht Versöhnung – in Europa!” mit Pfarrer i. R. Gottlob Heß

Pfarrer i.R. Gottlob Heß war Pfarrer in Lauf und ist Mitglied des „Ökumenischen Lebenszentrums in Ottmaring“ (Augsburg). In Ottmaring „lernt“ man, wie sich Einheit in Vielfalt ereignet. Das Lebenszentrum hat Jahrzehnte der Erfahrung von Versöhnung in der Ökumene Europas. 

Sonntag, 27.03. Lätare „So geht Versöhnung – im Strafvollzug!” mit Mag. Theol. Katharina Leniger. Musik von den Stadtstreichern.

Katharina Leniger stammt aus Lauf, studierte Musik und katholische Theologie und ist seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Lehrstuhl für Christliche Sozialethik in Würzburg. Sie promoviert zur Rolle der Versöhnung für die Resozialisierung (Ethik im Justizvollzug).

Bibellesen über 1. Joh. 2, 1-17: Was Gott von uns will

Was will Gott für unser Leben als Glaubende? Das lesen wir heute im 2. Teil unserer Reihe über die Johannesbriefe. Kommen Sie zu der Andacht um 19.00 Uhr ins Gemeindehaus Christuskirche oder sehen Sie es online mit bzw. danach durch einfachen Klick HIER.

Der heutige Text ist aus dem 1. Johannesbrief, Kap. 2, 1-17:

1 Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. 2 Und er selbst ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. 3 Und daran merken wir, dass wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten. 4 Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. 5 Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. 6 Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll so leben, wie er gelebt hat.
7 Meine Lieben, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern das alte Gebot, das ihr von Anfang an gehabt habt. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt. 8 Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot, das wahr ist in ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon. 9 Wer sagt, er sei im Licht, und hasst seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis. 10 Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und durch ihn kommt niemand zu Fall. 11 Wer aber seinen Bruder hasst, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wo er hingeht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.
12 Liebe Kinder, ich schreibe euch, dass euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen. 13 Ich schreibe euch Vätern; denn ihr habt den erkannt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch jungen Männern; denn ihr habt den Bösen überwunden. 14 Ich habe euch Kindern geschrieben; denn ihr habt den Vater erkannt. Ich habe euch Vätern geschrieben; denn ihr habt den erkannt, der von Anfang an ist. Ich habe euch jungen Männern geschrieben; denn ihr seid stark, und das Wort Gottes bleibt in euch, und ihr habt den Bösen überwunden. 15 Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. 16 Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. 17 Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.

“Durch den Geist Gottes leben wir aus dem, was wir nicht sind” Predigt von Pfarrer Jan-Peter Hanstein 2. Sonntag nach Epiphanias 1 Kor 2,1-12

(Predigttext in der Predigt)

„Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. 3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; 4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft, 5 auf dass euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.

2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.

auch für mich ist heute diese Beschreibung von Paulus keine hohle Phrase:  mit Furcht und Zittern …

Ein schwerer Text! Mögen Sie sich beim Hören gedacht haben. Gespannt oder resigniert, was der Prediger hier vorne mal wieder daraus machen würde. Jesus machte aus Wasser Wein, damit die Hochzeit der Freude fortgesetzt werden kann.

Und ich soll hier auch im übertragenen Sinn Wasser zu Wein machen? Klar – 

Mit Furcht und Zittern, weil jeder, der sich auf diese Worte von der Kraft Gottes durch die Verkündigung des Gekreuzigten heute wie damals ein Risiko eingeht. Ein Wagnis. Der Erweis des Geistes und der Kraft.

Bis ich einwillige: Ja komm, lebendiger Geist und schenke nicht nur mir die Kraft zum predigen, sondern öffne auch die Ohren der Hörenden.

Mit Furcht und Zittern.

Und seht wie ich eingezwängt bin. Hinter mir das germanische Heiligtum schlechthin: der geschmückte Weihnachtsbaum, neben mir die berühmte wunderbare Puppenmacherkrippe, aber über mir hängt das neuerdings etwas grell beleuchtete Kruzifix, bedrohlich wie ein Damoklesschwert.

Aber das Krippenlied schwingt in mir nach: da steht ein Dichter vor der Krippe und singt:

„Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen!“

 Aber nun Paulus: gar nicht im Überschwang. Sondern:

„ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern“ schreibt Paulus ehrlich. Und dass er das schreiben muss an die Gemeinde, die er gegründet hat, heißt doch auch, das seine Lehre niemals unbestritten dastand, überwältigend wie das System von Aristoteles oder unanfechtbar wie die beißende Kritik eines Sokrates.

Was Paulus da sagt, klingt immer noch paradox, ja absurd wie am ersten Tag.

Ich will unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.

Es geht nicht um die hohe Philosophie, nur die wenigsten durchdringen und auch ich habe einmal erlebt, wie sich mein jugendlicher Geist aufschwang in die Höhe der Philosophieseminare von Reiner Wiehl bis ich plötzlich gegen eine unsichtbare gläserne Decke stieß – ich konnte hindurchsehen und sah die höchststehendsten Erkenntnisse, die Menschen haben können, aber stieß mir schmerzhaft den Kopf an und brach mir fast das Genick, bevor ich hinabtrudelte wie Ikarus, der mit seinen von Wachs zusammengehaltenen Federschwingen der Sonne zu nah gekommen war.

Nein, mir stehen auch nicht die „überredenden Worten der Weisheit“ zur Verfügung, die nach Paulus nur den Vollkommensten und Klügsten zustehen. Ich bin ein einfacher Pfarrer und muss reden zu euch, was ich gehört und gesehen und verstanden habe.

Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, 8 die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.

Ein wenig flirtet Paulus mit den damaligen Mysterienreligionen. Wir würden sagen- Esoterik. Geheimnis nach Geheimnis wird denen eröffnet, die eifrig sich auf die mystischen Meister einlassen, einen Kurs nach dem anderen bezahlen, bis sie schließlich erleuchtet über den anderen schweben. Eingeweiht in die Geheimnisse des Lebens, die anderen, die sich nicht bemühen und auch nicht so viel investieren können in wunderbare Seminare in der Toscana für immer verschlossen bleiben.

Paulus redet zwar von Geheimnissen, von der „Sophia“ in Gott, aber er macht kein Geheimnis daraus sondern legt das Geheimnis einfach offen hin:

»Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes.

Vielleicht denkt ihr wie ein Kierkegaard gedacht hat: „Der Glaube ist das Größte und Schwerste“ / „Der Glaube beginnt gerade da, wo das Denken aufhört“. Tatsächlich ist da eine Grenze. Oder nicht eine Grenze, sondern ein großer Unterschied.

Es geht um das, was ein Mensch wissen kann. Und das was Gott weiß.

Wissen von uns Menschen und die Weisheit Gottes. O dass mein Sinn ein Abgrund wär …

Zurzeit ist unglaublich viel von Wissenschaft die Rede, hauptsächlich der Biologie und Medizin. Die modernen Wissenschaften werden manchmal als „gottlos“ bezeichnet. So oft, dass die Wissenschaftler manchmal selbst meinen, sie könnten nicht an Gott glauben, weil es nichts anderes gibt als das Wissen.

Dabei geht es nur darum, dass wir nicht selbst einfach Gott einsetzen, wenn unsere Untersuchungen nicht weiterkommen. Das birgt nämlich die Gefahr, das neue Erkenntnisse so wirken, als müsse sich Gott wieder zurückziehen, bis er schließlich überhaupt keine Aufgabe mehr hat. Beispiel: Wenn Gott früher für den Donner und Blitz zuständig war, dann war er diese Aufgabe spätestens nach den Untersuchungen von Benjamin Franklin zum Gewitter wieder los. Deshalb haben christliche Wissenschaftler wie Hugo Grotius in seinem berühmt gewordenen Satz gesagt: Wir müssen forschen und arbeiten, als ob es Gott nicht gäbe. Aber dieser methodische Atheismus ist zutiefst aus der christlichen Kultur entstanden, weil diese Denker bescheiden die Grenzen ihres Wissens gegenüber dem Glauben kannten. Oh, ich merke ich drifte ab und komme doch mit den Argumenten der höchsten Erkenntnistheorie. Wer da mehr erfahren will, ist eingeladen zu dem nächsten Philosophischen Cafe leider über Zoom mit Dr. Edmund Sandermann und unserem klugen ehemaligen Vikar Christian Kamleiter.

Nur soviel: Auch bei Luther begegnet uns das „Etsi deus non daretur“, lebenspraktisch. Der Rat der Stadt „soll sich stellen, als wäre kein Gott da und müsste sich selbst erretten und selbst regieren, gleich wie ein Hausherr soll arbeiten, als wollte er sich mit der Arbeit ernähren. Aber er soll sich davor hüten, dass sein Herz sich verlasse auf solches sein Tun.“

Ich bekomme wieder Furcht und Zittern. Denn mit dem was ich sage, kann man nicht einmal eine Stadt oder Kirchengemeinde „regieren“. Diese praktische Vernunft wird immer wieder den Herrn der Herrlichkeit nicht erkennen und ihn als religiösen Unruhestifter kreuzigen, wie Paulus schreibt:

„Die Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.“

Kupferspiegel aus Zypern (Eisenzeit) wibilex

Liebe Gemeinde,

versteht ihr das Problem? Alles Wissen, alle medizinische Forschung, auch die Tiefenpsychologie der Seele, auch die Astronomie und sogar die Wissenschaften Recht und Soziologie, all die Lebensratgeber und Kurse, die Leib und Seele zu höherem berufen, lassen uns „nur“ bei uns selber bleiben. Da ist eine Wand, oder wie ich erzählte, eine Decke. Vielleicht ein Spiegel, in dem wir uns nur selber sehen. Das ist schon viel. Aber weiter kommen wir da nicht. Außer der Geist erhellt diesen Spiegel und wir sehen hindurch, wie wir erkannt sind. (1 Kor 13)

Von uns aus gesehen können wir alle nur Wein zu Wasser machen. 

10 Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes. 11 Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.

Jetzt sind wir da. Ein Sprung in den Glauben. Zauberwerk? Wasser zu Wein?

Der Geist Gottes. Der schon im 2. Vers der Genesis, ganz am Anfang über der Tiefe, Tehom, der Urflut „schwebt“ oder vielmehr sich suchend und verstehend bewegt. Mit dem Geist Gottes können wir nicht denken oder Reden. Er ist nicht „deus ex machina“, der uns einfach zur Verfügung steht, wenn wir Prediger nicht weiter wissen. Dieser Geist Gottes führt uns in die Tiefe.

In der Tiefe ist Wahrheit. Aber nicht einer eingebildeten typisch deutschen Tiefsinnigkeit. Sondern in der wirklichen Tiefe des Todes. Der gekreuzigte Christus. Hinabgestiegen in das Reich des Todes. 

Das Erkennungszeichen.

Heute am 2.Epiphanias ist ein Trinitatisfest. Vater und Sohn feiern wir an Weihnachten. Aber ohne Himmel und Erde, ohne Anfang und Ende, ohne die Bewegung Gottes zu uns, in unser Herz, ohne den Glauben, den der Geist in uns weckt und schenkt, bleibt Jesus nur eine historische Denkfigur.

Und wenn der Geist nicht verfügbar ist? Es hier kalt und verlassen ist? Und ich mich alleine und verzweifelt fühle. So ist er doch da: Mit Furcht und Zittern. In Not und Zweifel. Der Christusgeist, den Paulus beschreibt.

So ist der Geist Christi, schreibt Bonhoeffer aus dem Gefängnis an seinen Freund Eberhard Bethge mit seinem unvollendeten Entwurf der „mündigen Welt“: einer Welt ohne Gott und doch mit Gott.

„Hier liegt der entscheidende Unterschied zu allen Religionen. Die Religiosität des Menschen weist ihn in seiner Not an die Macht Gottes in der Welt, Gott ist der Deus ex machina . Die Bibel weist den Menschen an die Ohnmacht und das Leiden Gottes; nur der leidende Gott kann helfen. Insofern kann man sagen, daß die beschriebene Entwicklung zur Mündigkeit der Welt, durch die mit einer falschen Gottesvorstellung aufgeräumt wird, den Blick freimacht für den Gott der Bibel, der durch seine Ohnmacht in der Welt Macht und Raum gewinnt.“

Aus der Tiefe rufe ich zu dir, Herr höre meine Stimme  Ps 130.

Der Geist leitet uns nicht an zum Denken, sondern zum Danken, zum Beten, zur Freude, zum Singen und Dichten.

heute am 2. Sonntag nach Epiphanias, da ist das Thema Freude. Da hören wir davon, dass erhoben wird, wer in der Tiefe sitzt. Das am Ende all unserer Bemühungen zu verstehen und zu wissen, eine Freude steht, die Bach so besingt:

Jesu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier.
Ach, wie lang, ach lange
ist dem Herzen bange,
und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
außer dir soll mir auf Erden
nichts sonst Liebers werden.

Und das tun wir vorläufig nun auch.

396 1.3.6 Jesu meine Freude

Predigt über Jahreslosung

Die neue Jahreslosung 2022, Jesus Christus spricht: “Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.” (Joh. 6,37) In der heutigen Predigt legt Pfarrer Thomas Hofmann diese Einladung Jesu aus. Hören und sehen Sie sie nach durch Ihren Klick HIER.

Bildnachweis: (c) Stefanie Bahlinger, verlagambirnbach.de

Krippenspiel des Kinderchores – Wenn Engel streiten

Bei den Engeln bricht großer Streit darüber aus, wer denn den Hirten die Geburt Jesu verkündigen darf. Wird der starke Engel, der schöne, der große oder der fröhliche Engel der Welt die gute Nachricht bringen?

Hoffentlich können sich die Engel einigen, sonst wird wohl niemand jemals von Jesus erfahren….

Freigeschaltet ab 24.12. 0.00 Uhr

Die Kinder vom Kinderchor unter Leitung von Silke Kupper werden sicherlich eine Lösung finden, seid gespannt, und Diakonin Tina Höpfner hat noch einen kurzen Impuls für euch.

Weihnachtliches Konzert der evangelischen Stadtstreicher aus der Johanniskirche Sonntag, 19.12.2021, 17:00 Uhr als Livestream

Am Sonntag, den 4. Advent, den 19.12.21 laden die Laufer Stadtstreicher um 17 Uhr zu ihrem festlichen Konzert aus der Johanniskirche als Livestream ein. Unter Leitung von Heidi Braun erklingen Werke von G. Holst, J. S. Svendsen, H. Hartl und Joh. Seb. Bach.

Hier kommen Sie direkt zum Livestream Video ab 4. Advent Sonntag 17 Uhr.

Diese technisch aufwendige Produktion können Sie kostenlos sehen. Wir freuen uns aber über Ihre Spende für die musikalische Arbeit in unserer Kirchengemeinde.

Zu Beginn musiziert das Orchester die „St. Pauls Suite“ von G. Holst (1874-1934). G. Holst, ein englischer Komponist, war fasziniert von Irischer und Schottischer Folklore und verwendete gern Melodien aus dieser Tradition in seinen Stücken. So gelang ihm eine schwungvolle, mitreißende Kompostion.

J. S. Svendsen (1840-1911) war norwegischer Geiger und Komponist. Die Romanze G-Dur für Solovioline und Orchester op. 26 ist eines seiner populärsten Werke. Besonders beeindrucken die wechselnden Klangfarben und interessanten Harmonien des Stückes. Unsere junge Solistin ist die 14-jährige Geigerin Lina Kupper, die auch Mitglied des Orchesters ist und beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ bereits Erfolge auf Regional- und Landesebene erzielt hat.

Heinrich Hartl (geb. 1953) ist Nürnberger Komponist, Organist, Pianist und Dozent. Sein kompositorisches Schaffen umfasst Chor-, Orchester- und Kammermusik. Zur Aufführung gelangt sein Concerto Gregoriano op. 6. Thematische Grundlage sind ein Gregorianischer Choral und der Osterhymnus „Christ ist erstanden“. Daraus entwickelt Hartl ein dreisätziges meditatives Werk, das durch einfallsreiche Rhythmik und wirkungsvolle Klangbilder beeindruckt.

Zum Abschluss erklingt die Orchestersuite h-Moll Nr. 2 von J. S. Bach (1685-1750) füt Soloflöte und Streicher. Christine Theuerkauf, Laufer Musikpädagogin und vielfach bekannte Solistin übernimmt den Solopart. Es handelt sich bei der Suite um eine festliche französische Ouverture, und eine Folge von Tanzsätzen. Teilweise spielt die Soloflöte die Stimme der Violine 1 mit, an anderen Stellen bezaubert sie durch höchst virtuose Passagen.

Konzertmitschnitt vom 11. Juli 2021 aus der Evang. Johanniskirche Lauf

  • Allegro piacevole – Serenade e-Moll – Elgar 00:03:28

1. Satz: Allegro piacevole Edward Elgar, Serenade e-Moll, op. 20, für Streichorchester. Konzertmitschnitt und Produktion: Tonstudio H. Braun, Lauf