Livestream-Gottesdienste

– Ohne Techniker:innen im Hintergrund geht gar nichts!

Videomixing

Videokameras bedienen, Ton mischen, Einblendungen erstellen – das sind die Aufgaben der Techniker:innen eines Livestream-Gottesdienstes.

In einem kompetenten und netten Team kann man hier seine Lust an Technik ausleben.

Souverände Kameraleute

Der Zeitaufwand umfasst bei Einsätzen für Gottesdienste eine Probe und der Livestream am Sonntag. Aber auch andere Einsätze bei Veranstaltungen der Gemeinde sind denkbar.

Die Anzahl der Einsätze kann man, in Absprache mit den Teamleitern, selbst festlegen.

Alter: ab 15 Jahre

Abendmahl derzeit nur online

Die Feier des Heiligen Abendmahls findet in unserer evangelischen Kirchengemeinde derzeit nur dezentral und online statt. Der Kirchenvorstand hatte mehrheitlich beschlossen, auf Abendmahl in den Präsenz-Gottesdiensten zu verzichten, aber live gehaltene Online-Feiern zu erlauben. Dies ist möglich am

Gründonnerstag um 21.00 Uhr durch Ihren Klick HIER! (nur ca. 15 Minuten lang, als Fortsetzung der Präsenz-Gottesdienste von 18.00 Uhr in Dehnberg  und 19.30 Uhr in der Johanniskirche), sowie am

Ostersonntag um 10.30 Uhr als kompletten Livestream-Gottesdienst, die Links finden Sie auf der Startseite von www.lauf-evangelisch.de.

Daher halten Sie bitte Brot und Wein oder Traubensaft selbst zu Hause bereit, bevor die Online-Übertragungen der zeitgleichen Feiern stattfinden. Die Umstände seien nicht ideal, so Pfarrer Thomas Hofmann, „aber wir glauben an die Realpräsenz Jesu Christi im Sakrament, auch wenn zwischen Altar und Gläubigen mehr Abstand ist“. Die wichtigsten theologischen Bedingungen für ein gültiges Abendmahl – Jesu Einsetzungsworte, die Gleichzeitigkeit, die Gemeinschaft mit anderen Glaubenden – sind in diesen besonderen Zeiten notfalls auch so erfüllbar, mit Hilfe mündiger Glaubender als “Austeil-Helfer an sich selbst”. Ähnlich einem Haus- oder Kranken-Abendmahl, das Sie auf Wunsch auch derzeit mit einem Pfarrer / einer Pfarrerin vereinbaren können.

“Um es auch zu Hause feierlich zu begehen, nehmen Sie in der Nähe Ihres Bildschirms ein Stück Brot auf Ihr schönstes Tellerchen und, wenn vorhanden, ein edles Weinglas oder einen Kelch. Vielleicht sogar mit Kreuz und Kerze. Und wenn Sie möchten, ziehen Sie sich festlich an, denn der hohe Gast, Jesus, kommt gewiss in seinem Leib und Blut.”

4.Fastenpredigt “Was bleibt.” St. Jakob Lauf 14.3.2021 von Pfarrer Armin Langmann. Text der Predigt

Gottesdienst auf unserem Youtube C1 Kanal

Liebe Gemeinde, was bleibt?

Hannes Wader hat mit dem Lied„Heute hier, morgen dort“ seit 1972 jedes Konzert begonnen. Es ist ein Volkslied geworden. Es endet mit den unvergesslichen Zeilen: „So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, wie es war“.

Er hat damit ein Lebensgefühl getroffen, das viele Menschen für sich auch so empfunden haben. Gelegentlich hat man „schwere Träume“, weil sich dauernd alles ändert. Doch prinzipiell hat man aufgehört, nach „Gestern und Morgen“ zu fragen. „Hab es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt.“, Mit dem stetigen Wandel muss der Mensch klarkommen. Denn „Es bleibt nichts, wie es war!“

Heraklit von Ephesos (griechisch Ἡράκλειτος ὁ Ἐφέσιος Hērákleitos ho Ephésios, latinisiert Heraclitus Ephesius; * um 520 v. Chr.; † um 460 v. Chr.) war ein vorsokratischer Philosoph aus dem ionischen Ephesos.

Neu war diese Erkenntnis nicht. Schon der griechische Philosoph Heraklit wusste: panta rhei – alles fließt „Alles ist in Bewegung, nichts bleibt stehen.“ „Niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen, ob wir wollen oder nicht.

Zweieinhalbtausend Jahre nach dem Tod des Philosophen gilt immer noch: Man muss beweglich und schnell sein, denn „starr und langsam“ teilen im Zeitalter von Globalisierung und Internet die Gesellschaft. Innovation hat Vorrang vor alten Zöpfen.

Der Mensch muss sich auf neue Herausforderungen einstellen. Es braucht nachhaltige Antworten auf gesellschaftliche Probleme. Statische Regeln reichen nicht.

Die Frage „Was bleibt?“ stellt sich nicht nur am Ende des Lebens. Auch um die alltäglichen Dinge zu bewältigen, braucht man gute Regeln, Werte und Maximen.

Wie in jenem Pfarramtsbüro, wo ein Mitarbeiter vor Jahren die eingehende Post und die eingehenden Telefonanrufe nach zwei Maximen geordnet und abgearbeitet haben soll:  Er hatte zwei Stapel: Rechts kam
„1. Das haben wir schon immer so gemacht!“ und links
„2. Das war ja noch nie da!“

Jeder Mensch sucht Orientierung und braucht Regeln für den Umgang mit Leben und Tod, Glück und Leid, Liebe und Krieg, Finden oder Verlieren. Das kann man bis zu den ältesten Höhlenmalereien zurück verfolgen. Menschen hielten in Bildern und Geschichten fest, was sie bewegt hat: Freude und Gefahr, Glück und Erfolg, Saat und Ernte, Arbeit und Mühe, Essen und Trinken, Hungern und satt sein, Fest und Feier, Musik und Tanz, Wasser und Wein, Liebe und Glück, Kindheit und Alter, Essen und Trinken, Abschied und Tod.

In der Bibel ist das Gleichnis vom Weinberg so ein Bild, so eine Geschichte. Sorge und Pflege des Weinbergs wurden sogar ein Modell, das anschaulich machen will, wie Gott sich um sein Volk müht und wie wir anvertraute Aufgaben erfolgreich übernehmen oder sträflich vernachlässigen.

Was bleibt ist die Erinnerung an süße und saure Trauben, gut instand gehaltenes Werkzeug, der reparierte Zaun, die neuen Schläuche für neuen Wein und die bewährten Krüge für den alten. Die Erinnerung an Fleiß und Umsicht. Das Ringen um Grenzen und Werte, Lohn und Erfolg. Der Widerstand gegen Faulheit, fehlendes Engagement, mir-doch-egal-Haltung, Betrug, Rausch, Trunkenheit, Aggressivität, zwischenmenschliche Störungen. All das, Lob und Kritik bleiben am Beispiel des Weinbergs im Gedächtnis. Der Prophet Jesaja tobt, wenn er an den „Weinberg Israel“ denkt:

„Ich suchte Gerechtigkeit und fand bei euch Schlechtigkeit! Ich wartete auf Rechtsspruch und siehe da war Rechtsbruch“! – (Jes 5,7)

Jesaja denkt an die zerplatzten Träume, die zerbrochenen Hoffnungen, die mit Füßen getretenen Regeln vom guten Leben. Er sieht im Weinberg ein Abbild der korrupten Gesellschaft, wo keiner dem andren trauen kann; wo Spenden und Stiftungen zur Geldwäsche dienen, wo die Not von Flüchtlingen und die Abhängigkeit von Drogen, ja selbst der Einsatz für Heilmittel und medizinische Schutzmasken für schmutzige Geschäfte genutzt werden. Der Mensch bleibt korrumpierbar, ob es um Autos oder Fußball geht. Geblieben ist Rechtsbruch statt Rechtsspruch. Geblieben ist, dass die Leute mit einem Schulterzucken reagieren. „Naja, so schlimm wird’s schon nicht sein!“

Diese Haltung wollte auch Johannes der Täuferändern, dessen Predigt das Neue Testamentvor die Predigt Jesu stellt.

„Ihr falschen Schlangen, wer hat euch denn versprochen, dass ihr dem himmlischen Zorn entkommen werdet? Es wird euch nichts nützen, wenn ihr erklärt, dass ihr von Abraham abstammt! Jeder Baum, der keine Frucht bringt, wird abgeholzt und verbrannt werden. Ändert euch! Tragt dazu bei, dass die Welt besser wird: Wer zwei Hemden hat, gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso!“(Lk 3,7-11)

Liebe Gemeinde, – so ist es bis heute geblieben!– Des ham mir scho immer so g‘macht! Mir sind alte Jakober oder Johanniser…“ „Schon immer“ ist eine beliebte Ausrede oder Begründung, ja Maske, nicht nur beim Karneval in Venedig, Veitshöchheim, Mainz und Köln. Doch die Ausgangslage für die Kirche, nach dem Vorbild von Jesaja und Johannes dem Täufer tätig zu werden und Kritik zu äußern, ist ungünstig. Sie habe ein Glaubwürdigkeitsproblem, sie würde Wasser predigen und Wein trinken, heißt es.

Die Fastenpredigt auf dem Nockherberg dürfen nur Schauspieler oder Comediens halten, aber keine Pfarrer. Nur der Hofnarr durfte am Hofe ungestraft die Wahrheit aussprechen. Für andere war das lebensgefährlich.

Was er meinte Johannes wohl mit der „Taufe zur Buße und Sündenvergebung“? „Buße“ zu predigen, kann für Prediger gefährlich werden. Seine Fasten-Predigt hat ihn den Kopf gekostet. Vielleicht sollten wir den Begriff „Buße“ doch von einer ganz anderen Perspektive aus betrachten.

Wenn im Fernsehen die Brüder Thomas und Alexander Huber von ihren Extrem-Klettertouren berichten, bin ich fasziniert. Nicht nur von wunderbaren Berg- und Naturaufnahmen, auch von ihrer Persönlichkeit. Für ein Leben am Limit braucht man eine innere Balance. Man muss fokussiert sein, dazu helfen innere Werte und absolutes Vertrauen in den Partner, auch Respekt vor der Schöpfung, nicht nur „Schneid“.

Die „Huber-Buam“ stehen für absoluten Körpereinsatz und hellwachen Verstand. Erfolg und Scheitern trennt oft nur eine Haaresbreite. Das mag wie eine Provokation des Schöpfers erscheinen. Da fragt mansich, was einem noch am Leben wichtig ist, der sich auf so ein Risiko einlässt?

Die beiden sind aber keine leichtsinnigen Draufgänger. Öfter schon mussten sie nach einem Jahr Vorbereitung wegen widriger Umstände abbrechen und umkehren!

Das war ein Kraftakt, kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Umdenken und bedeutet, dass sie über den Augenblick hinaus gedacht haben!

Was einem wichtig ist und wofür man lebt, das muss man wissen bevor und festhalten, wenn man hinaufsteigt. Das Ziel darf nicht etwas sein, wofür man irgendwann büßen muss.

Umkehren bedeutet – im originalsprachigen Griechisch – „über etwas hinausdenken“ und dann – „was ganz andres zu tun“ wie Hannes Wader gesungen hat.

Das Umdenken zu üben und zu trainieren, war dem Apostel Paulus sehr wichtig. Er war ein Protagonist für das Thema „Umkehren“. Im Römerbrief Kap. 12,Vers 1+2 schreibt er:

Ich ermahne euch, lebt so, dass Gott Freude daran hat! – Richtet euch nicht nach dem, was alle machen. Seid bereit für Veränderungen! Besinnt euch! Haltet nicht an überkommenen Traditionen fest. Prüft, was Gott von euch will! Dient Gott mit Herz und Verstand! Euer ganzes Leben soll ein vernünftiger Gottesdienst sein!“
Wir sehen, Paulus hatte den Schlüssel, ein gutes Konzept, eine Idee, warum es Sinn macht, was es nutzt und bringt!“

Hätte Paulus Bekehrung nur im Sinne von „zurück gehen“ verstanden, wäre alles beim Alten geblieben.

Liebe Gemeinde,
unser Leben und die Zukunft der Kirche hängen nicht davon ab, dass wir aus Prinzip alles immer gleich oder dauernd anders machen: Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Kirchweih, Fasching feiern, begehen, denken wie bisher, aber gute Gewohnheiten können helfen.

Ein Kollege hatte sich zur Regel gemacht, Vier Wochen nach einer Beerdigung einen Besuch bei den Hinterblieben zu machen. Er sagte, …weil wir lernen müssen, über die Krankheit, das Sterben und den Tod hinaus-zu -denken. – „Das darüber hinaus denken ist notwendig“ -Das ist eine Aufgabe, die man schon zu Lebzeiten lernen muss.

Jesus hat gesagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde gesät wird, bleibt es allein. Wenn es aber gesät wird, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren! Und wer bereit ist, es loszulassen, wird es finden. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Ihr werdet bei mir sein und ich bei euch. Das Trauern, Klagen und Sterben wird ein Ende haben. Das Reich Gottes steht vor der Tür. Es ist klein wie ein Senfkorn, wenn es gesät wird und wird groß wie ein Baum, dass die Vögel des Himmels unter seinem Schatten wohnen können. Diese Neue Welt Gottes steht euch offen!“ (Joh 12, 24-25.15,5. Offb 21,3-4; Mk 1,14; Mk 4,30-32 )“

Wer diese Gedanken in sein Herz und seinen Verstand hineinlässt, wird anfangen, über den status quo hinaus-zudenken, auf das Ziel des Lebens. Was für ein Gedanke! Wer sich über das Ziel klar geworden ist, kann entschei-den, regeln und dafür sorgen, was geändert werden und was bleiben soll.

Der berühmte Karl Valentin soll einmal auf dem Münchner Viktualienmarkt Passanten gefragt haben: „Entschuldigung, können Sie mir bitte sagen, wo ich hin will?“ – Sie lachen. Wie ist es ihm gegangen? Er wurde ausgelacht. – Ich meine, er wollte seinen Zuhörerinnen und Zuhörern sagen, dass es Zeit ist, mit dem Umdenken anzufangen. – Dass wir heute diesen Gottesdienst gemeinsam feiern, obwohl Sie gar nicht da sind und dass dieser Gottesdienst noch da sein wird, wenn wir selbst gar nicht mehr hier sein werden – das hätte Karl Valentin mit Sicherheit zu einer neuen Nummer inspiriert. –

Was bleibt? Jede Ausstellung endet. Jeder Gottesdienst endet mit dem Ausblick auf das große Ziel: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.“ –
Eine Spur des Segens führt dorthin. „ADE! Geh mit Gott! Gott geht mit Dir!“

Laß mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von Dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr. Herr lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit; dafür will ich Dir danken in alle Ewigkeit. Amen.  (Nikolaus Selnecker, 1572).

Predigt: Erste Fastenpredigt ” Was bleibt.” mit Dr. Edmund Sandermann, 21.2.2021, Koh 3

Erste Fastenpredigt ” Was bleibt.” mit Dr. Edmund Sandermann, 21.2.2021 auf Youtube

Was bleibt?

„Alles, was auf der Erde geschieht, hat seine von Gott bestimmte Zeit:

2geboren werden und sterben,

einpflanzen und ausreißen,

3töten und Leben retten,

niederreißen und aufbauen,

4weinen und lachen,

wehklagen und tanzen,

5Steine werfen und Steine aufsammeln,

sich umarmen

und sich aus der Umarmung lösen,

6finden und verlieren,

aufbewahren und wegwerfen,

7zerreißen und zusammennähen,

schweigen und reden.

8Das Lieben hat seine Zeit

und auch das Hassen,

der Krieg und der Frieden.“

Prediger 3, Verse 1 – 9

Beendet wird diese Aufzählung im Buch (Kohelet), Kapitel 3, Verse 1 – 9, hier zitiert nach der Bibelübersetzung „Die Gute Nachricht“, mit der Frage:

„9Was hat ein Mensch von seiner Mühe und Arbeit?“

Die Frage, die der Autor dieses Mitte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts entstandenen Textes, der sich selbst Kohelet nennt (übersetzt etwa „der Sammler“) und behauptet ein König der Israeliten gewesen zu sein, hier stellt, ist die Frage der heutigen Fastenpredigt: „Was bleibt?“

Es ist eine Menschheitsfrage, die Kohelet hier aufwirft, eine Frage, die die Menschen seit Jahrtausenden bewegt.

Vor der eingangs zitierten Textstelle berichtet Kohelet davon, dass er seine Möglichkeiten als König voll ausgelebt habe; er habe umfangreiche Besitztümer erworben, Sklaven gekauft und sich einen Harem zugelegt habe, um Freude und Glück zu erfahren. Auch habe er nach Bildung und Wissen gestrebt, um sich in der Welt besser zurecht zu finden. Letztlich sei aber immer eine Frage unbeantwortet geblieben: „Was bleibt davon?“ Und Kohelet gibt selbst die Antwort: „Ein Windhauch“.

Unsere Lebenserfahrung ist, dass alles wird und – irgendwann – wieder vergeht. Alles hat seine Zeit, und die ist begrenzt.

Aber irgendetwas in uns Menschen will sich damit nicht abfinden, sehnt sich nach Beständigkeit und Bleibendem, ja nach Unendlichkeit. Aus dieser Sehnsucht heraus fragen wir: „Was bleibt?“. Es ist eine existenzielle, eine je individuelle Frage.

Die Frage „Was bleibt“ ist eine Frage, die nur vor dem Hintergrund der Zeitlichkeit und damit auch der Geschichtlichkeit des Menschen richtig verstanden werden kann. Sie setzt einen zeitlichen Horizont des Lebens voraus, ein zeitliches „Woher“, die Vergangenheit, aus der Bleibendes sich ergeben kann, ein zeitliches „Wo“, die Gegenwart, in der wir Dinge anfassen und festhalten können – so scheint es zumindest -, und ein zeitliches „Wohin“, die Zukunft, in die wir uns und die uns liebgewordenen Dinge hinüberretten wollen, in der wir uns und den Dingen Bestand geben wollen.

Es erscheint daher sinnvoll, der Ausgangsfrage unter den Gesichtspunkten: 1.„Was bleibt zurück?“, 2.„Was bleibt bestehen?“ und 3.„Was bleibt zutun und zu hoffen?“ nachzugehen.

1. „Was bleibt zurück?“ Die Frage kann in zweierlei Hinsicht verstanden werden. Zum einen als Frage nach dem, was wir von unserem bisherigen Leben zurücklassen müssen, können oder dürfen. Zum anderen als Frage nach dem, was von Vergangenem fortwirkt in unsere Gegenwart, gewissermaßen als aufbewahrter Bestand.

Zurück bleibt im ersten Sinne der gelebte Augenblick, das empfundene Erlebnis, das wir hatten, als wir es zum ersten Mal geschafft haben, allein Fahrrad zu fahren, das Gefühl beim ersten Kuss, die Umarmungen von geliebten Menschen, mit zunehmendem Alter auch unsere Lebenschancen, die ergriffenen und verpassten. Es bleiben zurück die Aktualität von Gewalterfahrungen und Missbrauch, die Frustrationen in der Pubertät, die unerfüllten Wünsche, die Versagensängste, die großen und kleinen Sünden.

An ihre Stelle treten die Erinnerungen, die guten wie die schlechten. Sie bleiben, manchmal überdeutlich, manchmal nur noch verschwommen; hin und wieder sind wir uns nicht einmal mehr sicher, ob uns diese Erinnerungen nicht trügen, ob wir etwas verdrängen oder beschönigen oder überbewerten. Aber es sind nur noch Erinnerungen. Auf das was war, können wir nicht mehr zugreifen, es gewissermaßen wieder zum Leben erwecken. Einen „Windhauch“ nennt Kohelet dies.

Ich denke, dass Kohelet hier zu kurz greift, wenn er das Vergangene, vor allem die vergangenen Freuden und das vergangene Leid, nur als „Windhauch“ bezeichnet. Unsere Geschichte, unsere Biographie, wirkt schließlich in uns fort. Sie ist ein entscheidender Teil unserer Identität.

Unsere Identität speist sich nämlich nicht nur aus unserer Körperlichkeit und unseren Namen, sondern auch und hauptsächlich aus unserer Lebensgeschichte, aus unseren Taten wie aus unseren Unterlassungen, den Möglichkeiten zur Entwicklung, die das Leben uns gab, und die wir ergriffen habe oder verstreichen ließen, ebenso wie aus allen Verwundungen und Beschwernissen, die zu ertragen waren, den körperlichen wie den seelischen. Was wir jetzt sind, ist das Ergebnis unserer Geschichten, unserer Biographien.

Wenn Menschen im höheren Lebensalter oftmals, wie wir sagen „in ihren Erinnerungen leben“, dann hat dies auch mit deren Wunsch nach Selbstvergewisserung zu tun. Es geht darum, in einer Lebensphase, in der vieles in Vergessenheit gerät. für sich zu wissen: „Wer bin ich?“.

Das was zu uns und zu unserem Leben gehört, verweist dabei immer auch auf unsere Gegenwart. Im Hier und Jetzt stehen wir auf dem Fundament unserer Lebensgeschichte. Was wir sind, sind wir geworden. Und was wir geworden sind, ist eine Mischung aus unabänderlichen Widerfahrnissen und unseren Entscheidungen, von Schicksal und Tat. Ist darauf die Frage „Was bleibt? gerichtet?

Natürlich gibt es auch materielle Güter, die uns für eine gewisse, unter Umständen längere Zeit zur Verfügung stehen. Wir fahren unser Auto für mehrere Jahre, haben vielleicht seit Jahren eine Eigentumswohnung oder ein Haus, ein Sparbuch, eine Rentenversicherung. Das bleibt, jedenfalls für eine gewisse Zeit. Aber fragen wir wirklich danach, wenn wir uns die existenzielle Frage stellen: „Was bleibt?“?

Auch Beziehungen könne Jahre und Jahrzehnte bestehen, manche sogar ein Leben lang. Aber selbst da ist jedem von uns klar: auch das bleibt nicht für immer. Die Frage nach dem Bleibenden ist wohl keine Frage nach dem unabänderlich Vergänglichen.

2. „Was bleibt bestehen?“

Erst einmal kann es sich allenfalls um das handeln, was jetzt (noch) da ist. Das Vergangene ist vergangen. Bestehen bleiben kann allenfalls das, was jetzt noch „gegenwärtig“ ist. Aber was ist diese Gegenwart?

Wenn etwas besteht, dann doch wohl das, was ich sehen, hören, anfassen kann. Das Bleibende ist doch das Immer-zur-Verfügung-Stehende, und wenn es so etwas überhaupt gibt, dann doch wohl im „Hier und Jetzt“, oder?

Aber das „Hier und Jetzt“, die Gegenwart, in der wir unsere Welt und alles darin mit allen Sinnen wahrnehmen und aufnehmen können, in der wir uns entscheiden und handeln können, das Heute ist morgen schon gestern – wie ein bekanntes Sprichwort lautet.

Die Geschichtlichkeit unseres Menschseins ist „ein immer auf dem Weg sein“. „Verweile doch, Du bist so schön“, wie Goethes Faust es erbittet, ist nur ein Wunsch, ohne die Möglichkeit der Erfüllung. In ihm drückt sich die Erkenntnis aus, dass nichts festgehalten werden kann. Nichts in der Gegenwart hat existenziellen Bestand. Das mag überraschen. Aber machen wir uns Folgendes klar.

Das Hier und Jetzt, liegt nur wenige Sekunden zwischen Vergangenheit und Zukunft, wie Psychologen meinen. Der Philosoph Ernst Bloch spricht sogar vom „Dunkel des gelebten Augenblicks“.

Das „Dunkel des gelebten Augenblicks“ fügt nach Bloch das, was aus der Vergangenheit geblieben ist und das, was zu tun und zu hoffen bleibt, zusammen, ohne dass wir es in diesem Moment unmittelbar begreifen können. Erst wenn das Jetzt zur Vergangenheit gerinnt, können wir es betrachten, beurteilen und verstehen.

Das „Jetzt“ ist kein Ort für Bleibendes, es ist ein Ort für Veränderung, gewollt oder nicht, zu kurz zum Verweilen. „Panta rhei“, „alles fließt“, wie dies der griechische Philosoph Heraklit bereits vor 2.500 Jahren formuliert hat.

Gerade im Jetzt, in der Gegenwart, wo wir die größte Stabilität vermuten, weil wir Dinge anfassen und festhalten, Menschen umarmen und lieben, aber auch verletzen und töten können, ist kein Bleibendes. Sobald wir uns des Geschehenden bewusst werden, uns ihm gedanklich zuwenden, ist es schon vergangen. Die Antwort auf die Frage „Was bleibt“ finden wir daher offenbar nicht in der Gegenwart.

3. „Was wird bleiben?“

Die Frage „Was bleibt“, verweist erstaunlicherweise und gegen jede Intuition auf das Zukünftige. Sie ist nicht sinngleich mit der Frage „Was ist da?“, sondern mit der Frage „Was wird bleiben?“

Wenn wir nach vorne schauen, drängt sich zunächst das unter Umständen harte Fundament des Vergangenen in den Blick. Es ist wie es ist und kann nicht mehr rückwirkend verändert oder verschoben werden. Als „Bleibendes“ ist es aber nur für unsere künftigen Lebens- und Handlungsmöglichkeiten von Bedeutung. Ein davon absoluter Wert kommt ihm dagegen nicht zu.

Als Ausgangspunkt vorwärts in unserer Lebensgeschichte begründet es Möglichkeiten für die Zukunft. Diese Möglichkeiten beinhalten einen mehr oder weniger offenen Entwicklungshorizont, und zwar sowohl aus guten als auch aus prekären Lebensumständen. Dies ist kein billiger Trost, sondern unsere menschliche Lebenswirklichkeit.

Was geblieben ist, das ist einerseits das Konkrete „Es ist wie es ist“. Wenn ich in der Vergangenheit geschlemmt habe, bleiben die überflüssigen Pfunde und der Bauch, wenn ich Suchtmittel genossen habe und süchtig geworden bin, bin ich es möglicherweise noch jetzt. Wenn ich gestern noch schön, reich, gesund und beliebt war, bin ich es wahrscheinlich auch heute noch; ebenso, wenn ich arm, krank und einsam war. Deswegen hat Kohelet keineswegs recht, wenn er meint, dass alles Vergangene nur ein „Windhauch“, nur „Schall und Rauch“ ist. Die Vergangenheit kann ein harter Boden sein, aber sie ist eben immer auch eine Startrampe.

Andererseits ist, auch wenn das Fundament aus Verletzungen, Ängsten, Süchten und persönlicher Schuld besteht, ein Start in die Zukunft in verschiedenen Richtungen möglich. Auch im Sinne dessen, was Christen Umkehr nennen.

Ich möchte dies anhand einer Geschichte aus der Bibel verständlich machen:

Schriftgelehrte und Pharisäer brachten eine Ehebrecherin zu Jesus, damit dieser ein Urteil über sie fällen solle. Nach jüdischem Gesetz stand die Todesstrafe auf ihr Vergehen. Jesus widersprach dem Gesetz nicht, forderte aber die aufgebrachte Menge mit den Worten heraus: „Der, der unter Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“. Daraufhin gingen bekanntermaßen alle unverrichteter Dinge davon. Nur die Frau blieb zurück mit Jesus. Mit ihrer Schuld, mit ihrer Vergangenheit, ihrem harten Fundament. Jesus sagte zu ihr: „Auch ich verurteile Dich nicht. Geh und sündige in Zukunft nicht mehr“.

Die biblische Sünderin wird höchstwahrscheinlich trotz dieses „Freispruches“ zunächst auch weiterhin mit der Verachtung und Ausgrenzung durch ihr soziales Umfeld zurechtkommen müssen. Es ist das hartes Fundament für ihr weiteres Leben. Aber was auch und vor allem bleibt, ist, dass sie die Chance hat, die Dinge neu und anders anzupacken, sich gegebenenfalls auch wieder Achtung und Anerkennung bei anderen zu verschaffen. Die Vergebung Jesu schafft einen unerwarteten Entwicklungsraum für die Frau, die nur kurze Zeit vorher sich sogar dem Ende ihres Lebens gegenübersah.

Was bleibt, ist daher eine Frage, die uns auf  die Perspektive in Richtung Zukunft verweist. Das Vergangene ist als Erlebnis vergangen, aber noch immer unser Fundament. Dieses Fundament, unseren Ausgangspunkt, können wir nicht mehr rückwirkend ändern, aber wie unsere Zukunft aussehen soll, können wir beeinflussen.

Die Gegenwart ist zwar die Zeit der Veränderung, die aber in Richtung der persönlichen Zukunft geplant und entworfen sein muss.

Wahr ist allerdings, dass einige dafür noch viele Lebenschancen und eine lange Lebenserwartung zur Verfügung haben, andere dagegen nur Weniges von beidem, im Einzelfall vielleicht sogar nur noch eine kurze Zeit zu leben.

Was bleibt, ist aber in allen Fällen die existenzielle Möglichkeit, jederzeit das Leben, solange es währt, neu ausrichten, und – aus christlicher Sicht – mit und bei Gott jeden Tag einen neuen Anfang wagen zu können. Nach christlicher Überzeugung bleibt vor Gott alles, was wir aus Liebe zu ihm und unsere Mitmenschen tun, für immer bestehen. Schätze im Himmel, die wir schon hier sammeln können, sagt Jesus. Was das ist, kann in jeder Lebenslage anders aussehen.

Habe ich noch viele Lebenschancen und bin bei guter Gesundheit kann ich noch vieles tun, was als Tat bleibt. Aber auch wenn ich nur (noch) wenige Möglichkeiten habe, kann ich Dinge tun, die etwas verändern. Ein Lächeln, ein gutes Wort und Verständnis für andere als eine Ermutigung für entmutigte oder Stärkung für verängstigte Mitmenschen.

Das bleibt, fließt selbst in das Fundament der dadurch aufgebauten und veränderten Menschen, in ihre Familien, ihr soziales Umfeld, vielleicht sogar der gesamten Menschheit ein, und in deren Erinnerung an einen liebevollen Menschen, der ihnen zur Seite stand und geholfen hat.

Alles andere können wir nicht festhalten, müssen es früher oder später loslassen. Reichtum, Einfluss, Geld, Ruhm und Ehre ohnehin. Ein „Windhauch“, wie Kohelet sagt.

Ich möchte daher einen Wechsel der Blickrichtung dahin vorschlagen, die Frage „Was bleibt?“ nicht rückschauend, sondern vorwärtsblickend zu stellen und zu beantworten.

Was für uns Christen und darüber hinaus für jeden Menschen, der sich für die Botschaft Jesu öffnen kann, zu guter Letzt bleibt, ist die Perspektive Ewigkeit, nach der sich alle Menschen sehnen. Nicht in vergangenem Reichtum oder Ruhm, nicht im Hier und Jetzt, sondern in bleibender Gemeinschaft mit Gott, unserem Schöpfer und Herrn. „Was bleibt, ist das Angebot Gottes, das Angebot, das Angebot der jederzeitigen Umkehr, der Vergebung für unsere Fehltritte und das Angebot bedingungsloser Liebe.

„Was bleibt?“ – Wir werden es herausfinden, wenn wir uns mit Gott auf den Weg machen.

Was bleibt?“ – Wir werden es nur herausfinden, wenn wir uns auf den Weg machen.

Amen

Die gereizte Gesellschaft – wie umgehen mit Hass und Hetze? Livestream- Gottesdienst Lauf, Sonntag, 15. November um 10.30 Uhr

Unter diesem Thema lädt die Evangelische Kirchengemeinde Lauf ein zuWatch & Talk

Mit unseren hochkarätigen Gesprächspartnern wollen wir uns unterhalten über die zunehmende Spaltung in der Gesellschaft, über Populismus, Hassmails, Mobbing im Netz, einem Wiedererstarken des Antisemitismus und Rassismus.

Woher kommt diese Entwicklung und vor allem: Was können wir dagegen tun – als Gesellschaft, als Christen, als Einzelne?

Dr. Stefan Scholz

Wir freuen uns auf Dr. Stefan Scholz, er ist Pfarrer im Schuldienst an einer beruflichen Schule und Dozent an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Ganz intensiv hat er sich mit den Themen des Populismus, Verschwörungstheorien und rechter Gewalt auseinandergesetzt.

Martin Stammler

Und wir freuen uns auf Martin Stammler. Er arbeitet am Kompetenzzentrum „Demokratie und Menschenwürde“ der katholischen Kirche am Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg.

Musikalisch wird die Veranstaltung begleitet von Mazel Dik, die uns jiddische Lieder und Musik darbietet.

Nehmen Sie Teil über unseren YouTube-Kanal über www.lauf-evangelisch.de

Wenn Sie selbst vor oder während der Veranstaltung Fragen an die Referenten haben, schreiben Sie uns eine Mail unter . Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge!

„Werde, was du bist – in Christus“. Predigt JP Hanstein, Lauf

19. So. n. Trinitatis – 8.10.2020, 10:30 Uhr, Livestream aus St. Jakob

Liebe Gemeinde,

stellt euch vor, ihr wacht auf und wollt euch anziehen. Und da hängt euer neuer Anzug. Exakt für euch zugeschnitten. Die Ärmel passen und die Hosenlänge auch. Ihr schlüpft hinein und alles passt. Der Tag kann beginnen. Was kann einen in einem solchen Anzug schon passieren?

Ich meine natürlich eher nicht unsere Arbeitskleidung, nicht der Blaumann von Engelbert und auch nicht den maßgeschneiderten Anzug von Brioni! Sondern so einen Supermannanzug. Einen Anzug, der aus dem durchschnittlichen Schüler Peter Parker Spiderman macht und der nun alle möglichen Wunder vollbringen kann.

Obwohl wenn ich diesen jungen Mann anschaue, muss ich zugeben, dass ich nicht so wohlproportioniert wäre wie Peter und mich alle in diesem Aufzug eher auslachen könnten. Aber nehmen wir an: es liegt da Kleidung bereit und damit wäre mein Leben wie neu. Ungeahnte Kräfte wüchsen mir zu und ich erlebte ein Abenteuer nach dem anderen. Wie abgetragen und verschlissen ist dagegen, was ich bisher getragen habe.

Was würde sich in meinem Leben verändern?

Du müsstest ja wie die Kinohelden immer noch in die Schule gehen oder den stumpfsinnigen Bullshit-Job im Büro machen. Wahrscheinlich endete alles typisch deutsch wie der Film „Vorstadt-Avengers“ mit Wendy und Elmar statt Superman und Batman … Der Verfasser des Epheserbriefes beschreibt diese neue Kleidung so:

Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht,

ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn!

Das ist fast noch krasser wie bei den Supermännern – und Frauen. Er fordert uns auf, den alten Menschen wie alte Kleidung einfach abzustreifen. Erneuert ἀνανεοῦσθαι euren Geist und Sinn! Wir sollen eine Metamorphose durchmachen wie eine Raupe, die zum Schmetterling wird und ihren Raupenkokon einfach leer zurücklässt.

Und dann kommts:

Zieht den neuen Menschen an,

der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Die ursprüngliche Version unseres Menschseins, wie Gott uns nach seinem Bild geschaffen hat? Doch so eine Art Supermensch nach dem Bilde Gottes?

Ja – aber das Bild Gottes ist schon seit dem Anfang, Gen 1, Bild Gottes. Menschen mit bestimmten Fähigkeiten und Begrenzungen. Von Anfang an konnten wir Menschen ihr Leben frei interpretieren. Wunderschönes entstand, aber auch schreckliches. Ermahnen half nicht, ebenso strafen und vernichten nicht.

Schließlich, so erzählt es das Neue Testament, sandte Gott seinen Sohn Jesus. Er ist der neue Mensch, wie Gott ihn sich vorgestellt hatte.

Ich schwanke da auch manchmal. Ist Jesus auch nur so ein getarnter Superman, versehen mit unglaublichen Kräften? Wunder und Zeichen geschahen. Jesus heilte und bewerkstelligte Unglaubliches. Aber am Ende waren seine Kräfte nicht groß genug. Sein Leib und sein Leben wurde Schritt für Schritt geschunden und zerstört bis zum Tod am Kreuz. Jesus starb diesen elenden Tod, den sich ein Batman oder Superman niemals hätte gefallen lassen. Er wurde an unserer Stelle zur Sünde gemacht, Hass und Zorn, Lüge und Trug – all das wird in seiner Passion übergroß sichtbar.

Doch kein Superman? Doch – weil er durch viele Menschen wieder aufersteht, mächtiger und wirksamer als je zuvor. Der Verfasser von dem Epheserbrief hat kurz vorher beschrieben, wie er sich die Auferstehung Jesu Christi vorstellt. Viele Menschen leben wie er, ziehen sich diesen neuen Menschen an und bilden zusammen den Leib Christi. Die Supermänner suchen immer nur nach ihresgleichen. Manchmal braucht es zur Vervollständigung ihrer Fähigkeiten eben so einen tollen Anzug, aber sie bleiben allein. Oft bitter einsam. Und irgendwie erfolglos. Von Film zu Film werden Schurkentaten spektakulärer und brutaler. Es hat nie ein Ende, es gibt keine Veränderung. Die Welt ist nie gerettet.

Ist es ein Trost, dass die Gemeinde in Ephesus zutiefst zerstritten und gespalten war und sie deshalb so einen Brief erhalten haben? Was würde uns ein Paulus nach Lauf oder die evangelische Kirche in Bayern schreiben?

Und Ist irgendetwas seitdem besser geworden? Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu den üblichen „Moralkeulen“:

1) All diese Aufforderungen sind an uns adressiert, nicht an irgendwelche anderen, über die wir uns aufregen könnten. Wir sollen neu werden, uns erneuern an Leib und Seele.

Uns gibt der Epheserbrief sogar positive Anregungen.

2) Dort heißt es am Ende:

„Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat!“

Nicht in unserer Vollkommenheit besteht die Nachahmung Gottes, sondern darin, dass wir Unvollkommenheit bei uns und anderen eingestehen und vergeben. Vergebt, weil Gott euch vergeben hat. Darin sollen wir Gottes Ebenbild sein. Die Superkraft – ist die Vergebung. Was Gott nur allein durfte, hat er durch Christus uns gegeben. Die stärkste Kraft ist nicht die vom gnadenloasen Superman, sondern von dem, der vergibt. Dazu gehört noch mehr … Lesen wir das vierte Kapitel des Epheserbriefes weiter:

Legt deshalb die Lüge ab, und redet untereinander die Wahrheit; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.

Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.

Gebt dem Teufel keinen Raum!

Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann.

Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.

Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung.

Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung

und alles Böse verbannt aus eurer Mitte!

Ich sehe geradezu durch die Kamera euer Gähnen auf den Sofas und an den Küchentischen. Was für biedere Ermahnungen! Wie oft haben wir solche Sprüche gehört! Auf der Wand gelesen: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen!“

Auch wenn wir den neuen Menschen anziehen, d.h. wenn wir getauft sind und Jesus nachfolgen und auch nachahmen, bleiben die großen Probleme der Welt. Krankheiten, wie in unserer Zeit Corona, stellen uns auf eine große Geduldsprobe. Meinungsverschiedenheiten werden hasserfüllt auch in unserer Kirchengemeinde ausgetragen. Lüge und üble Nachrede geht durch alle Teile unserer Kirche.

Und auch wir Gutmenschen werden enttäuscht und müde, wie die Superhelden abgenützt werden vor dem immer gleichen Bösen und Schlechten in der Welt?

Das Böse zu bekämpfen ist einfacher als zu vergeben und es selbst besser zu machen.

Zornig zu sein ist einfacher, als diese wilde Energie wirklich in die Lösung schwelender Konflikte zu stecken. Wir gerade in der Kirchengemeinde sind so harmonisch, dass wir alle Konflikte verdecken und vertuschen und so auch verlängern, bis sie sich von allein lösen, weil alle Parteien verschlissen sind. Lieber kurz und heftig, aber dafür danach durch die Vergebung im Frieden.

Zornig werden wir alle – ist ja auch verständlich, aber als Christen machen wir das Unglück nicht größer, sondern retten was zu retten ist. Möglichst am selben Tag, obwohl ich eher empfehlen würde, über manchem Zorn erst einmal eine Nacht zu schlafen. Aber aus Zorn soll keine Sünde, kein Hass entstehen. Nichts, was wir nicht rückgängig machen könnten.

Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes,

das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.

Das erinnert an die Geschichte von Sokrates, der jede Aussage daraufhin überprüfen ließ, ob sie zugegleich wahr, nützlich und gut ist. Sonst hörte er einfach nicht hin. Macht das ebenso!

Unsere Gemeinde soll kein Ort von Menschen sein, die weißgekleidet immer mit einem Lächeln auf den Lippen versuchen, tolle Menschen zu sein! Meidet solche Orte der Heuchelei!

Wendet euch aber dahin, wo ihr mit allen euren Problemen ernstgenommen werdet. Wo es wirkliche Unterstützung gibt, zB in unseren evangelischen Kindergärten. Wo die Probleme von Liebe und Ehe nicht übertuscht werden, sondern auch in verfahrensten Situationen eine wirkliche Lösung und Vergebung und Erneuerung angestrebt wird wie in unseren Beratungsdiensten.

Geht in die Gemeinden, die ihre Konflikte offen austragen, sei es manchmal eben auch über Leserbriefe und Facebook – aber wendet euch nicht ab, sondern verfolgt auch die Lösungen, zB unsere gemeinsame Erklärung zu interreligiösen Arbeit in unserer Stadt.

Und was für Supermänner gibt es in unsrer Gemeinde und noch viel mehr Superfrauen! Die ihre Angehörigen pflegen und Kranke und Alte besuchen, die Kinder betreuen und erziehen, die Hilfsprojekte in aller Welt über Jahrzehnte fördern, die Flüchtlingen eine Heimat geben, die Gott loben und sich freuen in der Musik, die miteinander das Wort Gottes studieren und auslegen in tiefer Dankbarkeit und Ehrfurcht als Pfarrer und Prädikanten!

Helden des Alltags wurden sie in der Corona-Krise genannt!

Und diese Heldinnen des Alltags in unserer Gemeinde ziehe ich allen Supermännern vor, die immer recht haben und alles andere vernichten und am Ende noch unseren Applaus suchen.

Schluss: DER NEUE MENSCH in Luthers Kleiner Katechismus mit immer demselben Gott Israels und dem Vater Jesu  – DER NEUE MENSCH ist wie Gott uns als Bilder Gottes geschaffen hat. So alltäglich!

Das Zweite Hauptstück. Der Glaube. Der Erste Artikel. Von der Schöpfung

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Was ist das?

Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin.

Glaubst du das?

Und wenn wir gemeinsam antworten –

Das ist gewißlich wahr.

Dann hat das neue Leben längst begonnen und wir sind auf dem guten Weg zum Reich Gottes in Christus unserem Herrn.

Er bewahre unsere Herzen und Sinne in ihm!

AMEN

Laetare Christuskirche Lauf: „Ich will euch trösten wie eine Mutter“

Predigt zu Jesaja 66 am 22.3.2019 von Pfarrer Jan-Peter Hanstein

„Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.“

(Slavoj Žižek, März 2020)

Gnade und Friede sei mit euch, von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

Wir beten in der Stille um den Segen des Wortes Gottes.

Erhör uns lieber Herr Gott!

Liebe Gemeinde,

Ich werde zur Zeit oft gefragt, wann Corona denn „vorbei sein wird”, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Die Antwort: vielleicht gar nicht. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Die Zeit wird sozusagen untreu. Ein Impuls verändert den gewohnten Lauf der Zeit. Wir erwarten immer, dass alles so bleibt wie es ist.  Aber dieser Einschnitt vergisst sich nicht mehr. So etwas nennen wir Epoche (von altgriechisch epoché „Haltepunkt, Abschnitt“.)

Eine Zeit des bangen Wartens. Die Welt scheint still zu stehen. Eine echte globale Katastrophe.

Wir müssen alles anhalten. Gleichzeitig rast die Entwicklung scheinbar ungebremst vorwärts. Fast täglich verdoppeln sich die Zahl der Neuinfizierten. Viele fühlen sich nach dieser Woche leer und erschöpft. Diese Phase kennen wir Pfarrer von der Begleitung von Trauernden. Die Leere kommt nach der Phase des Aktivismus, wenn unser Leben sich schicksalhaft wendet. Zuerst war da noch Hektik wie die Hamsterkäufe und die Organisation der veränderten Umstände und dann kommt die Leere. Halt. EPOCHE. Und wir beginnen uns zu fragen: wie wird es weitergehen?  

Wenn die Umstände Humor zuließen, würde ich sagen: Wir haben gerade eine Situation, wie sie sich gerade manche Christen vor allem Pfarrer gewünscht haben:

Absolute Stille in der Passionszeit. Kein Konsumrausch mit Eiern und Osterhasen. Noch nie bin ich so still zu einem Gottesdienst gefahren. Zu einer leeren Kirche.

Manche Menschen haben plötzlich unendlich viel Zeit, über sich und über ihr Leben nachzudenken.

Andere sind plötzlich systemrelevant: Pflegerinnen, Erzieherinnen, Verkäuferinnen! Frauen und Mütter. Ihre Männer können zu Hause bleiben, soweit sie nicht Polizisten, Feuerwehrleute oder Fernfahrer sind! All die Büro- und Bullshitjobs spielen jetzt in der Zeit der Bedrohung keine Rolle mehr. Vielleicht deutet sich hier schon eine Änderung an!

Manche Kollegen haben im Vorfeld zu mir gesagt:

Janosch, warum machst du das mit dem Gottesdienst-Streamen? Was soll der Stress?  Lass doch mal die Lücke offen. Wüstenzeit … Warum der  Anschein der Normalität? Halt doch mal den Mund. Lass Gott selbst reden. Hab Geduld. Alles entwickelt sich … 

Aber hier bin ich … Sorry. Warum sollen wir das Internet Amazon und den Pornos überlassen? Gottes Wort findet seinen Weg. Ich kann nicht anders… als heute und jetzt zu predigen. Mir kamen die vergangenen Tage unendlich lang, angefüllt und merkwürdig vor.

Denn die Welt, wie wir sie kennen, löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, der Umrisse wir vielleicht erahnen können. Und diese wichtige Erfahrung wird uns und unsere Kinder stärker und mutiger machen. Glaubt ihr das?

Dafür möchte ich eine geistige Übung anbieten.  

Ich möchte euch mitnehmen in die Welt der Bibel und der Propheten. Ich möchte euch mit einer Methode vertraut machen, die der Prophet Jesaja anwendet in Zeiten größter Not. Jahrtausende haben die LeserInnen aus der Erfahrung der Bibel gelernt. denn welches Volk kennt sich besser aus als Israel mit Krisen?  

Der Zukunftsforscher Matthias Horx, dem ich entscheidende Impulse verdanke, nennt diese Methode Re-Gnose*. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht »in die Zukunft«. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt, oder? Aber das ist wahre Prophetie, von der Zukunft auf unsere Zeit zu schauen. Da müssen wir hin! Denn diese neue Welt ist die Zukunft Gottes! (Allerdings ist diese Version die optimistischste von 4 Szenarien …)

Hört Jesaja, das 66. Kapitel: Verse 6-9 EINBLENDUNG

Hört ihr den Lärm in der Stadt? Er kommt vom Tempel her. Ich, der HERR, halte Gericht! Mein Vergeltungsschlag trifft alle meine Feinde. Kann eine Frau ein Kind gebären, noch ehe die Wehen über sie kommen? Wer hat so etwas schon gesehen oder davon gehört?

Kann ein ganzes Land an einem einzigen Tag zur Welt kommen? Wird ein Volk in einem Augenblick geboren?

Ja, Zion wird es so ergehen!

Kaum spürt sie die ersten Wehen – schon sind ihre Kinder da. Warum sollte ich diese Geburt erst einleiten und dann im letzten Moment noch verhindern? Meint ihr, ich verschließe den Mutterleib, damit das Kind nicht zur Welt kommt – ich, euer Gott?

Jes 66,6-9 HAT

Mitten hinein spricht Jesaja in die Urkatastrophe Israels: Die Zerstörung des Tempels, der totale Sieg Babylons. Das Triumphgeheul der Feinde. Die Schreie der Verletzten und Gefolterten, Jerusalem eingenommen und zerstört – und in diesem Moment, sagt Jesaja im rückblickenden Vorblick – wird ein ganzes Volk geboren in einer Blitzgeburt. Ein neues Volk ist geboren! Re-Gnose!

Viele Alttestamentler sind sich einig, dass es das Volk Israel nicht geben würde, ohne diese Katastrophe. Sie wären ein Volk mit Tempeln und wechselnden Göttern geblieben und untergegangen wie alle anderen Kulturen der Antike. Hebräisch hätten wir entziffern müssen wie die Hieroglyphen.So aber sehen sie in der Katastrophe Gott am Werk. Als Geburtshelfer. Und jeder, der bei einer Geburt dabei war, weiß, dass auch eine Blitzgeburt richtig weh tut.

Im Exil werden die Juden nicht müde, alles von diesem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zu sammeln und zu beschreiben. Von dem Gott Moses, der gesagt hat:

ICH BIN, ICH BIN DER ICH SEIN WERDE, ICH BIN DA! Ich bin der Herr.

So eine Katastrophe erleben wir gerade. Klar. Das tut richtig weh. Ich muss das nicht beschreiben. Was das wirtschaftlich bedeutet für viele von uns. Und noch mehr, wie gefährdet die Gesundheit von vielen ist. Schaut hin, was geschieht! Die Corona-Zeit wird nicht vergessen werden.

Nach der Katastrophe: Die ganzen Apokalypse-Serien auf Netflix schaut kein Mensch mehr. Sogar die endlos brutalen finsteren Krimis haben ihren Höhepunkt überschritten. Prophezeie ich mal mit Matthias Horx…

Wir werden feststellen, dass man sogar Lösungen für das leidige Klopapier finden wird, nachdem der Ipad die Zeitung abgelöst hat …

Wir halten auch fest: Die ganze künstliche Intelligenz hat keinem Politiker helfen können, schwere Entscheidungen zu treffen und war grandios überschätzt worden.  

Ja es ist ernst. Wir werden Tote zu beklagen haben. Niemand weiß, wie viele. Wir Pfarrer stellen uns mental schon darauf ein. 

Wir sind mit einer Krankheit konfrontiert, für die wir noch kein medizinisches Mittel haben. Die Älteren und Vorerkrankten jeglichen Alters sind besonders gefährdet.

Ich finde es unglaublich ermutigend, dass dafür eine Gesellschaft anhält und sagt: Leben geht vor. Leben geht vor Wirtschaft. Leben geht vor Kalkulieren. Das ist zutiefst christlich. Unmögliches wird mit menschlichen Mitteln möglich gemacht. Das macht Mut! Vielleicht siond noch ganz andere Dinge möglich!

Sicher – vielleicht schon im Sommer werden wir vielleicht Medikamente und Impfungen haben und bis zum Ende nächsten Jahres ist dann Corona überwunden. Solange aber befinden wir uns in Gottes Hand.  

In Holland dagegen sagt ein Minister öffentlich:

Normalerweise zahlen wir für ein gewonnenes Lebensjahr in der Krankenversicherung bis zu 60.000€ – alles darüber ist zu teuer. Sie lassen es einfach laufen. Aber wer so rechnet, nimmt den Kauf von hunderttausenden Toten in Kauf. Liebe Gemeinde! – Gott schütze die Niederlande!

Wir aber in Deutschland wollen, dass das Leben Vorrang hat vor allem anderen. Wir fordern, dass mutige Entscheidungen getroffen wurden, die sich niemand jemals hat vorstellen können! Denn jedes Leben zählt!

Aber die Angst? Wenn wir die Krise überwunden haben, werden wir zurückblicken – REGNOSIS und sehen:   

Auch die Tage der Apokalyptiker sind gezählt: Apokalyptiker sind die, die jedes Mal das Ende der Welt heraufbeschwören. Die von der Angst der Menschen in der Zeit der Katastrophe zehren:

Ich möchte euch ein Erlebnis von den Ökumenischen Bibelabenden in Lauf 2020 erzählen. Ich begegnete nach dem Vortrag beim Stehimbiss zwei Männern. Ich frage, wie es ihnen gefallen hat. Ich spüre dass sie sehr erregt sind. Sie  beben vor Zorn auf ihrer Meinung nach zu laue Theologen, die das Gericht auslassen, weil durch diese Unterlassung so viele Menschen verloren gehen werden. Sie wollen Angst machen vor dem Gericht Gottes. Eine Lust auf Strafe, auf Zerstörung spüre ich in Ihnen. Solche Menschen sind mir unheimlich. Gerade weil sie sich auf Christus berufen.

Haben diese 2 Männer recht gehabt, die mir vielleicht gerade zuschauen! Würdet jetzt wirklich sagen: Corona ist jetzt das Gericht? Die Endzeit?  

Ich sage nein: Nein. So sieht Gottes Gericht nicht aus! Weil das Virus hauptsächlich, die Ärmsten, Ältesten und Schwächsten trifft. Das ist es noch nicht das Ende. Aber eine Katastrophe, biblisch eine Plage ist es schon!

Jesus sagt: (Wochenspruch – nehmt den mit auch wenn ihr alles andere vergesst!)

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn.

Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.

Wie anders spricht Jesus als diese zornigen jungen Männer, wie liebevoll und abgeklärt.  Er setzt auf Veränderung statt Strafe! „Fürchtet euch nicht“ wiederholt er gegen die Angstmacher. Die Katastrophe geschieht außerhalb unserer technischen Möglichkeiten. Aber überwinden werden wir sie durch den Glauben und die Liebe! Auch das Weizenkorn muss hindurch den Tod zum Leben, um Frucht zu bringen.

Nicht Angst und Isolation, oder Strafe und Zorn. Sondern Vergebung und Solidarität … Und Jesus selbst sagt: “Vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.”

Re-Gnosis: Aus der Zukunft auf das Jetzt geschaut. Vergleichen wir mal unsere Ängste vor der Corona-Zeit! Wer erinnert sich jetzt noch an das Stürmchen namens Helga? Als fast die Welt unterging weil in Kitas und Schulen einen ganzen Tag ausfielen?

So ist Gott am Werk. Das ist Re-Gnosis.* Die Methode Jesaja, könnte ich auch sagen. Hören wir den Propheten weiter:

Wie er weit in die Zukunft schaut und mit wem er Gott vergleicht:

Gott spricht:

9 Warum sollte ich diese Geburt erst einleiten und dann im letzten Moment noch verhindern? Meint ihr, ich verschließe den Mutterleib, damit das Kind nicht zur Welt kommt – ich, euer Gott?

Nein – Freut euch mit Jerusalem! Jubelt über diese Stadt, alle, die ihr sie liebt! Früher habt ihr um sie getrauert, doch jetzt dürft ihr singen und jubeln vor Freude. Lasst euch von ihr trösten wie ein Kind an der Mutterbrust. Trinkt euch satt! Genießt die Pracht dieser Stadt!

12 Denn ich, der HERR, sage euch:

Frieden und Wohlstand werden Jerusalem überfluten wie ein großer Strom. Ich lasse den Reichtum der Völker hereinfließen wie einen nie versiegenden Bach. Und an dieser Fülle dürft ihr euch satt trinken.

In dieser Stadt werdet ihr euch wie Kinder fühlen, die ihre Mutter auf den Armen trägt, auf den Schoß nimmt und liebkost.

Jes 66 HAT

Was für wunderbare Worte. Das Bild: die schwere Geburt. Aber dann das Baby an der Brust der Mutter. Wie groß war die Angst vor der Geburt. Jetzt ist alles vergessen.

Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind.

Wir werden uns erinnern, vor was und wem alles wir Angst hatten in der Zeit vor Corona und über uns lächeln.Davor waren wir ein Volk von Angsthasen und Angstmachern. Winzige Details versetzte die Menschen in Panik. Aber seht genau hin.

In der physischen Isolation sind diejenigen die Solidarität zeigen und Barmherzigkeit so viel wichtiger und anerkannter, als die Hetzer, Spalter und Mäkler. Sie werden sich auflösen. Die einzige gute Nachricht:  AFD zum ersten Mal seit Jahren unter 10%! Trump hat endgültig ausgespielt!

Wenn wir diese Krise überstanden haben, dann werden wir Glück empfinden. Ich nenne das Glauben an Gott! Die Psychologen nennen es Coping-Gefühl: Die Welt wirkt wieder jung und frisch und wir sind plötzlich voller Tatendrang. Wir haben es geschafft. Gemeinsam. Wir alle kennen das Gefühl der geglückten Angstüberwindung.

Überwinden heißt: Wir kommen damit zurecht – coping. Wie ein hungriges Baby schreit und wütet und dann die süße Muttermilch bekommt. Diese neue Welt zeigt uns Jesaja. Er blickt zurück aus der Zukunft – mitten im Lärm, in der Angst, in der Zerstörung, mitten in der Geburt. So etwas vermag der Glauben aus Gottes Wort. Das können wir erlernen von der unendlichen tausendjahre alten Erfahrung der Bibel mit unserem Gott.

Jesus sagt: Jetzt habt ihr Angst. Aber seid getrost. Ich habe die Welt für euch überwunden. Nikeka: ich habe gesiegt. Ich weiß nicht, ob das so kommt wie Jesaja es sagt.

Aber wenn Menschen auf den Balkonen sich schon ujetzt gegenseitig Lieder zusingen, dann habe ich keine Angst vor der Zukunft. Das sind Lieder der Freiheit mitten im Gefängnis der Isolation.

Ich glaube, dass die Methode Jesajas funktioniert, seine Prophetie der Rücksicht – der Re-gnosis: Weil wir Gottes Handeln schon kennen und erkennen. Sein Ziel ist nicht die Zerstörung sondern Bewährung in Liebe.  Wenn diese Leidenszeit, diese Passion ein Ziel hat, einen Sinn hat, dann den:  Wir sehen, was sich bewährt in der Zeit von Angst und Bedrängnis.

Wir fürchten jetzt den Tod von lieben Angehörigen, vielleicht gehört ihr selbst zur Risikogruppe. Eine Welt vergeht, wie wir sie kennen. Aber im Blick auf Gott und auf Jesus werden wir überwinden. Wir mögen physisch voneinander getrennt sein, aber emotional rücken wir einander näher. Auch als Kirchengemeinde Lauf. Es ist schwer, vor diesen leeren Stühlen zu predigen. Aber ich sehe euch vor Augen zu Hause. Allein oder mit Familie. In Krankenhäusern. Zu euch allen sagt Gott, der nicht zufällig wie eine Frau, wie eine Mutter geschildert wird:

13 Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind. Die neue Pracht Jerusalems lässt euch den Kummer vergessen. 14 Wenn ihr das alles seht, werdet ihr wieder von Herzen fröhlich sein, und neue Lebenskraft wird in euch aufkeimen wie frisches Gras.«

AMEN

Und er Friede Gottes, der größer ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus!

*Begriff von Matthias Horx.