EKD-Ratsvorsitzende Präses Annette Kurschus betet für Opfer in Erdbebenregion

Unterstützung möglich über Spendenkonto der Diakonie-Katastrophenhilfe

Bei einem schweren Erdbeben im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei sind mindestens 20.000 Menschen ums Leben gekommen, zahlreiche weitere sind verletzt. Unsere Partner sind vor Ort und leisten Nothilfe. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende!

Liebe türkische und syrische Freunde und Nachbarn in Lauf,

erst langsam zeichnet sich das gigantische Ausmaß der Erdbeben-Katastrophe in Euren Herkunftsländern ab. Wir trauern mit euch um Vermisste und Getötete und beten für sie in unseren Gemeinden. Wir rufen auch unsere Mitglieder auf, die Überlebenden im Winter, die Verletzten und obdachlos Gewordenen zu unterstützen durch unsere Organisation Diakonie Katastrophenhilfe. Wenn wir in Lauf Euch in irgendeiner Weise bestehen können, wendet Euch bitte vertrauensvoll an uns.

Jan-Peter Hanstein, 1. Pfarrer im Namen der Hauptamtlichen und des Kirchenvorstands Lauf

Nach dem schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, den betroffenen Menschen ihr Beileid ausgesprochen und Christinnen und Christen zur Unterstützung aufgerufen.

„Erschrocken haben wir die schockierenden Nachrichten vom massiven Erdbeben und der furchtbaren Zerstörung in der Katastrophenregion und den angrenzenden Gebieten aufgenommen. Die verzweifelte Situation, in der sich die Menschen dort gegenwärtig befinden, geht mir zu Herzen,” so die Ratsvorsitzende. „Ich denke auch im Gebet an die Familien der Verstorbenen und die vielen Vermissten und Verletzten.“

„Diese Region und alle, die dort leben, sind ohnehin gebeutelt durch große wirtschaftliche und politische Probleme. Dass die Einheimischen nun auch noch von dieser Katastrophe heimgesucht werden, ist entsetzlich,“ so Präses Kurschus. „Jetzt ist wichtig, Solidarität zu zeigen und zu helfen, so gut es geht. Die unmittelbare Hilfsbereitschaft der internationalen Staatengemeinschaft ist dabei weit mehr als ein tröstliches Zeichen. Wir sind im ständigen Austausch mit unseren Partnern vor Ort und stehen für jede Unterstützung bereit, die sie in dieser schweren Zeit brauchen.“

Die Diakonie Katastrophenhilfe stellt zunächst 500.000 Euro für Nothilfemaßnahmen zur Verfügung und ruft unter dem Stichwort „Erdbebenhilfe Türkei Syrien“ auf zu Spenden auf ihr Konto bei der Evangelischen Bank: IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02 | BIC: GENODEF1EK1

Online unter: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/

“Ehre sei Gott und Frieden auf Erden!” (Lk2,14) Weihnachtspredigt 2022 von Pfarrer Jan-Peter Hanstein, Lauf

Liebe Gemeinde,

wir feiern Weihnachten in den dunkelsten Nächten des Jahres. Auch bei Josef und Maria im Stall stelle ich es mir ziemlich dunkel vor. Der Wirt hat ihnen bestimmt verboten mit Kerzen und Licht zu hantieren, weil es zu gefährlich war in einer Scheune mit Futter und Stroh. Vielleicht war da irgendwo ein Öllämpchen, in deren Licht die jugendliche Maria ihren Sohn bekam.

Aber dann geht draußen auf dem Feld das Licht an. Die ganz große Lampe. Perilampsein Rundum-Licht – so heißt es in der Weihnachtsgeschichte. Der Engel des Herrn mit Gottes ganzer Herrlichkeit, seinem Glanz und Schein. Wenn Gott kommt, kommt Licht und Wärme. Energie. Von Anfang an der Schöpfung und auch in dieser dunkelsten Nacht draußen bei den Hirten.

Da sagt dieser lichtumstrahlte Engel: „Fürchtet euch nicht, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, das Evangelium! Euch ist heute der Heiland geboren zu großen Freunde aller Menschen!“

Euch ist der Heiland geboren. Uns. Mir auch! Der Retter, der SOTER. Wörtlich der Erlöser. Nicht nur für die Hirten, nicht nur für Bethlehem nicht nur für Israel. Für alle Menschen. Er sagt ihnen den Ort, die Stadt Davids, „Ihr werdet ihn finden in Windeln gewickelt“. Sie und wir werden uns gedulden müssen, bis er aufgewachsen ist.

Und dann singen die himmlischen Heerscharen dieses Lied und auch wir singen es mit, das Wunderbarste, was Gott uns ansagen kann, zuruft in all seiner Macht und Liebe!

„Ehre sei Gott in den höchsten Höhen und Friede in den tiefsten Tiefen, auf Erden mit den Menschen, die er liebt, an denen er Wohlgefallen hat!“ Lk 21,4

Darüber will ich heute predigen.

Gott ehren und Frieden halten gehört zusammen. Die Gerechtigkeit Gottes und wir, die wir ihm gefallen, wenn wir Frieden halten und Frieden stiften.

Große Worte – das muss ich euch übersetzen.

Als Weihnachten noch kribbelte und aufregend war und einfach schön! Als ich Kind war waren meine Großeltern noch jung. Jünger als ich jetzt. Wir Enkel durften dann in den Ferien bei den Großeltern übernachten. Damals ahnte ich nicht, dass das eine Aktion zur Entlastung meiner Eltern war. Wir fühlten uns gar nicht abgeschoben, sondern privilegiert. Morgens schliefen die Großeltern immer viel länger als wir drei Hummeln. Dann krochen wir drei in das kleine Doppelbett der Großeltern. Schmissen die Oma raus, die Frühstück machte. Wir aber sahen uns den Hals meines Opas genau an. Vorne neben den Kehlkopf war die Kugel eingedrungen und hinten neben den Halswirbeln wieder ausgetreten. Eine Durchschussnarbe. Er musste sein Oberteil ausziehen und wir zeichneten mit dem Finger die Schrapnell-Narben am Rücken nach und gruselten uns an dem Wissen, dass ein Metallrest noch ganz nah an seinem Herzen sich inoperabel abgekapselt hatte. Sein Leben lang hat er als Lehrer seinen Unterricht bis zur Rente mit 65 Jahren mit einer Flüsterstimme gehalten, weil der Kehlkopf so beschädigt war. Wenn ich an Krieg denke, erinnere ich mich an diesen verwundeten Opa Günter.

Er war mit diesem Durchschuss und weiteren Splitterverletzungen aus dem Kessel Stalingrad herausgeflogen worden und seine Kameraden hatten gesagt: den sehen wir nie wieder. Tatsächlich hatte er überlebt und kein einziger von den anderen.

Später in einem Dorf in Nordhessen wurde er Dorfschullehrer, obwohl er eigentlich Lehrer für Biologie und Sport war. Dort schrieb er 7 Jahre lang jedes Jahr ein neues Krippenspiel für die kleine Kirchengemeinde, die sich im einklassigen Schulhaus zum Gottesdienst traf. Er übte mit allen seinen Schulkinder und seinen eigenen vier Kindern auf den Leib geschriebenen Rollen ein. In immer neuen legendären Variationen dichtete er seine Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung mit den älter und verständiger werdenden Kindern.  „Nie wieder Krieg.“

Ein Weihnachts-Licht in diesem kleinen Dorf Bellenhausen, in dem bis heute von diesen Krippenspielen des Lehrers Günther Wesche geredet wird. Und das mich irgendwie an Bethlehem erinnert.

MUSIKSTÜCK

Die tapfere lutherische Pfarrerin in der Ukraine, Larissa Kostenko, deren Mann als Offizier im Krieg gegen Russland keinen Fronturlaub zu Weihnachten erhalten hat, sie predigt in dieser Stunde über die Sehnsucht nach Frieden. Wie wäre es, wenn es einen Waffenstillstand gäbe, wie damals 1914 der berühmte Christmas-Truce in den Schützengräben des 1. Weltkriegs als teilweise tagelang der Krieg unterbrochen worden war und die verfeindeten Soldaten miteinander Weihnachten feierten, bis die Soldaten wohl unter Drohungen die Kämpfe wieder aufnahmen. Und das christliche  Europa in einem Blutbad unterging, dessen Auswirkungen wir bis heute spüren.

Da hinein – gerade da hinein spricht der Engel „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seines Wohlgefallens!“

Weihnachten  Gott ehren und Frieden machen! Wie schön wäre das. Auch die Menschen in der gequälten Ukraine singen das und sie kämpfen für den Frieden. Für eine friedliche menschliche Welt, wie sie Gott wohlgefällt.

Liebe Gemeinde, wenn wir etwas gelernt haben in den gegenwärtigen Krisen, sei es Corona, sei es Krieg und Inflation: Lasst uns Feste feiern wie sie fallen. Lasst uns nichts verschieben oder verpassen. Jetzt ist die Zeit. Jetzt geht das Licht an. Das große Weihnachtslicht mit dem Engel nicht verpassen, der sagt: „Fürchtet euch nicht, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, das Evangelium! Euch ist heute der Heiland geboren zu großen Freunde aller Menschen!“

Heute sind manche ganz allein. Andere fühlen sich einsam und unverstanden mitten im Trubel ihrer Familien. Ich kenne das nur zu gut. Aber ihr seid hier zusammengekommen. In der Kirche. Hier wiederholen wir diese Wahnsinnsbotschaft mit den großen Worten vom Allergrößten und allerniedrigsten.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seines Wohlgefallens!“

Jetzt ist die Zeit. Wir singen dieses Lied mit, mit den Violinen und Cellos wie unsere Stadtstreicher, mit Trompeten und Posaunen, wie die Orgel mit Zimbeln und Glocken. Das ist es, was wir angesagt bekommen. Wir singen die wunderbare Nachricht, was dieser Heiland gebracht und hat und immer bringen wird. Heilung und Frieden. Da geht das große Licht an mitten in der dunkelsten Nacht.

Da öffnet sich der Himmel für einen Moment. Die geschundenen Menschen, wie die Hirten, wissen nicht, warum ihnen das geschieht, und was das alles bedeuten soll. Für einen Moment ist da wunderbares warmes Licht auf diesem kalten Feld mit den kleinen Lagerfeuern. Auch in der Ukraine in der zerstörten Städten und den altertümlichen Schützengräben im Winter.

Stellt euch mal vor, wie finster wäre unsere Welt, ohne diese Sehnsucht nach Frieden. Ohne Weihnachten. Ohne die Kinder, die diese wunderbare Geschichte lernen und singen. Ohne Hoffnung auf einen Frieden wie Gott ihn uns ansagt, den uns das kleine Gotteskind schenkt. Was gibt es Friedlicheres und gleichzeitig Hilfsbedürftigeres als das Bild eines Säuglings, den seine Mutter liebevoll stillt? Dahinein hat sich Gott bewusst in seiner Liebe zu den Menschen begeben. Gottes tausende Heerscharen sind friedlich singende Engel, nicht die Millionen von schwerbewaffneten Soldaten. Die Engel und die Hirten und die Feiernden sind die größte Demonstration für den Frieden, die es jedes Jahr wieder gibt.

Gott steht in diesem Jesuskind für Leben und Frieden.

Geht hin wie die Hirten und erzählt das weiter. Werdet eurerseits Engel – Angelos, Boten Gottes in euren Familien, in eurer Arbeit, als Bürger eines Staates und Menschen dieser Welt. Feiert dieses Fest mit den Menschen, die bei euch sind. So unvollkommen und unpassend es gerade erscheinen mag. Himmelhochjauchzend und erdentief weinend.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seines Wohlgefallens!“

AMEN.

Weihnachtsfrieden und Hoffnung – Grußwort zu Weihnachten 2023 aus Winnyzia, Ukraine

Larrissa in Winnyzia

Liebe Geschwister in Deutschland, liebee Freunde!

Es ist eine große Freude für mich, auch über diese Homepage meine erste Weihnachtsbotschaft mit Ihnen zu teilen.

Wir haben immer noch mit den Schwierigkeiten der Post-COVID-Ära zu kämpfen und leben weiterhin im Krieg. Viele Menschen erleben den Verlust eines geliebten Menschen. Wir sind noch dabei, uns an neue Normen zu gewöhnen.

Trotz alledem glauben wir als Christen, dass die Hoffnung nicht verloren ist. Der Prophet Jesaja sagte:
Uns ist ein Kind geboren worden,
ein Sohn ist uns geschenkt worden,
und die Regierung wird auf seinen Schultern lasten.
Und sein Name wird sein.
Wunderbarer Ratgeber, Mächtiger Gott,
Ewiger Vater, Fürst des Friedens. (Jes 9,6)


Die Prophezeiung wurde erfüllt, als der Messias in der kleinen Stadt Bethlehem geboren wurde. Engel kündigten es den Hirten an, und ein hell leuchtender Stern brachte drei weise Männer, die sie besuchten und ihre Geschenke überreichten.

Heute feiern wir die Geburt unseres Herrn Jesus Christus, aber es bleibt eine wichtige Frage zu beantworten:

Was bedeutet die Geburt Christi für uns Christen in diesen schwierigen Zeiten?
Ich wage zu behaupten, dass die Geburt Christi uns Hoffnung gibt, dass Gott gekommen ist und die Probleme lösen wird, die wir nicht in den Griff bekommen. Die Geburt Christi gibt uns die Gewissheit, dass Gott uns von allen Formen der Unterdrückung – geistig, körperlich, emotional oder psychologisch – befreien wird.

Alles, was wir tun müssen, ist, uns Gottes weisem Rat zu unterwerfen. Wenn wir unser Herz öffnen, um Christus anzunehmen, können wir mit den Engeln in Lukas 2,14 mitsingen:
Ehre sei Gott im höchsten Himmel,
und auf Erden Friede denen, an denen er Wohlgefallen findet. (Lukas 2,14)
Ich wünsche uns allen ein frohes Weihnachtsfest und ein sehr erfolgreiches Jahr 2023.

Pfarrerin Larissa Kostenko aus Lutherischen Kirchengemeinde Winnyzia, Ukraine

Predigtskizze von Pfarrerin Larissa Kostenko

Text: Lukas 2,1-20.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wie Sie verstehen, habe ich oft über Weihnachten und die Botschaft dieses Festes nachgedacht. Die Frage hat mich schon lange beschäftigt:

Was kann, was soll ich beim diesjährigen Weihnachtsfest verkünden?

Was ist die Botschaft an die Menschen bei diesem besonderen Weihnachtsfest?

Was ist also die Botschaft für uns hier in Winnyzia für Weihnachten 2022?

Text des Evangeliums Lk 2
1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung[1] war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe[2]; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens[3]. 15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Wir haben diese große Weihnachtsgeschichte gehört, die uns der Evangelist Lukas erzählt hat. Wir sangen Lieder und stimmten so in die Geschichte ein. Vor allem ein Gefühl hat uns geprägt:

Die Weihnachtsgeschichte ist so vielfältig! Zum Predigen muss ich mich entscheiden, was ich daraus wähle.

Worauf können wir uns dieses Jahr konzentrieren?

Ich denke, wir sollten uns dieses Mal auf den Lobgesang der Engel konzentrieren:
“Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden”.
Die Geburt Jesu hat uns eine tiefe und große Wirklichkeit vor Augen geführt: Trotz aller Rückschläge, trotz aller Unruhen, trotz der Kriege in vielen Gebieten unseres Landes gibt es eine viel entscheidendere, viel mächtigere Wirklichkeit: den Frieden für uns. Es ist dieser Friede, der uns tatsächlich ausmacht, der uns trägt, der uns Zuversicht und Mut gibt. Es war die überwältigende Erfahrung in der Nacht der Geburt Jesu; es war die Erfahrung, die auch Lukas erschütterte: Wir brauchen nicht zu verzweifeln. Nein: Wir können erkennen, dass wir in der Realität dieser Welt [Gottes] leben. Dies ist der wahre Grund für unsere Existenz. Wenn wir zulassen, dass uns diese erstaunliche, diese überwältigende Botschaft erreicht, dass sie uns erfüllt – dann wird es für uns Weihnachten! Ich bin der Meinung, dass wir diese Botschaft brauchen, weil wir für den Frieden beten wollen.

Deshalb zeigt uns Lukas: Die Engel offenbaren diese Wahrheit in ihrem Lobgesang:

Ich habe einen Augenzeugenbericht über solche Ereignisse gelesen:

Bild Holzkreuz im Gedenken an den Weihnachtsfrieden bei Ypern, Belgien
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons xmas-truce-1914-1999

Als der Erste Weltkrieg, von dem man eigentlich dachte, er sei in wenigen Wochen vorbei, sich dem Ende zuneigte, hatten Ende 1914 die verantwortlichen Offiziere und ihre Soldaten an den deutschen und britischen Frontabschnitten den Mut, sich zu Weihnachten mit der anderen Seite zu treffen und gemeinsam zu feiern: Tausende deutsche und britische Soldaten an der Front in Belgien und Frankreich stellten die Kämpfe ein, trafen sich im Niemandsland und feierten Weihnachten: tauschten sich aus, verteilten Geschenke, gemeinsam Auf deutscher Seite waren an diesem “Weihnachtsfrieden” vor allem sächsische und bayerische Soldaten beteiligt. Ein bayerischer Soldat berichtete daraufhin nach Hause: “Zwischen den Schützengräben standen die verhassten und erbittertsten Gegner um einen Weihnachtsbaum und sangen Weihnachtslieder. Diesen Anblick werde ich für den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen.”

Später gingen die Aktiven zurück zu ihren Seiten und das grausame Morden ging weiter.

Trotzdem – so denke ich – das Zeichen der Weihnacht, der Hinweis auf diesen wahren Frieden jenseits unserer Kriege, war für alle, die es gesehen und mitgestaltet haben, überwältigend: und Frieden auf Erden den Menschen, die Gott wohl gefallen!
Also: gegen die Realität des Krieges, diese Erleuchtung über die wahre Bestimmung unseres Lebens: Frieden, nicht Krieg.
Gibt es eine Realität, die diese Intuition rechtfertigt? Ja, diese Realität wird zuerst von den Engeln bezeugt:
“Ehre sei Gott in der Höhe!”
Denn alle, die Gott ehren, legen damit den Grundstein für den Frieden.

AMEN

Walter Oetter, den einige von uns als Musiker oder Techniker aus der Christuskirche kennen, hat sich als Fotograf und Designer mit einer kleinen Manufaktur selbständig gemacht und stellt Design- und Dekoartikel im etwas gehobenen Preissegment her. Die Produkte können online über seine Homepage (siehe unten) und im handgewerke-Laden in Lauf, Sichartstr. 29 bezogen werden und passen gut in die Weihnachtszeit. Die Alpha-Buchhandlung hat auch etwas von ihm im Laden.
Schaut gerne mal vorbei. Er freut sich über Interesse an seinen Produkten.

Freude am Entdecken.
Handgemacht.

www.wondaa.de

Walter Oetter
Bleichgasse 11
91207 Lauf

Über Walter:

Ingenieur mit Liebe zu schönen Sachen und findigen Details, viele Jahre Entwicklungsarbeit in der mittelständischen Industrie, Inhaber diverser Patente, immer mal Fernweh, Hang zu alten Möbeln, Perfektionismus und hintergründigem Humor.

Predigt von Pfarrer Martin Tontsch zur Ökumenischen FriedensDekade in Bayern

Erste Friedensgebet 1980 – Nikolaikirche Leipzig

Liebe Gemeinde,
„Schwerter zu Pflugscharen“ – das ist das Motto der Friedensdekade seit 1980. Es war zu lesen auf zahllosen T-Shirts oder Jackenaufnähern von jungen Menschen, auf Plakaten und Bannern.
Es wurde zum Symbol für den Widerstand gegen eine Politik der militärischen Stärke und der Aufrüstung und für die Sehnsucht nach Frieden. „Schwerter zu Pflugscharen“ – Das stand für einen Traum von jungen Menschen.

Hat dieser Traum etwas verändert? Ich denke, in mancher Weise schon. Das Motto stand für die gewaltlosen Montagsdemonstrationen nach den Friedensandachten in der Leipziger Nikolaikirche, die zur friedlichen Wende im Osten Deutschlands beitrugen.
Und es gab auch eine gesellschaftliche Entwicklung, einen Bewusstseinswandel in einigen Bereichen unseres Lebens. Methoden wie Gewaltfreie Kommunikation und Mediation haben wesentliche Wurzeln in der Friedensbewegung.
Besonders tiefgreifend sind die Auswirkungen in der Kindererzie¬hung: Kinder dürfen heute nicht mehr geschlagen werden und lernen dabei auch für Ihr Leben als Erwachsene einen anderen Umgang miteinander.
Miteinander achtsam umzugehen, auf die eigenen Bedürfnisse und die anderer Menschen zu achten und gemeinsam nach guten gemeinsamen Wegen zu suchen, in denen nicht Hass und Gewalt, sondern Nächstenliebe spürbar werden – das war das Anliegen dahinter.
Ganz im Sinne des neutestamentlichen Mottos der diesjährigen Friedensdekade: „Lasst uns aufeinander achthaben und uns anspornen zur Liebe und zu guten Werken.“
Die Friedensbewegung hat unsere Gesellschaft und ein Stück weit die ganze Welt verändert – stärker als wir das im Rückblick oft sehen.


Liebe Gemeinde,
die 43. FriedensDekade begehen wir in einer Zeit, in der in Europa ein schrecklicher Krieg tobt. Die Partnerschaft der Kirchengemeinden Lauf und Winnyzja macht uns das besonders präsent.
Pfarrerin Larissa Kostenko hat eindrücklich geschildert, wie der Überfall Russlands für sie, die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Winnyzja, ja für alle Menschen in der Ukraine alles verändert hat.
„Ich habe Freunde, aber sie haben kein Verständnis für den Schmerz“. Das waren Constantins Worte.
„It’s time – It’s time – To fight“ hat Ingret gesungen.
Angesichts dieser brutalen Realität erscheint das Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ fern. Ja, viele werden fragen: War ein solches Motto, eine solche Einstellung nicht gerade der gefährliche Trugschluss, wir müssten nicht mehr wehrhaft sein?
Was heißt in einer solchen Situation „Lasst uns aufeinander achthaben und uns anspornen zur Liebe und zu guten Werken“?
Müsste „Achthaben“ nicht gerade heißen: Waffenlieferungen, Aufrüstung, volle Unterstützung gegen den Aggressor?

Diese hochaktuellen Fragen machen deutlich, wie wenig eindeutig in unserer unerlösten Welt die Frage ist, was zum Frieden führt.
Es kann der Eindruck entstehen: Wie man es macht, ist es verkehrt!

Liebe Gemeinde,
was kann dabei helfen, diese Spannung auszuhalten?
Mir hilft dabei der Glaube, den ich vom Propheten Micha lernen kann, von dem dieses Bild „Schwerter zu Pflugscharen“ stammt.
Er lebte selbst in einer Zeit voller Krieg und Gewalt. Doch er hat einen Traum, eine Vision, und von der schreibt er im 4. Kapitel:

„In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des HERRn Haus ist, fest stehen, höher als alle anderen Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden hinzulaufen. […]
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“


In dieser Verheißung findet Michas Traum vom Frieden Ausdruck.
Es erinnert mich an Constantins Lied „Die Stadt“, das mit den Worten begonnen hat: „Die Stadt in den Sternen lockt zum Träumen.“
Es ist ein Segen, wenn man sich auch in einer schlimmen Situation die Fähigkeit bewahrt, zu träumen!

Bei Micha verbindet sich mit seinem Vertrauen darauf, dass Gott in der Geschichte mitwirkt und am Ende Frieden schaffen wird.
Ganz am Ende der Bibel steht die Vision von einer Stadt des Friedens, sie wird dort das „Himmlische Jerusalem“ genannt.

Die Bibel sagt uns: Gott ist nicht ein Gott des Hasses, sondern der Liebe.
Nicht Kriegshelden, sondern Friedensstifter nennt er seine Kinder.

Der Glaube kann dabei helfen, die Spannung auszuhalten zwischen dem Traum von einer friedlicheren Welt und der konkreten, unfriedlichen Wirklichkeit.
Er macht Mut in einer Situation der Hoffnungslosigkeit.
Er macht die Richtung deutlich: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ – so hat es der Weltkirchenrat 1948 in einer Art „Grundbekenntnis“ formuliert.
Aber es ist auch klar: Das Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ ist eine Vision, es ist das, was Gott am Ende der Zeiten aus seiner – nicht aus unserer Kraft – schaffen wird.
In der unerlösten Welt kann und wird es nötig sein, in bestimmten Situationen brutaler Gewalt Gegengewalt entgegenzusetzen. Auch wenn Gewalt immer eine Niederlage bei dem Bemühen um eine friedliche Lösung ist.
Wer aus dieser Vision heraus lebt, der kann Spannungsverhältnisse anerkennen und realistisch beurteilen – aber er wird danach streben, damit in einer friedensstiftenden Weise umzugehen.
Dazu leisten die vielfältigen Veranstaltungen der Ökumenischen FriedensDekade einen Beitrag. In diesem Sinne erkläre ich die Ökumenische FriedensDekade 2022 in Bayern für eröffnet.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. (Philipper 4,7)

Amen.

Wer gerne das Thema mit Pfarrer Tontsch vertiefen möchte – herzliche Einladung zum Gesprächsabend Dienstag 8.11.

WIE HÄLT ES DIE EVANGELISCHE KIRCHE MIT DEM FRIEDEN?

Für Frieden sind alle. Aber wie man dahin kommt, darüber kann man sich ganz schön streiten.
mit Martin Tontsch, Mediator, Referent der Arbeitsstelle kokon
In einer „Friedenskonzeption der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ soll es darum gehen, wie Krieg und Frieden mit
Demokratie, Wirtschaft und Bildung zusammenhängen und was die Landeskirche dazu konstruktiv beitragen kann.
Pfarrer Martin Tontsch, Mediator und Referent bei der Arbeitsstelle kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung
arbeitet an dieser Konzeption mit. Er stellt einige Thesen daraus vor und lädt zu eigenem Nachdenken und –
gerne auch kontroverser – Diskussion ein.

Dienstag, 8.11., 19.30 UHR
Johannissaal, Lauf
Kirchenplatz 11 (direkt neben der Johanniskirche im Pfarramt)

Gebet für die Friedensdekade von Larissa Kostenko, Winnyzja

Alle Menschen auf diesem Planeten brauchen FRIEDEN! Wir in der Ukraine brauchen den Frieden und wünschen ihn uns so sehr zurück!

Aber wie können wir Frieden zurückerhalten und wann? Ich weiß es nicht.

Deshalb beten Sie mit mir in den nächsten 10 Tagen, während dieser Friedensdekade und darüber hinaus:

“Herr Gott, Herr über Leben und Tod. Auf Dich vertrauen wir, Dir danken wir.

Schenke uns deinen FRIEDEN, schenke uns deinen Heiligen Geist, der unsere Herzen mit deiner Liebe wärmt. Unterweise jeden in aller Wahrheit und Güte. Wärme die traurigen, weinenden Herzen der Menschen. Mögen sie dich in Freude preisen und die Sorgen auf dieser Erde vergessen.

Amen.”

Всем людям на этой планете нужен МИР! Мы в Украине нуждаемся в мире и очень хотим его вернуть!

Но как и когда мы можем вернуть мир? Я не знаю.

Поэтому молитесь вместе со мной в течение следующих 10 дней, во время Десятилетия мира и после него:

“Господь Бог, Господь над жизнью и смертью. На Тебя мы уповаем, Тебя мы благодарим.

Дай нам Твой МИР, дай нам Твоего Святого Духа, согревающего наши сердца Твоей любовью. Наставляйте всех во всякой истине и благости. Согрейте печальные, плачущие сердца людей. Пусть они восхваляют Тебя в радости и забывают печали этой земли.”

Аминь. Лариса Костенко

Deutsch-Ukrainisch-Russischer Friedens-Gottesdienst am 6.11. in Christuskirche Lauf mit INGRET – Немецко-украинско-российская служба мира 6.11. в Христускирхе Лауф совместно с INGRET

Die Ökumenischen FriedensDekade in Bayern wird am 6. November um 10.30 Uhr in der Christuskirche Lauf zum Thema ZUSAMMEN:HALT eröffnet.  Diesen Gottesdienst können Sie auch live auf dem Youtube Kanal „C1 Lauf“ verfolgen. – Экуменическое десятилетие мира в Баварии будет открыто 6 ноября в 10.30 утра в Христускирхе Лауф на тему TOGETHER:STOP.  Вы также можете смотреть эту услугу в прямом эфире на канале Youtube “C1 Lauf”.

INGRET wurde international bekannt durch den Gewinn von „Voice of Ukraine“ 2017 mit ihrem Song „Birdie“. -INGRET стала известна на международном уровне после победы на “Голосе Украины” 2017 года с песней “Birdie”.

Die Künstlerin INGRET Kostenko wird den Gottesdienst musikalisch gestalten und vom Leben in der Ukraine berichten. Sie ist die Tochter der lutherischen Pastorin Larissa Kostenko aus Winnyzja. Larissa wird uns per Video auf Deutsch grüßen. Sie leitet das Projekt „Tafel Trapeza“, für das unsere Kirchengemeinde schon 50.000€ gespendet hat.

Pfarrer Martin Tontsch, Konfliktberater und Wirtschaftsmediator wird predigen, Pfarrer Hanstein leitet durch den Gottesdienst mit weiteren Gästen.

Diesen Gottesdienst können Sie auch auf Youtube “C1 Lauf” miterleben!

Артист ИНГРЕТ Костенко предоставит музыку для службы и расскажет о жизни в Украине. Sie ist die Tochter der lutherischen Pastorin Larissa Kostenko aus Winnyzja. Larissa wird uns per Video auf Deutsch grüßen. Она руководит проектом “Tafel Trapeza”, на который община нашей церкви уже пожертвовала 50 000 евро.
Пастор Мартин Тонтш, консультант по конфликтам и бизнес-медиатор, будет проповедовать, пастор Ханштейн будет вести службу вместе с другими гостями.
Вы также можете посмотреть эту услугу на Youtube “C1 Lauf”!

Vom 6. bis 16. November ist das Evang.-Luth. Dekanat Hersbruck das diesjährige Schwerpunktdekanat der Bayerischen Evangelischen Landeskirche für die Ökumenische Friedensdekade 2022.  

Unter dem diesjährigen Motto „zusammen:halt“ werden vielfältigen Zugängen zum Thema Frieden einen besonderen Rahmen geben und eine Plattform für Begegnungen schaffen.

In den folgenden zehn Tagen bis Buß- und Bettag wird in zahlreichen Veranstaltungen deutlich, wie Friedensarbeit als Querschnittsaufgabe kirchlichen Handelns wahrgenommen wird.

Alle Veranstaltungen bei uns und im Dekanat Hersbruck finden Sie hier:

www.lauf-evangelisch.de/Friedensdekade2022

Bildrechte Ökumenische FriedensDekade e.V.

frei sein – Predigt am Reformationstag 2022 von Pfarrer Jan-Peter Hanstein

Predigt freisein mit Gal 5, 1-6 und Xavier Naidoo. Es gilt das gesprochene Wort.

Glaubst Du, dass der Wind weht,
weil irgend jemand sagt: “Wind, weh jetzt”
Glaubst Du, dass die Sterne, die am Himmel stehen
leuchten, weil irgendwer sie an knipst? Glaubst Du das?
Glaubst Du, dass die Elemente tun, was sie sollen,
und nicht, was sie wollen? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag’:

Ich will frei sein,
frei wie der Wind, wenn er weht.
Ich will frei sein,
frei wie ein Stern, der am Himmel steht.
Ich will frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.
Ich will frei sein, nur frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.

Glaubst Du, dass die Erde
aufhören würde, sich zu drehen,
wenn irgendwer entschiede,
dass es besser wär’ für sie zu stehen? Glaubst Du das?
Glaubst Du, dass irgendwer, irgendwo, irgendwann
für Dich Dein Leben leben kann? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag’:

Ich will frei sein,
frei wie der Wind, wenn er weht.
Ich will frei sein,
frei wie ein Stern, der am Himmel steht.
Ich will frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.
Ich will frei sein, nur frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.

Glaubst Du, dass Dein Leben
bereits geschrieben steht,
und dass irgendwo ein Weiser
für Dein Tun die Konsequenzen trägt – glaubst Du das?
Glaubst Du, dass von allen Leben auf der Welt eins
wertvoller ist als Deins? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag’:

Ich will frei sein,
frei wie der Wind, wenn er weht.
Ich will frei sein,
frei wie ein Stern, der am Himmel steht.
Ich will frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.
Ich will frei sein, nur frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.

Liebe Gemeinde,

von der Freiheit möchte ich so singen können wie Xavier Naidoo und von der Freiheit so predigen wie Paulus:

Gal 5, 1-6                                        

Zur Freiheit hat uns Christus befreit!

So steht nun fest

und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Siehe, ich, Paulus, sage euch:

Wenn ihr euch beschneiden lasst,

so wird euch Christus nichts nützen.

Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt,

dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.

Ihr habt Christus verloren,

die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt,

und seid aus der Gnade gefallen.

Denn wir warten im Geist

durch den Glauben auf die Gerechtigkeit,

auf die man hoffen muss.

Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung

noch Unbeschnittensein etwas,

sondern der Glaube,

der durch die Liebe tätig ist.

Ich will frei sein, nur frei sein … singt Xavier Naidoo.

Zur Freiheit hat uns Christus befreit, sagt Paulus.

Was glaubst du? Was glaube ich?

1. Freiheit ohne Bedingungen

Freiheit – ist Freiheit und sonst nix, hat der Münchner Weiß Ferdl gesagt. In Zeiten als diese Freiheit schon verloren, korrumpiert war und man die Freigeister festgesetzt hat.

Zur Freiheit hat uns Christus befreit, sagt Paulus.

Wenn in der Kirche von Freiheit geredet wird, auch heute noch und sogar in der evangelischen Kirche, dann wird’s ernst. Wenn ich heute so von der Freiheit singe wie ein Xavier Naidoo und rede wie ein Paulus, dann werden hinterher tausend Einschränkungen kommen und Fragen  – „Ich möchte ja nur einmal anmerken, Herr Pfarrer“. – „haben Sie nicht etwas vergessen?“

Liebe Freunde, Ach die Freiheit: ich kann eure Gedanken schon hören.

Bedenklich: Kann die Freiheit nicht so schrecklich missbraucht werden?

Besorgt: Müssen wir der Freiheit deshalb nicht Schranken setzen?

Ganz klug: endet meine Freiheit nicht an der Freiheit des anderen?

Natürlich kenne ich auch die Einwände, einen zu Recht umstrittenen Künstler wie Xavier Naidoo zu spielen, der erst in allerletztem Moment vor kurzem von seinen obskuren Verschwörungstheorien und Corona-Schwurbeleien abgerückt ist und öffentlich Abbitte geleistet hat. Aber ich wollte dieses Lied von 1999, komponiert von Moses Pelham und gedichtet von Martin de Setlur – denn welches andere Lied transportiert so zart, so wehmütig die Sehnsucht nach Freiheit, die jetzt nach über 20 Jahren fast absurd klingt? wie frei waren wir 1999 ohne Corona Lockdowns, ohne die Finanzkrise, ohne einem Krieg wie dem in der Ukraine aufgezwungenen, der unser gesamtes System durchschüttelt. Niemals hätten wir Kinder der 80er uns solche Einschränkungen vorstellen können. Deshalb – lasst mir den Naidoo, er steht für eine Phase meines Lebens, auch für die Freiheit eines Songs, der von dem Leben eines Künstlers nicht abhängig sein sollte.

Zurück also zur Frage: Wie viel Freiheit braucht der Mensch?

Liebe Schwestern und Brüder:

Freiheit – ist Freiheit und sonst nix. Wer als Christ die Freiheit unter Bedingungen stellt wie: Freiheit Ja, aber, – ja, wenn nur, – wer die Freiheit in Nebensätzen klein redet, der braucht sich nicht wundern, wenn große Philosophen Max Scheler, ein Jean Paul Sartre, ein Nicolai Hartmann sich hinstellen und sagen:

„Um meiner Freiheit willen kann ich nicht wollen, dass es einen Gott gibt.“

Für mich wie viele andere  ist heute Freiheit die entscheidende Frage.  Als Christ und Theologe Gott und die Freiheit zusammenbringen, zu denken, das ist die immer noch theologische Meisterfrage der Neuzeit. Für mich auch. Denn:

2. Gott und die Freiheit gehören zusammen.

Dieser Gott, der in Christus befreit, ist die Freiheit. Noch einmal: Warum nicht? Gott ist die Freiheit! Warum scheuen wir uns, so etwas frei herauszusagen und kommen mit den Bedenken, dass Freiheit missbraucht werden kann. Und dann reden wir in der Kirche von Liebe und Glaube – kann nicht Liebe und noch viel mehr Glaube ebenso furchtbar missbraucht werden?

Ist nicht die Freiheit der Schutz vor Missbrauch? Weil da einer sich hinstellen kann und kann sagen: Nein – so nicht.

Gegen die Autoritäten, gegen die Tradition stellt sich einer hin und protestiert und beruft sich auf die Freiheit des Gewissens und die Freiheit der Vernunft und die Freiheit der Schrift.

Auf diesen Paulus. Und gehorcht nicht.

Nicht dem Kaiser und nicht dem Papst, der ihn bis heute nicht rehabilitiert hat.

Ja  – ich meine Martin Luther.

Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemanden untertan. PUNKT.

Kein Wenn. Kein Aber. Auch wenn dann folgt:

Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.

Der erste Satz zählt und auf ihn kommt es an.

3. Und wenn die Welt voll Teufel wär

und wollt uns gar verschlingen,

so fürchten wir uns nicht so sehr,

es soll uns doch gelingen.

Der Fürst dieser Welt,

wie sau’r er sich stellt,

tut er uns doch nicht;

das macht, er ist gericht’:

Ein Wörtlein kann ihn fällen.

Welches Wort ist das?

FREIHEIT!! Nicht nur Gedankenfreiheit!

Zur Freiheit hat Christus euch befreit.

So lasst euch nicht wieder unter das Joch des Gesetzes zwingen.

Ich bezeuge einem jeden von euch:

Wer jetzt die Moral auspackt und die Sitte,

wer jetzt die Tradition anführt und die Zwänge,

der fällt aus der Gnade Christi

und muss wieder das ganze Gesetz erfüllen. ALLES.

Ach ich möchte das Lied Freisein mit diesen wunderbaren Strophen weiterdichten:

Glaubst Du, dass Dein Leben bereits geschrieben steht,
und dass irgendwo ein Weiser für Dein Tun die Konsequenzen trägt – glaubst Du das?
Glaubst Du, dass von allen Leben auf der Welt eins wertvoller ist als Deins? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag’:
Ich will frei sein.

Heute – 2022 – erkennen wir: Es ist gar nicht so einfach, in der Freiheit zu leben.

Da ergeht es einem leicht wie einem Zootier, das zufällig freikommt: meistens kehrt es nach kurzer Zeit freiwillig zurück in den Käfig. Zu gefährlich ist es in der freien Wildbahn…

Die Unfreiheit des Imperialismus

Wie frei ich war, wie frei wir aufgewachsen sind, das habe ich immer geschmeckt und gefühlt, wenn ich in der DDR auf Tage hinweg in unserer Partnergemeinde in Neubrandenburg gelebt habe. Ich habe das hier schon erzählt.

Heute sage ich: Schaut auf die Ukrainer. Wie sie um ihre Freiheit kämpfen. Ihr Leben geben. Obwohl sie im Gegensatz zu uns die Freiheit nur ein bisschen geschmeckt haben. Trotz aller Korruption und Armut in ihrem Land.  Sie wollen nicht zurück in die Rolle der Sklaven, nicht in der Unterdrückung der Sowjetunion, niemals wieder Nazis, auch nicht als billige Arbeitssklaven der Europäischen Union.

Es ist eine Schande, dass diese Freiheit, die Grundrecht der Menschen oft gegen ein Christentum erkämpft werden musste, dass vom ungerechten System profitierte und ausgehalten wird. In diesem Fall innerhalb der orthodoxen Kirche:

Ich rede vom obersten russischen Bischof, dem Metropoliten Kyrill. Dem Putin eine Kathedrale der Armee für hunderte von Millionen Euros geschenkt hat und ihn längst in der Tasche hat. Die russisch-orthodoxe Kirche wird nicht manipuliert. Diese Kirche ist vielmehr längst “Teil eines kriminellen Regimes”.

Ich will frei sein – ein freier Christenmensch! Oft geht es dann gegen verknöcherte religiöse Institutionen, aber auch gegen geschickte Manipulationen, die unser Gewissen versklaven!

Let Freedon rain? – da ist der Ruf von Martin Luther King von seiner berühmte Rede in Washington hineingemischt. Ich habe den Ruf nicht so ganz verstanden, bis ich ihn nachgelesen habe. Let Freedon rain? Let Freedom reign?

“Let freedom ring!” ruft martin Luther King. Lasst die Freiheit regieren. Nie wieder Sklaven! Kein Rassismus, der Menschen als Untermenschen ausbeuten lässt.

Jetzt kommt der Kern unseres Glaubens.

Was glaubst du? Wie ist das mit Gott und der Freiheit?

Christus hat uns zur Freiheit befreit:

Radikal!

Wer ist Jesus für mich?

Ein absolut freier Mensch: so frei wie Gott selbst auf eine so tolle Art und Weise, das ich immer noch staune, wenn ich die Bibel lese: ein so freier Mensch, der so frei ist, völlig er selbst zu sein und so offen mit allen umzugehen. Ein freier Mensch, der tut was er will und nicht was er soll: uns zu zeigen wie Gott ist. Frei und liebevoll. Der mir beibringt: kein Leben ist wertvoller als deins, und keiner hier kann dein Leben leben. Aber auch kein anderes Leben ist weniger wertvoll als meins!

Glaubst Du, dass irgendwer, irgendwo, irgendwann
für Dich Dein Leben leben kann ? Glaubst Du das ? Glaubst Du das ?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag’:

Freiheit ohne Einschränkung. Frei sein zu dem was ich entdecke, das ich bin, wozu ich wohl geschaffen bin.

Da verstand ich und glaubte.

Freiheit ist die Grundlage allen Lebens. Dazu hat Gott uns geschaffen. Dazu hat er sun bestimmt. Er möchte keine Roboter, keine Marionetten. Sondern menschen aus Flaisch und Blut. Gut und böse, aber frei zu leiben und zu glauben.

Dazu kam Jesus, das freieste und gleichzeitig liebevollste Wesen auf der Erde und im Himmel, der Sohn Gottes.

Jesus zeigt es uns: gegenüber der Ehebrecherin, dem Zöllner, den sogenannten Sündern, den Frau und Kindern, ja sogar den Heiden – zur Freiheit hat Christus uns befreit. Und aus diesem wahnsinnigen Bewusstsein der Freiheit wächst die Liebe und dann der Glaube. Aus der Freiheit wächst der Glaube als Antwort auf dieses wunderbare Geschenk Gottes. Wie Paulus sagt: Der Glaube, der in der Liebe tätig ist.

Und die Bindungen, Ehe, Kinder, Beruf die bilden neue Schwingen der Freiheit, die den Wind spüren und die anderen die Sehnsucht nach Freiheit lehrt.

Da ist der Schmerz des Liebenden, der in Freiheit den anderen ziehen lassen muss.

Das ist der wehe Stolz der Eltern auf ihre Kinder, die selbstbewusst und frei ihren Weg gehen. Auch wenn dieser Weg ganz anders aussieht als ihrer.

So ist Gott. Seine Liebe schafft den freien Menschen und hört nicht auf zu lieben.

Alles andere ist wieder „Gesetz“ oder gesetzlich, wie wir nach Luther sagen.

Nein – Ich möchte nicht von einer wahren und einer falschen Freiheit geredet haben.

Ja ich glaube: der Glaube, der in der Liebe tätig wird bildet die Grundlage zum fliegen im Glauben. Für den Freien ist der Himmel frei und der Wind, die Wolken, und die Erde mit ihrer Fruchtbarkeit.

Für den Unfreien ist der Himmel verschlossen mit einer Stahlplatte und die Elemente gegen ihn.

Wer die Freiheit kennt, weiß, was ich meine.

Wer die Freiheit geschmeckt hat, weiß, was ich glaube.

Denn Freiheit ist Freiheit und sonst nix.

(Wort des lebendigen Gottes nach Luther am Reformationstag.)

Ich kann nicht anders. So helfe mir Gott. AMEN.

Spende der Erstklässler: Schulmaterial für Flüchtlingskinder in Winnyzja

#winnyzja#tafelwinnyzja

Liebe Erstklässler der Grundschule I in Lauf: 384€ habt ihr im Erstklässler-Segnungsgottesdienst für die Flüchtlingskinder im Lyzeum Nr.9 in Winnyzja gegeben! Hier seht ihr, dass das Geld angekommen ist.

Der Rektor der Schule hat sich ebenfalls in einem Schreiben auf Deutsch bedankt:

Herzlichen Dank!

Sehr geehrter Herr Jan-Peter Hanstein, 

die kommunale Einrichtung „Vinnytsia Lyceum No. 9″ spricht Ihnen persönlich ihren aufrichtigen Respekt für Ihre Unterstützung von Vertriebenen und Bürgern der Ukraine aus, die unter dem bewaffneten Konflikt gelitten haben. Bis heute gibt es 85 Binnenvertriebene, darunter 10 Kinder, darunter 5 Kinder im schulpflichtigen Alter, die aufgrund der lnvasion der Russischen Föderation auf dem Territorium der Ukraine gezwungen waren, ihren ständigen Wohnsitz zu verlassen. Die Zahl der Binnen vertriebenen in Institutionen wächst jeden Tag weiter. 

In Anbetracht dessen und unter Berücksichtigung des dringenden Bedarfs an Schulmaterial haben wir mit den Geldern, die Sie vor dem Schuljahr im Gottesdienst von den Kindern gesammelt haben, die notwendigen Güter für den Bildungsprozess gekauft und an die Kinder von Binnenvertriebenen übergeben die in unserer Einrichtung leben. 

Die kommunale Einrichtung „Vinnytsia Lyceum No. 9″ hofft auf lhre weitere Unterstützung und Hilfe. 

Aufrichtig,  Direktor Oleksandr KOZLOV