Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung der Suppenküche der methodistischen Kirchengemeinde Vrbas, Region Novi Sad, Serbien. Ein Projekt der Fastenaktion 2018 der Evang. Luth. Kirche in Bayern, die bei uns in Lauf eröffnet wurde. 2019 besuchte der Gospelchor und der Jugendchor die Partner in Serbien. Jetzt endlich ist der Bau fertig und kann nach langer COVID-Zeit eingeweiht werden. Ca. 2000€ haben Spender aus Lauf begesteuert. Gerne wären wir gekommen, aber nachdem die Pandemie etwas zur Ruhe gekommen ist, ist bei uns wieder (zu) viel los. Deswegen ein Videogruß von Pfarrer Hanstein an die methodistischen Freunde aus dem Livestream-Gottesdienst!
Pfarrer Dragan erklärt das Ürpjekt vor frisch gegossener Bodenplatte 2019Fertige Suppenküche in Vrbas
Jede Woche überweisen wir 1200€. Schon 15.000€ sind direkt in Winnyzja angekommen und hat über 100 Menschen pro Tag mit warmen gutem Essen gesättigt. Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!
Samstagnachmittag mit den Kindern, die im Lyceum wohnen. Eine Mahlzeit auf dem Weg nach draußen. Geburtstagsfreude für Dascha. So viele Emotionen beim Empfang der bunten Luftballons. Und der Höhepunkt des Tages war ein Pizza-Meisterkurs. Alles war echt. Wir wuschen uns sorgfältig die Hände, kneteten den Teig und fantasierten mit Formen. Es gab die traditionellen runden, Herzen, Kätzchen und der Junge hatte eine Steakform. Auch bei der Dekoration hatte jeder seine eigene Vorstellung. Alles, was nicht in Windeseile auf die Pizzen passte, wurde zur Verkostung abgewaschen. Der mühsamste Teil war das Warten auf das Backen. Wir verbrachten unsere Zeit mit den Kindern auf dem Spielplatz, wo sie uns lebhaft von ihren schmerzhaften Erinnerungen an ihre Zeit erzählten. Die Straße nach Vinnitsa, die 3, die 5-7 Tage bekam. Per Anhalter, mit dem Bus, mit dem Zug. Ich fragte sie, ob sie vorhätten, hier zur Schule zu gehen, hier? Ausnahmslos alle haben geantwortet: “Wir gehen nach Hause!” Die Kinder hoffen und glauben, dass am 1. September der Krieg zu Ende ist und sie nach Hause gehen können. (Und mehr als die Hälfte von ihnen hat einfach kein Zuhause. Mariupol, Saporoschje, Donezk…).Ich danke Gott, dass der heutige Tag doch noch ein Freudentag war. Als die Kinder ihr Meisterwerk erhielten, rannten sie los, um es mit ihren Familien zu teilen. Pfarrerin Larissa Kostenko
Die Evangelische Kirchengemeinde Lauf weist darauf hin, dass Aussagen von KirchenvorsteherInnen und anderen ehrenamtlichen oder angestellten MitarbeiterInnen zur gegenwärtigen politischen Lage auf Facebook und anderen sozialen Medien nicht die Meinung der Kirchengemeinde wiedergeben, sondern private Meinungen darstellen. Natürlich gehen die Vorsitzenden einzelnen Aussagen nach, wenn sie als volksverhetzend oder kriegsverherrlichend aufgefasst werden können.
Solche Aussagen stehen im Widerspruch zu allen Werten, für die wir als Kirche stehen und kann zum Ausschluss aus dem Kirchenvorstand führen, wenn schädigendes Verhalten nachgewiesen werden kann. (§ 34 Kirchengemeindeordnung ELKB). Da Kirchenvorsteher gewählte VertreterInnen der Mitglieder sind, muss hier besondere Sorgfalt walten. Daher befinden wir uns seit Mitte April in vertraulichen Gesprächen, um Betreffende zu ermahnen und haben diese im Ehrenamtsbeirat dokumentiert.
Auch schon in anderen Konflikten haben wir die Erfahrung gemacht, dass nur das persönliche Gespräch geeignet nicht nur für den innerkirchlichen Dialog. Anonyme Briefe als Kommunikationsmittel lehnen wir ab. Social Media Beiträge, Artikel, Leserbriefe und E-Mails müssen durch persönliche und offene Gespräche ergänzt werden.
Die Mitglieder des Kirchenvorstands wurden auf die „Social Media Richtlinie“ der Evang. Luth. Kirche in Bayern hingewiesen, die wir für Ehrenamtliche und Angestellte selbst am 15.4.2021 beschlossen haben. https://www.lauf-evangelisch.de/richtlinien-fuer-soziale-medien/
Das Engagement der Kirchengemeinde für Frieden ist an der Unterstützung einer Partnergemeinde in der Ukraine abzulesen: Die „warme Tafel“ in Winnyzja. Die Kirchengemeinde Lauf hat seit Ausbruch des Krieges hierfür 30.000€ gesammelt und schüttet wöchentlich zwischen 1200 und 1500€ an das „Projekt Trapeza“ aus. https://www.lauf-evangelisch.de/tafelwinnyzja/
Winnyzja 3.5.2022. Schule. Kinder. Blumen. Leben. Freude. Hoffnung. Liebe. Ich hoffe, dass Sie, wie ich, all diese Gefühle empfinden. Heute gab es einen Meisterkurs in Perlenstickerei für Kinder. Schauen Sie sich nur an, wie sich die Augen von Kindern verändern, wenn sie ein kleines, einfaches Eis am Stiel bekommen. Schenken. Zum Teilen. Zu helfen. Es ist an der Zeit, dass jeder etwas unternimmt. Wann sonst, wenn nicht jetzt? Ich wünsche allen, dass sie mit ganzem Herzen und ganzer Seele Freude empfinden, wenn sie Gutes tun. Koch Inna wird an alle 22 Kinder, die noch nichts bekommen haben, Äpfel, Säfte, Bananen und Eis verteilen. In der Zwischenzeit wurden 68 Personen Cafe TRAPEZA versorgt.
Vielen Dank für viele Spenden für die Tafel in Winnyzja! Über 20.000€ sind bis Ende April bereits zusammengekommen. Dadurch konnte das Projekt jede Woche mit 1200€ unterstützt werden. Die kleine lutherische Kirchengemeinde mit Pfarrerin Larissa Kostenko kochen jeden Tag 100 warme Essen im Cafe Trapeza, 3000 Portionen im Monat. Viele Ehrenamtliche in Winnyzja helfen jeden Tag mit.
Die erste Welle der überwältigenden Spendenbereitschaft ebbt etwas ab. Die Not der Vertriebenen innerhalb der Ukraine bleibt jedoch bestehen. Deshalb: Helfen Sie nachhaltig mit! Spenden Sie regelmäßig einen kleineren Betrag. Ganz bequem über unsere sichere Homepage. Wählen Sie einfach „monatlich“ statt „einmal“ auf unserem Online-Spendenportal aus, folgen Sie den Anweisungen, halten Sie ihr IBAN bereit und schon gehören Sie zu den wichtigen Paten dieses Projekts. Jeder kleine, dafür aber regelmäßige Betrag hilft unserer Partnergemeinde in Winnyzja bei ihrem Engagement für andere.
Dafür berichten wir regelmäßig für Sie per E-mail.
Wir bedanken uns herzlich im Namen der Deutschen Evang. Luth. Kirchengemeinde in Winnyzja und ihrer Pfarrerin Larissa Kostenko!
Vor etwa vierzehn Tagen brachte ein Bus aus Sloviansk, Mirnograd … der Region Donezk 64 Menschen in unsere Stadt, darunter 21 Kinder. Ich werde Ihnen nicht sagen, was diese Menschen durchgemacht haben. Sie leben in den Klassenzimmern der Schulen. Die Angst und der Schrecken der Erinnerung erlauben es ihnen nicht, sich frei in der Stadt zu bewegen, einfach zu leben und die kleinen Dinge zu genießen. Ich sah heute dieselben Augen und dieselbe Stimmung wie bei “unseren” Umsiedlern vor fast 2 Monaten. Viele haben sich angepasst, viele suchen und finden Arbeit, und einige sind weitergezogen oder haben bessere Bedingungen gefunden. Ich habe etwas, mit dem ich es vergleichen kann. Heute haben wir diesen Menschen zusammen mit den Mitarbeitern von Trapeza unser Mittagessen gebracht. Wir haben sie dorthin gebracht, wo sie es am meisten brauchten. Alle, Kinder, erwachsene Männer, Frauen, Teenager und ihre Haustiere, lebten zusammen und schliefen auf dem Boden. Sie haben sich noch nicht alle geäußert, es ist schwer, in einer solchen Situation Worte des Trostes und der Hoffnung zu finden. Sie nahmen unser warmes Mittagessen dankend an. Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird, aber ich habe versprochen, zu kommen und sie mit dem Wort der Schrift zu unterstützen. Die Freiwilligen brachten Spielzeug und Kleidung mit, und wir brachten ein warmes Mittagessen. Der Herr ist barmherzig, und er wird alles wieder gutmachen. Wer bittet, dem wird er geben. Und es wird eine Lösung geben, und es wird Frieden geben, und es wird irgendetwas geben.
Kruzifixus blickt auf den Trubel unter seinem Kreuz bei einem Oratorium in der Johanniskirche Lauf
16 Da überantwortete Pilatus ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber, 17 und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. 19 Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben:
Jesus von Nazareth, der Juden König.
20 Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.
21 Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 28 Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29 Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund.
30 Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.
Joh 19
Liebe Gemeinde,
Vorgestern erhielt ich eine Sprach-Nachricht aus dem Kindergarten Arche Noah.
“Herr Pfarrer, was steht auf dem Schild über dem Jesus am Kreuz in der Johanniskirche?”
„Jesus von Nazareth, der König der Juden.“ „Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.“ Heißt es bei Johannes. Was hat das zu bedeuten – das fragt sich schon ein 4-5 Jähriges Kind. Und wir heute auch.
Über dieses Schild gab es auch damals eine große Diskussion unter den verschiedenen Beteiligten. Die Hohenpriester verlangten von Pilatus, dass die Inschrift abgenommen werden müsse oder geändert wird. Ein Fragezeichen sollte dazu kommen, wie in einer Boulevardzeitung ein zweifelhafter Titel „er habe gesagt, dass er der König der Juden sei…“
Pilatus antwortete mit dem Sprichwort gewordenen Satz: „Quod scripsi, scripsi. Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.“
Von Anfang an wird der Sinn von Jesu Passion und Opfer verschieden bewertet:
Die Gefangennahme, Folterung und Hinrichtung von Jesus ist politischer Mord in Tateinheit mit religiösen Motiven. Glauben, Politik, Freiheitsliebe, Erlösungssehnsucht gehen Hand in Hand. Das war schon immer so. Das ist auch heute noch so:
7 Wochen Passion – 7 Wochen Krieg
Sieben Wochen dauert in unserer Kirche traditionell die Passionszeit, in der wir die Leiden Jesu „bedenken“. 7 Wochen dauert der Krieg in der Ukraine schon an. Wir nehmen so nah und direkt wie nie zuvor an diesem Krieg teil. Nehmen Flüchtlinge auf, versorgen dieses Land mit Nahrung und Waffen. Wir feiern am Sonntag Jesu Auferstehung. Aber der Krieg in der Ukraine geht in seine entscheidende Phase. Die Brutalität wird zunehmen. Die Verluste auch auf beiden Seiten und dazwischen wehrlos die Zivilbevölkerung, Frauen, Kinder und kranke und ältere. Millionen sind geflüchtet. Millionen sind geblieben.
Der Krieg in der Ukraine ist keine neue Anfechtung. Es gab all die Jahre irgendwo Krieg. Auch weisen manche darauf hin, das mehr Menschen auf der Welt an Corona gestorben sind als durch den Krieg in der Ukraine bisher.
Aber noch nie ging uns ein Krieg so viel an! Auch wenn schon bisher unsere Freiheit am Hindukusch in Afghanistan verteidigt wurde, wie der frühere Verteidigungsminister Struck einmal sagte. Syrien war für uns mehr ein Bürgerkrieg, obwohl dort Mächte wie USA, Russland, Türkei, Irak und Iran sich stellvertretend auf syrischen Boden bekämpften. Selbst hunderttausende von Flüchtlingen bei uns fochten uns 2015 nicht an.
Aber jetzt kann jeder von uns in einem Tag an die ukrainische Grenze fahren und viele tun das ja auch, um zu helfen. Umgekehrt: Flüchtlingskinder, die gerade noch zur Schule gingen, sind am nächsten Tag bei uns und bringen ihr Notebook für den Fernunterricht mit.
War schon durch Corona trotz Distanz unsere Solidarität gefordert, so wird erneut unsere Opferbereitschaft auf die Probe gestellt. Die Spendenbereitschaft wächst enorm. Ich danke besonders für die vielen Spenden für die Tafel in Winnyzja. Aber auf Öl und Gas aus dem Land des Angreifers Russland verzichten? Das wird schon schwerer – höchstens im Sommer…
7 Wochen sind um seit dem 24. Februar – und jetzt Ostern
Wir feiern übermorgen jetzt Ostern. Was soll ich tun? Kriegspredigten halten mit dem auferstandenen Gekreuzigten?
Hoffnung und Mut machen, um die Kampfmoral hochzuhalten? Gegen die Gewalt von Putins Russland, der bei maximaler Eskalation durch Vakuumbomben, Chemiewaffen und sogar mit einem Atomschlag mit Hyperschallraketen droht? Ich gebe zu, dass ich für mich nicht garantiere stillzuhalten, wenn Putins gesammelte Kräfte in wenigen Tagen nun mit massierter Gewalt dieses Mal vielleicht hunderttausende töten werden. Das werden wir West-Europäer irgendwie doch eingreifen werden und müssen. Und ich habe wie ihr alle Menschen guten Willens sehr viel Angst davor. Wir sind nicht Jesus. In Verantwortung der Freiheit und Gerechtigkeit, als Bürger der EU haben wir andere Voraussetzungen und werden wir auch andere Entscheidungen als Jesus treffen müssen. Auch um uns und unsere Mitmenschen zu verteidigen, ohne darin das letztgültige Heil der Welt zu sehen.
Heute an Karfreitag, da werden wir Christen aufgerufen durch allen zweifelhaften und wechselhaften politischen Erscheinungen hindurchzublicken. Der Vorhang zerreißt und viele Lebenslügen werden aufgedeckt.
1) Auf Bequemlichkeit und Wohlstand für diesen europäischen Teil der Welt – von dem so viele ausgeschlossen werden? Nur keine Unruhe – das sind die besorgten Seelsorger und Taktiker, die Hohenpriester. Aber auch viele von Jesu Jüngern. In der Ukraine hat sich schon lange vor dem Krieg die orthodoxe Kirche gespalten in eine russische und eine ukrainische Kirche, die sich nun genauso feind sind. Das Christentum allein hat noch nie zum Frieden gereicht. Das ist wieder eine große Enttäuschung.
2) Oder setzt du auf die totale Gewalt? Dass Putin sich durchsetzen wird wie die römische Weltmacht, weil sie unerschrocken für den Erhalt ihrer Macht Millionen von Menschenleben zerstören und opfern kann? Dann gehörst du zu den Statthalter Pilatus und seinen Söldnern, Häschern und Verrätern des Imperiums.
3) Oder setzt du auf den Herodes, Realpolitiker wie aus dem sozialdemokratischen Lehrbuch? Dann gehörst du zu den zögerlichen Politikern, die lieber abwarten, bis der Sturm vorüber ist und sich so lange wie möglich neutral verhalten. Nur keinen Anstoß erregen. Die Drecksarbeit andere erledigen lassen. Ein paar Waffen hinschaffen, aber mehr nicht.
Am Karfreitag wird unsere Ohnmacht deutlich. Aber anderes auch:
Weil Jesus stirbt, zeigt sich das Unrecht der totalen Macht. Pilatus ist schuldig an diesem Mord. Bis heute wiederholen wir es anklagend im Glaubensbekenntnis: gelitten unter Pontius Pilatus! Es gibt keine Entschuldigung für Pilatus, keine für Putin! Wenn er sich nicht vor dem Strafgerichtshof in Den Haag verantworten muss, dann vor Gottes Gericht!
Wie Jesus stirbt, zeigt sich auch der Egoismus der religiösen Institutionen. Auch der heute christlichen. Jesus gehört keiner Religion an und keiner Konfession. Denn in Jesus erscheint in seiner Hingabe eine Macht, die gibt, die leben schafft und nicht zerstört, die liebt über den Tod hinaus. So ist Gott. Er opfert sich und stirbt dafür. Deshalb ruft er: „Es ist vollbracht.“
Wer ist dieser Jesus? Was sage ich den Kinder in der KITA?
Bist du der König der Juden? Bist du der Christus, der Erlöser der ganzen Welt? „Wo bist du, Trost der ganzen Welt“. Was würdest du Jesus von Nazareth tun? -> Jesus würde auch heute nichts anderes tun, als was er getan hat. Gottes Liebe und Macht verkündigen und eher dafür getötet werden als selbst zu töten.
Erschütternd finde ich es, wie noch der sterbende Jesus die Menschen unter seinem Kreuz zueinander führt. Zu Johannes sagt er – das ist deine Mutter. Und zu Maria: das ist dein Sohn. Danach stirbt er mit den Worten. „Es ist vollbracht!“
Wir sind nicht Jesus. Sein Opfer genügt. Aber wir Christen werden aneinander gewiesen, sollen die Zurückgebliebenen aufnehmen wie einen eigenen Sohn, wie die eigene Mutter. Eine neue Gemeinschaft entsteht. In ihr leben, glauben und sterben wir. Auch an diesem Osterfest 2022.
AMEN
Russisch
Дорогие прихожане,
Позавчера я получил голосовое сообщение из детского сада “Ноев ковчег”.
“Отец, что написано на табличке над изображением Иисуса на кресте в церкви Святого Иоанна?”.
“Иисус из Назарета, Царь Иудейский”. “И написано было на еврейском, латинском и греческом языках”. Говорит Джон. Что это значит – вот что спрашивает себя 4-5-летний ребенок. И так же мы делаем сегодня.
В то время было большое обсуждение этого знака среди различных участников. Первосвященники потребовали от Пилата, чтобы надпись была снята или изменена. К нему должен был быть добавлен знак вопроса, как к сомнительному заголовку в бульварной газете “он говорил, что он царь иудейский…”.
Пилат ответил фразой, ставшей пословицей: “Quod scripsi, scripsi”. То, что я написал, я написал”.
С самого начала значение страсти и жертвы Иисуса оценивается по-разному:
Захват, пытки и казнь Иисуса – это политическое убийство в сочетании с религиозными мотивами. Вера, политика, любовь к свободе, жажда искупления идут рука об руку. Так было всегда. Так происходит и сегодня: 7 недель страстей – 7 недель войны
Традиционно период Страстей в нашей церкви длится семь недель, в течение которых мы “размышляем” о страданиях Иисуса. Война в Украине длится уже семь недель. Мы участвуем в этой войне так близко и непосредственно, как никогда раньше. Мы принимаем беженцев, снабжаем эту страну продовольствием и оружием. В воскресенье мы празднуем воскресение Иисуса. Но война в Украине вступает в решающую фазу. Жестокость будет возрастать. Жертвы также были с обеих сторон и между беззащитными гражданскими лицами, женщинами, детьми, больными и престарелыми. Миллионы людей бежали. Миллионы остались.
Война в Украине – это не новый вызов. Все эти годы где-то шла война. Некоторые также отмечают, что на сегодняшний день в мире от короны умерло больше людей, чем от войны в Украине.
Но никогда еще война не волновала нас так сильно! Хотя наша свобода уже была защищена в Гиндукуше, в Афганистане, как однажды сказал бывший министр обороны Штрук. Для нас Сирия была скорее гражданской войной, хотя такие державы, как США, Россия, Турция, Ирак и Иран, воевали друг с другом на сирийской земле по доверенности. Даже сотни тысяч беженцев с нами не бросили нам вызов в 2015 году.
Но теперь любой из нас может доехать до украинской границы за день, и многие делают это, чтобы помочь. И наоборот, дети-беженцы, которые только что пошли в школу, на следующий день приходят к нам, приносят свои тетради для дистанционного обучения.
Если наша солидарность уже была поставлена под сомнение Короной, несмотря на расстояние, то наша готовность идти на жертвы снова подвергается испытанию. Желание жертвовать очень сильно растет. Я особенно благодарен за многочисленные пожертвования в продовольственный банк в Виннице. Но обойтись без нефти и газа из страны-агрессора России? Это будет сложнее – максимум летом… С 24 февраля прошло 7 недель – и вот уже Пасха.
Послезавтра мы празднуем Пасху. Что мне делать? Проповедовать военные проповеди с воскресшим распятым?
Давать надежду и мужество для поддержания боевого духа в бою? Против насилия путинской России, которая угрожает вакуумными бомбами, химическим оружием и даже ядерным ударом гиперзвуковыми ракетами в случае максимальной эскалации? Я признаю, что не могу гарантировать, что смогу сохранять спокойствие, когда объединенные силы Путина будут убивать, возможно, сотни тысяч с массовым насилием, на этот раз через несколько дней. Мы, западноевропейцы, будем и должны как-то вмешаться. И как все вы, люди доброй воли, я очень боюсь этого. Мы не Иисус. В ответственности за свободу и справедливость, как у граждан ЕС, у нас другие условия, и нам придется принимать другие решения, чем Иисусу. А также для защиты себя и своих ближних, не видя в этом конечного спасения мира.
Сегодня, в Страстную пятницу, мы, христиане, призваны смотреть сквозь все сомнительные и изменчивые политические явления. Занавес сорван, и многие лживые факты жизни разоблачены. II Нас спрашивают: На что вы ставите?
На что вы ставите?
1) О комфорте и процветании для этой европейской части мира, из которой так многие исключены? Только не волнуйтесь – это заинтересованные пасторы и тактики, первосвященники. Но также и многие ученики Иисуса. В Украине задолго до войны православная церковь раскололась на русскую и украинскую, которые сегодня одинаково враждебны друг другу. Одного христианства никогда не было достаточно для мира. Это еще одно большое разочарование.
2) Или вы делаете ставку на тотальное насилие? Что Путин будет господствовать, как римская мировая держава, потому что он может бесстрашно уничтожать и жертвовать миллионами человеческих жизней ради сохранения своей власти? Тогда вы – один из правителей Пилата и его наемников, приспешников и предателей империи.
3) Или вы ставите на Ирода, реального политика прямо из социал-демократического учебника? Тогда вы относитесь к нерешительным политикам, которые предпочитают подождать, пока буря пройдет, и оставаться нейтральными как можно дольше. Только не обижайтесь. Позвольте другим делать грязную работу. Получите там несколько единиц оружия, но не более того.
В Страстную пятницу наше бессилие становится очевидным. Но и другие вещи тоже:
Поскольку Иисус умирает, открывается несправедливость полной власти. Пилат виновен в этом убийстве. И по сей день мы обвинительно повторяем это в Символе веры: “Пострадал при Понтии Пилате! Нет оправдания Пилату, нет оправдания Путину! Если он не должен отвечать перед уголовным судом в Гааге, то перед Божьим судом!
То, как умирает Иисус, также показывает эгоизм религиозных институтов. Даже те, которые сегодня являются христианами. Иисус не принадлежит ни к одной религии или деноминации. Ведь в Иисусе, в Его преданности, проявляется сила, которая дает, которая создает жизнь и не разрушает, которая любит превыше смерти. Вот каков Бог. Он жертвует собой и умирает за это. Вот почему Он восклицает: “Свершилось”.
Кто этот Иисус? Что я скажу детям в КИТА?
Ты Царь Иудейский? Ты Христос, Спаситель всего мира? “Где ты, утешение всего мира”. Как бы вы поступили с Иисусом из Назарета? -> Иисус сегодня не сделал бы ничего другого, кроме того, что Он сделал. Провозгласить Божью любовь и силу и скорее быть убитым за это, чем убить себя.
Меня потрясает то, как умирающий Иисус все еще ведет людей друг к другу под своим крестом. Иоанну он говорит: “Это твоя мать”. И Марии: это твой сын. Затем он умирает со словами. “Все готово!”
Мы не Иисус. Его жертвы достаточно. Но мы, христиане, направлены друг к другу, должны принимать тех, кто остался, как родного сына, как родную мать. Возникает новое сообщество. В нем мы живем, верим и умираем. Также на эту Пасху 2022 года. АМЕН
*** Переведено с помощью www.DeepL.com/Translator (бесплатная версия) ***
Winnyzja – Charkiw. Du fragst warum? Meine Antwort. Gestern hat sich eine Familie im Gemeinschaftshaus niedergelassen, wo der Heizkessel, der das Haus beheizt und das Wasser erwärmt, ausgefallen ist. Trotz der Unannehmlichkeiten blieb Antons Familie und wärmte sich auf, indem sie unseren Garten aufräumte. “Herr, ich vertraue auf dich und danke dir für deine Wunder. Sie wollten nur die Nacht verbringen und blieben, um ihre Gedanken und Pläne zu ordnen. Herr lass sie die richtige Entscheidung treffen. Amen.”
Larissa Kostenko
#tafelwinnyzja #prayforpeace
Familein vor TRAPEZAFamilie aus CharkivFamilie aus Charkiv beim EssenFamilie aus Charkiv übernachtet im GemeindehausDer Heizkessel ist ausgefallenSie wärmen sich bei der ArbeitBelohnung im Gemeindegarten
Heute möchte ich einen ganzen Beitrag den Menschen widmen, die bei den Vorbereitungen des Küchenchefs helfen, die das Geschirr abwaschen und die Küche und den Flur sauber halten. Ich danke Ihnen vielmals. Hilfe um der Hilfe willen ist heute mehr denn je zu spüren. Larissa Kostenko
Fastenpredigt von Katharina Leniger am 27.03.2022 in der Johanniskirche in Lauf an der Pegnitz
Katharina Leniger (links) wurde von Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici begrüßt. Die Stadtstreicher umrahmten den Gottesdienst.
Woran denken Sie, wenn Sie heute Morgen an Versöhnung denken?
Ich merke, es fällt mir gerade schwer, an Versöhnung zu denken, ohne dass meine Gedanken abschweifen zu den unzähligen Konflikten, die gerade in der Welt toben, obwohl – oder gerade weil – sie meilenweit von „Versöhnung“ entfernt sind. Es kommen mir Bilder und Szenen in den Kopf, wo Versöhnung so dringend nötig wäre und doch unerreichbar scheint: Der zerstörerische, wahnsinnige Krieg in der Ukraine, der allen Beteiligten so ungeheuer großen Schaden zufügt. Der Umgang mit Hass innerhalb der Gesellschaften: Querdenker gegen die Politik, Kämpfer:innen für die selbst definierte Freiheit gegen das „Team Vorsicht“. Es kommen mir auch Konflikte innerhalb meiner, der katholischen Kirche in den Sinn, Menschen, die sich um die Bewahrung der Rechtgläubigkeit sorgen und diejenigen, die versuchen, dabei nicht das Bunte des Menschlichen und die Menschen selbst außen vor zu lassen. Daneben die unzähligen, so sehr Gequälten, denen Gewalt in Institutionen geschehen ist, die seelischen, körperlichen oder spirituellen Missbrauch ertragen mussten und immer wieder neu verletzt werden durch das Handeln und Nicht- Handeln der Täter oder denen, die lieber die Institution als die Menschen schützen. Es gäbe noch viele weitere Beispiele zu nennen.
So unterschiedlich diese beschriebenen Brandherde sind: Wenn ich an Versöhnung denke, wird mir unwohl. Wie soll das denn angesichts des Leids und der Schuld möglich sein? Ist Versöhnung da nicht der blanke Hohn? Nicht ein Griff nach den Sternen? Wäre es nicht schon mal genug, wenn endlich Ruhe einkehren würde, ein Status Quo, in dem man die andere Seite leben lässt, statt sie zu quälen, zu missionieren, Rache zu nehmen? Dieses Unwohlsein lässt sich nicht so schnell wegwischen, es gehört zu diesem Thema wohl unweigerlich dazu. Versöhnung klingt erst einmal nach einer „schönen neuen Welt“. So einfach ist es nicht.
Ich habe noch eine zweite Frage an Sie (anstrengend, ich weiß). Woran denken Sie, wenn Sie an Gefängnisse denken?
Vielleicht kennen Sie Bilder aus der Zeitung oder dem Fernsehen, Gitter vor Fenstern, abgeschlossene Türen, volltätowierte junge Männer. Viele von Ihnen werden wahrscheinlich noch in keinem Gefängnis gewesen sein. Das Gefängnis ist ein Ort, der in unserer Gesellschaft verborgen ist und den man nicht so leicht verstehen, nicht „begreifen“ kann. Folglich ist es auch mit viel Mühe verbunden, den dort Inhaftierten, den Bediensteten, dem Alltag näher zu kommen.
Wenn es Ihnen geht wie mir vor dem Beginn meiner Doktorarbeit, dann denken Sie womöglich, dass es Gefängnisse braucht, denn es braucht ja in einer Gesellschaft etwas, das wartet, wenn eine Person sich nicht an Recht und Gesetz hält oder andere verletzt. Diese Begründung ist keineswegs falsch. Es ist in einem demokratischen Staat essenziell, zu begründen, warum der Staat Menschen die Freiheit entzieht: Mit der Freiheitsstrafe soll Schuld ausgeglichen und ein begangenes Unrecht gesühnt werden. Im Blick auf die Zukunft sollen weitere Gewalttaten präventiv verhindert und die Tatverantwortlichen resozialisiert werden. Es sind also mindestens zwei Perspektiven, die staatliches Strafen rechtfertigen: Schuldausgleich für die Tat in der Vergangenheit und Prävention für die Zukunft. Das alles passiert zwischen dem Staat, vertreten durch die Justiz, der den Rechtsbruch ahndet, und der tatverantwortlichen Person. Sie merken schon: Staat und Täter – die geschädigte Person spielt hier keine Rolle, allenfalls als Nebenkläger:in. Das hat gute Gründe, denn wenn Opfer die Strafhöhe bemessen, ist das womöglich befriedigend für sie, aber überhaupt nicht mehr gerecht. Es ist eine große zivilisatorische Errungenschaft, dass Taten von unabhängigen Gerichten verurteilt werden, denn ein gerechtes Verfahren verhindert im schlimmsten Fall Blutrache oder Lynchjustiz.
Der Justizvollzug wiederum ist die Institution, die die verhängte Freiheitsstrafe vollzieht – der Name sagt es bereits. Für den Vollzug selbst stellt sich demnach nicht die Frage, warum gestraft wird, sondern vielmehr die, wie das Urteil der Justiz vollzogen wird. Der Justizvollzug straft selbst nicht mehr, denn das ist durch den Freiheitsentzug bereits erledigt. Er darf auch gar nicht mehr zusätzlich strafen. Die Ziele bzw. Aufgaben des Justizvollzugs regelt das
Strafvollzugsgesetz, das in jedem Bundesland etwas unterschiedlich ist, aber dennoch zwei Pole hat: Die Resozialisierung der Tatverantwortlichen und die Sicherheit der Allgemeinheit.
Ich mag es nicht zu kompliziert werden lassen, aber das ist schon eine Herausforderung für das Gehirn. Man schließt Menschen aus der Gesellschaft aus, um sie letztlich wieder in die Gesellschaft zurückzuführen. Sie sollen zu einem Leben in sozialer Verantwortung und ohne weitere Straftaten befähigt werden, eben resozialisiert werden, indem sie von jeglicher sozialen Einbindung in ihr Umfeld gelöst werden. Ein Beispiel für diese paradoxe Situation: In Bayern stehen den Inhaftierten monatlich insgesamt zwei Stunden Besuchszeit zu, manchmal auch drei, um den Rückhalt und die Verbindung zu ihren Freund:innen und Verwandten nicht zu verlieren. Sie haben schon richtig gehört: Zwei bis drei Stunden im Monat. Telefonate oder gar Internetzugang sind in aller Regel in Bayern nicht vorgesehen, wobei die Corona-Pandemie hier einiges verändert hat. Häufig bleibt als Kontaktmöglichkeit der gute alte Brief. Lange konnte ich mir nicht vorstellen, was das wohl heißt, überhaupt isoliert zu sein, bis die Corona-Pandemie kam. Ich weiß nicht, wie eine solche Situation zu ertragen ist, ohne unmittelbaren Kontakt zu denen zu haben, die mir am Herzen liegen.
Dem Vollzugsziel der Resozialisierung gegenüber steht die Sicherheit. Sicherheit will die Verteidigung vor einer vermutlichen und in der Zukunft liegenden Verletzung erreichen. Und so ist sie ein Phänomen, mit dem nie „fertig“ werden kann, sie lebt von einer Bedrohung, die noch unbekannt, allenfalls prognostizierbar ist. Und damit ist mit ihr wahnsinnig gut Politik zu machen, weil sie mit Angst verknüpft ist. Ein Altbundeskanzler sagte doch vor vielen Jahren, man solle Straftäter wegsperren – für immer. Und manch eine:r wird bei sich gedacht haben, dass das wohl viele Probleme lösen würde.
Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass der Wunsch, alle Menschen, die gegen Gesetz und Ordnung verstoßen haben und verurteilt wurden, für immer hinter Gitter zu sperren, nicht nur menschenunwürdig ist, sondern auch teuer und unrealistisch. Und trotzdem ist es bequem, diese Menschen nicht zu sehen und die Augen davor zu verschließen, dass sie irgendwann zurückkehren. Neue Justizvollzugsanstalten entstehen häufig außerhalb der Stadt, in Würzburg liegt die JVA im Industriegebiet. Die Gesellschaft sichert sich ab mit hohen Mauern oder vielen Kilometern Feld und Wiese um die Inhaftierten herum. Die meisten Menschen kommen jedoch statistisch irgendwann wieder zurück in unsere Gesellschaft, auch wenn der so genannte „Drehtüreffekt“ – raus aus der Anstalt und direkt wieder hinein – häufig ist.
Die Logik einer JVA, das wollte ich deutlich machen, folgt also vornehmlich dem Spagat zwischen Resozialisierung und Sicherheit. Auch wenn sich die im Gefängnis tätigen Mitarbeitenden noch so sehr um die so genannte „Behandlung“ bemühen, wird die Institution immer mit dem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit entgegenhalten. Dies ist auch der Überforderung geschuldet, die die Unterbringung von Menschen mit weitestgehend schwierigen sozialen Hintergründen und Biographien mit sich bringt. Jedes stumpfe Messer wird da zur Gefahr und ich kann das Bedürfnis nach Ordnung auch irgendwie verstehen, denn es gibt in Gefängnissen wohl nichts, was es nicht schon gegeben hätte. Schlicht muss man aber feststellen: Man schließt drei Schlupflöcher und es öffnen sich fünf neue. Sicherheit im Gefängnis ist eine Sisyphusarbeit.
Das ist die rechtliche und institutionelle Seite einer JVA. Für die Menschen, die „drinnen“ leben, stellen sich ganz andere Fragen. Außer Arbeit, dem Hofgang, einem kleinen Plausch mit den Kolleg:innen, Sport, vielleicht dem Gang zur Bücherei bleibt im Haftalltag nicht viel übrig, mit dem man sich ablenken kann. Neben der Beschäftigung mit ihrer Vergangenheit, ihren eigenen Verletzungen, Schulden, körperlichen Problemen, Süchten, Ängsten, schwierigen Beziehungskonstellationen, kommt da immer wieder die Frage auch nach den Personen auf, die Schaden genommen haben. Ein Inhaftierter sagte einmal in einer Dokumentation: „Es ist, als würde uns ein Seil mit einem Knoten in der Mitte verbinden. Je mehr wir uns streiten und an beiden Enden ziehen, desto fester wird der Knoten. Und plötzlich haben wir keine Chance mehr, uns voneinander zu lösen.“
Im Vollzug gibt es keine Begegnung zwischen denen, die wir Täter oder Opfer nennen. Das ist als Problem erkannt worden und es wird inzwischen versucht, die Ebene zwischen Tatverantwortlichen und Geschädigten in den Vollzug mit hineinzunehmen: Den Geschädigten steht eine Auskunft darüber zu, wann die tatverantwortliche Person entlassen wird oder Ausgang hat. Inhaftierte nehmen an Programmen teil, die sie mit der Situation von Geschädigten konfrontieren, so genannten Opferempathieprogrammen. Es gibt Projekte für den so genannten Täter-Opfer- Ausgleich – ebenso während allen Phasen des Strafprozesses und auch während der Inhaftierung. Es geht darum, dass der Konflikt, die geschädigte Beziehung zwischen den Beteiligten gelöst werden kann, nicht nur auf gerichtlicher
Ebene. Die Betroffenen sollen direkt oder indirekt einen Ausgleich, eine Entschuldigung, eine Wiedergutmachung durch die Tatverantwortlichen erhalten. Auch das ist schwer vorstellbar und eine echte Zumutung. Und doch gibt es Untersuchungen und Erkenntnisse, dass solche Verfahren positive Effekte hatten: einen Dialog, eine Annäherung, ein tieferes Verständnis füreinander und in gelungenen Fällen weniger Angst und mehr Befreiung – auf beiden Seiten.
Was dem Gefängnis und dem ganzen Justizsystem allerdings im Großen und Ganzen fehlt, sind Orte, in denen Begegnungen und Dialog, soziales Lernen und Aushandeln möglich sind. Das gilt generell, aber insbesondere für die Begegnung zwischen den Beteiligten an einer Straftat. Es braucht viel Zeit, geschultes Personal, Räume und den politischen Willen, wirklich mit den Menschen zu arbeiten und sie nicht als Objekt der Behandlung zu begreifen. Straffälligkeit ist kein medizinisches Problem, dass man durch Behandlung heilen könnte. Leiden lindern können nur die Beteiligten selbst und zu einem anderen Menschen erziehen kann man sie schon gar nicht. Von Versöhnung will ich hier noch gar nicht sprechen.
Womöglich ist Ihnen deutlich geworden, dass Justizvollzugsanstalten eher nicht zu den Orten gehören, an denen ein geschützter Dialog so einfach möglich ist. In meiner Doktorarbeit versuche ich dennoch, diese beiden unvereinbar scheinenden Dinge zusammen zu bringen: Versöhnung und Gefängnis. Mir ist bewusst, wie voraussetzungsreich und gefährlich dieses Unterfangen ist. Der Justizvollzug ist ein Ort der Täter. Was bedeutet das für die Opfer? Wie kann man sicherstellen, dass Gespräche freiwillig und nicht mit dem Ziel einer Hafterleichterung geführt werden? Wie kann man verhindern, dass erneute Verletzungen, so genannte Reviktimisierungen stattfinden? Trotz dieser Bedenken versuche ich zu benennen, was es braucht, damit derartige Begegnungen und Aufarbeitungsräume ermöglicht werden können.
Grundlage eines Konfliktes ist ja, dass ein Mensch und damit eine Beziehung zwischen Menschen zutiefst verletzt wurde. Es sind Verletzungen entstanden, die zu besonderen Bedürfnissen geführt haben und passende Reaktionen oder Antworten erfordern. Es ist für mich als Außenstehende und Nicht-Betroffene nicht vorstellbar oder zu formulieren, was diese Bedürfnisse der Geschädigten, aber auch die der Tatverantwortlichen sind. Deshalb wird der Konflikt wieder in die Hände der Beteiligten zurückgegeben, wenn diese das möchten und können. Zuerst steht also die Freiwilligkeit aller Beteiligten und damit die Autonomie, also die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit, die unbedingt geschützt werden müssen. Die Beteiligten sagen, was sie brauchen und das ist in jedem Fall zu achten. Es muss in jedem Augenblick und von jeder Partei möglich sein, den Prozess zu unterbrechen oder abzubrechen. Nur wenn beide Seiten ihre je eigene subjektive Wahrheit, ihre Erlebnisse und Gefühle in geschütztem Rahmen erzählen können, ist ein erstes Verstehen und Aufeinander Zugehen möglich. Ohne Frage ist dieses Öffnen gefährlich, denn es macht anfällig für Verletzungen und viele geschädigte Menschen können nur schwer ertragen, sich ein weiteres Mal angreifbar zu machen.
Manchmal reicht es schon, wenn das Gegenüber erkennt, welchen Schaden er oder sie angerichtet hat. Manchmal hilft eine Erklärung der eigenen Not oder der Umstände, ohne die eigene Verantwortlichkeit dadurch zu schmälern. Eine Entschuldigung kann ungemein befreiend sein, insbesondere, wenn sie angenommen werden kann. Womöglich ist auch eine symbolische oder tatsächliche finanzielle Wiedergutmachung oder eine Hilfeleistung denkbar oder das Versprechen des Tatverantwortlichen, in eine andere Stadt zu ziehen, wenn er freikommt. Von Ferne sind manche Aushandlungen fast rührend marginal und doch helfen sie beiden Seiten, den beschriebenen Knoten zu lösen. Sie helfen, sich nicht immer weiter auseinander zu bewegen, sondern gemeinsam das Seil in einer Bewegung aufeinander zu so weit zu lockern, dass ein Öffnen des Knotens möglich ist.
In allen Fällen ist eine weitgehend neutrale Instanz, eine vermittelnde Person, sinnvoll, die ihrerseits keine Ansprüche geltend macht und allparteilich ist. Vielmehr ist jedes Ergebnis gut, was für die Beteiligten aus freien Stücken funktioniert.
Es wurde vermutlich mehr als deutlich, dass nach meiner Erfahrung mit dem Justizvollzug meine Zweifel daran immer größer werden, dass es innerhalb von Gefängnissen möglich sein wird, in großem Stil Dialogräume zu etablieren. Es liegt mir auch nicht, christlichen Zuckerguss über komplizierte Themen zu gießen und ihre Widerständigkeit damit zuzudecken. Trotzdem glaube ich, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken, wie Schritte in diese Richtung gegangen
werden können, und dass es sich insbesondere aus einer theologischen Perspektive lohnt. Ich glaube tatsächlich, dass darin ein Funke einer Frohen Botschaft liegen kann, die es rechtfertigt, dieses Thema nicht nur als Vortrag, sondern als Predigt in einem Gottesdienst vorzutragen.
In der Vergangenheit haben Projekte der so genannten Restorative Justice, der wiederherstellenden Gerechtigkeit, erstaunliche Erfolge verzeichnen können. Desmond Tutu, anglikanischer Bischof in Südafrika, hat mit Nelson Mandela die so genannten Wahrheits- und Versöhnungskommissionen gegründet, um die Gewalttaten der Apartheit aufzuarbeiten. Es ging um hunderte Fälle von Folter und die grausame Ermordung von Schwarzen und Weißen. Die Spirale des Hasses und der Gewalt drohte immer weiterzugehen. Die Idee war, durch die ungeschönte Erzählung aller Betroffenen, die Wahrheit, und Ausgleichszahlungen sich von der Tabuisierung und gegenseitigen Schuldzuweisung zu entfernen. Und trotz der Ungeheuerlichkeit der Taten und dem unendlichen Leid der Betroffenen war es in vielen Fällen möglich, dass sich verfeindete Menschen wieder begegnen und annähern konnten.
Antrieb für Tutu war zuallererst die Zuwendung zu den Menschen und die Gewaltlosigkeit. Für ihn hieß Christ zu sein immer auch politisch zu sein und sich bei Ungerechtigkeiten einzumischen. Für ihn war klar, dass das, was passiert ist, nicht vergessen werden kann und darf. Vielmehr lag ihm daran, in der Erinnerung Brücken zwischen Menschen zu bauen, damit sich derartige Grausamkeiten und Konflikte nicht wiederholten und Heilung möglich werden kann.
Für mich als Theologin ist sein Charisma, aber insbesondere sein stetiges Ankämpfen gegen übergroße Windmühlen ein enormer Antrieb. Es geht darum, den und die Einzelne als Mensch im Blick zu haben, mit den Ressourcen und nicht nur den Defiziten. Ein Mensch, der zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde, ist mit gutem Grund ein verurteilter Straftäter. Und doch liegt mir daran, diesen Menschen um seinetwillen, aber auch um der Gesellschaft Willen nicht abzuschreiben. Das darf die Betroffenen nicht ausklammern: Verletzungen bedürfen zunächst einer Versorgung der Wunde; Verletzte wiederum bedürfen, dass man sich ihrer annimmt und mit ihnen gemeinsam herausfindet, was ein Stück zu ihrer Heilung betragen kann.
Die christliche Botschaft ist dabei eine wichtige Ressource, die ermutigt, niemanden aufzugeben – weder die Verurteilten, noch die Verletzten. Natürlich muss ich mir anhören, dass realistisch betrachtet viele Fälle nicht gelöst werden können. Und doch ist jeder Fall, in dem es gelingt, ein großer Erfolg. Und häufig sind auch kleine Schritte, das Nachdenken und Umdenken durch einen Brief beispielsweise, schon lebensverändernde Ereignisse. Eine christliche Kernbotschaft ist für mich auch, dass im Kleinen häufig die größten Dinge passieren können.
Nicht zuletzt ist es für mich auch eine politische Frage, denn es ist wichtig, dass sich Christ:innen an die Seite derer stellen, die gesellschaftlich keine Lobby haben. Dies gilt für Inhaftierte, aber auch für diejenigen, die zum Opfer geworden oder gemacht worden sind. Ihnen Handlungsfähigkeit über ihr eigenes Leben zurückzugeben, halte ich für entscheidend, damit sie ihr Leben wieder selbständig gestalten können. Nicht umsonst sind Empowerment und Hilfe zur Selbsthilfe zwei wichtige Prinzipien von dialogischen Aufarbeitungsverfahren.
Wenn ich mir die heutigen Lesungstexte und den Predigttext ansehe, ist es eine große Herausforderung eine Brücke zu schlagen. Die Zusage des Trostes des Paulus an die leidenden Korinther kann ich in für die Auseinandersetzung gut brauchen. Aber das Samenkorn, das sterben muss, um zu leben, bereitet mir großes Kopfzerbrechen. Alle wollen Jesus sehen, weil er Lazarus auferweckt hat. Und dann macht er so eine Ansage: Hängt nicht am Leben, sondern setzt es auf’s Spiel. Für Menschen nach Gewalttaten ist das wohl nur schwer zu ertragen. Aber womöglich ist seine Botschaft, die Angst anzunehmen und loszulassen – und nach den Sternen zu greifen. In der Komfortzone passiert Versöhnung jedenfalls nicht.
Wir haben darum und dafür gesungen, wonach ich mich sehne: „The kingdom of God is justice and peace“, „Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist. Komm, Herr, und öffne in uns die Tore Deines Reiches.“
Ich glaube, dass mit jedem Versuch, Verständnis und Annäherung zwischen den Beteiligten von Gewalt zu stiften, ein Schritt hin zu Versöhnung und Gerechtigkeit und damit zum Frieden getan ist. Die Bitte an Gott, in uns, in jedem Einzelnen von uns, diese Tore zu öffnen, stärkt mich, trotz aller Hindernisse und Unwägbarkeiten diesen Weg weiterzugehen und daran festzuhalten, dass ein besseres Morgen möglich ist.