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Auferstanden aus Ruinen. Predigt zum Kirchweihgottesdienst Spitalsruine Lauf 19.9.2021 Pfr. Hanstein

Liebe Festgemeinde an der Kirchweihe unserer Spital-Kirche!
Auferstanden aus Ruinen.
Leonardsruine am Spital

 Seit meinen ersten Besuchen in Lauf habe ich mich immer gewundert, warum diese Ruine mitten in der Stadt steht? Wann wurde die Kirche zerstört? Warum wurde sie nicht wieder aufgebaut? Wozu dient die romantische Ruine jetzt?

Inzwischen nach einigen Stadtführungen auch durch mich selbst, weiß ich es natürlich:

Der Markgrafenkrieg 1552-54, genauer gesagt schon der zweite – war ein evangelischer Bruderkrieg. Nachdem sie die katholischen Hochstifte und Bistümer angegriffen und „gebrandschatzt“ hatte – also gegen viel Geld erpresst, dass sie die Städte nicht in Brand schossen, war es dem brandenburgischen Fürsten Albrecht Alkibiades noch nicht genug. Ich weiß nicht, ob nur noch zu wenig Geld oder zu wenig Krieg … In Wikipedia stand, dass er besser Schlachten anführen als diplomatisch verhandeln konnte. Da wandte er sich nach Franken und wollte Nürnberg einnehmen. Weil er die Stadt zwar nicht einnehmen konnte, richtete er furchtbaren Schaden im umliegenden Städten anrichtete:   vor allem Lauf du Altdorf wurden 1553 so gründlich zerstört, dass es kein einziges Schriftstück oder Chronik in Lauf überlebt hat.

Albrecht Alcibiades wurde schließlich wie ein tollwütiger Huind mitz vereinten Kräften besiegt. Doch wir sitzen in dieser einzigen Ruine aus dieser Zeit – der Kirche St. Leonard neben dem Spital, gestiftet von dem Ehepaar Kessler vor über 700 Jahren, der Grabplatte hier vor mir liegt.

 Stellen wir uns das unermessliche Elend in Lauf vor 468 Jahren vor. Sie werden in Hütten und Kellern gehaust haben. Wie sehr werden sie da das Buch Klagelieder Jeremias immer und immer wieder gelesen haben, so das Kapitel 3, da heute Predigttext ist.

Klgl 3 Klage und Trost eines Leidenden (LUT)

Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute seines Grimmes.

2 Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.

3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag.

8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet.

17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.

18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.

19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!

Klgl 3

Jeremia, der Prophet, der nicht nur das Unheil kommen sah, sondern die Katastrophe vom ersten bis zum letzten Tag erleben musste und dem ein eigene Buch, eben die Klagelieder zugeschrieben wurde.

Er erlebte wie die Bewohner der Stadt Jerusalem, nachdem die Babylonier im Jahr 587 vor der Geburt Christi die Stadt erobert und dem Erdboden gleich gemacht hatten. Ja, da saßen sie nun in den Trümmern ihrer Stadt – gezeichnet von den Schrecken der Zerstörung, ohne jede Zukunftshoffnung. Und eines war ihnen dabei ganz klar: Gott hatte mit den Propheten Jesaja und Jeremia vor dieser politischen Katastrophe gewarnt.

DARMSTADT

So ähnlich wie ich mich noch als Kinder der 70er Jahren erinnern kann, dass in meiner Heimatstadt am Innenstadtring noch riesige Schuttberge an den Feuersturm von 1944 erinnerte, als Darmstadt und seine chemische Industrie 3 Tage lang brannte wie eine Fackel. Als Kind fragte ich immer wieder nach, wie das geschehen konnte. Und gruselte mich beim Anblick der städtischen Oper, die eingezäunt, verbrannt und zerschossen auf ihre Wiederauferstehung wartete. 12.300 Menschen kamen damals in diesen Tagen ums Leben.

Nun sitzen wir hier in unserer Ruine und gedenken der Kirchweihe einer Kirche, die nicht mehr existiert. Miene Frage, warum sie nicht wieder aufgebaut wurde, habe ich noch nicht beantwortet.

Erste Antwort: Sie bauten die Johanniskirche am Markt, denn den Berichten nach war sie den Laufern zu „rückwärtsgewandt“, zu katholisch, aber auch zu klein. Sie erinnerte sie an die Zustände vor der Reformation. Jetzt aber waren sie selbstbewusste Ackerbürger und Händler und wollten eine Kirche am Marktplatz. So bauten sie mit finanzkräftiger Unterstützung der Nürnberger die Johanniskirche aus einer vorhandenen Kapelle und erweiterten sie und erhöhten sie, bis sie die jetzige Form im Jahr 1699 erreichte.

Zweite Antwort: Bis Anfang des 19.Jhdts lag die Ruine ohne Störung (vielleicht auch als ehemaliger Friedhof?), als die Stadt ein Antrag erreichte, die Ruine abzubrechen und Stelle dessen ein Wohnhaus zu errichten. Der damalige Bürgermeister setzte sich mit folgender romantischer Haltung durch: „Überall bauen sie Ruinen, weil sie keine haben, aber so schön anzusehen sind, wir haben eine und sollten sie abbrechen?“

Wozu dient die romantische Ruine jetzt? Sie war eine Art Hof für die Bewohner des benachbarten Spitals. Arme Alte Kranke Waisen. Aber für mich ist sie auf eine nicht von unseren Vorfahren gedachte Weise auch ein Mahnmal dafür, wie Gewalt ausarten kann, wie der Glaube zwischen die Fronten geraten kann und zermahlen wird wie in diesem Markgrafen-Krieg der evangelischen Gebiete. Nur erinnern ohne Heilen führt zu nichts oder zu erneuter Rache …

24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.

25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen.

31 Denn der Herr verstößt nicht ewig; 32 sondern er betrübt wohl

und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.

33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen.

Klgl 3

Nur erinnern ohne Heilen führt zu nichts oder zu erneuter Rache …

Ich freue mich immer noch über unseren Buß-Gottesdienst 2017, „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“ den wir in der ökumenisch auf Vorschlag unserer Bischöfe Marx und Bedford-Strohm gefeiert haben. Das Reformationsfest sollte ein Christusfest werden. Die katholische und evangelischen Kirchen tragen dafür eine große Schuld. Wir haben Gemeindeglieder aufgerufen haben, ihre Geschichte zu erzählen, die durch konfessionelle Streitigkeiten Schmerzen zugefügt wurden. Und tatsächlich haben Pfarrer Alexander und ich dort einige Geschichte gehört und wir haben in Einzelgesprächen diese Personen um Vergebung gebeten. Vielleicht wäre diese Ruine dafür der passende Ort, um sich regelmäßig zu erinnern an maßlose Gewalt und Unfrieden und Krieg, an Verbrechen aneinander mit diesem englischen Methode: Healing Memories – das Zweifaches bedeuten kann:  Erinnerungen heilen und heilende Erinnerung. Nur erinnern ohne Heilen führt zu nichts oder zu erneuter Rache …

Jeremia setzt sein Gebet fort:  

20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s.

21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:

22 Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,

23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Klgl 3

Wenn wir uns an die großen Katastrophen unserer Vorfahren erinnern, sind wir vielleicht etwas beschämt über unsere Auseinandersetzungen in der Corona-Krise. Trotzdem war und ist für uns diese Pandemie die größte Herausforderung in unserer Gesellschaft zum Schutz der Älteren und Schwachen.

Aber ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich freue, welche Freiheiten wir nun wieder genießen können. Wenn ich die Bläser höre, dann denke ich an eure Aktion im schlimmsten Lockdown, als ihr jeden Sonntag jeder und jede an seinem Ort auf dem Balkon oder am Fenster um Punkt 9:30 Uhr auf Glockenschlag Choräle gespielt habt. Jeder seine Stimme. Ich glaube, nur in Heuchling hattet ihr die Chance, einen andere Stimme zu hören. Aber diese Aktion war wie der Vogelgesang am Morgen, wenn die Nacht noch dunkel ist, aber wir wissen, dass die Sonne gleich aufgehen wird.

Die Barmherzigkeit unseres Gottes hat kein Ende und ist alle Morgen neu: auch nach den Nächten seines Zornes, seines Gerichtes und seiner Strafen – am Morgen ist Vergebung und seine Sonne scheint über Gläubige und Ungläubige, über die Toten und die Lebendigen.

Wir sitzen in einer Ruine – vielleicht auch in einer Ruine unserer Erwartungen und Hoffnungen. Aber euer Bläserspiel war und ist ein Zeichen für den Glauben an Gott wie Jeremia betet:

Darauf will ich hoffen:

Die Güte des Herrn ists, daß wir nicht gar aus sind,

seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,

Jeden Morgen neu ist sein Erbarmen,

und groß ist seine Treue.

Der Herr ist mein Teil,

spricht meine Seele

darum will ich auf ihn hoffen.

Und auf Wunsch des Leiters von JohannisBrass Joachim Rahm singen und spielen wir das Lied,

Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?

Eine Erinnerung an die Berufung Jeremias im Kapitel 1,11:

“Das Wort des Herrn erging an mich: Was siehst du, Jeremia? Ich antwortete: Einen Mandelzweig. Da sprach der Herr zu mir: Du hast richtig gesehen; denn ich wache über mein Wort und führe es aus.” (Jer 1,11f)

Auf diese Wort setzen wir unsere Hoffnung.

AMEN

EG 659 Freunde, dass der Mandelzweig

1. Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,

ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?

2. Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,

achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.

3. Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.

Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.

4. Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,

bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt.

Text: Schalom Ben-Chorin 1942 nach Jeremia 1,11

Die Macht des Gekreuzigten – Predigt von Pfarrer Jan-Peter Hanstein am 11.7.2021 im Livestream-Gottesdienst St. Jakob, Lauf

Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Matth. 28

Predigt auf Youtube [Es gilt das gesprochene Wort…]

Abb aus dem Buch Tom Hollands: Herrschaft – wie der Westen entstand

Liebe Gemeinde,

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

Was ist das für ein Satz. Gehen wir mal weg von dem für die Konfirmation vielleicht auswendiggelernten Text. Fühlen ganz frisch. Versetzen wir uns in die Jünger, die die letzten Worte Jesu hören. Sein Vermächtnis. Die Worte, die alles zusammenfassen, sind nicht ohne den zu denken der da spricht: Gerade noch war Jesus gefoltert und geschunden gestorben. Totgemacht, toter als der Tod. Und jetzt steht er wieder auf diesem Berg bei dem Evangelisten Matthäus. Diesem namenlosen Berg in seiner Heimat, auf dem er versucht wurde, auf dem er die berühmteste Rede der Weltgeschichte hielt – die „Bergpredigt“, dem Berg der Verklärung, auf dem er schon fast in den Himmel aufgenommen wurde.  Und sagt gezeichnet aber strahlend:

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

Mit wichtig – in unserem Text heißt es so schön menschlich: die Jünger fielen vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Selbst in so einem Moment glauben nicht alle! Denn zweifeln können wir alle: Macht, Gewalt – die gehörtdoch eigentlich einem Emperor, dem Kaiser. Dem Cäsar, der in einem Feldzug wie gegen die Gallier, ein Million getötet hat und eine andere Million in die Sklaverei geschleift hat. das war keine Witzfigur wie in ASTERIX … Oder wenigstens einem System wie dem Raubtierkapitalismus, der die Superreichen feiert. Die Bezos, Gates, Zuckerbergs dieser Welt, die andere herausdrängen, sich die Rechte sichern, sie multiziplieren und sich Staaten kaufen können, wenn sie wollen.

Die Macht, denken wir – die gehört doch einem Pilatus, demStatthalter, der die pax romana, den Frieden Roms aufrechterhält, indem er einen Unschuldigen wie Jesus kreuzigen lässt in dem sicheren Wissen: dieser wird es nicht einmal in eine Fußnote in der Weltgeschichte schaffen.

Aber auch als Historiker und Philosoph, als Agnostiker und Naturwissenschaftler muss man anerkennen. Dieser Jesus hat es geschafft:

Heute sind zwischen 2-3 Milliarden der Weltbevölkerung christlich. Manches Mal habe ich den Eindruck, nicht wegen der europäischen Missionare sondern trotz ihrer … In Afrika sind selbstbewusste Kirchen, die die Herablassung Europas nicht verstehen. Aus Südkorea werden mehr Missionare entsandt als aus jedem anderen Land der Welt. Im pseudokommunistischen China, das seine totalitäre Seite unter Xi Jinping immer mehr zeigt, wurden in den letzten 20 Jahren ohne wesentliche ausländische Unterstützung von 20 Millionen auf 100-130 Millionen Christen heute. Das Kreuz Jesu ist zu dem bekanntesten Markenzeichen der Welt geworden.

Haben Sie sich auch schon einmal die Frage gestellt:

Wie konnte der Gekreuzigte zu dieser Macht werden?

Der berühmte Historiker und Tom Holland trug da schon den Gedanken an das Buch mit sich herum: Dominion: The Making of the Western Mind.  Herrschaft – wie die westliche Mentalität entstanden ist.

Jahrzehnte war er fasziniert von Macht. Als Junge wandte er sich vom Glauben ab, weil die Dinosaurier nicht in das enge religiöse Weltbild passten, indem er erzogen war. Und von den blutgierigen riesigen Jägern wandte er sich der Geschichte der grausamsten Herrscher und Tyrannen zu, die ihn faszinierten.

Die Großreiche der Gegner Israels interessierten ihn mehr als dieser Gekreuzigte

Nietzsche und dessen Willen zur Macht und zur unbedingten Beherrschung schien ihm eher der Schlüssel zur macht zu sein. »Kämpfe immer tapfer und sei anderen überlegen.«[51]  aus der Ilias.

Aber Tom Holland wurde auch nachdenklich. Warum kannte fast niemand mehr außer ein paar Griechischlehrern die Heldentaten eines Alexander oder eines Attila? Warum sind fantastische Großreiche und Imperien längst Geschichte, während der Galiläer Jesus von seinem Berg immer noch eine unglaubliche Wirkung entwickelt?

Tom Holland stellte auch fest, dass der liberale Agnostizismus, dem er im Glauben an die Wissenschaft anhing, auch nur ein Glauben war, der ihm in Momenten der Entscheidung auf Leben und Tod, im Sterben für etwas nicht weiterbrachte und selbst die universalen Menschenrechte schienen ohne den Glauben an einen Gott, der die Welt und die Menschen liebt, ebenso ohne Begründung zu sein.

»Du hast gesiegt, bleicher Galiläer«, schrieb der viktorianische Dichter Algernon Charles Swinbourne, womit er die apokryphe Klage des Julian Apostata wiederholte, des letzten heidnischen Kaisers von Rom: »Die Welt ist grau geworden unter deinem Atem.« Instinktiv stimmte Tom Holland ihnen zu.

Wie konnte der Gekreuzigte zu dieser Macht werden?

Diese Frage trieb ihn um. Da unternahm Tom Holland eine Reise in den Irak, um dort einen Film zu machen. Sindschar ist eine Stadt, die, als er sie besuchte, direkt an der Grenze zum Islamischen Staat lag. Sie war dessen Kämpfern nur wenige Wochen zuvor wieder entrissen worden. 2014, als der Islamische Staat Sindschar erobert und besetzt hatte, war es die Heimatstadt vieler Jesiden gewesen, einer religiösen Minorität, die beim Islamischen Staat als Teufelsanbeter galten. Ihr Schicksal war grauenvoll gewesen, genau wie das jener Personen, die sich den Römern widersetzt hatten. Männer wurden gekreuzigt; Frauen wurden versklavt. Wenn man inmitten der Ruinen von Sindschar stand und wusste, dass nur drei Kilometer flachen, offenen Geländes entfernt genau die Leute saßen, die solche Gräueltaten begangen hatten, dann konnte man nachvollziehen, wie in der Antike der Gestank der Hitze und der Leichen einem Eroberer als sicheres Kennzeichen seiner Macht und seines Erfolges dienen konnte. Kreuzigung war nicht nur eine Bestrafung. Es war ein Mittel, sich Überlegenheit zu verschaffen: eine Überlegenheit, die bei den Unterworfenen nacktes, tiefstes Grauen hervorrief. Das Grauen vor der Macht war der Maßstab für Macht. So war es immer gewesen, und so würde es immer bleiben. So war die Welt.“

Mit diesem Geruch von Verwestem in der Nase und einem erschütterten Weltbild kehrt er zurück und schreibt in 750 Seiten eine sehr persönliche Geschichte des Christentums – pointiert von Cäsar über Gestalten wie Bonifatius und Abelard, Darwin  bis hin zu dem Künstler Otto Dix und Himmler zu den unterschiedlichen Entscheidungen, die Merkel und Orban 2015 in der Flüchtlingsfrage trafen, die sich beide in christlicher Tradition wähnten.

Am Ende erzählt Tom Holland von seiner alleinstehenden Patentante und stellt fest: „Vielleicht wurde die Weltgeschichte mehr auf dem Schoß von Frauen geschrieben als von Weltherrschern.“ Er staunt: Dass es diese Menschen immer noch gibt. Die lieben und barmherzig sind. Und sich eher an dem Bergprediger Jesus orientieren als an dem Augustus. Die sich der Angst vor Leid und Schmerz nicht beugen. Die größere Macht als das Grauen ist schließlich die Liebe. Christen haben das immer verstanden.

Tom Holland weiß auch:

Viele Christen werden und wurden in dieser Zeit allerdings selbst zu Handlangern des Grauens. Als ständige Drohung lag ihr Schatten über den Schwachen; sie verursachten Leid und Verfolgung und Sklaverei. Doch die Maßstäbe, nach denen sie deswegen verurteilt werden, sind ihrerseits christlich; heute werden überall ihre Denkmäler als Sklavenhalter gestürzt.

Ich – Jan-Peter Hanstein – warte auf die Zeit, in der auch endlich die schrecklichen Hindenburgs und Bismarcks, die Friedrich Wilhelms und andere Große aus unseren Straßennamen verschwinden und wir ihre Bronzedenkmäler einschmelzen, um daraus leichte und wunderbare Kunstwerke der Barmherzigkeit zu machen. Wegen mir auch Kruzifixe. Oder die Pieta von Käthe Kollwitz, als Mutter mit ihrem gim Weltktieg I getöteten Sohn auf dem Schoß! Auf jeden Fall Denkmäler der Opfer und nicht ihrer Schlächter!

Auch wenn die Kirchen in Europa leerer werden, sieht es nicht so aus, als würde sich an diesen Beurteilungs-Maßstäben so schnell etwas ändern.  

»Was schwach ist vor der Welt, hat Gott erwählt, dass er zuschanden mache, was stark ist.«

TOM HOLLAND schreibt, oder besser er bekennt: „Christ sein bedeutet zu glauben, dass Gott Mensch wurde und einen so schrecklichen Tod erduldete wie kaum ein anderer Sterblicher. Deshalb bleibt das Kreuz, dieses uralte Folterwerkzeug, was es immer war: das angemessene Symbol der christlichen Revolution. Es ist die Kühnheit, in einem gequälten, zu Tode geschundenen Leichnam die Herrlichkeit des Schöpfers des Universums zu erkennen, die mit größerer Gewissheit als alles andere die schiere Befremdlichkeit des Christentums und der Zivilisation, die aus dem Christentum entstand, erklären kann. Heute ist diese Befremdlichkeit so einflussreich und lebendig wie eh und je. Sie drückt sich in der großen Bekehrungswelle aus, die sich im Laufe des letzten Jahrhunderts in Afrika und Asien ausbreitete; in der Überzeugung von Millionen und Abermillionen Menschen, dass der Atem des Heiligen Geistes gleich einem lebendigen Feuer noch immer über der Welt weht; und in Europa und Nordamerika in den Einstellungen vieler weiterer Millionen, die nie auf die Idee kämen, sich als Christen zu bezeichnen. Sie alle sind Erben derselben Revolution: einer Revolution, die als ihr feuerflüssiges Herz das Bild eines an einem Kreuz zu Tode gefolterten Gottes hat.

Tom Holland endet:

Darauf hätte ich zweifellos schon früher kommen können.

Ich muss zugeben. Holland holt weit aus, wahrscheinlich zu weit für die meisten Leser. Trotzdem meine Empfehlung: Herrschaft – wie die westliche Mentalität entstanden ist.

Es geht um die größte Geschichte aller Zeiten. Der Geschichte Jesu und seinen Jüngern. Diese Geschichte ist größtenteils unsichtbar. Aber sie wiederholt sich in jeder Taufe. In jeder Konfirmation. In der Hoffnung jeder Patin oder jedes Paten, die dafür beten, dass ein Kind diese Liebe erfährt. Eine Konfirmandin, die glaubt, ist mächtiger als der tote Cäsar. Der glaubende Jugendliche, der/die einst vielleicht selbst diesen Ruf hört und aufbricht. Nicht mit einer Botschaft. Sondern mit Leib und Leben diesen Gekreuzigten bezeugt. mit “Jünger” ist das schon besser übersetzt von Luther als mit “Schüler”, weil es diese tiefe Verbindung ausdrückt. Mir gefällt in der Übersetzung Bibel in gerechter Sprache – da steht:  um mit anderen zu lernen.

Im neuen Gemeindebrief, im BLICK in der Sommerausgabe haben wir das Thema Kirchengemeinde Lauf weltweit in den Blick genommen: ich war überwältigt, wieviele Patenschaften und Partnerschaften MitarbeiterInnen dieser Gemeinde schon über Jahrzehnte pflegen: in den Kongo nach Im Hospital der Christusträger Vanga. Hier auf Youtube findet ihr das tolle Benefizkonzert von Christoph Zehnder als Dankeschön an die Basarfrauen – aber auch der Kreativshop mit Jujuj in Argentinien, Wantoat Papua-Neuguinea,  Haiti, Serbien. Ich grüé alle, die von dort aus zusehen!

Aus unserer Gemeinde sind Menschen ausgesendet worden in Gebiete von Zentralasien. Um zu unterstützen, zu lernen, auf eine ganz bescheidene Weise sich darunter stellen bis die Menschen dort fragen: Warum tust du das eigentlich? Und wir bei ihrer Rückkehr noch mehr lernen: – Dass dieser eine Name – Jesus – über allen Namen ist – und vor allen anderen schon da ist. Bis an die Enden der Welt. Diese Macht Jesu schafft erst die eine Welt in allen Völkern. Das ist niemals unumstritten. Immer umkämpft und umliebt. Ohnmächtig mächtiger als alles andere. Immer wieder sind wir auf der Suche. Glauben ist keiner Statistik erfassbar und von keinem anderen messbar. Die Jünger und die Gemeinden sind so schwach und doch so hoffnungsvoll. Niemals fertig, niemals zu Hause. Unterwegs – unterwegs durch die Zeiten – nur auf seinem Ruf und seinem Befehl. Des Gekreuzigten und Auferstandenen. Der lebt, damit wir auch leben. Der sagt:

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

AMEN.

Zitate aus: Tom Holland, Herrschaft – wie der Westen entstandt

“Der Auferstandene selbst reißt die Seinen aus der träumerischen Spekulation über das Weltende heraus und stellt sie unter seinen Befehl.” 6. Sonntag nach Trinitatis Mt 28. HJ Iwand, Predigtmeditationen S.27ff, 16-20.

(ursprünglich Trinitatis 1945/46)

Kreuzigung des Petrus, Carravaggio um 1600

[Scan der Fraktur durch Google Lens. Einzelne Scanfehler können noch vorhanden sein. Heraushebungen und Zwischenüberschriften von JPH. Vorbereitung auf den Gottesdienst im Livestream am 11.7.2021 auf Youtube C1 Lauf ]

In der liberalen Theologie ist unsere Stelle immer wieder auf ihre historische” Echtheit hin in Zweifel gezogen worden, den Hauptanstoß bildeten der Missionsbefehl und die trinitarische Formel. Man fragte, hat die Urgemeinde in Fragen der Heidenmission nicht gerade umgekehrt gedacht? hat nicht darum Paulus seine spannungsvollen Auseinandersetzungen mit den Uraposteln gehabt? Man wies darauf hin, dass die trinitarische Formel bei der Taufe nicht auftritt, dass vielmehr durchweg ,,auf den Namen Jesu” getauft wird (Act 2,38; 8, 16; 19,5), und man sah gerade in dem Ausgang des Ganzen, in der Verheißung des Naheseins bis an der Welt Ende einen Umschwung in der eschatologischen Erwartung. Hier schreibt ein Mann, der nicht mehr die Erwartung des nahen Endes mit dem ältesten Urchristentum teilt, sondern ein Glied der zweiten Generation, die schon einen lebhaften Eindruck davon hat, dass der Herr verzieht und wohl noch lange verziehen wird. Vielleicht muss die Kirche sich noch auf lange Zeit in der Welt einrichten” (J. Weiß). Wir könnten aber auch gerade umgekehrt argumentieren. Ist nicht die Erwartung des nahen Endes gerade die menschlich natürliche Stimmung der ersten Generation, Acta 1,7f. Niemand weiß die „Stunde“ (Mt. 24,36), sie kommt wie ein Dieb in der Nacht (1. Thess. 5,1 f.), gerade die Ausrichtung der Botschaft, die Mission der Welt ist Ausbruch ihrer Nähe (so schon bei Johannes dem Täufer, bei Jesus selbst Mt.3,2; 4,17; 12,28) ist Ausdruck des Wissens, solange es Tag ist. Gerade in der Missionierung der Welt wird die Nähe der kommenden Gottesherrschaft aktuell. Insofern werden wir gerade umgekehrt unsere Stelle lesen müssen, nämlich so, dass der Auferstandene selbst die Seinen aus der träumerischen Spekulation über das Weltende herausreißt und unter seinen Befehl stellt. Das Wirken der Kirche erfolgt unter diesem, sie immer wieder von dem Absturz in diese Frage (Richtest du jetzt dein Reich auf? Acta 1, 7) zurückreißenden Befehlswort des Herrn. Die Weltmission der Kirche steht unter dem Zeichen der Tatsache, dass mächtiger als die Zeichen und Erwartungen des nahen Weltendes der Befehl des lebendigen und in ihr gegenwärtigen Herrn ist. [2]

Wir stehen heute in einer ganz ähnlichen Situation. Weithin lähmt die Erwartung des nahe bevorstehenden Endes das Heraustragen der Botschaft, darum die Bemühung, in frommen Kreisen zusammenzubleiben (in Jerusalem das Ende abzuwarten!), darum die Preisgabe der „Welt“ als einer endgültigen verlorenen, endgültig den Dämonen preisgegebenen Angelegenheit. So war es ja schon in den letzten Jahren des Krieges und des überhandnehmenden Terrors. Dahinein trifft dieses Wort. Und es steht immer wieder da, in seiner stolzen, apodiktischen, nur noch Anbetung oder Zweifel auslösenden Autorität. Es ist in der Tat ,,letztes“ Wort. Es gibt darauf keine Antwort mehr. Es gibt nur noch Gehorsam oder Entweichen. Ende aller menschlichen „Einrede“ (Hebr. 6, 16) ist die feierliche Verheißung des Herrn. Ich bin bei euch. Das ist es, woran sich die Apostel zu halten haben, nicht sein Der ziehen“. Wenn heute die Kirche in ähnlicher Lage steht, wenn immer wieder diese Frage auftaucht, ob es nicht besser sei, sich auf sich selbst zurückzuziehen, sich auf den kommenden Tag durch Sammlung des Restes zu rüsten, wenn dies sich andeutet in all den Bestrebungen, kultischer, liturgischer, ordensmäßiger Observanz, dann ist das genau so zu begreifen, wie jenes Haften an Jerusalem, aber der ausgestreckte Befehlsstab des Herrn weist an die „Enden der Welt“, weist nicht nach Israel zurück, sondern weist uns an die Völker“ und legt mit ,,Lehren“ und Taufe“ unser diesbezügliches Arbeiten eindeutig fest.

„Wohl zögert die Urgemeinde mit der Mission“- schreibt Schniewind zur Stelle-, „weil die Botschaft an die Völkerwelt nach allen Erwartungen des AT zur Vollendung der Weltzeit gehört; und die Frage ist nur diese, ob die Vollendung der Weltzeit schon mit Jesu Auferstehung anhebt, oder ob die Gemeinde auf seine Wiederkunft vom Himmel her warten solle, bis die Botschaft über die ganze Erde hin ergeht. Und nun beschreibt die Apg., wie die Urgemeinde durch die Verfolgung und durch besondere Weisungen des Auferstandenen in die Weite gedrängt wird.“ Damit dürfte nun auch das fachliche Anliegen, das die liberale Kritik unserer Stelle gegenüber hatte, geklärt sein. Es geht nicht um die Einschränkung des Judentums zur Weltreligion (in der Eschatologie ist der Universalismus immer heimisch gewesen – Schlatter), sondern es geht darum, dass mit dem Kommen Jesu, mit seinem Tod und seiner Auferstehung nun tatsächlich der neue Aon anbricht und dass die Jünger Träger, Botschafter dieses Einbruchs der Gottesherrschaft sind. ,,In caelo autem et in terra potestas data est, ut qui ante reganat in caelo, per fidem credantium regnet int terris“ (Hieronymus). Zu V.18 vgl. Dan. 7,14. Fast wörtliche Übernahme.

Zum-Schüler Machen

Wäre damit erst einmal das Dass der Weltmission deutlich, und zwar so, dass wir nicht in erster Linie heute an die Arbeit auf dem Missionsfeld bei dem Ausdruck „Völker“ zu deuten hätten, sondern an die Welt im Unterschied zu Israel, zu Jerusalem, zur “Kirche“, so wird ebenso wichtig sein, dass wir uns das Wie dieser Arbeit aus dem Text deutlich machen lassen. Jesus gibt eine bestimmte Marschroute mit. Zunächst steht da der Befehl des „Zum-Schüler Machens“, also unter den Ruf-des Herrn Stellens (vgl. Mt. 13,52). Hierzu müsste man eigentlich den Artikel von Rengstorf im Wörterbuch zum NT über ,,mathetes“ lesen können, der ausgezeichnet ist und an dem man lernen kann, worin dies zum Jünger machen“ besteht. Jedenfalls nicht mit Hilfe eines Traditionsprinzips“. Die erste christliche Generation und das neue Testament stehen jeglichem Traditionsprinzip griechischer oder rabbinischer Prägung fern. Jesus ist für die Jünger nicht der Rabbi, sondern der Meister. Die verstünden ihn als den Herrn. Sie übermitteln nicht einen” Lehrstoff“, sondern sind ,,Augenzeugen“, die eine Geschichte“, vornehmlich die Leidensgeschichte“, berichten und benennen. Im christlichen Credo ist ihr „Zeugnis“ beschlossen, nicht in der Tradierung der Worte und Ideen“. So erscheinen in den Evangelien Jesu Jünger nicht als seine Tradenten, sondern als seine “Zeugen“ (Rengstorf). So ja auch Apg. 1,8. Das erste, was befohlen ist, ist also der Zeugendienst vor aller Welt (vgl. Joh. XIV, 8).

Gott selbst tauft

Das zweite ist die Taufe auf den Dreieinigen Gott. Es dürfte darin deutlich werden, wie konstitutiv diese beiden Momente im Handeln Kirche sind, von Gott her die Offenbarung, vom Menschen her die neue Geburt. Das Bekenntnis zum Dreieinigen Gott, das ist die Scheidegrenze, die den Gottesbegriff der Christen von dem Gott und den Göttern der Heiden unterscheidet. Darin kommt nur begrifflich, also lehrmäßig und explizit, zum Vollzuge, was ja schon in der Taufe auf den Namen Jesu“ drinliegt. Jede Taufe auf den Namen Jesu bedeutet, dass hier der Eine Sohn Gottes erschienen ist, der selbst Geist ist und den Geist Gottes schenkt, dass hier Gott selbst gegenwärtig ist, und wirft, tötet, lebendig macht“ (vgl. Taufe und Geist Mt.3, 11; Apg. 2, 38; 10, 44; 1. Kor. 6, 11 etc.) (Schniewind). Hätte wohl die Christenheit einschl. bestimmter Theologen und Bischöfe sich je so irreführen lassen können von der Religion der nationalsozialistischen Ideologie, wenn sie das noch gewusst hätte. Es geht hier nicht um eine Formel, es ist wirklich die “Epiphanie“ (Luther) Gottes, aber es geht auch um eine Formel, besser um ein explizites Bekenntnis, und darum ist die Taufformel dogmatisch unabänderlicher Bestand. Gott ist das Subjekt der Offenbarung, und diese Offenbarung ist der sich über dem Täufling auftuende Himmel. ,,Denn hie ist Gott Vater, Son und heiliger Geist selbst, der das teuffet und badet. Darumb muss auch das wert so trefftig ſein, das es den Menschen ganz new mache“ (Luther in einer seiner vielen Taufpredigten WA 49, 131, 25 Wäre es nicht sehr lehrreich, wenn man einmal die Hauptstücke aus diesen sonst nicht leicht zugänglichen Taufpredigten im Druck vereinigte?). Darum ist eben nicht der taufende Pfarrer, nicht das Amt der Rechtsgrund der Taufe, sondern, wie schon Augustin nicht müde wird, zu betonen, der, auf dessen Namen der Mensch getauft wird (vgl. 1. Kor. 1, 13). ,,Der diener muss zwar da sein, seine hand und mund dazu reichen, Aber ich sol mich nicht lassen weisen auff den sichbarn, sondern auff den unsichtbarn Teuffer, der die Tauffe gestiftet und geordnet hat, Auff den sol ich sehen, Gott gebe, der Diener sey, wie er wölle“ (ebenda). Das Sakrament der Taufe hat sein Gewicht in dieser Einsetzung und in diesem Handeln Gottes mit dem Menschen. Gerade darum, weil gilt: opera trinitatis ad extra sind indivisa, erfolgt die Taufe auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Darin sind wir von Gott selbst umschlossen, aufgenommen in das Innen seiner Offenbarung. Ich kann das Eine – nämlich den einen Gott nicht denken, –  ohne von den Dreien umleuchtet zu sein. Ich kann die Drei nicht unterscheiden, ohne alsbald auf das Eine geführt zu werden“ (Gregor von Nazianz, aus Barth, KD 1. Aufl. S. 165).

Taufe auf den Namen ist die Mitte

Freilich wird man auch das andere zu beachten haben, dass auszugehen ist bei dem Namen Jesus. Der ist die Mitte. Darum ist die trinitarische Formel nur die Entfaltung dessen, was mit der Taufe auf den Namen Jesu Christi sachlich und begrifflich gesagt ist: ,,In Christi enim nomine subsuditur qui unxit et ipse qui unctus est et ipsa unctio in qua unctus est“ (Irenäus, Barth S. 151). Das Bekenntnis zu Vater, Sohn und Geist ist von den ersten Anfängen an in der Christengemeinde lebendig“ (Schniewind). 2. Kor. 13, 13; Eph. 4,4; 1. Petr. 1, 2; 1. Kor. 12,4; Apg. 2, 38 ff. etc. Das Dogma von der Trinität ist also nicht etwa erst eine spätere Eintragung oder Verzeichnung in die im NT bezeugte Offenbarung, sondern es anerkennt die Wirklichkeit Gottes, so wie er selbst sie in seiner Offenbarung erweist und bestätigt“ (Barth). Eng zusammen mit der Ersehung des Geheimnisses der Trinität und damit allererst der Möglichkeit von Offenbarung durch einen rationalen, mystischen, deistischen, jedenfalls heidnischen Gottesbegriff und der daraus resultierenden Unkräftigkeit des Zeugnisses” der Kirche an die Welt hängt nun auch das andere, die Verlegung der neuen Geburt aus der Taufe weg an irgendeine andere Stelle, in das Erleben, Er fahren, in die moralische Erneuerung etc. Die Taufe ist Sündenvergebung, und als solche Sterben und Auferstehen. Don der Taufe her habt ihr euch als Christen in eurer „Existenz” zu verstehen, und zwar nur von hier her. In die Kirche wird man eben nicht geboren”, sondern ,getauft”. Geboren wird man höchstens in die Landeskirche”, aber niemals in die Kirche Jesu Christi. Und hier liegt der zweite Punkt des Abweichens in den verflossenen Tagen. So wie der natürliche “Gott an die Stelle des sich selbst offenbarenden” trat, so der natürliche Mensch unter und hinter den Christenmenschen”, der deutsche Christ”, wobei man ganz deutlich heraushören konnte, was hier Substanz und was Akzidenz ist. Das Evangelium von Trinitatis sollte so verkündigt werden, dass deutlich würde, wo wir zur Umkehr gerufen sind, theologisch und christlich existenziell, beides in einem, sie müsste einschlagen wie ein Donnerschlag in diese unsere verkehrte Richtung des Deutens und Wesens.

Denn das ist doch wohl zu bedenken, dass Jesus das Wie, die Art und Weise unserer Zeugenschaft an diese beiden Punkte, an Offenbarung und Taufe, bindet und nicht will, dass wir unter Umgehung dieser Hauptposition, an der die Entscheidung nach seiner Weise zu fallen hat, die Welt mit anderen Mitteln zu missionieren bzw. zu ködern suchen. Nun sucht man nichts anderes an den Haushaltern über den Geheimnissen Gottes- und das auch unsere Wiedergeburt, als dass sie treu erfunden werden. Hier steht und fällt die Kirche.

Lehret sie halten – „der Christ macht neue Dekaloge” (Luther)

Erst danach kommt, als drittes, das lehret sie halten, alles was ich euch aufgetragen habe”, die eigentliche Tauflehre von Hebr. 6, die Unterweisung! Und zwar Unterweisung im Sinne der echten Paraklese, des halten-Lehrens, der ,,tertius usus legis”, dessen, was Luther meint, wenn er sagt, „der Christ macht neue Dekaloge”. Man kann das auch die Kampfordnungen des neuen Christenstandes nennen. Christentum in der politischen, wirtschaftlichen, geistigen Situation heute. Die Gemeinden haben einen Anspruch, ein Wort darüber von uns zu hören, Weisungen zu erhalten, aus denen deutlich wird, der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volk gewichen”. Aber so notwendig dieses Dritte ist, es muss immer drittes bleiben. Die Hauptpartie ist Röm. 1-11, erst dann kommt die Paraklese. Erst dann kommt die eigentliche Überlieferung” der Regeln und Weisungen Jesu. Und so gestellt, wird und muss sie denn auch kommen. Nicht als Ethik, sondern als Lehre, zu halten, was der Herr seinen Aposteln aufgetragen hat”. Zum Begriff “halten” vgl. 1. Joh. 5,18; Joh. ,51; 14, 15; 21; 23 etc.

Herzlich Willkommen Diakonin Christina Höpfner!

Gestern am 1. Juli ging es los. Für uns alle ein schöner Tag! Das Hauptamtlichen-Team ist wieder komplett und Tina ist gut angekommen! Die Rummelsberger Diakonin Tina Höpfner wird die Kinder- und Jugendarbeit unserer Kirchengemeinde leiten in Verbindung zu der Konfirmandenarbeit und dem CVJM Lauf. Gottes Segen und gutes Miteinander zum Neubeginn! Dann haben wir auch gleich noch ein Teamfoto gemacht an der Christuskirche nach einem Lunch im Cafe SCH-LAU 🙂#neubeginn#lauf#jetztgehtslos#wasdiakoninnensomachen#ejb#elkb#segen#vertrauen#jugendarbeit#gemeindearbeit#wasgeht#ichbinbereit

Theologischer Impuls zur Klimakrise – Miriam Eryazici

Impuls anlässlich Watch and Talk “nur noch kurz die Welt retten”

Es geht heute um nicht weniger als die ganz großen ethischen und politischen Themen – um eine globale und alles entscheidende Jahrhundertaufgabe!

Zugleich steckt für mich persönlich hinter der Klimakrise auch eine tiefe Glaubensfrage: Die Frage, die bereits der Psalmbeter aus Psalm 8 stellt: „Was ist der Mensch, dass du Gott, seiner gedenkst?“. So sagt unser Verhalten in Bezug auf diese Welt und unser Verständnis von Natur sehr viel darüber aus, wer wir eigentlich sind.

Das Spannende an diesem Psalm ist, dass die Frage nicht einfach so abstrakt gestellt wird, also: was ist der Mensch eigentlich? Sondern sie ist an Gott gerichtet. Gott – wer sind wir eigentlich in deinen Augen? Und vor allem wer sollen wir eigentlich sein?

Der Psalmbeter fragt dies voller Gefühle, wenn er schreibt:

„Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: 5 was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 6 Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. 7 Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“ (Ps 8)

Das ist wahrhaftiges Staunen! Es ist wie der Blick aus Kinderaugen, die in dieser Welt so viel mehr sehen als oft die Erwachsenen. Es ist das Loblied auf die Schöpfung. „Lobe den HERRN, meine Seele!“(Ps103), „HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ (Ps 104)

Angesichts des mit abertausenden funkelnden Sternen bedeckten Himmels, komme auch ich bei Lagerfeuernächten ins Be-wundern. Wenn wir so staunen, haben wir plötzlich ein anderes Verständnis der Welt. Dann ist die Welt nicht unser Besitz oder der Raum, in dem es einzig darum geht, dass wir Menschen ihn zu nutze machen können. Sondern dann sehen wir: Das ist Gottes Welt! Seine Schöpfung. Dann sind wir auch schon mittendrin im Bekenntnis und Lobgesang. Denn es geht hier nicht um eine abstrakte Welt, um ein Objekt, das wir in Zahlen und Fakten oder Kausalzusammenhängen beschreiben könnten. Sondern es geht um unser ganzes Dasein und ein Wirklichkeitsverständnis.

Diese wunderbare Schöpfung beschreibt die Bibel gleich zu Beginn in ihren Schöpfungsgeschichten: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.”(Gen 1,1) So schafft Gott die Welt, vom Licht bis hin zu den Landtieren und den Menschen, einfach aus dem Nichts, weil Gott es so möchte.

Das ist Gottes gute Ordnung. Ein System im Gleichgewicht. Wenn man sich mit einem Ökosystem näher beschäftigt, kann man nur erahnen, wie unfassbar diese Systeme aufeinander abgestimmt sind.

Was aber haben wir Menschen damit zu tun?

Die Bibel beschreibt das bildlich: Der Mensch heißt auf Hebräisch „Adam“ Das kommt von „adamah“ – Erdboden. Wir sind also vom Staub von der Erde. Lebendig gemacht durch den eingehauchten Atem Gottes (Gen2,7). Und wir werden auch wieder zu Staub werden.

Wir sind Teil des Beziehungsnetzwerkes der Schöpfung, Teil dieser Gemeinschaft. Wir stecken mittendrin und können uns nicht daraus flüchten durch unsere scheinbare geistige Erhabenheit oder den Erfindergeist, der uns scheinbar von der Tier- und Pflanzenwelt unterscheidet, aber in Wirklichkeit zu Katastrophen wie Fukushima geführt hat.

Im Schöpfungsbericht wird das auch dadurch deutlich, dass der Mensch mit den Landtieren am selben Tag geschaffen wird (Gen1,24ff.). Wir SIND also Natur, wir besitzen sie nicht. Die Natur ist kein Objekt. Sondern wir BRAUCHEN sie, weil wir sie selbst sind. Und – die Natur ist sehr wertvoll. Alles von Gott Geschaffene ist sehr wertvoll.

Die Bibel will uns damit gleich zu Beginn klar machen: Wir sind nicht Schöpfer dieser Welt, wir können unseren Turm nicht bis in den Himmel bauen (Gen11). Sondern Gott hat alles geschaffen! Und wir sind seine Geschöpfe als Teil des Ganzen, von dem Gott sagt: „es ist alles sehr gut!“ (Gen1,31)

Wir Menschen sind eben nicht grenzenlos und haben alle Möglichkeiten der Welt offen. Sondern wir sind begrenzt, sterblich, vulnerabel, alle eingeschränkt, wir sind aufeinander angewiesen, auf die wunderbare Tier-, Pflanzen- und Menschenwelt. Und v.a. sind wir in all unserem Leben und Tun auf Gott verwiesen.

Wer sind wir Menschen also? In der 1. Schöpfungsgeschichte heißt es dazu: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“ (Gen1,26)

Sind wir damit die Krone der Schöpfung als Abschluss von Gottes Werken? Das würde verkennen, dass der krönende Abschluss der siebte Tag – der Sabbat ist, welcher einlädt, Gott und seine Werke zu bestaunen.

Wir sind nicht die Krönung, aber wir haben eine bestimmte Verantwortung von Gott geschenkt bekommen: den Herrschaftsauftrag. Herrschen meint hier nicht alle begrenzten Ressourcen ausnutzen und ausbeuten. Denn Gott sieht in allem Leben einen Eigenwert. Sondern Herrschen heißt, Gottes Stellvertreterinnen sein. So ist es unsere Verantwortung, für unsere Mitschöpfung zu sorgen und sie zu bewahren: beim Erhalt unserer Wälder und dem Schutz von altem Saatgut angefangen, bis hin zur Bewahrung von Gletschern, bedrohten Vogelarten und Insekten.

UND wir haben eine Verantwortung für alles menschliche Leben, was nach uns kommt, wenn wir selbst längst wieder Staub sind. Nächstenliebe heißt nicht mehr nur der Mensch direkt neben mir. Wir leben auch in einer globalen Verantwortung. Und in einer überzeitlichen für die Kinder unserer Kindeskinder, also alle Generationen nach uns. – Dabei darf man nicht vergessen, um welche Menschen es besonders geht: denn die Klimakrise verschärft schwelende soziale Konflikte und die Schere von Arm-Reich ins unermessliche. Wir sind vor allem für besonders vulnerable Gruppen verantwortlich: Wohnungslose-Geflüchtete-Kinder-Sozialbenachteiligte, die Liste ist lang. So hängt unsere Welt als Beziehungsnetzwerk aufs Engste zusammen: auf der einen Seite der Welt: Konsum, bodenloses Wirtschaftswachstum und der Gebrauch von lebensvernichtenden Techniken – auf der anderen Seite: Flucht, Artensterben, Überflutung. Alles hängt zusammen.

Sind wir dieser Verantwortung gewachsen? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe! Und – ich staune! Denn viele Menschen haben die Verantwortung längst verinnerlicht. Und: Gott hat uns viel mitgegeben, damit wir die Verantwortung auch tragen können. Trost ist mir, dass die Schöpfung nicht abgeschlossen, sondern ein Begriff der Verheißung ist. Das wissen wir durch Christus. Daher muss uns nicht nur die Angst leiten, sondern die Hoffnung. Die Dankbarkeit und das Staunen der Psalmbeter, mit dem der erste Schritt schon getan ist:

Wunderbar sind deine Werke, Gott; das erkennt meine Seele! (Ps139,14) Amen.

Theol.Cand. Miriam Eryazici

Nur noch kurz die Welt retten…. – Wie wir unsere Erde bewahren und dabei gut leben können – Eindrücke von Watch and Talk am 13. Juni

Gesprächspartner waren Dr. Jörg Alt, Jesuitenpater und Autor des Buches “Handelt. Ein Appell an Christen und Kirchen, die Zukunft zu retten” und Dr. Wolfgang Schürger, Beauftragter der Evangelischen Landeskirche in Bayern für Klima- und Umweltverantwortung

In einem tiefgründigen und auch hoffnungsvollen Gespräch stellten uns die beiden Referenten viele Möglichkeiten dar, wie wir als Staat, Kirche und auch jeder einzelne von uns Einfluss nehmen können.

Wunderbare Musik von Miriam Eryazici, Moritz Wanke und Jasper Kupper umrahmten die Textbeiträge. Spannend auch die Andacht zur Schöpfungsverantwortung der jungen Theologiestudierenden Miriam Eryazici.

Die ganze Veranstaltung können Sie hier noch einmal anschauen. Den Text der Andacht finden Sie hier.

Auf Anregung von Pater Jörg Alt bitten wir Sie, sich auch bei der Initiative “Petition Bayernplan” einzutragen, die eine soziale und ökologische Transformation für Bayern fordert.

Hier bieten wir Ihnen eine Liste mit Möglichkeiten, Was Sie selbst ganz konkret tun können, um klimaneutraler zu leben:

Wenn Sie selbst Interesse haben, sich für das Thema “Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klima” in unserer Kirchengemeinde zu engagieren, melden Sie sich bitte bei unserem Umweltbeauftragten Heiner Schächtele, Tel. 09123/81350

Mehr Informationen zum Thema “Klimaschutz” finden Sie weiter im Klimaschutzkonzept unserer Evangelischen Landeskirche. (pdf)

Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici

Geistesgaben im Dienst – 1. Kor 12. Ökumenischer Predigttausch Pfingstmontag 2021, Jan-Peter Hanstein in St. Otto, Lauf

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes <des Vaters>und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit <uns> allen! (2.Kor.13,13)

Liebe Schwestern und Brüder,

danke, dass ich hier und heute predigen darf. Viele unserer gemeinsamen Festen und Veranstaltungen vor Ort sind ausgefallen. Und ich stehe hier als Repräsentant und Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde, die oft andere Entscheidungen in der Krise getroffen hat als ihr hier in St. Otto. Besonders schmerzhaft die Absage unserer gemeinsam geplanten Gottesdienst an Heilige Abend 2020 auf dem Marktplatz. Das erste Mal in der Geschichte von Lauf Ökumenischer Gottesdienst am dem höchsten Feiertag der Deutschen – Heilig Abend. Wir Evangelischen haben für uns die Entscheidung getroffen, unter den besonderen Umständen des Lockdowns nicht mitmachen zu können, so gerne wir gewollt hätten.

Und glaubt mir: ich habe selbst niemals eine für mich schwierigere Entscheidung getroffen. Wenn ich mitteile, was ich daraus gelernt habe, überrascht euch das und mich vielleicht auch. Zum ersten Mal habe ich als Evangelischer die Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt, „Nein“ sagen zu müssen. Und ohne euch als Katholiken zu nahe zu treten – sonst ist es ja immer umgekehrt. Wir Evangelischen drängen und bitten und betteln – ein bisschen Abendmahl beim ökumenischen Kirchentag, ein bisschen Bewegung in der Ämterfrage und gerade die Rolle bei Frauen und Männern – und die Spitze der katholischen Kirche, die Bischöfe und vor allem Rom sagen – NEIN.

Im Vorfeld des ökumenischen Kirchentages 2021 hat wieder das Abendmahl in den Medien alle anderen Themen überlagert. Es wurde nicht davon gesprochen, dass eh fast alles online geschehen muss, nicht über die Einigung auf gemeinsame Ziele – sondern: Nein, Abendmahl und Eucharistie kann nicht gemeinsam gefeiert werden, aber immerhin – ganz Neu: Auch ihr Evangelischen seid herzlich eingeladen. Autsch. Da war doch was… Bin ich heute eingeladen? Und wenn ja, darf ich unter diesen Bedingungen mitfeiern oder schaue ich zu?

Die lange Zeit von Corona hat uns ökumenisch gesehen nicht nähergebracht, so ist zumindest meine Einschätzung. Zeit, einen Schritt zurückzugehen und unsere Visionen zu überprüfen.

Paulus schreibt nach Korinth. In der Großstadt existiert eine Gemeinde, die längst so groß geworden ist, dass sie in verschiedene Gruppen und Bewegungen zerfallen ist. Es stellt sich die Frage, ob bei so vielen Verschiedenheiten überhaupt noch von einer Gemeinde gesprochen werden kann. Paulus schreibt in seinem ersten Brief:

Der eine Geist und die vielen Gaben 1. Kor 12 EÜ

1 Auch über die Gaben des Geistes πνευματικῶν möchte ich euch nicht in Unkenntnis lassen, meine Brüder und Schwestern. 2 Als ihr noch Heiden wart, zog es euch, wie ihr wisst, mit unwiderstehlicher Gewalt zu den stummen Götzen. 3 Darum erkläre ich euch: Keiner, der aus dem Geist Gottes redet, sagt: Jesus sei verflucht! Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. 4 Es gibt verschiedene Gnadengaben χαρισμάτων, aber nur den einen Geist.

Es ist erstaunlich, wie klar Paulus in einer vollkommen konfusen Situation ist, wie er theologisch die teils rätselhaften Phänomene in der Korinth erklärt und einordnet.

Ein Pfingsten hat sich ereignet in Korinth, dass Menschen vollkommen überwältigt sind von der neuen Freiheit. Alle reden durcheinander, die Zunge gelöst, manche in eigenen Sprachen, Streit bricht aus über die Wunder und die Kräfte. In unser bürgerlichen Kirche würden wir uns erschreckt und ratlos über die Hysterie abwenden. Vielleicht sogar diese Menschen bekämpfen, die so von sich und dem Geist eingenommen sind. In der Reformationszeit traten diese Wirkungen auf. Luther wusste genau, wie gefährlich es werden konnte für die ganze reformatorische Bewegung, wenn sie in diese Ecke gestellt werden könnte und bekämpfte selbst die Schwärmer und Pfingstler unbarmherzig und tödlich. Auch eine große Schuldgeschichte auf evangelischer Seite, aber der Macht-Missbrauch der Gaben des Geistes und Massenhysterie wie in Münster ließen den Oberen damals keine andere Wahl. Auch wenn sie oft im eigenen Interesse über das Ziel hinausgeschossen sind und der Geist auf Jahrhunderte gedämpft war. Auch der Geist der Revolution…

Aber Paulus hatte nur seinen Schreibgriffel.

1) Redender Gott

Er stellt zuerst fest:

Klar, dass ihr überwältigt seid. Früher waren eure Götzen stumm. Jetzt seid ihr dem lebendigen Gott begegnet und dieser redet mit euch im Geist!

Für mich die erste Erkenntnis: Gott redet. Auch jetzt. Auch heute. Vielleicht sogar durch mich. Ich habe versucht, zu hören was der Geist uns sagen möchte. Ich habe lange gezögert, diese Predigt so niederzuschreiben. Es ist nicht alles festgefügt. Gottes Wort schafft Neues!

2) Jesus ist der Herr

Paulus zieht Grenzen: Gottes Geist kann nicht sagen, dass Jesus nicht der Herr ist. Und jeder der bekennt, dass Jesus der Herr ist, spricht dieses im Geist.

Er verwendet wirklich den einfachen Namen Jesus, er meint den Jesus, wie er wirklich gelebt hat als Mensch, was er gesagt hat, wie er gestorben und auferstanden ist und zum Herrn wurde. KYRIOS ist in diesem Fall noch stärker als der Titel Christus. Kyrios wurde für Gott selbst verwendet!

Davon kann der Geist nicht abweichen. Sonst ist es nicht der Geist Gottes. Jeder der glaubt, empfängt dankbar die Gabe des Geistes.

Also: Gott ist lebendig und spricht und wirkt durch seinen Geist. Der Geist ist der Geist Jesu!

Paulus schreibt weiter:

4 Es gibt verschiedene Gnadengaben χαρισμάτων, aber nur den einen Geist.

5 Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. 6 Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. 7 Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.

3) zum Nutzen aller

Die Geistesgaben, die Wirkungen ist keine spektakuläre Spielerei, sondern sollne den anderen nützen! Das ist die dritte Bedingung.

8 Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem anderen durch denselben Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, 9 einem anderen in demselben Geist Glaubenskraft, einem anderen – immer in dem einen Geist – die Gabe, Krankheiten zu heilen, 10 einem anderen Kräfte, Machttaten zu wirken, einem anderen prophetisches Reden, einem anderen die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem anderen verschiedene Arten von Zungenrede, einem anderen schließlich die Gabe, sie zu übersetzen. 11 Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.

4) jetzt erst beschreibt Paulus den Reichtum von Geistesgaben – er nennt sie „Charismatoi“ – Geschenke aus Gnade.

Es gibt nicht einfach weise Menschen, die Autorität besitzen, sondern einfach eine Gabe Worte zu finden, die andere als „weise“ also hilfreich empfinden.

Dann gibt es diejenigen die ihre Kenntnisse gut vermitteln, andere die stark glauben und andere aufrichten, Menschen, die Kranke versorgen und heilen, – alles der eine Geist: Machttaten, Prophetie, Geisterunterscheidung, Zungenrede und deren Übersetzung.

11 Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.

Und wir staunen.

Ich möchte euch heute an Pfingsten 2021 aufrufen und fragen. Was ist deine Gabe Gottes? Was hat dir Gott geschenkt? Was sagen andere, was du besonders gut kannst? Jeder und jede, die hier sitzen und hören hat eine besondere Gabe. Vom Geist Gottes für andere. Denkt darüber nach, werdet euch klar!

11 Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.

Meine Gabe ist, glaube ich, gar nicht so sehr schön und eindrücklich predigen zu können, meine Begabung ist, verschiedenste Menschen in einem Team zusammenzuhalten und anzuleiten. Zumindest sagt man mir das nach. Auch wenn da oft was schief geht.

Überlegt – was ist eure Gabe, die ihr in den Dienst für andere stellt!

Die Gabe zu leiten, erwähnt Paulus übrigens bewusst nicht unter den Geistesgaben. Seine Gaben sind demokratisch verteilt. Leiten ist keine Gabe sondern ein Dienst διακονιῶν – Luther übersetzt mit Amt. …

Nach dem Bild vom Leib Christi schreibt er und wiederholt er:

27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm. 28 So hat Gott in der Kirche die einen erstens als Apostel eingesetzt, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Machttaten zu wirken, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede.

Also neben den Gaben für alle gibt es die eingesetzten Apostel, Propheten und Lehrer. Leider scheint Paulus wirklich nur Männer diese Ämter geben zu wollen. Gerade in Korinth scheint er persönliche Probleme mit geistbegabten und vorlauten Frauen gehabt zu haben, deshalb ist er situationsbezogen polemisch im 1.Korinther 11:5 (Luther drastisch Übersetzung 1912)

Ein Weib aber, das da betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt, denn es ist ebensoviel, als wäre es geschoren. Ich lasse euch aber wissen, daß Christus ist eines jeglichen Mannes Haupt; der Mann aber ist des Weibes Haupt; Gott aber ist Christi Haupt.

1Kor 14,34 Das Weib schweige in der Gemeinde. Wollen sie etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Weibern übel an, in der Gemeinde zu reden.

Das klingt zunächst einmal danach, dass Ihr Katholiken recht habt, dass Frauen nicht die höchsten Weihen der Kirche erhalten können. So steht es tatsächlich da. Für mich ist Paulus im Eifer des Gefechts weit über das Ziel hinausgeschossen, weit hinter seinen sonstigen Erkenntnissen zurückgeblieben. Es muss dort Frauen gegeben haben, die ihn so sehr angefochten haben, dass er prinzipiell geworden ist. Wir Evangelischen reden ganz nüchtern von den nützlichen Charismen für alle und den Menschen, die geprüft, gewählt und schließlich auf Zeit eingesetzt werden. Männer und Frauen. Ordination statt Weihe. Die Unterschiede evangelisch und Katholisch in dieser Frage empfinde ich schon als Anfechtung und schmerzhaft.

Ich möchte das illustrieren am Arbeitsrecht:

Ich bin ja auch Vorgesetzter von ca. 200 Angestellten in Kirchengemeinde und verschiedensten Werken. Wenn hier jemand sagen würde, eine Frau wäre für eine bestimmte Aufgabe nicht geeignet, allein weil sie eine Frau ist, wäre diese Bemerkung ein Grund für eine sofortige und fristlose Entlassung.  

Klar könnte ich hier sagen, dass es verschiedene Konfessionen geben muss wie verschiedene Geistesgaben. Aber ich glaube nicht, dass der Geist so wirkt. Das hat mehr mit menschlichen Traditionen und Machtverhältnissen zu tun.

Habe ich von meiner Vision erzählt? Ich dachte als junger Theologe, dass ich es erleben würde, dass evangelisch und katholisch sich zusammentun würden, eine Kirchenleitung bilden, Caritas und Diakonie sich zusammenschlössen und wir einfach zwei verschiedene Riten in den Gottesdiensten feiern könnten – so wie ich die Anglikaner erlebt habe: „high church“ – hochkirchlich liturgisch und „low church“ – unliturgisch modern mit Betonung auf Predigt. Ich dachte als junger Mann, wenn die Katholische Kirche ein ökumenisches Konzil ausrufen würde und auf ein paar besonders katholische Attribute verzichten würde wie die Unfehlbarkeit des Papstes, dann stände einer gewissen Einheit auf Dauer nichts im Wege. Wir Evangelischen hätten keinen Grund mehr zu protestieren. Ich dachte wie viele andere, dass wir uns aufeinander zu bewegen würden. Aber jetzt mit 54 Jahren bin ich ziemlich ernüchtert. Es gibt neben dem ökumenischen Bewegung eben auch eine sehr menschliche Art sich gegeneinander zu profilieren.

Wenn wir Evangelischen euch Katholiken drängen und sagen: Wie ist das mit den Frauen als Priesterinnen – dann sagen sie zu Recht: Evangelisch gibt’s schon. Lasst uns unseren Weg.

Und wenn die Katholiken sich von machen evangelischen Gottesdiensten abwenden, weil die Sprache geschwätzig wird  und die Liturgie peinlich formlos, dann sagen wir Evangelischen: na und? Die einzig wahre Liturgie habt ihr, aber lasst uns halt experimentieren und Neues ausprobieren.

Ich weiß nicht, ob ich richtig liege: wenn wir heute nach 100 Jahren Ökumene immer noch evangelisch und katholisch sind, dann sind wir es trotzdem und gerade deshalb bewusst. Ich fürchte, in vielem liegen wir sogar weiter auseinander, als wir es noch vor Jahrzehnten waren. Diese Dynamik der Profilierung gegeneinander liegt in einer aufgeregten Zeit, in der Konflikte wesentlich eher berichtet werden als Einigungen und liebevolle Handlungen.

Ich gebe zu, dass dieser Gedanke für mich sehr ernüchternd ist. Ich nicht weiß, was im Kern der Ökumene wirklich unsere Ziel sein soll. Aber eines weiß ich:

Bei aller Vielfalt der Gaben und Ernsthaftigkeit der Dienste, dem Überschwang und der Nüchternheit, das 12. Kapitel im ersten Korintherbrief bleibt ein Übergangskapitel. So wie unsere neuen konfessionellen Abgrenzungsbewegungen im 21. Jahrhundert ein Übergang sein werden. Vielleicht müssen die beiden alten Streithähne Evangelisch und Katholisch schrumpfen, an Macht und Einfluss verlieren und Gott schafft etwas ganz Neues durch den Geist Jesu ….

Paulus steuert auf das nächste Kapitel zu mit den Worten:

29 Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle die Kraft, Machttaten zu wirken? 30 Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen? Reden alle in Zungen? Können alle übersetzen?

31 Strebt aber nach den höheren Gnadengaben! Dazu zeige ich euch einen überragenden Weg:

Und es folgt das wunderbare Kapitel 13:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.

Wenn ich heute im Einfluss eines sehr protestantischen aufbegehrenden Geistes stand, dann war das noch nicht der Geist Jesu. Bei allem was wir glauben und Tun – ohne die Liebe ist alles nix!

Ich danke für die geschwisterliche Liebe, die vieles im Innern zusammenhält, die uns verbindet über schmerzhafte konfessionelle Grenzen hinweg. Lasst und den Geist nicht dämpfen, denn mit Liebe wird Gott uns und unsere Kirchen und auch unsere Gemeinde in Lauf erhalten und jeden Tag neu schaffen. Denn es ist Gottes Geist, der alles bewirkt. In diesem Geist feiern wir gemeinsam Pfingsten. Und ich hoffe, dass ich trotz allem, was ich heute gesagt habe, wiederkommen darf …

AMEN

Pfingstpredigt 2021 von Pfr. Jan-Peter Hanstein, Johanniskirche Lauf

Steine und Geister

1 Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.  2 Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst.  3 Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel  4 und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde.

5 Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten.

 6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun.

 7 Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!

8 So zerstreute sie der HERR von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen.

 9 Daher heißt ihr Name Babel, weil der HERR daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.

Gen 11,1-9

(wie schnell getippt, gesprochen ist nicht geschrieben …)

Liebe Gemeinde

Letztes Jahr habe ich gedacht: Corona ist Anti-Pfingsten! Die Menschen bleiben möglichst zu Hause, bewegen sich vorsichtig in der Öffentlichkeit. Die Grenzen der Länder sind dicht, der Austausch und das gegenseitige Besuchen wurde angehalten. Nicht der Geist verbreitet sich weltweit, sondern das COVID19 Virus mit rasender Geschwindigkeit.

Heute hören wir die Geschichte vom Turmbau zu Babel auch als Antigeschichte, oder?

1) Der Turmbau von Babel geht um die Unterscheidung der Geister: Den Einen Geistes Gottes, von den anderen Geistern.

2) Der Turmbau von Babel ist keine Fabel, kein Märchen, keine historische Erinnerung sondern ein Gleichnis, atmet denselben Geist prophetischer Erzählungen wie die Gleichnisse Jesu.

3) Die heutige Predigt ist Teil 1: Der eine Geist. Morgen am Pfingstmontag Teil 2 – werde ich in der katholischen Kirche St.Otto die Fortsetzung predigen:  die vielen Gaben des einen Geistes.

1. Blick in die Schreibwerkstatt

Wenn es nur um die Unterscheidung von Stein und Geist ginge wäre es einfach. Wenn der andere Geist leicht erkennbar wäre, wäre es einfach. Da schauen wir den SchreiberInnen der Bibel einmal in die Werkstatt.

a) Der Schlüssel ist, dass sie den Ort Babylon nennen. Damit geben sie das Signal: Wir die wir schreiben, wir sind Teil der Arbeiter an diesem Turm, wir Juden, die verschleppt worden sind aus Israel. Wir haben aufbegehrt gegen den Einheitsstaat Babylon, wollten mit Ägypten den Aufstand wagen gegen die gnadenloser Unterdrücker und sind schrecklich gescheitert. Jerusalem zerstört, die Führungsschicht als Geiseln in Babylon.

b) Das neubabylonische Reich hatte nicht dazugelernt. Sie versuchten ein Reich zu bilden mit einer Einheitskultur, einer Sprache, einer Herrschaft, einer Religion. Später die Perser wollten es besser machen, zerstören das berühmte Heiligtum in Babylon und riefen ein Zeitalter der Toleranz unter ihrer Führung aus. Die Griechen unter Alexander wollten dagegen wieder dominieren. Alexander versuchte sogar diesen Turm wieder aufzubauen, aber scheiterte durch seinen frühen Tod.

Die Geschichte vom Turmbau zu Babel ist also subversiv – und prophetisch. Denn zu der Zeit des babylonischen Exils galt dieser Turm schon als Weltwunder. 100m hoch auf einer Grundfläche von ein Hektar. Klar wurde daran immer gebaut, wie heute am Kölner Dom. Aber das Heiligtum war in Betrieb, die Dominanz durch überlegene Baukultur jederzeit vorführbar.

Wie sieht die Analyse aus?

2. Die Noachiten

Das Volk, das den Turm baut, sind in der Geschichte die unmittelbaren Nachkommen Noahs! Das waren auch „Materialisten“, die durch den berühmten Schiffbau der Arche überlebt haben. Übrigens mit Abmessungen und Verhältnissen, die dem Tempel in Jerusalem glichen. Klar – ein Volk der Macher und Techniker. Wenn sie ein Heiligtum, bauen, dann zu ihrem eigene Ruhm – Macht und schiere Größe. Und zur Sicherheit. Keine Flut mehr soll den Turm vernichten? Und auch heute noch haben diese Noachiten Nachfahren: China mit seinem wahnsinnigen Projekt der chinesischen Mauer, die neureichen Staaten in Arabien und Asien, deren Türme nun bei über 500m angelangt sind. Es wurde ausgerechnet, dass der Turm von Babel umgerechnet 5mrd€ kosten würde – aber um in den Himmel zu kommen, waren ganz andere Beträge notwendig: der Wettlauf auf den Mond und die Raumfahrt kostete Billionen und Gagarin konnte nach seinem ersten Flug um die Erde beiläufig berichten. Gott habe ich dort oben nicht gesehen …

Das sind die Nachkommen Noahs, die diesen Turm bauen in Einheitsstaaten und Ideologien. Das Judentum konnte das schon immer nüchtern sehen. Durch die Mauern hindurch – prophetisch: diese Türme werden verlassen, die Projekte nie abgeschlossen, aber hinter dem schönen Schein stehen die Toten und Unterdrückten. Wie hinter dem unvollendeten Reichsparteitagsgelände das KZ Hersbruck mit tausenden Toten mit in einer wunderschönen Landschaft, in der wir gerne herumwandern. Und natürlich hatte Hitler mit seiner Megastadt GERMANIA den Traum eine 10 mal größere Kuppel wie den Petersdom zu bauen.

3. Das Gericht Gottes ist die Unterscheidung … Geist Gottes. Geist der Menschen.

So einfach.

Die Vielfalt der Kulturen ist uns nun gegeben. Was geschieht nun an Pfingsten? Die Geburt der einen wahren richtigen Weltreligion des Christentums – der einen wahren Kirche?

Genau zu Pfingsten erscheint eine Rezension in den Nürnberger Nachrichten über die Gottesherrschaft der deutschen Missionare in Neuguinea und ihre Anfälligkeit für den Nationalsozialismus. Ein kleiner Hinweis – wie weit die Macht des Christentums reichte und reicht.

Die Kirche war oft genug ein Projekt wie der Turmbau zu Babel. Die Wahrheit der Religion sollte sich an Macht Größe und Erfolg zeigen. Die größeren Kirchtürme, die eindrucksvolleren Kunstwerke, beeindruckend und einschüchternd mit dem Verbund von Königen von Gottes Gnaden und ihren Soldaten.

An diesen Weltkirchen und ihrem Wettlauf um die Weltmacht zwischen Westen und Osten, schließlich Katholisch und Evangelisch und dem Islam wird das Gericht Gottes vollzogen. Sie verstehen sich nicht und sie kämpfen gegeneinander und töten sich. Projekt Babel muss scheitern.

Die Unterscheidung der Geister ist eine unglaublich mächtige und schwierige Angelegenheit. Wir danken diese Geschichte den Juden und schon an so einer kleinen Geschichte von 10 Versen sehen wir, wie wichtig die Juden sind. Sie sind das Salz in der Suppe. Die bilden die Differenz. Eine wahre Kirche ohne Juden kann es nicht geben. Und der aufkommende Judenhass in der Corona-Krise und um die Kämpfe in Israel zeigen, dass wieder etwas in eine grundfalsche Richtung läuft.

Im Umgang mit dem Impfstoff gegen Corona wird sich auch wieder der Geist zeigen:

Der menschliche Geist, der mit der Macht über den Impfstoff andere ausbeutet und unterdrückt, wie Russland, die überall ihren Impfstoff Sputnik anpreisen und verkaufen für gute Devisen und Einfluss, aber nicht daran denken, ihr eigenes Volk zu schützen, aber auch der Egoismus USA‘s, die nach Exportverboten und Selbstbedienung großzügig die Freigabe der Patente fordern. Immerhin konnte sich die EU auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Aber entscheiden wird sich der Kampf gegen das Virus in der übrigen Welt. Wenn wir da nicht genauso alle Kräfte und unser Vermögen uneigennützig einsetzen, wird auch dieser Turm zusammenbrechen. Das Impfprogramm kann im Geist Gottes betrieben werden – kleinteilig für alle, oder im Geist der Menschen: großspurig als Allmacht weniger, die auf die Gebote Gottes spucken und sagen werden wie Mose: Wir haben das Wasser aus dem Fels geschlagen … Es geht nicht um eine Menschheit, sondern deine Menschheit! Herr!

4. Prophetisch, richtend. Unterscheidend: das dritte Pfingsten …

Der Geist Jesu. Wie in seinem Gleichnis vom eigensüchtigen Kornbauern, dem Gott sagt: Du Narr! Heute wird deine Seele von dir gefordert werden.

So fährt Gott hinab, um das Türmchen der Weltherrschaft überhaupt sehen zu können. Feiner Humor der biblischen Erzähler. Ernste Worte:

Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun.

Die Strafe Gottes ist eher Barmherzigkeit. Diese Werk der Menschen soll nicht vollendet werden in seiner Maßlosigkeit und Zerstörung, der Grausamkeit und Dummheit.

Wir kommen nicht darum, das Gericht Gottes zu sehen, das über solchen Projekten vollzogen wird. Die Diversität und Vielfalt der Sprachen und damit der Völker ist ein weiterer Eingriff Gottes in die Welt der Menschen, raffinierter und nachhaltiger als die Sintflut. Eine Wirkung des Geistes Gottes … Gott lernt dazu. Die Menschen sollen sich nicht mehr ohne weiteres verstehen und sich einig sein – vor allem nicht um gegen Gott wie Gott sein zu wollen. Denn erzählt wird ja von den Noachiten, die  leider auch Kinder Adam und Evas, die dafür anfällig waren und Nachfahren Kains, dem Brudermörder, der nicht zufällig als Stadtgründer berühmt geworden ist.

Gott fuhr hernieder heißt es.

Und dann: . 7 Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!
8 So zerstreute sie der HERR von dort in alle Länder, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. 9 Daher heißt ihr Name Babel, weil der HERR daselbst verwirrt hat aller Länder Sprache und sie von dort zerstreut hat in alle Länder.

Ein zweites Mal fährt hernieder der Geist Gottes, nach dem Wehen des Geistes bei der Schöpfung. Eine Art urzeitliches Pfingsten. Aber der Geist Gottes, der über solche Menschen ausgeschüttet wird, bewirkt zuerst Zerstreuung, Verteilung über die ganze Welt. Eine erste Mission – sie sollen über die ganze Erde verteilt leben.

Pfingsten: die Sprache ist verwirrt. Babelbabbel. Balal. Wortspiele. Für die jüdischen Erzähler ein Segen. Inder Vielfalt können sie untertauchen, überleben. Länger als alle anderen Völker und Sprachen. Festgeschrieben durch das Wort Gottes und den Bund.

Und das dritte Pfingsten, lange vorhergesagt. Da wird wieder der Geist Gottes ausgeschüttet und bewirkt die Predigt vom Geist Christi, da versteht sie jeder in seiner Sprache. Aber das Wunder überzeugt nicht alle. Auch hier wieder Spaltungen, Trennungen. Keine Beginn einer neuen totalen Religion des Geistes. Nur eine Übersetzung. Die Botschaft muss gehört werden. Verstehen alleine reicht nicht.

Und so bleibt das große Fest Pfingsten auch „kleinteilig“. Demütig. Aber doch so groß, dass ich 2 Predigten brauche 😊 … über die Konsequenzen und die Gaben des Geistes Gottes dann morgen in St. Otto.

AMEN